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Weihnachtsgruß von Hannelore Maurer

Figur Christuskind in der Krippe

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

24. Dezember 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim – Hier für Euch das Weihnachtsgrußwort der Rosenheimer Pastoralreferentin Hannelore Maurer für Innpuls.me. Titel: Weg von der Enttäuschung zu neuen Perspektiven.

Hannelore Maurer Potrait

In Rosenheim geboren, arbeitet Hannelore Maurer nach neun Jahren im Pfarrverband Stephanskirchen seit 2011 als Seelsorgerin in der Stadtteilkirche Rosenheim-Inn im Pfarrhaus von St. Nikolaus ist dort unter anderem mit der Trauerpastoral beauftragt. „Eine Arbeit, die man nicht aus eigener Kraft leisten kann, sondern aus einer inneren Liebe für Gott und die Menschen, in den Gottesdiensten, in der Arbeit im Seelsorgeteam und mit Ehrenamtlichen, im Radio, auf der Straße oder in der Sprechstunde“, so Hannelore Maurer. Foto: re

Wir wissen alle, dass wir Weihnachten nicht am tatsächlichen Geburtstag des Christkinds feiern. Da uns keine Geburtsurkunde vorliegt und wir das genaue Datum nicht kennen, hat man den Heiligabend in die längste Nacht des Jahres gelegt als Hoffnungszeichen: Wenn die Dunkelheit am größten ist, feiern wir das Licht, das mit der Menschwerdung Gottes auf die Erde kommen will.

Damit feiern wir Weihnachten immer auch in der letzten Woche des Kalenderjahres. Für viele ist mit dem Weihnachtsurlaub das Arbeitsjahr zum größten Teil abgeschlossen. Weihnachten und Jahreswende sind von daher Anlass, zurückzuschauen und Bilanz zu ziehen. Nicht alles ist in diesem Jahr für uns gut gelaufen. Das Ausscheiden der Deutschen Mannschaft bereits in der Vorrunde der Fußballweltmeisterschaft hat bei Spielern und Fans ein paar Tage die Köpfe hängen lassen. Dabei ist das noch das Geringste. Angesichts der Sorgen um den Frieden in der Welt und anderer Herausforderungen für unsere Weltgemeinschaft ist die WM längst vergessen. Noch viel mehr kauen wir aber an unsere persönlichen Enttäuschungen und Verletzungen, die wir oft still und lange mit uns herumtragen und vermutlich auch mit in das neue Jahr nehmen.                                                           

Der Christbaum in der Kirche Kastenau in Rosenheim.

Festlich geschmückt präsentiert sich am heutigen Heiligen Abend der Christbaum in der Kirche Heilige Familie im Rosenheimer Ortsteil Kastenau. Foto: Gabi Gerg

Enttäuschungen gehören zu unserem Leben. Es fällt schwer, uns das einzugestehen und ich nehme mich da selbst gar nicht aus. Aber wenn wir das nicht tun, unterliegen wir einem Selbstbetrug. Dieser verhindert dann, dass wir die Enttäuschungen unseres Lebens zu etwas Postivem verwandeln können. Es ist wie bei der Muschel, die auf dem Meeresgrund ankämpft gegen ein hartes Sandkorn, das in ihre weichen Schleimhäute eindringt, eine schmerzhafte Zyste bildet und ihr das Leben schwer macht. Die Muschel wehrt sich und weil es ihr nicht gelingen kann, diese Störung ihres friedlichen Lebens loszuwerden, bearbeitet und umhüllt sie die Verletzung und lässt diese damit los. Nur so kann jahrelanger Schmerz verwandelt werden zu einer wunderschön glänzenden Perle, einem der großen Wunder dieser Erde.

Der Theologe Henri Nouwen hat einmal gesagt: „Wunden werden entweder zu schmerzhaften Narben oder sie werden zu Augen. Zu Augen, die uns einen Weg in die Zukunft zeigen.“  Wir Menschen können nur aus der Hoffnung leben. Auch psychologisch gesehen ist Hoffnung, die einzige Strategie, wie Leben gelebt werden kann.

Stern aus grüner Tanne in der Kirche St. Nikolaus

Ein Zeichen der Hoffnung und Zuversicht in der Kirche St. Nikolaus in Rosenheim.

An Weihnachten kommt für mich die Hoffnung auf die Welt wie eine kostbare Perle in die leere Krippe unseres Herzens. Mich berührt dabei immer wieder, dass das Evangelium rund um die Geburt Jesu von einem Schlamassel nach dem anderen erzählt. Es ist wie im richtigen Leben: Das wird berichtet von einer seltsamen, ungeplanten Schwangerschaft. Dazu von Josef, der nicht mehr weiß, was er tun soll, also Familien- und Beziehungschaos. Dann kommt der beschwerliche Weg von Maria und Josef nach Bethlehem, vermutlich verbunden mit materiellen Sorgen, denn mit ein paar Moneten hätte sich irgendein Zimmer schon noch aufgetan. Sie finden keine Herberge, das heißt also damals schon Wohnungsnot in der Großstadt. Es folgt nahtlos die Geburt in einem Viehstall ohne Heizung und die Flucht mit dem Säugling vor den Schergen eines Diktators. All das haben wir an Weihnachten 2022 auch in Europa.

In all dem Chaos wird Gott Mensch, um an unserer Seite zu sein. Damals und heute. Gott steigt herunter in die Verwundbarkeit unseres menschlichen Lebens, da wo es am verletzlichsten ist: In einem Kind in einer Futterkrippe, damit unsere Lebenswunden zu Augen für die Zukunft werden. Weihnachten ist das Wagnis, die Verwundbarkeit zuzulassen. Weihnachten ist der Weg von der Enttäuschung zu neuen Lebensperspektiven. Für Maria und Josef damals und für jeden einzelnen von uns heute.
(Quelle: Artikel: Hannelore Maurer / Beitragsbild, Fotos: Hannelore Maurer / Foto Weihnachtsbaum in der Kirche Kastenau von Gaby Gerg)

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