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Kommentar: Einweihung Südtiroler Platz

Fotomontage - rechte Seite Südtiroler Platz aktuell - Foto Innpuls.me /links: Platz früher - Foto: Archiv Steffen Storant - Bund Naturschutz

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

24. April 2024

Lesezeit: 5 Minute(n)

Kommentar zum Artikel „Südtiroler Platz vor Rosenheimer Bahnhof offiziell eingeweiht“

Die Visionen für den Südtiroler Platz  vor dem Rosenheimer Bahnhof waren groß. Bei den Schlagzeilen dazu, die bereits in den 1980er Jahren ihren Anfang nahmen, war immer wieder von „Verkehrsdrehscheibe“ und „Tor zur Stadt“ zu lesen. Es ging um Funktionalität und Attraktivität.
Es wurde viel diskutiert und geplant. Wettbewerbe wurden ausgeschrieben. Ideen verworfen, wieder andere aufgenommen  – und nun ist das Ergebnis da. Die Kosten für die beiden letzten Bauabschnitte 2 und 3 belaufen sich auf insgesamt 6,5 Millionen Euro.
Gestern wurde der neugestaltete Südtiroler Platz nun eingeweiht. An Lobesworten wurde natürlich nicht gespart. Aber hinter den Kulissen hagelt es Kritik von vielen Seiten. Die Stadtratsfraktion der Grünen informierte die Presse dann wenige Stunden vor der Eröffnung sogar darüber, dass sie diesem Event gezielt fern bleiben wollen. „Das ist kein Grund zum Feiern“, so Grünen-Fraktionssprecher Peter Rutz im Gespräch mit Innpuls.me.

Baumbestand am Bahnhof Rosenheim. Foto: Steffen Storant - Bund Naturschutz

So sah es am Bahnhofsvorplatz vor der Umgestaltung aus. Foto: Steffen Storant – Bund Naturschutz.

Blick auf den neugestalteten Südtiroler Platz. Foto: Innpuls,me

So sieht es am Südtiroler Platz nach der Neugestaltung aus. Foto: Innpuls.me

Mit dieser Meinung steht er bei weitem nicht alleine da. Auf Social Media finden sich immer wieder kritische Kommentare zum nun fertigen Ergebnis.
Verwunderlich dabei ist, dass sich darunter auch einige finden, die einst voll des Lobes für die Planung waren und schließlich der Verwirklichung zugestimmt haben.
Darauf angesprochen, kommen Reaktionen wie: „Das schaute bei der Planung aber noch ganz anders aus“ oder „Ich habe mir das anders vorgestellt“.
Nun ja, das ist sicher menschlich. Aber dennoch keine Entschuldigung für alles, was die Neugestaltung betrifft, insbesondere wenn es um die vielen Bäume geht, die dafür weichen mussten. Von 40 blieb am Schluss nur noch ein einziges Exemplar übrig. Das ist gerade in Zeiten, in denen viel über Klimawandel diskutiert und geschrieben wird, für mich nicht nachvollziehbar. Der Bund Naturschutz hat die betroffenen Bäume vor ihrer Fällung besichtigt und im Jahr 2014 ein Gutachten erstellt, das Innpuls.me vorliegt.  Darin wird den Gehölzen ein hoher ökologischer Wert bescheinigt. „Die Bäume sind als erhaltenswert anzusehen und können noch mehrere Jahrzehnte ihre wichtige Funktion in innerstädtischer Lage erfüllen“, heißt es darin.
Doch daraus wurde nichts. Die Bäume mussten weichen – um den Platz attraktiver  und funktionaler zu gestalten.

Beim Blick auf der jetzt fast komplett versiegelten Fläche ist es für mich schwierig, da noch irgendetwas als attraktiv einzustufen. Da hilft auch das Kunstwerk im Vorfeld nichts, das im Rahmen eines Wettbewerbs schließlich ausgewählt wurde – eine Uhr auf Beinen, die ihrer Funktion als Uhr nicht gerecht wird, weil man auf ihr die Zeit gar nicht ablesen kann. Als ich dazu vor einiger Zeit auf Social Media einen Kommentar der Bahn selbst dazu las, die humorvoll anbot, der Stadt gerne auch eine echte Uhr zu überlassen, wusste ich nicht so recht, ob das jetzt was ist, worüber man lachen kann oder man sich dafür eher als Rosenheimer schämen muss.
Dann gibt es immerhin noch das Wasserspiel. Ein Stadtrat meinte dazu gestern: „Wir haben uns darunter bei den Planungen viel mehr vorgestellt, vor allem viel höhere Fontänen“. Mein eigener Gedanke zum Wasserspiel: Ganz nett, aber dieses klein bisschen Nass wird an heißen Tagen nicht reichen, um Kühle auf die versiegelte Fläche zu bringen.

Am Bahnsteig 6 fand die nicht alltägliche Zeremonie statt.. Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März und Arnulf Schuchmann, Geschäftsführer der Bayerischen Regiobahn (BRB) enthüllten zuerst gemeinsam den Namen des Zugs: Rosenheim. Dann gab es für das Fahrzeug eine kräftige Sektdusche und für Rosenheims Stadtoberhaupt eine Urkunde zur Erinnerung an die Fahrzeugtaufe. Arnulf Schuchmann stellte in Aussicht, dass es vielleicht auch bald einen Zug mit dem Namen "Landkreis Rosenheim" geben könnte. Allerdings müsse die BRB dafür im Herbst diesen Jahres erst einmal den Zuschlag bei der Ausschreibung für das Rosenheimer Kreuz ab dem Jahr 2028 bekommen. "Ein Zug ist immer auch ein Ort der Begegnung" Den geistlichen Segen für den Zug spendeten Monsignore Thomas Schlichting und Pfarrer Dr. Bernd Rother. Monsignore Schlichting sieht in einer Bahn einen Lebensort. Gerade bei Bahnfahrten habe er selbst schon viele gute Gespräche über Gott und die Welt mit teils völlig fremden Menschen geführt. "Ein Zug ist auch immer ein Ort der Begegnung", steht für ihn darum fest. Eine Fahrzeugsegnung sei heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. "Aber wer, wenn nicht die Bahn weiß, was höhere Gewalt bedeutet", meinte er schmunzelnd.

