Deutschland / Bayern / Rosenheim – Katzen hören Ultraschall. Diese Fähigkeit brauchten ihre Vorfahren in der Natur, um ihre Beute zielgerichtet aufzuspüren. Unsere heutigen Heimtiere haben diese Fähigkeiten aus der Evolution behalten. Im Alltag als Hauskatze kann das gute Gehör aber auch einmal zur Belastung werden.
Das feine Gehör von Katzen lässt sich grundsätzlich schon in einigen Zahlen deutlich machen, erklärt Dr. Steffi Schmidt, die eine Tierarztpraxis für Verhaltenstherapie und -medizin in Gießen leitet: „Während Menschen Frequenzen von 20 Hz bis 20 kHz und Hunde noch höhere Töne bis 44 kHz hören können, nehmen Katzen Töne bis 85 kHz wahr. Damit können sie auch Ultraschallgeräusche hören.“ Ultraschall nutzen in der Natur etwa Fledermäuse zur Orientierung, aber auch in unserem menschlichen Alltag sind wir davon umgeben. Viele Lautsprecher oder Bewegungsmelder senden dauerhaft Ultraschallwellen aus, die wir in der Regel jedoch nicht hören können. Katzen sind aber nicht nur dazu in der Lage, die Geräusche wahrzunehmen, sondern können diese auch sehr genau orten, beschreibt die Expertin weiter: „Katzen haben einen Hörschärfe-Winkel von 1,5 Grad – das ist der kleinste Winkel, unter dem Geräusche noch getrennt wahrgenommen werden können. Bei Menschen liegt der bei 8,4 Grad und damit deutlich höher. Durch ihre unabhängig voneinander beweglichen Ohrmuscheln kann die Katze ihr Gehör genau auf eine Geräuschquelle richten, ohne ihren Kopf zu bewegen.“ Als die Vorfahren der heutigen Hauskatze noch auf der Jagd waren, war das ein entscheidender Vorteil.
Ergänzt wird dieses erstklassige Gehör durch einen ausgeprägten Sehsinn, der zwar weniger Farben als der von Menschen unterscheidet, dafür aber auch bei weniger Licht gut funktioniert. Schwache Beleuchtung in der Dämmerung stellt damit kein Problem dar.
Die guten Sinne machen auch empfindlich
Während Gehör und Sehkraft die Katze gut bei ihrer Orientierung unterstützen, reagiert sie gleichermaßen auch empfindlicher auf Licht und Geräusche. So können Familienfeiern oder Baulärm schnell überfordern. „Wichtig ist daher, dass wir unserer Hauskatze immer die Möglichkeit bieten sollten, sich in einen dunklen und ruhigen Raum oder ein Versteck zurückzuziehen“, sagt Dr. Schmidt. „An Tagen mit besonderer Geräuschintensität, wie beispielsweise Silvester, kann man den Lärm zusätzlich durch Schließen der Rollläden und Abdecken des Verstecks mit einer dicken Decke dämpfen. Eine Katzentoilette und ein Wassernapf sollten in der Nähe des sicheren Verstecks vorhanden sein, da viele Tiere sich bei lauten Geräuschen nicht mehr weit von ihrem Versteck wegbewegen wollen.“
Wie reagieren Katzen auf laute Geräusche?
Wenn sie von einem lauten Geräusch erschreckt wurden, versuchen Katzen mitunter nach draußen zu flüchten. Gerade, wenn absehbar ist, dass es laut wird, sollte die Katze daher schon frühzeitig in einen ruhigen Raum gebracht werden und nicht durch Fenster oder Haustür entwischen können.
Einige Katzen lassen sich bei anhaltender Lautstärke auch von ruhiger Musik etwas ablenken oder finden Sicherheit bei ihren Haltern. In dem Fall ist es hilfreich, wenn man selbst mit entspannter Körpersprache und sanfter Stimme dazu beiträgt, dass sich das geliebte Tier wieder beruhigen kann.
Wie erkenne ich, wenn es meiner Katze zu laut wird?
Um auf die Katze Rücksicht zu nehmen, müssen Halter in erster Linie einmal das Problem erkennen. Dafür müssen sie das Verhalten ihres Heimtiers lesen können. „Die meisten Katzen ziehen sich zurück oder verstecken sich. Sichtbare Anzeichen von Angst oder Stress sind erweiterte Pupillen, eine geduckte Körperhaltung, sich zusammenkauern oder sich klein machen und ein eingezogener Schwanz. Unsichere Katzen bewegen sich manchmal wie in Zeitlupe“, fasst die Verhaltensexpertin die wichtigsten Symptome zusammen.
Wenn die lauten Geräusche nachgelassen haben, kommt die Katze in der Regel bald wieder aus ihrem Versteck und der Alltag zieht ein. Braucht eine Katze sehr lange, um sich wieder zu beruhigen oder hat sie sehr häufig und vor vielen verschiedenen Geräuschen Angst, sollte man seinen Haustierarzt oder einen auf Verhaltenstherapie spezialisierten Tierarzt um Rat fragen.
(Quelle: Pressemitteilung IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)