Deutschland / Rosenheim / Bayern – Durch bessere medizinische Versorgung und alltägliche Pflege erreichen immer mehr Katzen ein Alter, in dem sich kognitive Störungen bemerkbar machen. Es fällt dann immer häufiger die Diagnose einer Demenz. Was Halter Tun können um ihr Tier zu unterstützen erfahrt Ihr hier:
Demenz ist nicht heilbar, dennoch können Halter einiges tun, um die Beschwerden ihres Heimtiers zu mindern und die Wahrscheinlichkeit für schwere Verläufe schon vorbeugend zu reduzieren.
„Früher wurden Verhaltensänderungen bei alten Katzen oft als ‚normales‘ Altern betrachtet. In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für kognitive Dysfunktionen aber sowohl bei Tierärzten als auch bei Katzenhaltern gewachsen und die Diagnose wird häufiger gestellt“, beschreibt Tierärztin Susanne Arndt die Entwicklungen in der Anerkennung von Demenz als Krankheit bei Katzen. Sie ist Inhaberin einer Gruppe aus sechs Tierarztpraxen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, darunter das Kleintierzentrum Arndt in Karlsruhe-Durlach.
Wie viele Katzen sind betroffen?
Da die Fortschritte maßgeblich erst in den letzten Jahren erzielt wurden, sei die Forschungsdichte bislang eher gering, so Arndt: „Die genauen Zahlen, wie viele Katzen betroffen sind, sind schwer zu bestimmen. In einer Studie wurde festgestellt, dass bei Katzen über 15 Jahren etwa 28 Prozent Symptome einer kognitiven Dysfunktion zeigen, eine andere Studie konnte diese Anzeichen in der gleichen Altersgruppe sogar bei 50 Prozent ausmachen. Erfahrungswerte aus unserer Praxis deuten darauf hin, dass CDS oftmals nicht sofort erkannt wird, weil Symptome wie veränderte Schlafmuster oder Desorientierung schleichend auftreten und von Haltern als normale Alterserscheinungen interpretiert werden.“
Ein zusätzliches Problem dabei ist, dass es keine eindeutige diagnostische Methode für die Katzendemenz gibt. Stattdessen erfolgt die Beurteilung hauptsächlich durch den Ausschluss anderer Erkrankungen. Erst wenn auch nach Blutuntersuchungen, Urinanalysen und bildgebenden Verfahren (z. B. Röntgen, MRT) andere Ursachen für Verhaltensveränderungen ausgeschlossen sind, kann die Diagnose kognitive Dysfunktion sicher gestellt werden.
Typische Anzeichen von kognitiver Dysfunktion
Katzen mit CDS zeigen eine Vielzahl von Symptomen, die oft schleichend beginnen und sich im Laufe der Zeit verschlimmern können. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Desorientierung: Die Katze wirkt verloren oder verwirrt, selbst in vertrauter Umgebung, findet etwa ihren Schlafplatz nicht mehr oder erkennt vertraute Personen nicht.
- Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus: Nachts verhält sich die Katze auf einmal unruhiger, tagsüber schläft sie häufiger.
- Vermindertes Sozialverhalten: Manche Katzen ziehen sich verstärkt zurück, andere werden besonders anhänglich.
- Unsauberkeit und mangelnde Körperpflege: Die Katze uriniert in die Wohnung und hat Probleme, das Katzenklo zu finden. Auch die Fellpflege kann nachlassen.
- Nervosität und Lautäußerungen: Einige Tiere zittern oder miauen laut und zeigen so ihre Nervosität, Angst oder Unruhe.
- Verändertes Fressverhalten: Appetitlosigkeit ist ein häufiges Symptom, es kann sein, dass die Katze schlicht vergisst zu fressen.
Generell sollten Halter immer aufmerksam beobachten, ob ihr Tier Verhaltensänderungen oder sogar -auffälligkeiten zeigt. Da Katzen Anzeichen für Erkrankungen gerne verstecken, sind das wichtige Signale und man sollte einen Tierarzt aufsuchen.
Vorbeugen und behandeln
Halter können schon bei jungen Katzen vorbeugen: „Es gibt keine Garantie, dass präventive Maßnahmen eine Demenz vollständig verhindern können, da viele Faktoren, etwa auch die genetische Veranlagung, eine Rolle spielen. Allerdings sprechen alle Anzeichen dafür, dass durch eine Kombination aus geistiger und körperlicher Stimulation sowie einer gesunden Ernährung die Wahrscheinlichkeit einer kognitiven Dysfunktion gesenkt werden kann. Sinnvolle Beschäftigungen sind etwa das Spielen mit Laserpointern, Futterlabyrinthe oder das Erlernen von Tricks wie Pfötchengeben“, erklärt die Tierärztin. Selbst wenn es keinen sicheren Schutz gibt, könnte das dabei helfen, dass sich eine Demenz später im Leben gar nicht entwickelt oder nur in milderer Form.
Da kognitive Dysfunktionen nicht heilbar sind, zielen alle Empfehlungen und Maßnahmen darauf ab, die Beschwerden für die Katze bestmöglich abzumildern und das Fortschreiten der Krankheit abzubremsen. Wurde die Diagnose gestellt, gibt es vielfältige Behandlungsmöglichkeiten:
- Verhaltens- und Umweltanpassungen: Feste Tagesabläufe geben der Katze Sicherheit und Orientierung. Toiletten und Futternäpfe sollten zudem leicht zugänglich sein. Einfache Spiele helfen dabei, das Gehirn der Katze zu stimulieren.
- Ernährung: Studien zufolge helfen Nährstoffe wie unter anderem Antioxidantien oder Omega-3-Fettsäuren dabei, den Fortschritt der Krankheit zu verlangsamen. Halter sollten sich dafür bei ihren Tierärzten erkundigen.
- Medikamentöse Behandlung: Einige Medikamente können dabei helfen, die Symptome zu lindern, etwa um Schlafstörungen oder Unruhe entgegenzuwirken oder den Blutfluss zum Gehirn zu verbessern. Hier müssen aber immer Risiken und Nebenwirkungen sorgfältig abgewogen werden.
„Als fortschreitende Krankheit braucht CDS eine regelmäßige Überwachung und gegebenenfalls Anpassung der Behandlung“, erklärt Arndt. „Tierhalter sollten entsprechend genau darauf achten, wie die Katze auf die Therapie reagiert und dann gemeinsam mit dem behandelnden Tierarzt besprechen, was die nächsten Schritte sind.“ Schlägt die Behandlung gut an, kann das Fortschreiten der kognitiven Dysfunktion verlangsamt und gleichzeitig die Lebensqualität der Katze verbessert werden.
(Quelle: Pressemitteilung IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)