So sieht das „Grün“ auf dem Südtiroler Platz jetzt aus. 

Und es hilft für mich auch nichts, dass einige Beete angelegt wurden –  die mich persönlich eher an Friedhofsgestaltung erinnern-  und als Ersatz für den alten Baumbestand wieder einige Bäumchen gepflanzt wurden, die dann mit viel Glück vielleicht viele Jahrzehnte später zumindest etwas Kühle im Sommer spenden.

Am Bahnsteig 6 fand die nicht alltägliche Zeremonie statt.. Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März und Arnulf Schuchmann, Geschäftsführer der Bayerischen Regiobahn (BRB) enthüllten zuerst gemeinsam den Namen des Zugs: Rosenheim. Dann gab es für das Fahrzeug eine kräftige Sektdusche und für Rosenheims Stadtoberhaupt eine Urkunde zur Erinnerung an die Fahrzeugtaufe. Arnulf Schuchmann stellte in Aussicht, dass es vielleicht auch bald einen Zug mit dem Namen "Landkreis Rosenheim" geben könnte. Allerdings müsse die BRB dafür im Herbst diesen Jahres erst einmal den Zuschlag bei der Ausschreibung für das Rosenheimer Kreuz ab dem Jahr 2028 bekommen. "Ein Zug ist immer auch ein Ort der Begegnung" Den geistlichen Segen für den Zug spendeten Monsignore Thomas Schlichting und Pfarrer Dr. Bernd Rother. Monsignore Schlichting sieht in einer Bahn einen Lebensort. Gerade bei Bahnfahrten habe er selbst schon viele gute Gespräche über Gott und die Welt mit teils völlig fremden Menschen geführt. "Ein Zug ist auch immer ein Ort der Begegnung", steht für ihn darum fest. Eine Fahrzeugsegnung sei heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. "Aber wer, wenn nicht die Bahn weiß, was höhere Gewalt bedeutet", meinte er schmunzelnd.

Der einzige Altbestand-Baum, den es jetzt noch auf dem Südtiroler Platz gibt. Foto: Innpuls.me

Gerechtfertigt wurde die Versiegelung der Fläche bei der gestrigen Einweihungsfeier gleich mehrmals mit dem Argument, dass der Platz in Fall einer Großschadenslage zukünftig als Sammelplatz für Einsatzfahrzeuge jeglicher Art dienen soll. 
Ich finde, das ist etwas, das im Vorfeld viel zu wenig öffentlich gemacht wurde. Denn damit kann ich zumindest ein klein wenig den kühlen und für mich rein funktionellen Charakter des neuen Südtiroler Platzes nachvollziehen. 

Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März hat gestern in Aussicht gestellt, dass noch einige kleinere Verschönerungen des Südtiroler Platzes möglich seien. 
Den alten Baumbestand holt das aber nicht mehr zurück. Daran ist nicht mehr zu ändern, ebenso am insgesamten Erscheinungsbildes des Ortes, der für Reisende eben das Eintrittstor der Stadt sein soll und tatsächlich ja auch ist.  Ich muss sagen, käme ich als Reisender erstmals auf diesem Wege in die Stadt, würde mir dieser Anblick nicht groß Last machen, hier lange zu verweilen. 

Aber jammern hilft jetzt nichts mehr:  Rosenheim wird nun mit dem neuen Südtiroler Platz wohl für viele Jahrzehnte leben müssen. 
Zu hoffen bleibt, dass in Zukunft noch sorgfältiger bei Planungen überlegt wird, wie ein Endergebnis tatsächlich aussehen wird und wie es sich dann auf die Stadt und ihre Bewohner auswirkt – insbesondere mit Blick auf das für uns alle so notwendige Grün. 
(Quelle: Kommentar: Karin Wunsam / Beitragsbild: Fotomontage Innpuls.me / Steffen Storant – Bund Naturschutz, Fotos: Innpuls.me, Steffen Storant – Bund Naturschutz)

1 Kommentar

  1. Avatar

    Wie recht Sie doch haben!!!!! Diese Pflasterwüste ist nur einfach grausig und zur Winterzeit ohne ein Blatt an den Bäumchen kaum ein sehenswertes Tor zur (Geister)stadt! Ähnlich den Schottergärten, die immer öfter angelegt werden. Hier einmal mit der Kehrmaschine drüber, das ist natürlich praktisch. Man kann es aber auch als „Funktionalität “ schönreden! Dazu noch die „Standuhr “ , deren längsgestreifte Hose sehr an Häftlingskleidung in KZ Lagern erinnert.
    Dafür sollte sich wirklich NIEMAND auf die SCHULTER KLOPFEN :-(((
    Am meisten jedoch ist es um den alten Baumbestand schade! Solch ein Frevel treibt einem die Tränen ins Auge !
    Da kommt vermutlich die fadenscheinige Ausrede (wie auch auf der Baywawiese) : “ die waren alt und krank und werden ja ersetzt „

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