Innsbruckersiedlung: Wann wird saniert?

Innsbruckersiedlung: Wann wird saniert?

Rosenheim – Für die Wohnanlage in der Innsbrucker Straße in Rosenheim besteht Sanierungsbedarf. 2017 gab es bereits konkrete Pläne für Sanierung, Modernisierung und Teilerneuerung. Bis heute hat sich aber nichts getan. Von Seiten der Eigentümerin – Dawonia Real Estate – gibt es keine Auskünfte. Aber die Gerüchteküche brodelt.

Rosenheims ehemalige Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer bezeichnete die Wohntürme aus den 1970er Jahren einst als „westdeutsche Variante des ostdeutschen Plattenbaus“. Deshalb begrüßte die Stadt 2017 auch die geplante Modernisierung (Quelle: ovb-online). Ein Turm sollte abgerissen werden. Als Ersatz war ein terrassenförmiges Gebäude geplant. Durch die Nachverdichtung hätte sich die Zahl der Wohnungen um 100 auf 260 erhöht. Zusätzlich sollten die beiden anderen Türme saniert und modernisiert werden.

Doch daraus wurde nichts. Über das Warum wurde bei einer Bürgerversammlung im Oktober 2018 gesprochen. „Dieses Vorhaben war noch nicht genehmigungsreif, weil es viele offene Fragen gegeben hat“, berichteten darüber die OVB-Heimatzeitungen. „Wir haben uns nicht einigen können“, wurde Gabriele Bauer zitiert. Der Bauausschuss habe den Planern mehrere Hausaufgaben aufgegeben. Zu den Forderungen der Kommune hätten unter anderem eine ausgewogene Mischung von normalen Mietwohnungen und solchen mit Sozialbindungen gehört: „Seitdem haben wir nichts mehr gehört“.

Umwandlung in
Luxus-Wohnungen?

Diese Befürchtung teilt die SPD-Stadtratsfraktion. Denn die „Gentrifizierung“ – also die Umwandlung von günstigen Mietobjekten in hochpreisige Luxus-Eigentumswohnungen durch Investoren – wird vor allem in Großstädten zunehmend zum Problem. Aktuell passiert das gerade wieder in der Türkenstraße in München.
Die Rosenheimer SPD hat darum gemeinsam mit „Die Partei“ einen Antrag auf Erlass einer Erhaltungssatzung gestellt. Diese hätte die Wohnblocks in der Innsbrucker Straße vor derartigen Plänen geschützt. Aber der Antrag wurde in der jüngsten Stadtratssitzung von der Verwaltung abgelehnt. „Ein Argument war, dass man gar nicht wisse, was für Menschen dort aktuell wohnen“, berichtet SPD-Stadträtin und Dritte Bürgermeisterin Gabriele Leicht. Zusammen mit Abuzar Erdogan, dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Rosenheimer Rathaus, hat sie daraufhin selbst die Wohnblocks besucht, um mit den Anwohnern dort ins Gespräch zu kommen. „Wir haben eine alleinerziehende Mutter getroffen, eine Familie mit mehreren Kindern und Bewohner, die dort schon seit vielen Jahrzehnten wohnen“, erzählt sie. Sie alle eine, dass sie auf Wohnraum zu günstigen Preisen angewiesen seien.
Besitzer des Quartiers ist Dawonia Real Estate. Sie zählt mit rund 30.000 Wohnungen zu den größten Wohnungsunternehmen im süddeutschen Raum. Dazu findet sich ein interessanter Artikel in suedeeutsche.de aus dem Jahr 2020. Mieter in München haben damals gegen Dawonia protestiert, weil diese ihre Mietpreise auch während der Corona-Pandemie erhöhte.
Außerdem erfährt man in dem betreffenden Artikel, dass das betreffende Haus am Ackermannsbogen einst der staaatlichen Wohnungsbaugesellschaft GBW gehörte. Der Freistaat aber 2013 seine GBW-Wohnungen an ein Konsortium um den Augsburger Immobilienkonzern Patrizia verkaufte und dass die GBW mittlerweile Dawonia heiße. Diese stehe auch wegen anderer Projekte in der Kritik von Mieterschützern.

Nach Nachfrage wurde
Beitrag im Internet gelöscht

Rosenheim InnFormativ hat bei Dawonia nachgefragt, was sich aktuell beim Quartier an der Innsbrucker Straße tut und wie es dort weitergehen soll. Antwort: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir hierzu aktuell keine Aussage treffen können. Wir melden uns gern, wenn es Neuigkeiten bzw. weitere Entwicklungen gibt“.
Rosenheim InnFormativ wies in der Anfrage auch auf einen Beitrag zu den Wohnblöcken an der Innsbrucker Straße auf der Internetseite von Dawonia hin. Dort war zu lesen, dass 2019 mit der Sanierung begonnen werden soll. Nach der Anfrage wurde dieser Beitrag umgehend entfernt.
Auch bei der Rosenheimer Stadtverwaltung hat sich Rosenheim InnFormativ zum Stand der Dinge erkundigt. Von dort kam die Nachricht, dass die Stadt dazu nichts sagen kann.
Es bleibt also vorerst bei Gerüchten. Die SPD-Stadtratsfraktion hat aber angekündigt, nachhaken zu wollen.

 

Auf die Farbmäuse gekommen

Auf die Farbmäuse gekommen

Rosenheim – Drei Katzen und ein Aquarium. Das ist eigentlich genug. Doch dann sind wir auch noch auf die Maus gekommen. Ihre Geschichte ist eng verknüpft mit unseren Katzen und unserem Aquarium. Wie das sein kann? Nun zurück zum Anfang der tierischen Geschichte.

Katzenbesitzer kennen das. Die Samtpfoten bringen mal wieder von ihren Streifzügen durch Nachbars Garten und Wiesen und Wäldern in der Nähe eine lebendige Maus mit. Warum sie das tun? Manche sind der Meinung, die Stubentiger wollen ihren Besitzern damit ein großzügiges Geschenk machen. Neue Studien gehen aber mehr davon aus, dass Katzen uns Menschen Nachhilfe bei der Jagd geben wollen.
Wie auch immer – da sitzt dann so eine kleine Maus vor einem, entweder starr vor Schreck oder sie versucht, ihrem drohenden Schicksal noch zu entkommen, während die Katze ihre Aufmerksamkeit für einige Augenblicke von der Maus beifallserheischend auf ihre Besitzer lenkt.

Wir versuchen in so einem Fall immer, das kleine Mäuschen zu retten, indem wir sie in einen Eimer fangen und dann in Wald oder Wiese wirder in die Freiheit entlassen. Das war auch an einem sonnigen Nachmittag vor gut sechs Jahren der Fall. Alles Routine und doch war an diesem Tag alles anders.
Auffällig schon die Fellfarbe des betreffenden Mäuschens. Nicht braun, nicht grau, sondern strahlend weiß. Und als sie meine Tochter Josefa in einen Eimer locken wollte, hüpfte sie ihr stattdessen auf die Hand und schaute sie mit ihren Knopfaugen fragend an.
Und so zog die erste Maus dann bei uns ein – am ersten Tag in einen großen Karton als provisorische Unterkunft. Die Kleine war völlig zahm und ließ sich sogar streicheln. Die Begeisterung von Josefa dementsprechend groß und schon am nächsten Tag stand bei ihr fest: „Die gebe ich nicht mehr her“.
Also ging es ab in ein Zoogeschäft, um überhaupt mal zu klären, was das für eine besondere Maus ist und was sie alles für ihr Wohlbefinden braucht.

