Hilpoltstein / Bayern – Die Ergebnisse der 20. Stunde der Wintervögel sind da: Fast 600.000 Vögel wurden in über 19.000 Gärten von mehr als 26.500 Teilnehmern in Bayern beobachtet. Das sind die Top 10 der Vogelwelt.
Die 20. „Stunde der Wintervögel“ hat erneut gezeigt, wie groß das Interesse an der heimischen Vogelwelt ist. Vom 10. bis 12. Januar zählten Naturfreunde die gefiederten Besucher in ihren Gärten im Rahmen der größten bürgerwissenschaftlichen Mitmachaktion in Deutschland, die der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gemeinsam mit seinem bundesweiten Partner NABU durchführt. Den Titel des häufigsten Wintervogels verteidigte erneut der Haussperling. In den Fokus flogen jedoch auch andere Arten: „Eine Art begeisterte dieses Jahr besonders viele Teilnehmende – der Bergfink, ein Wintergast aus Skandinavien und Nordosteuropa, den viele zum ersten Mal überhaupt sahen“, sagt LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Gleichzeitig fällt auf, dass die Amsel in den Gärten seltener zu sehen war. „Zudem bestätigen uns die zahlreichen Meldungen des Hausrotschwanzes, Vogel des Jahres 2025, dass immer mehr Zugvögel, die eigentlich im Mittelmeerraum überwintern, im Freistaat bleiben.“
Bergfinken brüten in den Birken- und Nadelwäldern Skandinaviens und Nordosteuropas. Im Winter ernähren sie sich hauptsächlich von Bucheckern. „In den Wäldern Schwedens gibt es heuer allerdings nicht genug Buchensamen, um die Millionen Bergfinken, die dort erfolgreich brüten, durch den Winter zu füttern“, erklärt Angelika Nelson. Auf der Suche nach Nahrung kommen sie deshalb bis nach Bayern. In manchen Jahren versammeln sich hunderttausende Bergfinken an geschützten Schlafplätzen in Nadelwäldern, um die Nacht sicher und warm in der Gruppe zu verbringen. Auch wenn solche Schlafplätze im Freistaat dieses Jahr noch nicht bekannt sind, konnten viele Teilnehmende am Zählwochenende einzelne Individuen oder kleine Trupps der Finkenvögel in den Gärten beobachten. So schafft es der Bergfink in diesem Jahr zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder in die Top 10 der am häufigsten beobachteten Wintervögel in Bayern.
Für einige Teilnehmende dürfte auch der Hausrotschwanz, Vogel des Jahres 2025, ein besonderer Höhepunkt der Zählstunde gewesen sein. Insgesamt 277 Individuen wurden gemeldet. „Wir beobachten schon seit einigen Jahren, dass Kurzstreckenzieher wie der Hausrotschwanz, aber auch Stare, Mönchsgrasmücke oder Zilpzalp häufig bei der Winterzählung gemeldet werden. Sie fliegen nicht in den Mittelmeerraum, weil sie aufgrund der milderen schneearmen Winter auch im Freistaat durchgehend genug Nahrung finden. Die Futterstellen in den Gärten tragen wahrscheinlich ihren Teil dazu bei“, so die LBV-Biologin.
Amsel waren etwas weniger präsent
Die diesjährigen Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass die Amsel in den bayerischen Gärten am Zählwochenende etwas weniger präsent war. „Auch wenn die Meldungen von Amseln im Vergleich zum vergangenen Jahr etwas zurückgegangen sind, sind die Zahlen aus 2025 mit Blick auf die Meldungen der letzten 20 Jahre zum Glück nicht besorgniserregend“, ordnet die LBV-Ornithologin die Daten aus dem Freistaat ein. In anderen Bundesländern, beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern, ist der Einbruch der Amselpopulation sehr viel deutlicher. Ausschlaggebend für die wenigeren Beobachtungen ist möglicherweise das Usutu-Virus. Der von Stechmücken übertragene Erreger führt bei Vögeln, vorwiegend Amseln, zu einer meist tödlich verlaufenden Erkrankung.
Bayerns Top 10 der Vogelwelt
An die Spitze flattert in diesem Jahr einmal mehr der Haussperling, obwohl er in einigen Großstädten, besonders im Raum München, fast verschwunden ist. Kohlmeise und Feldsperling folgen ihm aufs Siegertreppchen. Platz 4 holt sich die Blaumeise, und auch die Amsel schafft es noch in die Top 5. Der Buchfink landet auf Rang 6. Platz 7 und 8 belegen Bergfink und Elster. Der Grünfink flattert auf Rang 9 und liegt mit durchschnittlich nur einem Vogel pro Garten zwei Plätze weiter hinten als 2024. Im Jahr 2009 kamen im Schnitt noch 6,5 Grünfinken an die Futterstellen in Bayerns Gärten. Zu schaffen machen dem kleinen Finkenvogel unter anderem Infektionen mit Trichomonaden. Die Rabenkrähe macht die Liste der zehn am häufigsten beobachteten Wintervögel in Bayerns Gärten komplett. Knapp verfehlt hat die Top 10 in diesem Jahr das Rotkehlchen. Wenn es darum geht welcher Vogel in den meisten bayerischen Gärten vorkommt, hat die Kohlmeise den Schnabel vorne.
Bayernweit beobachteten die Menschen Im Durchschnitt 31,3 Vögel und 8,2 unterschiedliche Arten pro Zählort. „Auch wenn das wieder etwas mehr als im vergangenen Jahr ist, zeigt uns der langfristige Trend bei der Aktion leider dennoch, dass die Anzahl und Vielfalt der gemeldeten Vögel im Mittel abnimmt“, erklärt die LBV-Ornithologin. Wie viele Vögel sich am Zählwochenende an der Futterstelle zeigen, hängt immer auch von den Wetterverhältnissen ab. Diese waren in diesem Jahr aufgrund des Kälteeinbruches zum Zählwochenende günstig, da viele Arten bei Schnee und Frost vermehrt ans Futterhäuschen kommen.
Regionale Unterschiede
In Niederbayern zählten die Teilnehmenden mit durchschnittlich 38,6 Vögeln pro Garten die meisten gefiederten Gäste. In Oberbayern wurden mit knapp 29 Vögeln pro Garten die wenigsten gezählt. Schwaben, die Oberpfalz und Oberfranken liegen mit rund 33 Vögeln pro Garten über dem bayerischen Durchschnitt. Mittelfranken liegt mit knapp über 30 Vögeln pro Garten etwas darunter, während Unterfranken sich mit 31 Vögeln pro Garten genau im bayerischen Mittel befindet. Die Ergebnisse aus allen Landkreisen in Bayern sind unter www.stunde-der-wintervoegel.de einsehbar.
„Schulstunde der Wintervögel“
Im Rahmen der „Schulstunde der Wintervögel“ zählten dieses Jahr mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche in ganz Bayern die Vögel rund um ihre Schule. „Die ,Schulstunde der Wintervögel‘ ist eine großartige Möglichkeit, um Kindern die heimischen Vogelarten näher zu bringen und sie so zukünftig auch für deren Schutz zu sensibilisieren“, erklärt Angelika Nelson.
Die nächste Vogelzählung findet vom 9. bis 11. Mai 2025 statt. Dann rufen der LBV und sein bundesweiter Partner NABU die Menschen auf, bei der „Stunde der Gartenvögel“ die Brutvögel in den Gärten und Parks zu erfassen.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto: re)
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