Rosenheim / Bayern / Deutschland – In Deutschland sind mehrere Eulenarten heimisch. Sie führen ein eher heimliches Leben im Verborgenen, denn sie sind vor allem nachts aktiv. Daher stehen sie auch weniger im Fokus der Öffentlichkeit, wenn es darum geht, geeignete Lebensräume zu erhalten und ihren Bestand zu schützen.
Gerade Schleiereulen und Steinkäuze leiden als Kulturfolger darunter, dass ihre Lebensräume schwinden, so Dr. Singheiser vom Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz (BNA).
Der Steinkauz – klein, aber oho
Der bis 25 Zentimeter große Steinkauz kommt vor allem im Westen Deutschlands vor. Gerne siedelt er in offenen und abwechslungsreichen Landschaften wie Feldern und (Streuobst-)Wiesen, Gehölzen und Gärten. Man erkennt die kleine Eule an ihrem braunen Grundgefieder auf der Oberseite, gesprenkelt mit weißen Tupfern. Die Bauchseite ist weiß mit braunen Längsstreifen. Charakteristisch sind die großen Augen mit den weißen Federn, die wie „Augenbrauen“ aussehen. Tagsüber kann man die kleine Eule öfter auf ihren Aussichtswarten beim Ruhen oder bei der Beuteschau beobachten. Als Nahrung bevorzugt der Steinkauz kleinere Vögel, Echsen und Amphibien oder auch Insekten. Droht ihm selbst Gefahr, verschwindet er blitzschnell in seinem Versteck, etwa in Baumhöhlen, Gebäudenischen oder alten Steinmauern.
Steinkäuze bevorzugen langgestreckte Bruthöhlen
Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft sind immer mehr geeignete Brutreviere des Steinkauzes verschwunden. So ist er heute deutlich seltener anzutreffen als noch vor vielen Jahren, auch wenn sich sein Bestand wieder erholt hat. Mit Nistkästen kann man den kleinen Eulen bei der Wohnungssuche helfen. Dort können die Steinkäuze den Tag verbringen, Nahrung lagern und ihre Jungen aufziehen. Damit die Tiere tatsächlich einziehen, ist Folgendes zu beachten: Die Niströhre sollte mindestens 80 Zentimeter lang sein und einen Durchmesser von ca. 20 Zentimetern haben. Das Einflugloch sollte 6,5 Zentimeter groß sein, idealerweise ergänzt durch ein zusätzliches S-förmiges Durchschlupfloch. Das schützt den Vogel vor ungebetenem Besuch zum Beispiel von Mardern, so Dr. Singheiser. In der Bruthöhle sollte als Bodenbelag eine Schicht aus Rindenmulch, groben Hobelspänen oder Hackschnitzeln liegen.
Geeignete Orte für Nisthilfen
Die Nisthöhlen für Steinkäuze sollten sich in strukturreichen Gebieten befinden, am besten 2,5 bis 5 Meter hoch in Bäumen. Sollten Naturhöhlen im Revier fehlen, empfiehlt Dr. Singheiser mindestens zwei bis drei Nisthilfen auszubringen. Sie werden mit Draht oder Metallband waaggerecht im Geäst fixiert – so, dass die Vögel sie gut anfliegen können. Am besten zeigt der Eingang zum Stamm. Dann können die Jungtiere sicherer im Astwerk klettern, ohne allzu leicht herunterzufallen.
Kirschbäume eignen sich allerdings nicht. Denn die Kirschernte fällt genau in die Zeit, in der die Jungtiere ausfliegen. Außerdem braucht es genug Abstand zu Wäldern, Hecken oder Straßen, damit die Eulen nicht durch andere Beutegreifer oder den Verkehr gefährdet werden.
Die Schleiereule – dank „Gesichtsschleier“ unverwechselbar
Gegenüber dem Steinkauz wird die Schleiereule deutlich größer. Namensgebend ist der markante Gesichtsschleier aus dichten Federn. Er funktioniert wie eine „Satellitenschüssel“ und hilft bei der Schalllokalisation von Beutetieren – vor allem Wühl- und Spitzmäusen. Derart ausgestattet können Schleiereulen gut in der Dämmerung, aber auch in absoluter Dunkelheit jagen, berichtet Dr. Singheiser.
Die Schleiereule ist in weiten Teilen Deutschlands verbreitet und bevorzugt offene und abwechslungsreiche Kulturlandschaften mit landwirtschaftlicher Nutzung. Tagsüber versteckt sie sich gerne in dunklen und verlassenen Ecken von Scheunen und Ställen, Kirchtürmen oder in dichten Laubbäumen. Solche Wohn- und Brutplätze sind jedoch immer schwerer zu finden, da viele Einflugöffnungen in alte Scheunen und Kirchtürme aus Angst vor Tauben, Dohlen und anderen Vögeln verschlossen werden.
Brutkisten für Schleiereulen – innen oder außen anbringen?
Am häufigsten werden Brutkästen für Schleiereulen im Inneren von Gebäuden angebracht. Für den Zugang zum Gebäude reicht es, ein kleines Stück Mauerwerk oder Holzverkleidung zu entfernen. So können die Vögel frei nach Wahl einfliegen. Sollen sie nur in den Kasten, aber nicht ins Gebäude gelangen, den Nistkasten am besten direkt hinter das Einflugloch ins Gebäude montieren.
Der Kasten sollte mindestens 100 Zentimeter lang, 60 Zentimeter breit und 50 Zentimeter hoch sein. Das Innere sollte mit einer ungefähr fünf Zentimeter hohen Schicht aus Rindenmulch gefüllt sein. Das Einflugloch sollte ca. 15 mal 15 Zentimeter groß sein und auf einer Längsseite liegen. Da es Schleiereulen gerne dunkel lieben, sollte im rechten Winkel zum Einflugloch ein Trennbrett mit einem schmalen Zugang angebracht werden, welches die eigentliche Nistkammer vom Zugangsbereich abgrenzt. Um den Kasten reinigen zu können, sollte sich der Deckel teils oder ganz anheben lassen – die Deckplatte daher am besten einseitig mit Scharnieren montieren.
Wird der Kasten im Gebäude angebracht, braucht es keinen Schutzanstrich. Soll der Kasten jedoch außen am Gebäude hängen, empfiehlt sich ein Anstrich mit ungiftiger Farbe, um der Verwitterung Einhalt zu gebieten. Am besten hängt der Kasten in 3 bis 4 Metern Höhe. Er sollte mardersicher sein: Dafür braucht es einen Mindestabstand von 80 Zentimetern zwischen Einflugloch und Balken, Giebel oder dergleichen. Außerdem ist auf Anflugbretter oder -stangen zu verzichten.
Nisthilfen aufstellen – nur ein erster Schritt
Zufällig platzierte Nisthilfen führen selten oder nur vereinzelt zum Erfolg. Sinnvoll ist dieser unterstützende Wohnungsbau nur, wenn Steinkauz oder Schleiereule in der Umgebung nachgewiesen sind.
Die Nisthilfen allein reichen auch nicht. Zudem gilt es den Lebensraum der Tiere zu erhalten – die abwechslungsreichen Kultur- und Agrarlandschaften, in denen sie Nahrung suchen. Oft bieten lokale Naturschutzvereine von NABU und BUND hilfreiche Informationen zum Vorkommen von Eulen in einer bestimmten Region sowie eine fachgerechte Beratung zum sicheren Anbringen von Nistkästen
(Quelle: Pressemitteilung IVH und BNA / Beitragsbild: Symbolfoto re)