Auch dort staunte man nicht schlecht über unseren neuen Mitbewohner. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei wohl um eine Futtermaus für Schlangen handelte, die entweder entkommen war oder ausgesetzt wurde.

Da eine Maus nicht gerne alleine lebt, bekam sie natürlich auch gleich noch drei Mitbewohner. In der ersten Monaten mussten wir aber noch viel dazulernen über die Eigenheiten von Mäusen. Ganz wichtig: einen wirklich ausbruchssicheren Käfig wählen.
Bei unserem Erstmodell waren die Stäbe etwas zu weit auseinander. Dass die Mäuse auf diese Weise jede Nacht einen Ausflug duch das Wohnzimmer unternahmen, fiel uns die ersten Wochen überhaupt nicht auf. Weil sie alle am Morgen immer wieder brav zusammen in ihrem Käfig saßen.

Merkwürdig war nur, dass gleichzeitig der Bestand unserer Fische im Aquarium zusehends schrumpfte. Die Erklärung kam eines Nachts, als Josefa sah, wie die Mäuse sich erst geschickt durch die Stäbe zwängten, dann nacheinander zum Aquarium marschierten und dort erfolgreich auf Fischfang gingen.
Derartige Anfangsschwierigkeiten sind natürlich längst behoben. Ein Leben ohne Farbmäuse ist insbesondere für Josefa aber mittlerweile auch nicht mehr vorstellbar.
Wie sich Katzen und Mäuse als gemeinsame Hausbewohner vertragen? Tatsächlich besser als gedacht. Unsere Katzen meiden den Mäusekäfig, nachdem auch sie bemerkt haben, dass zahme Hausmäuse sich so völlig anders verhalten wie deren wilden Artgenossen und selbst durch den Käfig hindurch kräftig in ihre Nasen beißen können.

Weitere Infos zur Haltung von Farbmäusen findet man im Internet unter:
Das Mäuseasyl 

Unser Basteltipp für die kleinen Leser von Innpuls.me – eine lustige Fingerspiel-Maus:

Hier twittert Katerchen Cookie

Hier twittert Katerchen Cookie

Cuxhaven / TwitterweltAuf Twitter gibt es eine ganze Reihe von Tier-Accounts. Ein Account gehört dem Maine Coon-Kater Cookie aus Cuxhaven: @Cookies_Welten. Im Interview mit Innpuls.me erzählt er, warum es immer mehr Twitter-Accounts von Tieren gibt. Außerdem plaudert er Privates aus. Und hat er noch eine große Bitte an alle, die sein Interview lesen: Augen und Ohren aufhalten, um seinen Bruder Filou zu finden. Das Katerchen wird seit über einen Monat vermisst. 

Kater Cookie (rechts) mit seinem Brüderchen Filou. Die beiden Main Coon-Kater haben zusammen jede Menge Abenteuer erlebt. Leider ist Filou (links) seit Wochen verschwunden. Fotos: re

Frage: Cookie, wie kommt ein Kater zu einem eigenen Twitter-Account?
Antwort: Es geht in den sozialen Medien sooo viel um Politik und die Leute streiten sich viel. Als ich klein war, hab ich ganz viel Blödsinn gemacht und ich wollte die Leute zum Lachen bringen. Und das ist gut gelungen. Es gibt immer mehr Tier-Accounts. Die Tiere machen mir das nach. Einige Menschen suchen ganz bewusst nach Tier-Accounts, weil die einfach gute Laune machen.

Frage: Wie alt bist Du überhaupt und wo bist Du zur Welt gekommen?
Antwort: Ich bin am 24. September ein Jahr alt geworden, bin also schon ein großer Cookie. Geboren bin ich in Cuxhaven und da wohne ich auch heute noch, aber jetzt bei meinem Papa und nicht mehr bei meiner Katzen-Mama. Es ist schön hier, aber das Wetter ist oft doof. Es gibt viel Regen und Sturm.

Frage: Wann hast Du deinen „Papa“ kennengelernt?
Antwort: Papa wollte eine Katze haben, aber keine Rassekatze. Ein Freund sagte, dass wir gerade 6 Wochen alt waren und Papa fuhr mit ihm hin – aber nur zum Angucken. Papa kniete sich auf den Fußboden und meine kleine Schwester Nala und ich liefen zu ihm hin. Plötzlich sagte er: „Die beiden möchte ich haben, die sind sooo süß. Nala wurde durch ein Missverständnis anderen Leuten gegeben, aber ich zog dann mit 11 Wochen (kurz vor Weihnachten) bei Papa ein. Papa dachte 2 Monate lang, dass ich ein Mädchen bin.

Frage: Und auf Twitter bist Du seit Deiner Geburt vertreten?
Antwort: Ich bin auf Twitter, seit ich 12 Wochen alt war. Da hab ich noch jeden Tag Unsinn gemacht, z.B. die Mehltüten angeknabbert, die ganzen Nudeln aus der Tüte ausgepackt und Papa beim Spielen in die Füße gebissen. Aber weniger zu erzählen habe ich heute auch nicht. Ich erlebe seit dem Frühling auch draußen im Garten meine Abenteuer.

Frage: Was erzählst Du deinen Followern alles?
Antwort: Eigentlich erzähle ich meinen Followern alles, was ich so erlebe und worüber ich nachdenke. Es gibt lustige Tage und auch Traurige. Ich war mit 4 Monaten ganz plötzlich krank und das hab ich auch erzählt. Aber am Liebsten schreibe ich über lustige Dinge, die so passieren.

Frage: Trifft man auf Twitter nur nette Menschen oder gibt es auch welche, die nicht verstehen können, dass ein Kater einen eigenen Account hat?
Antwort: Auf Twitter sind nicht nur nette Menschen. Da gibt es zum Beispiel die Neider, die mit entfolgt sind, nur weil ich plötzlich so viele Follower hatte. Aber es gibt auch Menschen, die nicht verstehen, dass ich alleine denke und schreibe und meine Aussagen nicht die von Papa sind. Am schlimmsten sind die, die sagen, dass Papa nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, weil er mir einen Account gemacht hat. Für die sind Tiere nur „Gegenstände“. Die verstehen auch nicht, dass Leute mit Tieren sprechen. Papa ruft jeden Morgen: „Cookie, Filou, Paul, kommt rein, es gibt Essen!“

Frage: Was willst Du mit Deinem Twitter-Account bewirken?
Antwort: Eigentlich wollte ich, dass die Leute was Lustiges lesen können und nicht immer nur ernste Themen. Aber es passierte auch noch etwas anderes, etwas Wunderschönes: Viele Twitterer sind einsam und haben aus räumlichen, gesundheitlichen oder finanziellen Gründen kein eigenes Haustier. Denen „gehören“ wir nun auch allen. Sie erleben alles mit, was wir so machen und wie es uns geht und schreiben mir auch oft ihre Probleme. Es ist für viele einfacher, mit einem Kater zu schreiben als mit einem Menschen.

Frage: Jetzt will ich aber mal einiges über Dich persönlich erfahren. Was ist Dein Lieblingsspielzeug?
Antwort: Mein Lieblingsspielzeug ist ein kleiner Käfer mit Batterie. Der ist nur 3 Zentimeter lang und läuft rum. Den jage ich und trage den in den Flur auf den Steinboden, weil der da besser laufen kann. Leider findet das die Nachbarin von unten nicht gut, weil der manchmal auf dem Rücken landet und zappelt. Und das hört die Nachbarin ganz laut und deshalb darf ich da nicht so oft mit spielen.

