Maitenbeth / Landkreis Mühldorf – Die Erwachsenen von Maitenbeth im Landkreis Mühldorf werden zu Blutabnahme gebeten. Grund ist der Borna-Virus. Insgesamt drei Erkrankungen dieser seltenen, aber lebensbedrohlichen Erkrankung sind im Landkreis Mühldorf aufgetreten – davon zwei in Maitenbeth. Nun soll eine Studie Erkenntnisse darüber bringen, warum sich gerade dort der Virus wohl zu fühlen scheint.
Eine Infektion mit dem Borna-Virus ist sehr selten. Die Forschung zu diesem Thema steht noch ganz am Anfang. Als einzig bekannter Überträger gilt derzeit die Feldspitzmaus, die den Virus unter anderem über Speichel, Urin und Kot ausscheiden kann, ohne selbst daran zu erkranken. Bei Menschen verläuft die Krankheit aber in den meisten Fällen mit einer Hirnentzündung tödlich. Wer überlebt, kämpft meist lebenslang mit schweren Folgeschäden. Bisher wurden erst rund 40 Fälle von Erkrankungen mit diesem Virus beim Menschen nachgewiesen. 2021 wurden nach Angaben des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) deutschlandweit 7 Infektionen bekannt, davon 5 in Bayern.
Aus diesem Licht betrachtet erscheinen die drei Fälle im Landkreis Mühldorf dann als auffällig.
Deshalb sollen nun laut einer Pressemitteilung des Landratsamts Mühldorf Studien Erkenntnisse liefern, warum die Mehrheit der Fälle gerade dort auftreten. Das LGL will in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Regensburg noch vor Beginn der Sommerferien eine Studie zum „Klinischen Spektrum vom Infektionen mit Borna Disease Virus 1 – BOSPEK-Studie“ in Maitenbeth durchführen.
Teilnahme an der Borna-Studie
ist für alle Bürger von Maitenbeth freiwillig
Alle Bürger der Gemeinde sind zur freiwilligen Abgabe einer Blutprobe und eines Nasenrachenabstrichs sowie dem Ausfüllen eines Fragebogens aufgerufen. Ziel der Studie ist es, herauszufinden, ob es – neben dem häufig tödlich verlaufenden schweren Gehirnentzündungen – auch noch andere Formen einer Bornavirus-Infektion gibt, die unter Umständen milder oder sogar ganz ohne Symptome verlaufen. Dazu wird unter anderem Blut auf Bornavirus-reaktive Antikörper untersucht – ähnlich wie man das zum Beispiel auch bei Studien zu SARS-CoV-2 gemacht hat.
Die Ethik-Kommission der Universität Regensburg hat dem medizinischen Forschungsvorhaben zugestimmt – unter der Voraussetzung, dass nur volljährige Personen teilnehmen dürfen, die nicht an Blutarmut leiden. Darüber hinaus müssen alle Daten und Proben anonymisiert erhoben und getestet werden. Das liegt im Wesentlichen darin begründet, dass bei einem positiven Befund ohne Krankheitszeichen keine konkreten Empfehlungen ausgesprochen werden können.
Nach aktuellem Kenntnisstand lassen sich Antikörper gegen Borna-Viren erst im Blut nachweisen, wenn die Infektion schon sehr weit fortgeschritten ist.
Umso mehr stehe bei der Studie in Maitenbeht der Gedanke im Vordergrund, herauszufinden, ob es überhaupt positive Befunde bei Menschen ohne oder mit milden Krankheitsverläufen gibt und unter welchen Umständen es zu einem Kontakt mit dem Virus gekommen sein könnte.
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen laut Pressemeldung dazu genutzt werden, gegebenenfalls Empfehlungen auszusprechen, wie sich eine Infektion verhindern lasse. „Wir alle wollen weitere Ansteckungen mit dem meist tödlich verlaufenden Bornavirus verhindern. Dafür braucht es weitere medizinische und wissenschaftliche Erkenntnisse. Jede Maitenbetherin und jeder Maitenbether kann dazu seinen ganz persönlichen Beitrag leisten“, sagt Landrat Max Heimerl.
Vor der Studie gibt es eine
Infoveranstaltung in Maitenbeth
Im Vorfeld der Studie findet in Maitenbeth am 19. Juli eine Informationsveranstaltung für alle Maitenbether zum Thema Borna-Virus statt. Am 25. und 25. Juli kommen dann Wissenschaftler in den Ort um Blutproben und Nasenrachenabstriche zu nehmen.
Ende Juli starten dann zwei weitere Studien. Zum einen arbeitet das Friedrich-Loeffler-Institut als Bundesforschungseinrichtung für Tiergesundheit an einer Untersuchung der Spitzmauspopulation in Maitenbeth. Zum anderen wird ein Team des Universitätsklinikums Regensburg noch im Juli an rund 30 Stellen im Ortsbereich Umweltproben nehmen. Die Proben werden im Anschluss auf Bornaviren untersucht, die über die Ausscheidungen der Feldspitzmaus in die Umwelt gelangen und somit einen möglichen Übertragungsweg darstellen können.
Zum Schutz vor dem Borna-Virus rät das RKI aktuell:
- Lebende oder tote Mäuse nicht anfassen
- Mäusekot oder tote Mäuse zuerst mit einem Reinigungsmittel besprühen und dann in einer geschlossenen Plastiktüte entsorgen.
(Quelle: Pressemitteilung Landratsamt Mühldorf / RKI / Beitragsbild: Symbolfoto re)