Rosenheim – Die Städtische Galerie Rosenheim ( Max-Bram-Platz 2, 83022 Rosenheim) präsentiert die unverkennbaren Werke des Rosenheimers Künstlers Rudolf Sieck (1877-1976) in der aktuellen Ausstellung „La Belle Époque“ bis einschließlich 1. Mai.
Sanft blühende Wiesen vor dem sich öffnenden Inntal, eine Herbststimmung am Samerberg oder auch die mystischen Ruinen von Falkenstein und Rattenberg – mit großem handwerklichen Können hielt Rudolf Sieck zu Beginn des 20. Jahrhunderts Orte und Landschaften in Inntal und Chiemgau in feinsinnigen Aquarellen, Ölgemälden aber auch Druckgrafiken fest. Dabei erlangte er mit seinen Arbeiten international Anerkennung.
Die aktuelle Ausstellung „La Belle Époque –Zauber des Jugendstils“ präsentiert noch bis zum 1. Mai eine Vielzahl von Gemälden, Zeichnungen und Grafiken des multitalentierten Künstlers, dessen Lebensweg ganz bodenständig im Rosenheimer Eisenbahnerviertel begann.
Als eines von vier Kindern kommt Rudolf Sieck 1877 in der Münchner Straße in Rosenheim zur Welt. Der Sohn eines Lokomotivführers sollte nach dem Willen der Eltern eine kaufmännische Laufbahn einschlagen, die er zunächst an der Rosenheimer Kunstmühle begann. Doch nach dem beeindruckenden Besuch einer Alfred Böcklin-Ausstellung in Basel beschließt der junge Kommis, der bis dahin nur in seiner Freizeit Karikaturen und Zeichnungen angefertigt hatte, kurzerhand seinem inneren Drang zu folgen und Künstler zu werden. 1898 schreibt er sich in München an der Kunstgewerbeschule ein.
Rudolf Sieck stellt zusammen mit Größen
wie Kandinsky oder Alfred Kubin aus
Bereits ab 1902 ist er in unterschiedlicher Intensität immer wieder in den Münchner Jahresausstellungen im Glaspalast vertreten und ist verbunden mit der Münchner „Secession“, die eine völlig neue, junge und frische Ausrichtung der Kunst (später Jugendstil genannt) anstrebte. Auch an Ausstellungen der „Phalanx“-Gruppe ist er beteiligt und stellt hier gemeinsam mit Künstlergrößen wie Wassily Kandinsky oder Alfred Kubin aus.
Typisch für die Zeit des Jugendstils, die die starre Trennung künstlerischer Gattungen zu überwinden suchte, tat sich Rudolf Sieck dabei keineswegs nur in der Malerei hervor, sondern war etwa auch als Karikaturist, (Werbe)Grafiker sowie Gestalter von Gebrauchsgegenständen äußerst aktiv und erfolgreich. So gehörte er über mehrere Jahre zu den Mitarbeitern der spitzzüngigen Münchner Satirezeitschrift „Simplicissimus“ und schuf zahlreiche Illustrationen für die berühmte Kulturzeitschrift „Jugend“, die mit gekonnter Verknüpfung hochwertiger Kunst und Unterhaltung erfolgreich wurde und letztlich einer ganzen Stilrichtung in Deutschland ihren Namen verlieh. Auch die Königliche Porzellan Manufaktur Nymphenburg erkannte das Talent des Rosenheimers und beauftragte ihn als Gestalter für das wertvolle Porzellan. Seine Entwürfe – allen voran das Dekor „Kapuzinerkresse“, das aktuell in der Städtischen Galerie Rosenheim zu sehen ist – werden dort bis heute sehr geschätzt.
(Quelle: Pressemitteilung Städtische Galerie Rosenheim / Beitragsbild: Copyright Martin Weiand, Repro Rudolf Sieck, Im Mai 22, Tempera, 1904)