Traunstein / Munderfing – Nachdem die Diskussion über Windenergieanlagen mit den möglichen Anlagen bei Kammer und Otting (Landkreis Traunstein) mitunter hohe Wellen geschlagen hatte, waren nun „Befürworter“ und „Kritiker“ miteinander unterwegs, um sich in der oberösterreichischen 3.000 Einwohnergemeinde Munderfing den „ersten Gemeindewindpark Österreichs“ anzusehen und mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen.
Der dortige Bürgermeister Martin Voggenberger hat das Projekt vorgestellt und nahm sich viel Zeit für die Fragen der 60-köpfigen Reisegruppe aus dem Landkreis Traunstein.
„Die Plätze im Reisebus haben gar nicht ausgereicht, so viele Interessenten waren dabei. Somit mussten wir notgedrungen mit einigen privaten PKWs zusätzlich anreisen“, so Mitorganisator Hans Stalleicher vom Aktionsbündnis Bürgerwindkraft. Nach der Ankunft wurden sie durch den Bürgermeister Martin Voggenberger in Empfang genommen. Während einer kurzen Präsentation über die Gemeinde sagte er, „dass bereits 2011 zur Reduzierung von fossilen Brennstoffen im Gemeinderat ein einstimmiger Beschluss für die Windkraft gefallen sei“.
Strom für ein Drittel der Haushalte des Bezirks Braunau
In seinen Ausführungen betonte er aber auch, dass „nicht immer alles glatt gelaufen ist“. Von den geplanten sechs Anlagen wurden zunächst nur fünf realisiert, weil es bei einer Anlage zu Widerstand gekommen ist. „Der Abstand zur Bebauung war einigen Anwohnern zu gering“, betonte der Rathaus Chef. Die ersten fünf Anlagen wurden 2014 und eine weitere Anlage 2022 in Betrieb genommen. Allesamt werden als kommunaler Windpark betrieben. Sie produzieren jährlich durchschnittlich 40 Millionen Kilowattstunden Strom und versorgen damit etwa 13.000 Haushalte – was rund einem Drittel des Bezirks Braunau entspricht.
In Munderfing setzt man auf den Bau im Waldbereich. „Die Betonfundamente sind komplett mit Erdreich überdeckt und mittlerweile vollständig von Waldboden überwachsen“, so das Gemeindeoberhaupt und ergänzt, „damit sind auch der Schattenwurf und sowie die Betriebsgeräusche kein Thema in der Bevölkerung“. Vor Ort habe man sich auch das Wild angeschaut. „Hier konnte man feststellen, dass dies nur am Anfang verschreckt war, es aber schnell keine Auffälligkeiten mehr gegeben hat“, so Munderfings Bürgermeister.
Einnahmen fließen in die Gemeindekasse
In den zehn Betriebsjahren sei es noch zu keiner größeren Störung gekommen. Die Anlagen sind mit einer Löscheinrichtung ausgestattet und werden im Winter bei der Gefahr von Eisbildung abgeschaltet. Die Windkraftanlagen sind nun etwa an der halben geplanten Nutzungsdauer angekommen und bereits zu 80 Prozent abbezahlt. Derzeit gehen die Verantwortlichen davon aus, dass anschließend
modernere Anlagen als Nachfolger aufgestellt werden.
Als „größten Gewinn“ bezeichnete der Bürgermeister die Tatsache, dass die Einnahmen aus der Windenergie in die Gemeindekasse fließen und somit Kindergärten, Straßen und die Infrastruktur sowie der Glasfaserausbau vorangetrieben werden können – „Somit ist es ein Gewinn für uns Alle“, betonte Martin Voggenberger. Derzeit sei man vor Ort mit vier anderen Gemeinden im Gespräch und plant insgesamt 19 weitere Windräder in der Region.
Bei der anschließenden Diskussionsrunde nutzten zahlreiche Mitreisende die Möglichkeit, den Bürgermeister mit unterschiedlichen „Fragen zu löchern“. Fragen bezüglich des Rotorabriebes und die damit verbundene Verbreitung von Mikrolpastik in der Natur habe es in Munderfing bisher nicht gegeben. Auf die Frage nach der Gefahr der Austrocknung des Waldbodens sei dieses Phänomen, der Einschätzung des Bürgermeisters, vor Ort bisher nicht aufgetreten.
Vorortbesichtigung einer Anlage
Im Anschluss an den „Theorieblock“ sind die Teilnehmer, darunter mehrere Gemeinde- und Stadträte aus Traunstein und Waging in den Bus gestiegen und konnten eines der Windräder direkt vor Ort besichtigen. Dazu waren die Forstwege ausreichend gut präpariert. Diese Wege wurden auch für den Aufbau der Anlage genutzt. Der Bereich um das Windrad ist als Besichtigungs- und Erholungsplatz samt Bänken und Tischen gestaltet. Interessierte konnten einen Blick in des Innere des Turmes wagen und sowohl den Aufzug wie auch die Anschlusstechnik besichtigen.
(Quelle: Artikel Hubert Hobmaier / Aktionsbündnis Bürgerwindkraft)