Frage: Gibt es etwas, was Du überhaupt nicht leiden kannst?
Antwort: Ich kann unseren Nachbarn nicht leiden. Der hat ganz große Hände und als ich klein war, hat er mich mal gepackt und hochgenommen, obwohl ich das nicht wollte und Papa ihm das auch sagte. Seitdem bin ich weg, wenn er sich mir nähert.

Frage: Was ist Dein Lieblingsessen?
Antwort: Ich mag gern Brokkoli. Am am liebsten esse ich Kabeljau. Als ich mit 4 Monaten eine ganz schlimme Halszentzündung hatte, konnte ich nichts essen. Ich habe alles abgelehnt – 3 Tage lang. Und dann hat mein Papa Kabeljau für mich gedünstet und ich habe die ganzen 100 Gramm gegessen. Seitdem ist das mein absolutes Lieblingsessen.

Frage: Was ist Dein bestes Kunststück?
Antwort: Ich kann die Waschmaschine bedienen. Ich springe da rauf und haue mit der Pfote auf dem Display rum. Und dann wäscht die anders, als Papa das wollte. Den Drucker kann ich auch anmachen und viele bunte Bilder kommen dann unten raus. Und ich helfe Papa, wenn er Rechnungen schreibt. Einmal hat ein Kunde sich beschwert, weil er viel zu viel bezahlen sollte. Aber ich wollte nur, dass Papa ganz viel Kabeljau kaufen kann.

Frage: Bist Du der Chef im Haus?
Antwort: Nein, der Chef ist Filou. Das ist aber gut so. Chef sein ist anstrengend. Man muss immer gucken, ob auch alle brav sind und wenn nicht, knurren oder hauen. Ich binder Liebe, der nicht gern haut. Ich mag lieber Harmonie als Streit.

Frage: Dann bist Du jetzt nicht mehr der einzige Kater bei Dir daheim?
Antwort: Ich war fast vier Monate lang der einzige Kater im Haus. Und dann hat Papa plötzlich Filou mitgebracht. Ich war sooo erschrocken. Hab den angeschrien und laut geknurrt. Ich wollte den nicht haben. Aber jetzt sind wir die besten Freunde.

Frage: Ist Filou Dein echter Bruder?
Antwort: Jaaa, Filou ist mein echter Bruder. Wir haben dieselben Eltern, aber Filou wurde fünf Monate nach mir geboren, weil unsere Mama aus Versehen wieder Babys bekam. Das war nicht geplant. Aber das war gut, weil Filou sooo toll ist. Mit dem kann man total gut spielen und rumtoben.

Frage: Ich habe auf Deinem Twitter-Account gelesen, dass Filou vor gut einem Monat nach einem Morgenspaziergang nicht mehr nach Hause gekommen ist. Wie ist denn die Lage aktuell bei Euch?
Anwort: Filou ist leider immer noch verschwunden. Wir sind, wie jeden Morgen, um halb 6 Uhr morgens nach draußen gegangen. Normal kommen wir zwischen 7 und halb 8 wieder, aber diesmal kam ich allein zurück. Ich wollte Papa zeigen, wo Filou zuletzt war, aber ich kam auf den Baum nicht rauf und musste erstmal an einem Kleineren üben. Abend klappte das und ich sprang auf den Baum und zeigte Papa, dass Filou über den Baum in den Nachbargarten sprang. Und dann war er weg. Und dann musste Papa eine Leiter holen, weil ich nicht mehr vom Baum runterkam.

Frage: Können Euch Menschen, die Dein Interview lesen, irgendwie bei der Suche helfen?
Anwort: Ja, die Leser sollen bitte die Augen offenhalten. Wir wohnen in Cuxhaven / Groden. Aber da hier auc immer viele Urlauber sind, kann es sein, dass ihn jemand (vielleicht versehentlich) im Wohnmobil oder so mitgenommen hat. Filou ist unkastriert, 9 Monate alt und ziemlich groß für sein Alter. Er ist gechipt und bei Tasso registriert.

Übrigens: Kater Cookie hat sogar einen eigenen Fanshop:

Und hier noch unser Basteltipp für die kleinen Leser von Innpuls.me – niedliche Kätzchen aus Papprollen:

Das Pestkreuz von Baierbach

Das Pestkreuz von Baierbach

StephanskirchenEin Steinkreuz erinnert im Kielinger Wald an ein finsteres Stück Zeitgeschichte: 1632 brach die Pest in der Gemeinde Stephanskirchen aus und löschte ganze Ortschaften aus. In Kieling soll der Überlieferung zufolge nur ein kleines Mädchen das Massensterben überlebt haben. Autorin Nicole Steyer inspirierte der Besuch bei diesem Kreuz zu ihrem Historien-Roman „Das Pestkind“. Im Gespräch mit dem Wendelstein-Anzeiger erzählt die 43-jährige, was sie bei ihren Recherchen über das Kreuz herausgefunden hat und warum sich dadurch für sie in der Corona-Krise einiges relativiert.

Nicole Steyer lebt in der hessischen Stadt Idstein. Geboren wurde sie in Bad Aibling im Landkreis Rosenheim. Das Schreiben hat ihr schon immer großen Spaß gemacht. „In der dritten Klasse habe ich ein Büchlein über einen Frosch geschrieben und für je 50 Pfennig vermarktet“, erzählt sie. Als Mutter von zwei Töchtern hat sie vor einigen Jahren ein Kinderbuch auf den Markt gebracht. Ihre große schriftstellerische Leidenschaft gilt aber historischen Romanen.
Wer ihr genau den Tipp gegeben hat, einmal das Pestkreuz in der Nähe des kleinen Weilers Kieling bei Baierbach zu besuchen, weiß sie nicht mehr genau. Dafür erinnert sie sich noch gut an die Gefühle, die dieser Ort bei ihr ausgelöst hat. „Als ich vor dem Kreuz stand, hat mich das unglaublich mitgenommen. Die Geschichte dahinter empfand ich sofort als tief bewegend.“

Zu finden ist das Pestkreuz aus dem Jahr 1632 im Kielinger Wald in Stephanskirchen im Landkreis Rosenheim. Fotos: Wunsam

