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Sorge um Grasfrosch und Erdkröte

Erdkröte

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

20. September 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Bayern – Beim Bund Naturschutz Bayern wächst die Sorge um Grasfrosch und Erdkröte. Eine Auswertung der diesjährigen Amphibienwanderung in Bayern und eine genauere Auswertung der vorangegangenen Jahre zeige: „An den Amphibienzäunen werden jedes Jahr weniger Grasfrösche gefunden und die Erdkrötenbestände stagnieren auf niedrigem Niveau. Angesicht der diesjährigen Trockenheit seit für 2023 eine weitere rapide Abnahme zu befürchten. 

„Unsere Amphibien leiden unter der Klimakrise. Und zwar nicht nur seltene Arten wie die Unke, sondern auch die Allerweltsarten Grasfrosch und Erdkröte. Unsere Zahlen sind ein überdeutliches Alarmzeichen“, sagt Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN : „Wir müssen jetzt sofort handeln und in Bayern Feuchtlebensräume erhalten, renaturieren und neu schaffen. Nur so haben Frösche, Kröten und Molche auch in Zukunft eine Chance.“

Erdkrötenbestand hat um
18 Prozent abgenommen

Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) hat neben den Daten für dieses Jahr auch weiteres Zahlenmaterial aus den vorangegangenen Jahren von 2019 bis 2021 ausgewertet. In die Analyse flossen Daten von 342 Wanderwegen aus 40 Landkreisen und Städten ein. In den drei trockenheitsgeprägten Jahren 2019 bis 2021 habe der Erdkrötenbestand gegenüber den zwölf Jahren davor (2007 bis 2018) um 18 Prozent abgenommen, der Grasfroschbestand gar um 28 Prozent. Der Blick auf die Daten, die aus dem Jahr 2022 bereits vorliegen, offenbare im Vergleich dazu eine weitere alarmierende Abnahme um 18 Prozent beim Grasfrosch. Erdkröten waren es wieder etwas mehr als 2021 (plus 11 Prozent), die Bestände seien aber noch immer weit vom langjährigen Mittel entfernt.
„Diese Zahlen machen uns Riesensorgen. Vor allem die Folge trockener Frühjahre und Sommer 2018 bis 2020 hat den Amphibien zugesetzt. Für Bayerns Amphibien kann es bereits fünf vor zwölf sein, denn lange Trockenperioden im Frühjahr und Sommer wird es durch die Klimakrise zukünftig häufiger geben“,so Uwe Friedel, Artenschutzreferent des BN. „Speziell im kommenden Jahr erwarte ich durch den sehr heißen und trockenen Sommer 2022 noch einmal einen dramatischen Rückgang!“

Tiefgreifende flächendeckende Landschaftseingriffe wie großflächige Entwässerung, Beseitigung zahlloser Kleingewässer, Flurbereinigung und Zerstörung von Feuchtgebieten und Auen hätten bereits in der Vergangenheit die Amphibien in Bayern massiv dezimiert. Mit der Klimakrise stehe man nun vor einem zweiten dramatischen Rückgang. Geringe Niederschläge würden zu niedrigen Wasserständen in den Laichgewässern der Amphibien führen. Die trockene Landschaft biete zudem für die Hüpferlinge, also die das Gewässer verlassenden Jungtiere, sehr ungünstige Bedingungen. „Viele verenden schon auf dem Weg vom Laichgewässer in den Sommerlebensraum. In trockenen Sommern können sich die Amphibien-Weibchen auch weniger Reserven anfressen, die aber für die Paarungsbereitschaft notwendig sind“, so die Experten des BN.

Um Bayerns Amphibien auch in Zeiten der Klimakrise eine Überlebenschance zu bewahren, fordert der BUND Naturschutz:

  • die Erhaltung aller naturnahen Gewässer und Feuchtbiotope sowie des Feuchtgrünlandes in Bayern
  • Renaturierung von Gewässern und ein Ende der Entwässerung der Landschaft (mit hohem Zusatznutzen auch für Landwirtschaft, Bodenschutz, Klimaschutz u.a.)
  • eine Förderung für Landwirte, die bei der Bewirtschaftung Rücksicht auf Amphibien nehmen
  • die Wiederherstellung der natürlichen Auendynamik an bayerischen Flüssen in Verbindung mit natürlichem Hochwasserschutz
  • das Belassen von breiten, ungedüngten Uferrandstreifen an stehenden und fließenden Gewässern
  • die Erleichterung der Amphibienwanderungen durch bessere Vernetzung ihrer Lebensräume (Biotopverbund)
  • die Berücksichtigung der Auswirkungen auf Amphibien in Zulassungsverfahren neuer Pestizide
  • eine finanzielle Förderung für Landkreise und Kommunen beim nachträglichen Einbau von Amphibienschutzanlagen an Kreisstraßen und Ortsverbindungsstraßen
  • Reduzierung des anhaltend hohen Flächenverbrauchs in Bayern, da dieser auch die Lebensräume von Amphibien betrifft
  • eine ambitionierte Klimaschutzpolitik der bayerischen Staatsregierung als langfristig wirksame und dringend notwendige Maßnahme
    (Quelle: Pressemitteilung Bund Naturschutz Bayern / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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