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Interview mit dem neuen Rosenheimer Citymanager Axel Klug

Rosenheims neuer City-Manager Axel Klug. Foto: Innpuls.me

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

15. Dezember 2023

Lesezeit: 4 Minute(n)

Rosenheim – Rosenheim hat einen neuen Citymanager: Axel Klug (58) aus Rheinhessen ist seit Mitte November im Amt. In Zeiten von Leerständen in der Innenstadt und Konsumwandel sind die Erwartungen an ihn groß. Was er in Rosenheim verändern will, erzählt er im Interview mit Innpuls.me.

Frage: Wie sind Sie überhaupt darauf aufmerksam geworden, dass das Rosenheimer Citymanagement einen neuen Geschäftsführer sucht?
Antwort:
Durch meine Kontakte auf LinkedIn. Ein Geschäftsführer der CIMA, die schon seit vielen Jahren die Stadt und das City-Management berät, postete dort die Stellenanzeige für diesen Job. Ich wurde neugierig, habe mich beworben und es hat tatsächlich geklappt.

Frage: War Ihnen da Rosenheim überhaupt schon ein Begriff?
Antwort: Ja. Als Kind habe ich zusammen mit meinen Eltern ein paar Mal Urlaub am Chiemsee gemacht. Später legte ich bei Reisen nach Italien gerne mal eine Pause in Rosenheim ein.

Frage: Mitte November haben Sie dann ihren Lebensmittelpunkt nach Rosenheim verlegt.  Bei ihrem ersten Gang als Citymanager durch unsere Innenstadt – was dachten Sie da?
Antwort
: Das Gleiche wie bei meinem Beuch vor dem Bewerbungsgespräch, dass Rosenheim eine sehr schöne Stadt ist und sehr gut aufgestellt ist.

Frage: Aber dennoch ist auch in Rosenheim nicht alles eitler Sonnenschein. Insbesondere der Leerstand bereitet Probleme.
Antwort: Es gibt natürlich einiges, was kritisch hinterfragt werden muss.  Einzelne Unternehmen haben sicher Probleme. Aber insgesamt ist die Lage, im Vergleich zu anderen Städten,  stabil – im Einzelhandel ebenso wie in der Gastronomie.  Die Zeil in Frankfurt,  „die Hauptgeschäftsstraße“ mittlerweile am östlichen ende hat eine Leerstandsquote von 50 bis 60 Prozent. Dagegen ist die Situation in Rosenheim noch richtig gut. Wichtig ist, dass das auch in Zukunft so bleibt.

Frage: Die Erwartungen an Sie sind hoch, was das betrifft. 
Antwort: Eines muss klar sein, diese Aufgabe kann nur gemeinsam im Team gelingen. Dafür müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen – Unternehmer, Politik und die Stadtgesellschaft. Dazu braucht es viel Motivation und sicher auch einen langen Atem, auch dass will ich nicht leugnen.

Frage: Was ist in diesem Team Ihre Funktion als Citymanager?
Antwort: Ich verstehe mich als Ideengeber, Kümmerer, Netzwerker und Vermittler.

Frage. Im Jahr 2020 hat Wiesbaden seinen ersten Citymanager bekommen – das waren Sie. Was haben Sie in den zwei Jahren ihrer Tätigkeit dort erreicht?
Antwort: Ich habe viele kleine Events ins Leben gerufen, wie das Coffee-Tastival, bei dem Kaffeeliebhaber lokale und regionale Kaffeespezialitäten probieren könnten. Außerdem haben wir ein Kinderfest in der Innenstadt und einen Apfelwein-Fest initiiert. Und natürlich war Leerstand auch in Wiesbaden ein Thema. Darum haben wir mit einem Leerstandsmanagement begonnen.

Frage: Die Stelle des Citymanagers ist in Wiesbaden in der Wirtschaftsförderung angesiedelt. In Rosenheim ist das Citymanagement ein Verein. Was ist besser?
Antwort: Beides hat Vor- und Nachteile. Bei der Wirtschaftsförderung ist man nahe dran an den Entscheidungsträgern. Das ist natürlich gut. Aber in Behörden dauert es manchmal lange von einer Idee bis zur Umsetzung. Das ist wiederum in einem Verein besser. Da kann man eine Idee auch mal ganz schnell in die Tat umsetzen. Zum ehrlich zu sein, war es ein sehr wichtiger  Punkt, der mich dazu bewogen hat, mich für diese Stelle zu bewerben.

Frage: Eine Ihrer ersten Amtshandlungen war die Durchführung des Rosenheimer Winterzaubers im Salingarten. Damit hat Rosenheim nun nach vielen Jahren wieder eine Eisfläche im Freien. Sind für die Zukunft noch andere neue Events in Planung?
Antwort: Ich habe sehr viele Ideen im Kopf. Was mir als Rheinländer auf alle Fälle sehr gut gefallen würde, wäre ein Weinfest in Rosenheim. Ich finde, das fehlt und wir sind auch schon in der Diskussion, ob und wie wir das umsetzen können.

Frage: Aber lässt sich mit derartigen Events tatsächlich der Leerstand in der Innenstadt in den Griff bekommen?
Antwort: Es ist einer von vielen Ansatzpunkten, die dafür nötig sind und eine Garantie, dass etwas klappt, gibt es natürlich nie.

Frage: Leerstand ist ja nicht nur ein Rosenheimer oder Wiesbadener Problem. Online-Shopping, Inflation, Personalmangel – es gibt viele Gründe, warum sich Einzelhändler und Gastronomie deutschlandweit zunehmen aus den Innenstädten zurückziehen.  Es braucht klar auch alternative Konzepte, um Geisterstädte zu verhindern. Wie können diese aussehen?
Antwort: Dazu gibt es verschiedene Modelle. Speziell in Rosenheim fällt auf, dass es da verschiedene Quartiere mit jeweils eigener Identität und Kultur gibt. Diese zu stärken, könnte eine Möglichkeit sein. Dann sagen die Menschen von außerhalb vielleicht zukünftig nicht mehr, heute besuchen wir mal die Stadt, sondern heute besuchen wir mal den Ludwigsplatz oder den Esbaum.

Frage: Da sprechen wir jetzt über den Tourismus?
Antwort:
Sicher auch. Denn da ist in Rosenheim auf alle Fälle noch die Chance, ein bisschen was draufzulegen.

 

Frage: Sonst noch Ideen für eine Belebung der Rosenheimer Innenstadt?
Antwort:
Möglich wäre auch, den Erlebnis-Faktor zu steigern. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man Unternehmen aus dem Umland überzeugen kann, mit einem Schaugeschäft in die Innenstadt zu ziehen. Da könnten die Passanten dann beispielsweise zuschauen, wie Käse, Backwaren oder auch ganz andere Produkte wie Porzellan oder Holzartikel vor Ort hergestellt werden. Über QR-Codes an den Schaufensterscheiben könnte man nebenbei noch Wissenswertes zum Unternehmen erfahren oder gleich zur Bestellseite gelangen. Da ist heute schon so viel möglich. Vorstellen könnte ich mir auch, dass die Technische Hochschule eine Stelle in der Innenstadt einrichtet, in der die Studierenden beispielsweise ihre Arbeiten ausstellen.

Frage: Derartige Visionen müssen sich auch bezahlen lassen.
Antwort: Das stimmt natürlich. Und auch in diesem Punkt ist es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen und nach Wegen zu suchen. Das wird eine meiner Aufgaben in den kommenden Jahren sein.
(Quelle: Interview: Karin Wunsam / Beitragsbild: Karin Wunsam)

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