Das schlichte Steinkreuz selbst soll aus dem Jahr 1632 stammen. Der Stein mit Gedenktafel daneben stammt aber aus jüngerer Zeit. Darauf zu lesen ist, dass während des dreißigjährigen Krieges Pestopfer an diesem stillen Ort bestattet wurden. Auch das kleine Mädchen wird erwähnt. Geschichtlich überliefert ist ihr Überleben durch die schriftlichen Aufzeichnungen des damaligen Stephanskirchener Pfarrers Angerer.
Nicole Steyer wollte mehr erfahren über diese Zeit und insbesondere über das Schicksal des Kindes. Sie recherchierte in alten Büchern und Aufzeichnungen. „Das Leben der Menschen war zu dieser Zeit katastrophal“, meint sie. Vor 700 Jahren erschütterte die „kleine Eiszeit“ Europa. Hunger, Kriege, Revolutionen und Krankheiten waren die Folge. Auch die Region Rosenheim blieb von den Auswirkungen nicht verschont. „Ich glaube, dass es feindliche Soldaten waren, die die Pest nach Stephanskirchen brachten“, so Nicole Steyer. Diesem neuen Feind konnte die Bevölkerung nichts entgegensetzen: „Die Menschen waren dem schwarzen Tod komplett ausgeliefert“.
In ihrem Denken hat sich durch die Beschäftigung mit der Geschichte vieles verändert. „Ich empfinde heute große Dankbarkeit für das Leben, das wir heute führen“, sagt sie. Auch wenn die aktuelle Corona-Pandemie den Menschen viel abverlange, sei die Situation nicht mit der Zeit damals zu vergleichen. „Wir können uns gegen diese Krankheit schützen. Die Menschen damals hatten keine Chance.
Zu gerne hätte Nicole Steyer bei ihren Recherchen mehr über das Schicksal der einzigen kleinen Pest-Überlebenden aus dem Weiler Kieling erfahren. „Es wäre schön zu wissen, dass es das Schicksal noch gut gemeint hat mit der Kleinen“, so Nicole Steyer. Aber ihre Spurensuche blieb ergebnislos.
In dem Roman „Das Pestkind“ hat das Mädchen aber zumindest fiktiv dann doch einen Namen, eine Geschichte und ein Happy-End bekommen.
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Wer das Kielinger Pestkreuz besuchen will, folgt von der Baierbacher Kirche aus den mit Schildern ausgewiesenen Rundwegen Eins und Zwei. Hölzerne Wegweiser im Wald weisen dann auf das Pestkreuz hin.

Ein Garten voller prächtiger Rosen

Ein Garten voller prächtiger Rosen

StephanskirchenWer Rosen und Heilkräuter liebt, der sollte den historischen Rosengarten auf der Schloßbergkuppe in Stephanskirchen (Landkreis Rosenheim) besuchen. Das ganze Jahr über gibt es dort viel zu entdecken.

Diplom-Biologin Dr. Dagmar Stamp hat den historischen Rosengarten wiederbelebt. Fotos: Wunsam / re

Besonders in den frühen Morgenstunden und gegen Abend liegt dort zu dieser Jahreszeit wieder zarter Rosenduft in der Luft. Unterschiedlichste Rosenarten entfalten auf dem liebevoll angelegten und gepflegten Areal jetzt wieder ihre Knospen. Das Besondere: Fast alle Rosenbüsche sind historische Sorten und stammen aus der Zeit vor 1867. Die vier zentralen Beete beherbergen sogar Rosen aus der Zeit vor 1800 – einige davon waren schon in der Antike bekannt.

Ein lebendiges
Museum

Damit ist der historische Rosengarten am Schloßberg auch ein lebendiges Museum. Wieder ins Leben gerufen wurde er vom Verein „Rosen-Heim“ mit der Diplom-Biologin Dr. Dagmar Stamp an der Spitze. Rosen waren schon immer ihre große Leidenschaft. Was sie aber an modernen Rosensorten oftmals stört: „Durch das ewige Weiterzüchten haben sie ihren Duft und damit ihre Seele verloren.“
Auf der Suche nach historischen Rosengärten war die Stephanskirchnerin in ganz Deutschland unterwegs und dabei reifte in ihr der Wunsch heran, so einen Garten auch in unserer Region anzulegen. Den idealen Ort dafür fand sie schließlich auf der Schlossbergkuppe. Einst stand dort das Schloss Rosenheim. Von dem erstmals im Jahr 1234 urkundlich erwähnten Gemäuer wurde der Verkehr auf dem Inn und auf der Innbrücke überwacht. Außerdem stellte es als Pflegschloss der Wittelsbacher den Gerichts- und Verwaltungssitz. Ein Plan aus dem Jahr 1782 zeigt, wie der Schlossgarten einst ausgesehen hat – als Rechteck mit einem Wegkreuz, das vier Beetfelder ergibt.
An dieser Vorlage hat sich der Verein „Rosen-Heim“ mit seinen rund 40 Mitgliedern orientiert, als er es sich im Jahr 2011 zur Aufgabe gemacht, den einstigen Hofgarten wiederzubeleben.

Unterstützung durch
die Gemeinde

Großes ehrenamtliches Engagement war nötig, um auf der Wiese Beete und Wege anzulegen. Unterstützung kam von der Gemeinde Stephanskirchen, die von Anfang an von der Idee begeistert war.
Den Mittelpunkt der kleinen, liebevoll gestalteten Anlage bilden vier Themenbeete: „Karl der Große“, „Hildegard von Bingen“, „Garten von Eichstätt“ und „Gartenpflanzen vor 1800“. Weil es Dr. Dagmar Stamp wichtig war, den Besuchern des historischen Rosengartens auch außerhalb der Rosenblüte etwas bieten zu können, bekam die Königin der Blumen einen „Hofstaat“. Die Begleitbepflanzung in den Beeten besteht vor allem aus Wild- und Heilpflanzen. Mittels Beschilderung erfahren die Besucher, um was für Arten es sich handelt.
Wildrosen inspirierten Dichter und Maler zu allen Zeiten. Im Mittelalter zierten sie die Klostergärten. Genutzt wurden sie auch als Heilpflanzen. Karl der Große ordnete in seinem „Capitulare de Villis“ an, dass diese Pflanzen in jedem Garten gedeihen sollen. „Aus einigen Wildrosen entwickelten sich dann viele unserer heutigen Kulturrosen“, erklärt Dr. Dagmar Stamp.
Für das Weiterbestehen des Schloßberger Rosengartens braucht es ehrenamtliches Engagement. Dr. Dagmar Stamp hofft darauf, mehr Menschen für die kleine Anlage zu begeistern. Gesucht werden aktuell noch Helfer, die ein paar Stunden ihrer Freizeit opfern, um beispielsweise ein paar Mal im Jahr Unkraut zu jäten. Nebenbei kann man da von Dr. Dagmar Stamp viel lernen über Rosen und Heilpflanzen.

Weitere Informationen gibt es unter:

Zeitzeugen aus Papier und Pergament

Zeitzeugen aus Papier und Pergament

OberaudorfSmartphone, E-Reader und Co. verdrängen das klassische Lesen mit dem Buch. Aber je mehr Bücher elektronisch verfügbar sind, desto begehrenswerter wird das Buch als Objekt, gleich gar wenn es sich um alte, seltene und außergewöhnliche Exemplare handelt. Antiquar Rainer Kurz und seine Frau Regina haben ein gutes Gespür für das Besondere.

Antiquar Rainer Kurz teilt die Liebe für alte Bücher mit seiner Frau Regina. Fotos: Dinner

 Es ist, als trete man eine Zeitreise in längst vergangene Zeiten an. Die ältesten Bücher im Antiquariat von Rainer und Regina Kurz stammen aus dem 16. Jahrhundert. Bücher mit Pergamenthaut oder Ledereinband – teils aufwendig verziert, teils noch handgeschrieben, fallen in den Blick. Im Nebenraum hängen kunstvoll gestaltete Lerntafeln – damit wurde den Schülern früher anschaulich dargestellt, wie beispielsweise Motoren funktionieren oder wie Menschen und Tiere auf einem Bauernhof leben. Doch auch weniger alte Werke stapeln sich in den Regalen und das was die Besucher da alles sehen, ist nur ein kleiner Teil dessen, was Rainer und Regina Kurz ihren Kunden bieten. Denn auch ein Antiquariat geht mit der Zeit. Vieles wird heutzutage über das Internet gehandelt.

