Innsbruckersiedlung: Wann wird saniert?
Rosenheim – Für die Wohnanlage in der Innsbrucker Straße in Rosenheim besteht Sanierungsbedarf. 2017 gab es bereits konkrete Pläne für Sanierung, Modernisierung und Teilerneuerung. Bis heute hat sich aber nichts getan. Von Seiten der Eigentümerin – Dawonia Real Estate – gibt es keine Auskünfte. Aber die Gerüchteküche brodelt.
Rosenheims ehemalige Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer bezeichnete die Wohntürme aus den 1970er Jahren einst als „westdeutsche Variante des ostdeutschen Plattenbaus“. Deshalb begrüßte die Stadt 2017 auch die geplante Modernisierung (Quelle: ovb-online). Ein Turm sollte abgerissen werden. Als Ersatz war ein terrassenförmiges Gebäude geplant. Durch die Nachverdichtung hätte sich die Zahl der Wohnungen um 100 auf 260 erhöht. Zusätzlich sollten die beiden anderen Türme saniert und modernisiert werden.
Doch daraus wurde nichts. Über das Warum wurde bei einer Bürgerversammlung im Oktober 2018 gesprochen. „Dieses Vorhaben war noch nicht genehmigungsreif, weil es viele offene Fragen gegeben hat“, berichteten darüber die OVB-Heimatzeitungen. „Wir haben uns nicht einigen können“, wurde Gabriele Bauer zitiert. Der Bauausschuss habe den Planern mehrere Hausaufgaben aufgegeben. Zu den Forderungen der Kommune hätten unter anderem eine ausgewogene Mischung von normalen Mietwohnungen und solchen mit Sozialbindungen gehört: „Seitdem haben wir nichts mehr gehört“.
Umwandlung in
Luxus-Wohnungen?
Diese Befürchtung teilt die SPD-Stadtratsfraktion. Denn die „Gentrifizierung“ – also die Umwandlung von günstigen Mietobjekten in hochpreisige Luxus-Eigentumswohnungen durch Investoren – wird vor allem in Großstädten zunehmend zum Problem. Aktuell passiert das gerade wieder in der Türkenstraße in München.
Die Rosenheimer SPD hat darum gemeinsam mit „Die Partei“ einen Antrag auf Erlass einer Erhaltungssatzung gestellt. Diese hätte die Wohnblocks in der Innsbrucker Straße vor derartigen Plänen geschützt. Aber der Antrag wurde in der jüngsten Stadtratssitzung von der Verwaltung abgelehnt. „Ein Argument war, dass man gar nicht wisse, was für Menschen dort aktuell wohnen“, berichtet SPD-Stadträtin und Dritte Bürgermeisterin Gabriele Leicht. Zusammen mit Abuzar Erdogan, dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Rosenheimer Rathaus, hat sie daraufhin selbst die Wohnblocks besucht, um mit den Anwohnern dort ins Gespräch zu kommen. „Wir haben eine alleinerziehende Mutter getroffen, eine Familie mit mehreren Kindern und Bewohner, die dort schon seit vielen Jahrzehnten wohnen“, erzählt sie. Sie alle eine, dass sie auf Wohnraum zu günstigen Preisen angewiesen seien.
Besitzer des Quartiers ist Dawonia Real Estate. Sie zählt mit rund 30.000 Wohnungen zu den größten Wohnungsunternehmen im süddeutschen Raum. Dazu findet sich ein interessanter Artikel in suedeeutsche.de aus dem Jahr 2020. Mieter in München haben damals gegen Dawonia protestiert, weil diese ihre Mietpreise auch während der Corona-Pandemie erhöhte.
Außerdem erfährt man in dem betreffenden Artikel, dass das betreffende Haus am Ackermannsbogen einst der staaatlichen Wohnungsbaugesellschaft GBW gehörte. Der Freistaat aber 2013 seine GBW-Wohnungen an ein Konsortium um den Augsburger Immobilienkonzern Patrizia verkaufte und dass die GBW mittlerweile Dawonia heiße. Diese stehe auch wegen anderer Projekte in der Kritik von Mieterschützern.
Nach Nachfrage wurde
Beitrag im Internet gelöscht
Rosenheim InnFormativ hat bei Dawonia nachgefragt, was sich aktuell beim Quartier an der Innsbrucker Straße tut und wie es dort weitergehen soll. Antwort: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir hierzu aktuell keine Aussage treffen können. Wir melden uns gern, wenn es Neuigkeiten bzw. weitere Entwicklungen gibt“.
Rosenheim InnFormativ wies in der Anfrage auch auf einen Beitrag zu den Wohnblöcken an der Innsbrucker Straße auf der Internetseite von Dawonia hin. Dort war zu lesen, dass 2019 mit der Sanierung begonnen werden soll. Nach der Anfrage wurde dieser Beitrag umgehend entfernt.
Auch bei der Rosenheimer Stadtverwaltung hat sich Rosenheim InnFormativ zum Stand der Dinge erkundigt. Von dort kam die Nachricht, dass die Stadt dazu nichts sagen kann.
Es bleibt also vorerst bei Gerüchten. Die SPD-Stadtratsfraktion hat aber angekündigt, nachhaken zu wollen.