Hilpoltstein / Bayern – Afrikareise, Gruppenkuscheln und Kälteflucht – so überwintern die Vogel-des-Jahres-Kandidaten Braunkelchen, Neuntöter, Trauerschnäpper, Feldsperling und Teichhuhn (unser Beitragsbild). Noch bis zum 27. Oktober darf gewählt werden.
Draußen wird es kalt, nass und ungemütlich – auch für Vögel ist das eine Herausforderung. Die fünf Kandidaten für die Wahl zum Vogel des Jahres vom bayerischen Naturschutzverband LBV und seinem bundesweiten Partner NABU haben deshalb pfiffige Strategien für Herbst und Winter.
Neuntöter legt den weitesten
Weg in den Süden zurück
Braunkehlchen, Neuntöter und Trauerschnäpper haben Bayern längst den Rücken zugekehrt und sind der Sonne hinterhergereist. „Alle drei sind Langstreckenzieher und fliegen bis nach Afrika“, sagt LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „Der Neuntöter ist schon im August losgezogen, er hat den weitesten Weg und legt über 8.000 Kilometer zurück bis zu seinem Winterquartier im südlichen Afrika.“ Erst im Frühling kommen die drei Kandidaten wieder zu uns zurück. Sie verpassen also die Bekanntgabe des Vogel des Jahres 2023, die am 27. Oktober stattfindet. Bis dahin kann jeder und jede noch mitbestimmen unter www.vogeldesjahres.de.
Zwar sind Neuntöter und Braunkehlchen am weitesten von Bayern entfernt, liegen aber bei der Vogelwahl zurzeit vorne. Doch auch Feldsperling, Teichhuhn und Trauerschnäpper erfreuen sich bereits vieler Stimmen. „Mehr als 111.000 Menschen aus ganz Deutschland haben bisher im virtuellen Wahllokal ihr Kreuzchen gemacht. Über 16.000 Stimmen wurden in Bayern abgegeben“, freut sich die LBV-Biologin. „Das große Interesse an unserer Vogelwahl zeigt, dass sich viele Menschen für die Vielfalt unserer heimischen Vogelwelt begeistern.“
Feldsperlinge kuscheln
bei Kälte sehr gerne
Für die Vögel, die nicht nach Süden ziehen, kann man jetzt ganz praktisch etwas tun: Füttern und Nistkästen reinigen. Davon profitiert auch ein Kandidat für die Vogelwahl: der Feldsperling. „Feldsperlinge sind sehr gesellig. Sie kuscheln bei Kälte gern mit mehreren Artgenossen. Dafür nutzen sie auch oft einen Nistkasten oder eine Baumhöhle“, sagt Angelika Nelson. „Damit sich die Vögel kein Ungeziefer einfangen, sollte man im Herbst alte Nester aus den Nistkästen entfernen.“ Feldsperlinge ernähren sich von Samen. Sie freuen sich über naturnahe und wilde Gärten, in denen verblühte Stauden mit ihren Samenständen stehenbleiben dürfen. Am Futterhaus mögen sie Körnerfutter und Meisenknödel – natürlich ohne Netz. Im Winter darf es auch gern etwas Fettfutter sein.
Brot kann beim Teichhuhn
Gicht verursachen
Nicht füttern sollte man allerdings Wasservögel wie den fünften Kandidaten, das Teichhuhn. Auch dieses verbringt die milder werdenden Winter meist in Bayern. „Leider sieht man immer wieder Menschen, die Brotreste ins Wasser werfen. Brot ist aber kein geeignetes Futter, es ist vergleichbar mit Fast Food: stark gesalzen, zu viel Kohlenhydrate und kaum Nährstoffe. Die Tiere können sogar Gicht bekommen, wenn sie regelmäßig Brot fressen“, so die LBV-Biologin. Füttern ist auch gar nicht nötig, denn auch bei kaltem Wetter findet das Teichhuhn genug natürliches Futter, da es sowohl Pflanzenteile als auch Schnecken und Kleintiere mag. Wenn es dem Teichhuhn bei uns doch einmal zu ungemütlich wird, zieht es spontan nach Spanien, Frankreich oder auf die Britischen Inseln. Das nennt man „Kälteflucht“.
Vogel des Jahres jetzt
noch online wählen
Bis zum 27. Oktober ist das virtuelle Wahllokal für die Wahl zum Vogel des Jahres 2023 unter www.vogeldesjahres.de geöffnet. Noch am selben Tag wird der Sieger bekanntgegeben. Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.
(Quelle: LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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