Gotamo Buddhos
für fünf Euro

Rainer Kurz hat seine Liebe für alte Bücher in der 50er Jahren entdeckt. „Als Teenager habe ich mir die Reden Gotamo Buddhos für fünf Mark gekauft“, erinnert er sich. Was damals daran so fasziniert hat? „Vor allem die Haptik. Etwas in den Händen zu halten, das so viel älter ist als ich und wohl auch nach mir noch viele Generationen überdauern wird.“
1980 hat er ein Antiquariat über der Gaststätte Mailkeller in Rosenheim eröffnet und über seine Leidenschaft für alte Schriften hat er dort seine Frau Regina kennengelernt.
Nachdem die beiden aufgrund steigender Mieten das Geschäft dort aufgegeben haben, handelten sie einige Jahre nur noch über das Internet und erstellten Angebote für Sammler. Im Jahr 2016 haben sie dann aber in der Ortsmitte von Oberaudorf die idealen Räumlichkeiten gefunden, um einen Teil ihrer Bücher auszustellen und neben dem Internet auch wieder vor Ort zum Verkauf anzubieten.
Bücher sind heutzutage Massenware. Die Mehrheit an gebrauchten Büchern lässt sich kaum oder wenn nur für sehr wenig Geld verkaufen. Aber es gibt auch Exemplare, für die Käufer bereit sind, hohe Summen zu zahlen. Das Ehepaar Kurz hat in den vielen Jahren als Antiquare ein sicheres Gespür dafür entwickelt, was sich gut verkaufen lässt.

Kuriositäten
und Unikate

„Entscheidend sind Inhalt, Alter und Zustand. Bei Sammlern begehrt sind aber auch Kuriositäten und Unikate“, weiß Regina Kurz. Sie persönlich findet alte Schulfibeln besonders faszinierend. „Weil man über diese Büchlein auch sehr viel über die jeweilige Zeit erfahren kann“, erzählt die Antiquarin. Manches, was darin beschrieben wird, ist in der heutigen Zeit unvorstellbar, so wie diese Szene: ein Mädchen läuft angsterfüllt vor einer riesigen Kirchenglocke davon, die sie beinahe zu erschlagen droht! Einst sollte diese gruselige Illustration Kinder dazu erziehen, ja nicht zu spät zum Gottesdienst zu kommen. „Mir hat erst kürzlich wieder eine ältere Dame erzählt, dass ihr diese Illustration als Kind Alpträume beschert hat“, erzählt Regina Kurz.
ar Kurz ständig nach neuen, besonderen Büchern. Damit schließe sich der Kreislauf, so Regina Kurz: „Ein Mensch entdeckt seine Leidenschaft für Bücher, beginnt sie zu sammeln und dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem er sich wieder davon trennen will oder trennen muss und mit einem neuen Sammler fängt wieder alles von vorne an – Generation für Generation. Was bleibt sind die Bücher und Bibliotheken, denn sie überdauern die Zeit wesentlich länger als wir Menschen.“

Ausflug in die Geschichte von Kolbermoor

Ausflug in die Geschichte von Kolbermoor

KolbermoorIm Depot des Heimat- und Industriemuseums Kolbermoor im Landkreis Rosenheim gibt es mehr Platz: Weil das Museum über die neue Heizzentrale des Bahnhofs beheizt wird, konnte die alte Ölheizung im Keller ausgebaut werden. Damit steht nun ein zusätzlicher Raum zur Verfügung, um interessante Zeugnisse aus Kolbermoors Vergangenheit zu lagern und so für die Nachwelt zu erhalten.

Blick in längst vergangene Zeiten.  In Heimat- und Industriemuseum Kolbermoor wird Geschichte in vielen Bereichen greifbar. Fotos: Staudhammer

Untergebracht ist das Heimat- und Industriemuseum Kolbermoor seit 1998 im ehemaligen Postamt. Betreiber ist der Förderverein Heimatmuseum Kolbermoor, mit Stefan Reischl an der Spitze. Der 48-jährige erinnert sich noch gut an die ersten Anfänge: „Das Museum geht zurück auf die Initiative von Horst Rivier. Er sammelte alles Alte mit Bezug auf Kolbermoor.“

Ausstellung über
drei Etagen

Pflege und Erhaltung des Museums ist dem ehrenamtlichen Engagement des Fördervereins zu verdanken. Die Ausstellungsräumlichkeiten erstrecken sich über drei Etagen. Zusätzlich gibt es noch einen Außenbereich. Ein Großteil der gezeigten Exponate stammen aus Horst Riviers Sammlung. Mit den Jahren kamen aber auch viele weitere Dinge hinzu, meistens beigesteuert von Kolbermoorer Bürgern. Einen Aufnahmestopp für neue Exponate kann es nach Ansicht von Stefan Reischl nie geben: „Die Geschichte Kolbermoors endet ja schließlich nicht plötzlich. Dinge, die uns heute selbstverständlich und vielleicht sogar eher langweilig erscheinen, können für die Nachwelt plötzlich sehr interessant sein.
Die Zahl der Exponate wächst also weiter. Nicht alles kann und soll Platz in den Ausstellungsräumen finden. „Der Auftrag eines Museums lautet nicht nur ausstellen, sondern auch sammeln und bewahren“, erklärt Stefan Reischl.

„Geschichte ist
noch greifbar“

Darum freut sich das ehrenamtliche Team des Heimat- und Industriemuseums Kolbermoor sehr über das neue, zusätzliche Raumangebot, das durch den Wegfall der Ölheizung entstanden ist. Der Boden im Keller wurde saniert. Die Wände frisch gestrichen.  Aktuell werden Regale aufgestellt und die alten Zeitungsbände, Postkarten, Sterbebilder, Firmenprospekte und andere Zeitzeugnisse darin übersichtlich verstaut: „Das wird uns wohl noch bis zum Ende des Jahres in Anspruch nehmen.“

Kolbermoor ist eine noch relativ junge Stadt. Ihren Ursprung hat sie im Jahr 1857 mit der Eröffnung der Bahnlinie München-Holzkirchen-Salzburg. Genau diese Tatsache macht nach Meinung von Stefan Reischl den Besuch des Heimat-Museums so interessant. „Die eher kurze Geschichte Kolbermoors macht vieles für die Besucher greifbarer“, meint er. Ausstellungs-Schwerpunkte sind neben Kolbermoors Industrie- und Ortsgeschichte auch Vereinswesen, Torfabbau und Tiere der Heimat. Die junge Generation begeistert bei einem Besuch oftmals die liebevoll eingerichtete, alte Arbeiterwohnstube ganz besonders. „Weil es da so viele Dinge zu entdecken gibt, die sie gar nicht mehr kennen“, weiß der Vorstand. Die ältere Generation kann dagegen oftmals noch einen direkten Bezug zu den Exponaten herstellen, wie beispielsweise den alten Reklametafeln: „Heute gibt es diese Geschäfte nicht mehr. Aber einige unserer Besucher erinnern sich noch daran, wie sie früher dort eingekauft oder gearbeitet haben.“

Begleitung für Eltern von Sternenkindern

Begleitung für Eltern von Sternenkindern

Rosenheim – Kleine Engel, Windräder, Herzen, Blumen und bemalte Steine zieren dasGrab der sogenannten Sternenkinder. Kinder, die das Licht dieser Welt nie gesehen haben, weil sie bereits im Mutterleib verstorben sind. Im RoMed Klinikum Rosenheim unterstützt die Elternbegleiterin Andrea Riepertinger seit vielen Jahren werdende Mütter und Eltern in der Trauer um ihr auch noch so kleines Baby.

