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Fall Hanna: Besitzer von Holzuhr gefunden

Polizei sucht im Fluss nach Spuren

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

3. März 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Prien / Kaltenbach / Aschau / Landkreis Rosenheim – Am 3. Oktober 2022 wurde die Aschauerin Hanna W. (23) Opfer eines Gewaltverbrechens. Seitdem untersuchen Ermittler der Sonderkommission „Club“ bei der Kripo Rosenheim den Fall und arbeiten gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft an dessen Klärung. Wichtiges Detail dabei war eine Uhr der Marke „Holzkern“. Ihr Eigentümer wurde jetzt gefunden.

Am Nachmittag des 3. Oktober 2022 war im Gemeindebereich von Prien am Chiemsee in der Prien die 23-jährige Hanna W. aus Aschau im Chiemgau tot aufgefunden worden. Die folgende Obduktion beim Institut für Rechtsmedizin München ergab eindeutige Spuren einer Gewalteinwirkung, welche ein Tötungsdelikt belegen (wir berichteten bereits mehrfach).

Hanna W. hatte am Vorabend den Club „Eiskeller“ in Aschau im Chiemgau besucht und diesen gegen 2.30 Uhr verlassen. In den folgenden Tagen fanden in der Region umfangreiche Absuchen der Polizei, unterstützt durch Feuerwehr und Bergwacht, statt. Dabei wurden im Bärbach, der entlang des Parkplatzes der Kampenwand-Seilbahn verläuft und in die Prien mündet, persönliche Gegenstände von Hanna W. aufgefunden. Daneben befand sich auch eine Armbanduhr der Marke „Holzkern“, die ebenfalls sichergestellt werden konnte.

Die Uhr war für die Soko „Club“ seitdem eine wichtige Spur, die es abzuklären galt. Die Ermittler suchten daher intensiv nach dem letztmaligen Besitzer der Uhr, unter anderem durch mediale Zeugenaufrufe und einem Beitrag in der Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“.

Kriminalpolizeiliche „Puzzlearbeit“

Trotz mehrerer Zeugenhinweise gelang es zunächst nicht, den Uhrenbesitzer ausfindig zu machen. Über den österreichischen Hersteller konnte jedoch in Erfahrung gebracht werden, dass das seit Herbst 2019 erhältliche Modell sowohl über den Onlinehandel als auch über konventionelle Verkaufswege verkauft wurde. Insgesamt war die Uhr an rund 1.800 Personen in Deutschland und Österreich verkauft worden. Im Zuge der kriminalpolizeilichen „Puzzlearbeit“ mussten diese und weitere Personen kontaktiert werden. Denn häufig waren die ursprünglichen Erwerber nicht die tatsächlichen Besitzer, da die Uhren weiter verschenkt worden waren.
Im Laufe dieser sehr aufwändigen Ermittlungen konnte nunmehr der Eigentümer und letzte Besitzer der aufgefundenen Armbanduhr identifiziert und vernommen werden. Der 32-jährige Mann aus Baden-Württemberg, der sich ein paar Tage vor der Tat im Rahmen einer Firmenfeier in Aschau im Chiemgau aufhielt, hatte die Uhr im Bereich des Bärbachs verloren. Das Armband war beschädigt worden, als er mit seiner Hand an einem Ast hängen blieb. Trotz intensiver medialer Berichtserstattung hatte der Mann keinerlei Kenntnis von dem späteren Tötungsdelikt und den damit verbundenen Zeugenaufrufen zu Hinweisen über die Herkunft der aufgefundenen Uhr. An den Aussagen des 32-jährigen Zeugen bestehen aufgrund entsprechender Alibiüberprüfungen aus kriminalpolizeilicher und staatsanwaltschaftlicher Sicht keine Zweifel.

Ermittlungskomplex „Eiskeller-Besucher“
nun weitgehend abgeschlossen

Parallel dazu konnte in den letzten Wochen der Ermittlungskomplex „Eiskeller-Besucher“ weitgehend abgeschlossen werden. Insgesamt wurden hierzu etwa 700 Personen als Zeugen vernommen, die am Tatabend den Club „Eiskeller“ besucht hatten. Nahezu alle Personen, welche sich im Eiskeller befunden haben und als potentielle Zeugen in Fragen kamen, konnten in ebenso kleinteiliger Ermittlungsarbeit identifiert und befragt werden.
Schließlich ergaben sich konkrete Verdachtsmomente gegen einen Heranwachsenden aus dem südlichen Landkreis Rosenheim. Der Tatverdächtige wurde dann Mitte November 2022 verhaftet und kam in Untersuchungshaft.

Soko „Club“ soll nun
aufgelöst werden

Aufgrund des Fortschritts der Ermittlungen soll die am 4. Oktober letzten Jahres bei der Kriminalpolizei Rosenheim eingerichtete Soko „Club“ unter Leitung von Kripo-Chef Hans-Peter Butz nun aufgelöst werden, teilt das Polizeipräsidium Oberbayern Süd mit.  Die Soko war in der Spitze mit bis zu 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kripo besetzt und wurde von zahlreichen Polizeidienststellen aus der Region, aber auch vom Polizeipräsidium München und dem Bayerischen Landeskriminalamt unterstützt. Die abschließende Sachbearbeitung findet jetzt in Form einer fünfköpfigen Ermittlungsgruppe im zuständigen Fachkommissariat K1 bei der Kripo Rosenheim statt.

Aufgrund der Komplexität des Falles werde die Abgabe des abschließenden Ermittlungsberichts an die Staatsanwaltschaft Traunstein – Zweigstelle Rosenheim – noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Darüber hinaus würden noch verschiedene Gutachten aus, die für das Verfahren in Auftrag gegeben wurden.
(Quelle: Pressemitteilung Polizeipräsidium Oberbayern Süd / Beitragsbild: Archiv re)

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