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In Panik

Mann balanciert über Abgrund

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

8. Juni 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim – Jeden Donnerstag schreibt der Rosenheimer Dr. Alexander Wurthmann M.A. auf Innpuls.me über ein psychologisches Thema und gibt Tipps, wie man damit umgehen kann. Diesmal lautet das Thema: „In Panik“.

Portrait Alexander Wurthmann

Dr. Alexander Wurthmann M. A. Fotos: re

Zwei orange Augen

Panik entsteht immer dann, wenn man große Angst vor etwas hat, egal ob wahr oder eingebildet. 

In Panik

Vor kurzem hat mich jemand angerufen. Eine Lehrkraft. Also mit Abitur und Studium. Ihr Kind nimmt Ende Juli an einer Abiturfahrt mit dem Bus nach Rom teil. Was sie denn tun soll, denn in Italien sind so schwere Überschwemmungen und Erdrutsche und es besteht Lebensgefahr und das Auswärtige Amt warnt und im Internet steht’s auch.

Versteh nicht bitte nicht falsch. Niemand sollte sich unnötig in Gefahr begeben. Aber worin besteht diese denn im vorliegenden Fall? Liegt Rom im Katastrophengebiet? Muss der Bus auf dem Weg nach Rom dort durchfahren? Besteht die Gefahr noch fast weitere zwei Monate bis Ende Juli? Und jetzt das Entscheidende: Wie groß ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass die Busgesellschaft ihren Bus durch ein Katastrophengebiet mit unmittelbarer Lebensgefahr fahren lässt?

Ich muss dir jetzt mal eine wahre Geschichte aus meinem Leben erzählen. Vor vielen Jahren habe ich Studienreisen durch China geleitet. Ausgerechnet Anfang Juni 1989 wäre eine Reise in Beijing gewesen. Damals gab es sehr große Unruhen, die mit einem Massaker endeten. Dieses geschah in der gesamten Innenstadt von Beijing. Genau in diesen Tagen hätten wir mittendrin in einem Hotel gewohnt. Natürlich wurde die Reise abgesagt. Natürlich wären wir unmittelbar gefährdet gewesen. Immerhin starben nach Angaben aus dem chinesischen roten Kreuz vermutlich mehrere hundert bis mehrere tausend Menschen.

Warum hat sich die Lehrkraft die obigen Fragen nicht gestellt? Mit Abitur und Studium sollte sie durchaus geistig dazu in der Lage sein. Und da sie ein Kind mit Abitur hat, auch ausreichend lebenserfahren sein. Eigentlich sollte sie ihre Schüler sogar anleiten, eigenständig zu denken und nicht auf jeden Quatsch herein zu fallen. Warum also diese – ja, mir fällt kein passenderes Wort ein – Panik?

Panik ist eine seelische Erkrankung

Panik ist eine ganz offiziell definierte seelische Erkrankung. Sie entsteht, wenn man große Angst vor tatsächlichen oder eingebildeten Bedrohungen hat. Panik äußert sich auch körperlich durch Herzrasen, Übelkeit, Atemnot, Schweißausbrüche, Schwindelgefühle oder Zittern. Ob meine Lehrkraft eines dieser Symptome aufwies, kann ich am Telefon nicht beurteilen. Zumindest Atemnot hatte sie keine.
Aber trotzdem: keine leichte Sache. Die genannten Symptome kann man auch nach dem Konsum von manchen Rauschmitteln oder bei Vorliegen einer posttraumatischen Belastungsstörung beobachten. Letzteres haben oftmals Unfallopfer oder Soldaten, wenn sie nach Fronteinsätzen wieder nach Hause kommen. Wenn du keine Spinnen oder kein Blut sehen kannst, bekommst du möglicherweise ebenfalls Panik. Wenn das regelmässig vorkommt, nennt man das eine Panikstörung.

Wie geht man damit um? Zunächst einmal musst du feststellen, wie stark die panische Person in ihrer falschen Wahrnehmung gefangen ist. Macht es noch Sinn, mit ihr über die Irrtümer zu reden? Wenn ja, kannst du ihr vielleicht noch selbst helfen. Sonst brauchst du wirklich professionelle Hilfe. Auch wenn man noch mit ihr reden kann, brauchst du vermutlich an die kognitive Verhaltenstherapie angelehnte Hilfe.

Hast Du noch Fragen, frag mich. info@psychologische-beratungrosenheim.de oder 0170/5395483.
Du kannst mir auch Themen vorschlagen, über die ich einmal schreiben sollte.

In der nächsten Woche „will jemand nicht mehr leben“
Alexander Wurthmann M.A.
(Quelle: Kolumne Dr. Alexander Wurthmann M.A. ( Beitragsbild, Foto: re)

 

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