 

Klinikseelsorgerin Monika Eichinger und Elternbegleiterin Andrea Riepertinger bei der Trauerfeier im Oktober. Fotos: RoMed Kliniken

Vor allem der Tod im frühen Stadium der Schwangerschaft wird häufig tabuisiert, da man ja noch nichts sieht. Den werdenden Eltern helfen Sprüche nicht, wie „ihr habt ja schon zwei Kinder“ oder „du wirst bestimmt bald wieder schwanger“. Abschied ist immer schmerzvoll, auch schon in den ersten Wochen einer Schwangerschaft, wenn das Baby noch klein und winzig ist und kaum zu sehen. „Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen für den Abschied und das Baby zu betrauern, unabhängig davon, wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten war“, weiß die gelernte Kinderkrankenschwester Andrea Riepertinger.

Zu den vielen Fragen und schmerzhaften Gefühlen kommt auch die Frage der Bestattung. Für viele Eltern ist es tröstlich zu wissen, dass ihr kleines Kind – sofern es unter 500 Gramm geboren wurde – in einem Grab für Sternenkinder zur Ruhe gebettet wird. Die Stadt Rosenheim hat dem Klinikum hierfür eine Grabstelle zur Verfügung gestellt. Für die betroffenen Eltern entstehen dafür keine Kosten.
Alle drei Monate gestaltet die Seelsorgerin Monika Eichinger zusammen mit Andrea Riepertinger eine Gedenk- und Abschiedsfeier an diesem Sternenkindergrab. Die beiden Frauen wissen, dass es guttut, wenn Trauer einen Ort hat, zu dem die Betroffenen immer wieder gehen können. Sie laden alle betroffenen Eltern zur Trauerfeier ein und viele nehmen dieses Angebot dankbar an. Auch wenn es noch einmal schmerzlich ist und viel geweint wird, hören die Seelsorgerin und die Elternbegleiterin von den Anwesenden: „Es tut uns gut, zu sehen, dass wir nicht alleine sind mit unserer Trauer. Für uns ist es tröstlich zu wissen, dass der Körper unseres kleinen Babys nicht alleine im Grab ist, sondern viele Sternenkinder hier ihre letzte Ruhe finden.“
Besonders berührt sind Andrea Riepertinger und Monika Eichinger bei der Trauerfeier von den Geschwisterkindern der verstorbenen Babys. Mit welcher Hingabe und Liebe sie die Stelle aussuchen, wo sie ihre mitgebrachten, selbst bemalten Steine ablegen oder das kleine Spielzeugauto, das sie für ihren verstorbenen Bruder mitgebracht haben.
Wer über den Städtischen Friedhof Rosenheim geht, wird die mittlerweile drei Sternenkindergräber nicht übersehen: Liebevoll geschmückt von den Familien, die um ihre Kinder trauern, die gestorben sind, noch bevor sie diese Welt betreten haben. (Quelle: Pressemeldung RoMed Kliniken)
Hilfe finden Eltern von Sternenkindern hier:
Sternenkinderzentrum Bayern

 

Interview mit einem Gewitterjäger

Interview mit einem Gewitterjäger

Markt Schwaben – Wenn sich dunkle Wolken am Himmel bedrohlich aufbauschen, ziehen sich die Menschen instinktiv in ihre eigenen, schützenden vier Wände zurück. Alle? Nein. Damian Warmula will ganz nah ran. Der 37-jährige aus Markt Schwaben ist Sturmjäger. Im Interview mit Rosenheim InnFormativ erzählt der 37-jährige, wie er zu diesem ungewöhnlichen Hobby kam, was ihn dabei reizt und ob er schon mal gefährliche Situationen erlebt hat.

 Dieses Foto von Damian Warmula entstand am 12. Juli 2021 in München / Beitragsfoto: Damian Warmula

Frage: Stormchasing, also die Jagd nach Gewittern, ist in den USA sehr beliebt. Dort gibt aber auch viel mehr freie Fläche als hierzulande. Bei uns stelle ich mir die Jagd nach Blitz und Co. wesentlich schwieriger vor.
Antwort: Das stimmt. Durch die dichte Bebauung, verwinkelte Straßen und häufige Staus hat man es in unserer Region viel schwieriger, den Gewittern nahe zu kommen.

Frage: Wie klappt es dann überhaupt, genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein?
Antwort: Zum Glück gibt es heute Technik und Wetterapps, die einem bei der Jagd unterstützen. Ich beobachte meine Wetterstationen und den Verlauf auf den Apps sehr genau. Schon Tage vorher weiß ich dadurch, wo sich etwas zusammenbrauen könnte und mit der Zeit werden diese Angaben dann immer genauer und man kann immer besser die Uhrzeit eingrenzen, wo etwas passiert.

Frage: Und dann lässt Du alles liegen und stehen und fährst los in Richtung Gewitter?
Antwort: Genau so ist es. Ein Gewitter ist für mich wie ein Magnet.

Frage: Dieses Jahr mit seinen vielen Unwettern in unserer Region hattest Du dann wohl besonders viel zu tun?
Antwort: Das artete tatsächlich schon in Freizeitstress aus (lacht). Von Mai bis Ende August gab es in Oberbayern 34 Gewittertage.

Frage: Was reizt dich so an Gewittern?
Antwort: Das Erleben der Naturgewalt. Diese Macht. Wenn man bei einem Donner die Druckwellen spürt, die durch den Körper jagen. Das gibt einen unglaublichen Adrenalinschub.

Frage: Kann aber auch ganz schön gefährlich sein?
Antwort: Ja natürlich. Ich habe schon viele gefährliche Situationen erlebt. Um das perfekte Foto zu bekommen, ist es schließlich am besten, unbebaute und freie Sicht zu haben, wie zum Beispiel freistehend auf einem Feldweg.

Frage: Ist Dir schon mal was passiert?
Antwort: Zum Glück nicht. Selbst mein Auto ist noch in Ordnung. Ich kenne aber auch Sturmjäger, denen es die Scheiben eingeschlagen hat. Ganz schlimm ist da natürlich der Hagel. Da hatte ich heuer Glück. Bei dem schweren Hagelunwetter in Ebersberg kam ich zu spät von der Arbeit weg. Ansonsten wäre ich wohl mitten hinein geraten.

Frage: Gerade in diesem Jahr hat man aber immer wieder erlebt, wie viel Leid ein Unwetter verursachen kann. Hast Du da kein schlechtes Gewissen mit deiner Begeisterung für die Gewalt der Natur?
Antwort: Das ist ein zweischneidiges Schwert. Das ist mir bewusst. Aber ich als einzelner Mensch bin ja nicht direkt schuld an den lokal auftretenden Unwettern und Ihren Folgen, die die Natur verursacht.

Frage: Wann hat diese Leidenschaft bei Dir begonnen?
Antwort: In der 3. Klasse Grundschule bekamen wir in Erdkunde die Aufgabe, das Wetter zu beobachten und aufzuzeichnen. Damit fing es an. Das war der Impulsgeber. Ich habe mir eine Wetterstation angeschafft und hatte unglaublich viel Spaß dabei, meine Wetterbeobachtungen zu dokumentieren. Dann kam der Sturm Lothar im Jahr 1999. Die Schäden waren enorm. Der Schock über diese Naturgewalt nährte aber meine Faszination, Wetter in all seinen Ausprägungen erleben zu wollen.

