Rosenheim / Bayern / Deutschland – Jeder steht irgendwann einmal unter Stress. So ist es auch bei Katzen. Wenn wir Menschen den möglichen Ursachen auf den Grund gegangen sind, können wir unseren Samtpfoten wirksam helfen. Hier Tipps vom Industrieverband Heimtierbedarf (IVH):
Wenn wir von Stress sprechen, meinen wir meist eine besondere Anspannung oder dass gerade ein besonderer Druck auf uns lastet, weil die Zeit drängt oder etwas nicht so verläuft, wie geplant. Katzen sind die sprichwörtlichen Gewohnheitstiere: Wenn sich in ihrem Alltag plötzlich etwas ändert, und sei es nur eine Kleinigkeit, kann das schnell in Stress ausarten. Dr. Franziska Kuhne, Fachtierärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz, bietet Verhaltensberatungen für Halter und ihre Tiere sowie regelmäßig Fortbildungen für Tierärzte und -trainer an.
Wie zeigt sich Stress bei der Katze?
Zuerst ist es wichtig, den Stress beim Tier zu bemerken. Grundsätzlich deuten Appetitlosigkeit, Durchfall oder eine vernachlässigte Fellpflege immer darauf hin, dass es einer Katze nicht gut geht. Je nach Ursache können noch weitere Merkmale hinzukommen. „Generell verkriechen sich Katzen gerne, wenn sie gestresst sind. Statt auf der Fensterbank findet man sie dann eher in einer kleinen Wohnhöhle oder unter dem Sofa“, sagt Dr. Kuhne. „Wenn sie einen neuen menschlichen oder tierischen Mitbewohner nicht mag, dann kann es vorkommen, dass die Katze diesen mit geweiteten Pupillen anfaucht. Ist sie dagegen von der neuen Umgebung nach einem Umzug überfordert, dann kommt es auch mal vor, dass sie an einer ungewohnten Stelle in der Wohnung uriniert, um so ihren Geruch zu verbreiten.“
Nicht immer ist der Auslöser allerdings so leicht zu erkennen. Stress aus der Umgebung ist nur eine Option – die Verhaltensweisen können auch physische Ursachen haben, etwa eine Krankheit oder Verletzung. Bei einem Tierarzt können Katzenhalter im Zweifel feststellen lassen, ob eine Krankheit für die Symptome verantwortlich ist.
Die Ursache finden
Wenn eine Katze Anzeichen für Stress zeigt, sollten Halter sich Gedanken machen, was sich zuletzt in ihrem Umfeld verändert. Die Fachtierärztin erklärt: „Verbreitete Ursachen sind etwa ein Umzug oder wenn ein neuer Mensch oder ein neues Tier in der Wohnung einzieht. Es kann aber auch sein, dass der Lärm einer neuen Baustelle in der Nähe die Katze aus der Ruhe bringt oder ein unangenehmer Geruch, zum Beispiel von Zigaretten. Manchmal ist es aber auch einfach nur ein neues Sofa, das das Tier stresst. Ein weiterer Auslöser kann auch falsches Handling sein. Also, wenn eine Katze zu viel herumgetragen oder quasi zwangsgestreichelt wird, obwohl sie das nicht möchte.“
Wie kann ich den Stress reduzieren?
Die wichtigste Voraussetzung, um Stress wieder zu mindern, ist die Suche nach der Ursache. Liegt es an einem neuen Menschen, kann man der Expertin zufolge versuchen, diesen die Katze füttern zu lassen, damit sie Vertrauen aufbaut. Bei einem neuen Tier helfe es dagegen oft, wenn die beiden getrennt gefüttert werden und sich in Ruhe an die Anwesenheit und den Geruch des Anderen gewöhnen können.
Auch bei einem Umzug helfen kleine Maßnahmen, um diesen so stressfrei wie möglich zu gestalten. „Katzen orientieren sich stark über den Geruch. Beim Umzug in eine neue Wohnung kann man die Tiere daher unterstützen, wenn man mit einem vertrauten Gegenstand, etwa mit einer Decke vom Schlafplatz der Katze, einige Wände oder Möbel in der neuen Wohnung einreibt, um den vertrauten Geruch zu verteilen“, erklärt die Verhaltenstherapeutin. „Generell ist es beim Umzug aber immer ratsam, der Katze nur nach und nach Zugang zu verschaffen, damit sie sich in Ruhe an die neue Umgebung gewöhnen kann. Also die ersten Tage mit allem, was sie zum Leben braucht, nur in einem Raum und alle paar Tage erweitert sich ihr neues Territorium dann auf die übrigen Räume.“
Katzenfreundliche Umgebung: Stress gar nicht erst entstehen lassen
Die wirksamste Methode, um Stress zu bekämpfen, ist aber, diesen gar nicht entstehen zu lassen. Entsprechend sollten Katzen möglichst immer mehrere Katzentoiletten, Futter- und Wassernäpfe sowie Schlaf- und Spielmöglichkeiten haben, um eigenständig entscheiden zu können. Dr. Kuhne empfiehlt zudem, die dritte Dimension bei der Einrichtung der Wohnung mitzudenken: „Katzen klettern und erkunden gerne und lieben es, wenn sie von oben einen Überblick haben. Da wir Menschen den Bereich unter der Zimmerdecke ohnehin selten nutzen, ist dieser also ideal, um ihnen entspannte Rückzugsmöglichkeiten zu bieten.“
Wenn es dann einmal Besuch gibt oder sogar dauerhaft jemand Neues einziehen soll, dann sollten Katzenfreunde darauf achten, dass ihr geliebtes Heimtier immer Rückzugsorte hat und richtig behandelt wird. Sofern möglich, sollte die Katze sich als Gewohnheitstier an Umstellungen immer in Ruhe gewöhnen können. Wenn sich der Stress aber nicht vom Halter allein auflösen lässt, sollte man möglichst bald eine Verhaltensberatung aufsuchen, um dort bei der Lösung beraten und unterstützt zu werden. Spezialisierte Verhaltenstierärzte finden sich unter anderem in einer Übersicht auf der Seite der Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und -therapie hier.
(Quelle: Pressemitteilung IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)