Karolinenfeld – Auf dem Bayrischen Staatsgut in Karolinenfeld (Landkreis Rosenheim) läuft seit Anfang des Jahres 2025 ein neues Forschungsprojekt „Innovative klimaverträgliche Moornutzung auf dem Musterbetrieb Karolinenfeld“ (kurz “KARO-Moor“). Das Projekt beschäftigt sich damit, wie mit veränderten Methoden der Landwirtschaf, die bewirtschafteten Moore geschützt und damit ein Hochwasserschutz erreicht werden kann.
Dr. Ewald Sticksel ist Leiter des Bayrischen Staatsguts Freising und blickt optimistisch auf die Forschungsergebnisse. „Wir gehen hier neue Wege, wo wir Moorbodenschutz, Hochwasserschutz und den Gebietswasserhaushalt zusammenbringen.“
Bedeutung der Moore für den Klimaschutz
Für die Zukunft des Klimaschutz nehmen Moore eine besondere Stellung ein. Moorböden bestehen zu einem hohen Anteil aus Torf. Wenn dieser durch die Entwässerung der Moore mit Sauerstoff in Kontakt kommt, beginnt die Zersetzung durch Mikroorganismen. Dabei werden große Mengen CO2 freigesetzt. Je nach Nutzungsform der Fläche können das bis zu 40t CO2 Äquivalent pro Hektar und Jahr sein. Das ist etwa so viel, wie 3 durchschnittliche deutsche Mitbürger im Jahr verbrauchen. Deutschlandweit stammen ca. 7% aller CO2 Emissionen aus entwässerten Mooren. Die einzige Möglichkeit, diese Emissionen zu verringern liegt in der Wiedervernässung der Flächen.
Die Landwirtschaft leidet ebenfalls unter dem Bodenverlust
Auch die Landwirtschaft selbst ist stark von diesen Abbauprozessen betroffen. Der Boden sackt durch die verschiedenen Abbauprozesse ca. 0,5 – 2 cm pro Jahr und gefährdet so die langfristige Nutzbarkeit der Fläche. Die Produktionsgrundlage des Landwirts ist dabei, sich sprichwörtlich „in Luft aufzulösen“. Hochrechnungen der LfL haben ergeben, dass in den nächsten 15 Jahren ca. 25 % der landwirtschaftlich genutzten Moorböden in Bayern die Grenze der landwirtschaftlichen Nutzung erreichen. Es ist also dringend Zeit zu handeln. Doch nicht jeder Landwirt hat die Möglichkeit auf seine Flächen zu verzichten. Besonders wichtig ist daher die Forschung zur nassen Nutzung von Moorböden. Über den Anbau von nässeverträglichen Kulturen kann gleichzeitig der Moorboden erhalten und das Einkommen der Landwirte gesichert werden.
Wie Hochwasserschutz und Landwirtschaft kombiniert werden kann
Starkregen und die damit zusammenhängenden Hochwasser können massive Schäden anrichten. Auch landwirtschaftliche Flächen sind regelmäßig davon betroffen. Eine motivierende Perspektive bieten neue Erkenntnisse zur Nutzung von Poldern. Auf festgelegten Flächen baut ein Landwirt hier nässeverträgliche Kulturen (wie zum Beispiel Rohrglanzgras, Seggen oder Schilf) bei angehobenen Wasserständen an. Kommt es nach Starkregenereignissen zu Hochwasser in den angrenzenden Bächen und Flächen, so kann Wasser aus den Bächen in diese Fläche eingeleitet und zurückgestaut werden. Hier bleibt das Wasser erstmal stehen und versickert dann langsam. Hochwasserspitzen können so abgepuffert werden. Auch die Grundwasserneubildung wird durch das langsame Versickern unterstützt. Und das Beste daran: bis zu 2 Wochen Überstau vertragen die meisten dieser Kulturen für nasse Standorte problemlos, sodass der Landwirt trotz-dem eine ertragreiche Ernte von diesen Flächen erwarten kann.
Die Details der praktischen Umsetzung dieser Polderflächen wird in einem aktuellen Forschungsprojekt auf dem Bayrischen Staatsgut Karolinenfeld untersucht. Schon 2020 wurden hier erste Flächen wiedervernässt und in den letzten Jahren viele Versuche zu einer nässeangepassten Bewirtschaftung durchgeführt.
Neue Beratungs- und Fördermöglichkeiten für Landwirte
Die Berater für Klimaschutz durch Moorbodenschutz an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beraten in den moorreichen Landkreisen in Bayern, wie Landwirte ihre Produktion auf Moorböden auf eine klima- und bodenschonende Bewirtschaftung umstellen können. Seit 2023 gibt es Förderprogramme, die Landwirte bei der Umstellung unterstützen können. Interessierte Landwirte können sich beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim von Amelie Wahl hierzu beraten lassen.<
In Führungen für die Meisterschüler der Landwirtschaftsschule in Rosen-heim wird die Wichtigkeit des Moorbodenschutzes bereits an die nächste Generation Landwirtinnen und Landwirte vermittelt. Auch zwei Moorlehrpfade befinden sich im Rahmen des Forschungsprojektes im Aufbau und informieren zukünftig über Moore, Moorforschung und den Moorbodenschutz. Aktuell wird auch ein Besucherpavillon in Karolinenfeld gebaut, der über sämtliche Maßnahmen, an denen dort geforscht wird, informiert. Im Pavillon sollen dann zusätzlich Seminare und Vortragsreihen zur Information und Weiterbildung gehalten werden.
(Quelle: Pressemitteilung AELF / Beitragsbild, Foto: AELF)
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