Frage: Warum hast Du dein Hobby dann eigentlich nicht zum Beruf gemacht?
Antwort: Habe ich mir tatsächlich überlegt. Aber dann habe ich mich anders entschieden und heute bin ich froh darüber. Ich arbeite in der Nuklearmedizin, also etwas ganz anderes und mein Hobby ist dazu ein guter Ausgleich.

Frage: Als Sturmjäger muss man sich nicht nur sehr gut mit Meteorologie auskennen. Man muss auch ein guter Fotograf sein, um Blitze so gekonnt wie Du in Szene setzen zu können.
Antwort: 2001 habe ich mit der analogen Fotografie begonnen und mich dafür auch in diese Materie tief eingearbeitet. Seit 2004 fotografiere ich digital. Da ist natürlich der Vorteil, dass man damit unzählige Fotos machen kann, ohne dass es hohe Kosten verursacht.

Frage: Kennen sich die Sturmjäger hierzulande untereinander?
Antwort: Ja natürlich. Das ist eine richtige Community. Man trifft sich und tauscht sich über Erlebnisse aus. Manche fahren zum Stormchasing auch viel weiter als ich, oder reisen ins Ausland, um einem Gewitter nahe zu kommen.

Frage: Gibt es noch etwas, was Du noch unbedingt fotografieren willst?
Antwort: Ein Tornado wäre natürlich schon eine tolle Sache. Aber unsere Region ist einfach zu dicht bebaut, um welche zu erspähen und zu fotografieren. Da tut man sich hoch im Norden einfacher. Aber wer weiß, vielleicht klappt auch das irgendwann.

Audienz bei der Bienenkönigin

Audienz bei der Bienenkönigin

Der Bienenlehrpfad Kleinhöhenrain im Landkreis Rosenheim ist ein guter Ausflugstipp für Groß und Klein.  Auf der über zwei Kilometer langen Wanderung durch Wälder und Wiesen kann man mit allen Sinnen in die spannende Welt der Bienen, Wildbienen, Hummeln eintauchen. Entstanden ist der Bienenlehrpfad auf Initiative des Imker-Ehepaars Sepp & Gertraud Hermann.

Der Bienenlehrpfad in Kleinhöhenrain ist ein guter Ausflugstipp für alle Generationen.  Fotos: Dinner / Staudhammer

Auf die Idee, einen Bienenlehrpfad in Kleinhöhenrain anzulegen kam das Ehepaar Hermann im Jahr 2009. Damals schlugen die Imker deutschlandweit Alarm. Die Zahl der Bienen befand sich auf einen Tiefstand. „Die Bestäubungssicherheit war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gewährleistet“, erinnert sich Sepp Hermann. Er und seine Frau wollten diese traurige Entwicklung nicht einfach so hinnehmen und überlegten, wie sie selbst etwas dazu beitragen können, um auf die Wichtigkeit der Biene für uns und für unsere Umwelt aufmerksam zu machen. So entstand die Idee für einen Bienenlehrpfad.
In Eigeninitiative suchten sie nach Unterstützern und fanden diese schließlich in Höhenrainer Vereinen und vielen Sponsoren. Nach drei Jahren Planung fand die Eröffnung statt.
Mittlerweile hat es sich auch weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus herumgesprochen, dass der Bienenlehrpfad Kleinhöhenrain eine gute Adresse ist für alle, die mehr über das Leben der Bienen lernen wollen. Vor allem bei Familien und Schulklassen ist der Bienenlehrpfad eine beliebte Adresse. Man kann den Rundweg auf eigene Faust erkunden. Noch mehr Einblick in das Leben der fleißigen Honigsammler bekommt man aber bei einer Führung mit Sepp Hermann.

Leben im
Bienenstock

Auf den Weg gibt es über 50 Stationen mit interessanten Fakten rund um das Leben in einem Bienenstock. Man erfährt beispielsweise, dass die Honigbiene ein sehr soziales Insekt ist, sie bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts an Nektar oder Pollen im Flug transportieren kann, eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 40 Kilometer pro Stunde erreicht und sie das Wachs für die Waben durch Schwitzen erzeugt,
Besonderen Augenmerk will der Bienenlehrpfad Kleinhöhenrain auch auf die Wildbienen lenken. Die Station „Nisthilfen für Wildbienen“ will dazu anregen auch bei sich zuhause für sie Wohnmöglichkeiten im Garten zu schaffen. 
Auch für Ruhemöglichkeiten in Form von Sitzbänken und einem Picknickplatz ist gesorgt. Außerdem gibt es für die kleinen Besucher einen Abenteuer-Spielplatz. Voll im Trend liegt der Lehrpfad mit seiner kostenlosen E-Bike-Ladestation, die mit Bienen-Strom betrieben wird.
Erster Höhepunkt des Rundwegs ist der gläserne Schau-Bienenkasten. In ihm ist ein kleines Bienenvolk daheim. Zweiter Höhepunkt ist das Bienenkino am Gasthof-Hotel „Schöne Aussicht“.  Es ist jederzeit geöffnet und kostet 2 Euro. Man kann auswählen zwischen drei spannenden Bienenlehrfilmen. Besonders empfehlenswert ist Film Nummer 2 – ein lehrreiches Kindermusical für alle Altersstufen.

Die Route ist auch für Kinderwagen und Laufrad gut geeignet.  Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bienenlehrpfad-kleinhöhenrain.de

Höchste Zeit, sich einzumummeln

Höchste Zeit, sich einzumummeln

Wenn der Winter vor der Tür steht, heißt das für viele Tiere, sich auf eine entbehrungsreiche und karge Zeit vorzubereiten. Darunter sind auch viele Arten, die sich vollständig in ihre Winterquartiere zurückziehen – so auch unsere heimischen Reptilien. Zu ihnen gehört die Zauneidechse, heuer das Reptil des Jahres. Dirk Alfermann, Gebietsbetreuer des Chiemsees stellt sie vor.

Trächtiges Zauneidechsen-Weibchen vor der Eiablage. Foto: Esther Lindner / Foto Beitragsbild: Sarah Lindner

Die Zauneidechse (Lacerta agilis) ist eine der fünf in Deutschland heimischen Eidechsenarten. Das bis zu 20 Zentimeter große Tier hat einen kräftigen Körper mit kurzen Beinen. Dabei ist der Schwanz ein gutes Stück länger als der restliche Körper. Zauneidechsen sind sehr variabel gefärbt. Die prächtigen Männchen zeichnen sich meist durch kräftig grün gefärbte Flanken aus. Die Weibchen hingegen sind eher schmucklos braun gefärbt.

Zauneidechse in in
ganz Bayern zu finden

In Bayern ist die Zauneidechse landesweit zu finden. Schwerpunkte ihrer Verbreitung sind jedoch die Flusstäler und lichte Kiefern- bzw. Eichen-Kiefern-Mischwälder. Als klassischer Kulturfolger besiedelt sie heute eine Vielzahl menschengemachter Lebensräume wie Sand- und Kiesgruben aber auch Bahndämme und Straßenböschungen. Auch in naturnahen Hausgärten kann man sie zuweilen finden. „In landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen ist sie allerdings nur noch recht selten anzutreffen“, so Alfermann. „Viele Kleinstrukturen wie Säume, Randstreifen, Hecken, Legesteinhaufen, Brachen oder Ruderalfluren gehen immer mehr zurück oder sind bereits ganz verschwunden.“ So wundert es auch nicht, dass die Zauneidechse in der Roten Liste Bayerns mittlerweile als „gefährdet“ eingestuft wird.

Spinnen und Heuschrecken
stehen auf dem Speiseplan

Am Chiemsee findet die Zauneidechse aber erfreulicher Weise noch eine Vielzahl geeigneter Lebensräume. So ist sie zum Beispiel in den ufernahen Waldbereichen bei Übersee zu finden, oder auch am Rand des Grabenstätter Mooses und den Streuwiesen bei Seebruck. Weiter nördlich findet man sie auch in weiten Teilen der „Eiszeitseen“, dem Biotopverbund von Eggstätt Hemhofer Seenplatte und Seeoner Seen, wie der zuständige Gebietsbetreuer Patrick Guderitz bestätigt: „Hier findet sie überall noch ausreichend Nahrung. Vor allem Spinnen, Heuschrecken und anderen Insekten stehen auf dem Speiseplan“.

Ende Oktober geht es
ins Winterquartier

Vereinzelt kann man die wechselwarme Eidechse an sehr sonnigen Tagen noch bis Ende Oktober entdecken. Spätestens dann ziehen sich aber auch die letzten von ihnen in ihre Winterquartiere zurückgezogen haben.
Übrigens, gekürt wird das Reptil des Jahres alljährlich von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT).

Mehr zum Thema Eidechsen kindgerecht erklärt gibt es hier:

Und hier für die kleinen Leser von Innpuls.me auch noch ein Basteltipp – bastelt Euch Eure eigene flinke Eidechse:

Umgang mit NS-Straßennamen

Umgang mit NS-Straßennamen

Rosenheim – In München wurde darüber bereits heiß diskutiert: wann ist ein Straßenname historisch so belastet, dass die Stadt ihn umbenennen muss? Das Stadtarchiv München hat eine entsprechende Liste mit 45 Straßen veröffentlicht. Die Überprüfung läuft. Auch auf die Stadt Rosenheim könnte dieses Problem zukommen, insbesondere durch die Langbehn-Straße, die nach dem völkischen – antisemitischen Philosoph und Autor Julius Langbehn benannt wurde. Außerdem können Oberdonauweg und Niederdonauweg mit dem NS-Regime in Bezug gebracht werden.

Julius Langbehn wurde 1851 in Hadersleben in Nordschleswig geboren. Er galt als Sonderling, arbeitete als Kellner, Sekretär und Fremdenführer. In München und Venedig studierte er Archäologie und nach seiner Dissertation 1881 wirkte er als Lehrer und Journalist.
Bekannt gemacht hat ihn sein Buch mit dem Titel „Rembrandt als Erzieher“. Für zwei Mark war es erhätlich und brachte es bereits im ersten Erscheinungsjahr auf 60.000 verkaufte Expemplare. Langbehn lehnt in diesem Werk die Demokratie ab, spricht sich für die Herrschaft einer Aristokratie aus, erhebt die Deutschen zu Angehörigen der edelsten Rasse und macht offensiv Front gegen die Juden. Heute wird er darum als Wegbereiter des Nationalsozialismus betrachtet.

Was hat Langbehn mit
Rosenheim zu tun?

Was hat Langbehn aber nun mit der Stadt Rosenheim zu tun? Nichts – bis auf die Tatsache, dass er auf dem Weg nach Tirol aufgrund von Krankheit dort Rast einlegen musste und schließlich am 30. April 1907 im Hotel König Otto verstarb.
Tatsächlich wurde die Langbehn-Straße in Rosenheim auch schon einmal unbenannt, im Jahr 1991 auf Anstoß von Historiker Walter Leicht und mit journalistischer Unterstützung der damaligen OVB-Redakteurin Elvira Bibel-Neu. „Aus der Langbehn-Straße wurde die Geschwister-Scholl-Straße“, erzählt er. Aber die Umbenennung währte nur wenige Wochen. Dann wurde daraus erneut die Langbehn-Straße. „Anwohner beschwerten sich, weil sie durch die Straßenumbenennung ihre Postanschrift ändern mussten, und man beugte sich deren Wunsch“, erinnert sich Walter Leicht.

Hinweistafeln an
Straßenschildern

Nicht nur in der Stadt Rosenheim gibt es eine Langbehn-Straße, sondern auch in München, Altötting, Hamburg und Fürstenfeldbruck.
In Puch in Fürstenfeldbruck wurde Langbehn begraben. Auch dort gab es bereits Diskussionen darüber, ob es zu einer Umbenennung von historisch belasteten Straßennahmen kommen muss. Im Jahr 2018 lehnte der dortige Stadtrat diese Maßnahme ab und fasste stattdessen den Beschluss, Hinweistafel mit dem Lebenslauf der betreffenden Personen unter den Straßenschildern anzubringen. Das wurde dann auch so umgesetzt.
In der Stadt Rosenheim gab es nach 1991 keine öffentliche Diskussion mehr zu diesem Thema. Wenn es so weit kommt, muss nach Meinung von Walter Leicht auch über eine Umbenennung des Oberdonauwegs und des Niederdonauwegs nachgedacht werden. Ursprünglich waren das mal Oberösterreichweg und Niederösterreichweg. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam die Namensänderung und die entbehrt nach Ansicht des Historikers ohnehin jeglicher Logik.

Nachtrag: Aufgrund meines Artikels wurde reagiert: die SPD-Stadtratsfraktion und „Die-Partei“-Stadträtin Ricarda Krüger folgenden Antrag zur Beratung und Beschlussfassung in den Gremien des Stadtrates Rosenheim gestellt:

„Die Stadtverwaltung wird beauftragt, eine Liste aller Straßennamen in Rosenheim zu erstellen, deren Namensgeber / Ursprung einen Bezug zum Nationalsozialismus aufweisen.
Begründung:
In der Montagsausgabe des Oberbayerischen Volksblatts vom 11.10.2021 war ein Artikel mit der Überschrift „Die Sache mit den Straßennamen“ zu lesen. Darin setzt sich die Redakteurin, Karin Wunsam, beispielhaft mit drei Straßennamen in Rosenheim auseinander, deren Namensgeber bzw. Ursprung mit einer schweren historischen Hypothek belastet sind. Unter anderem wird die „Langbehnstraße“ aufgeführt. Deren Namensgeber, Julius Langbehn, sprach sich als Autor des Werks „Rembrandt als Erzieher“ gegen die Demokratie aus und hetzte gegen Juden. 1991 änderte man den Straßennamen in „Geschwister-Scholl-Straße“. Die Namensänderung währte jedoch nicht lang. Auf den Druck der Anwohner, die sich gegen eine Umbenennung beschwerten, weil sie dadurch ihre Postanschrift ändern mussten, wurde die Namensänderung rückgängig gemacht. Für die SPD-Stadtratsfraktion hat die Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte eine enorme gesellschaftspolitische Bedeutung. Wer sich mit der Vergangenheit nicht auseinandersetzt, kann die Zukunft nicht gestalten. Die Akzeptanz historisch belasteter Straßennamen aus Gründen der Bequemlichkeit ist mit dem Andenken an jene Menschen, die aus rassistischen und menschenfeindlichen Motiven heraus vertrieben und ermordet wurden, nicht zu vereinbaren.“