Erneut Bach in EU-Schutzgebiet abgebaggert

Erneut Bach in EU-Schutzgebiet abgebaggert

Forchheim / Hilpoltstein / Bayern – Nachdem vor einigen Wochen bereits im Allgäuer Rappenalptal ein Bachlauf in einem streng geschützten Naturschutzgebiet ohne Genehmigung zerstört wurde, ist nun ein ähnliches Vorgehen im nördlichen Landkreis Forchheim entdeckt worden. Der LBV beurteilt die Schäden als kaum wiederherstellbar. Der Bund Naturschutz in Bayern (BN)  hat Anzeige gestellt.

Die Sinterterrassen im Eggerbach nördlich von Tiefenstürmig (Landkreis Forchheim) sind ein Naturdenkmal und liegen im FFH-Gebiet „Albtrauf von der Friesener Warte zur Langen Meile“. Auf einer Strecke von rund 900 Metern haben sich in dem Geotop im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Tuffkaskaden gebildet. Die Entstehung solcher Kaskaden setzt einen bestimmten Prozess voraus, bei dem durch die Ausfällung von Kalktuff diese schönen Strukturen über Jahrzehnte hinweg entstehen.

Rund 25 Meter des Eggerbachs
komplett zerstört

Laut Pressemitteilung des Naturschutzverbandes LBV wurden nun durch Baggerarbeiten rund 25 Meter des Eggerbachs zerstört. Unser Beitragsbild von Fotografin Eva Schubert zeigt den Bachlauf im Vergleich auf der rechten Seite im ursprünglichen Zustand und links ausgebaggert.  „Auch hier handelt es sich um einen nicht genehmigten, massiven Eingriff in einen besonders geschützten Lebensraum. Auch dieser Naturfrevel hat wohl einen unwiederbringlichen Schaden angerichtet“, so die erste Einschätzung der LBV-Quellenexpertin Eva Schubert. Wer dafür verantwortlich ist, ist bisher noch nicht bekannt. Der Bund Naturschutz hat bereits Strafanzeige gestellt. LBV und des BN haben sich vor Ort getroffen, um sich ein Bild von der Lage zu machen und die Schäden zu dokumentieren.

Die BN-Ortsgruppe Hallerndorf-Eggolsheim hat in den letzten eineinhalb Jahren an der Quelle des Eggerbaches bereits einige bedenkliche Vorgänge dokumentieren können. „Der jetzige Eingriff in den Bachlauf ist allerdings besonders gravierend. Leider wissen wir nicht, wer dafür verantwortlich ist. Für uns war es daher zwingend nötig, die Vorgänge auch anzuzeigen. Wir hatten auf der Fläche bereits einen Termin mit der Polizei und der unteren Naturschutzbehörde“, erklärt Edi Zöbelein von der BN-Ortsgruppe.

„‚Bach wurde
regelrecht kanalisiert“

Aufgrund einer Quellrenaturierungsmaßnahme vor zwei Jahren in unmittelbarer Nähe ist die LBV-Biologin Eva Schubert eine Gebietskennerin des einzigartigen Lebensraums am Eggerbach: Durch die mutwillige Zerstörung der gewachsenen Sinterstrukturen sei ein massiver Schaden entstanden. „Es ist ungewiss, ob sich der Bachlauf an dieser Stelle nochmal erholen kann. Der Bach wurde regelrecht kanalisiert. Auf diese Weise wird auch der Lebensraum von Insekten oder dem hier nachgewiesenen Feuersalamander nachhaltig gestört“, so die LBV-Quellenexpertin Schubert. Durch das illegale Abbaggern sei die Fließgeschwindigkeit an diesem Teilabschnitt des Bachs nun deutlich erhöht, doch gerade die Larven des streng geschützten und in Bayern vom Aussterben bedrohten Feuersalamanders würden Stillwasserzonen in Bächen und Quellen benötigen. „Der Verlust solcher Strukturen ist einer der Hauptgründe für die Gefährdung des Feuersalamanders. Der jetzt zerstörte Teil des Bachlaufes war in Fachkreisen dafür bekannt, dass man in den Sinterbecken stets Feuersalamanderlarven vorfinden konnte“, ergänzt Schubert abschließend.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Copyright Eva Schubert -LBV)

Sorge um Grasfrosch und Erdkröte

Sorge um Grasfrosch und Erdkröte

Bayern – Beim Bund Naturschutz Bayern wächst die Sorge um Grasfrosch und Erdkröte. Eine Auswertung der diesjährigen Amphibienwanderung in Bayern und eine genauere Auswertung der vorangegangenen Jahre zeige: „An den Amphibienzäunen werden jedes Jahr weniger Grasfrösche gefunden und die Erdkrötenbestände stagnieren auf niedrigem Niveau. Angesicht der diesjährigen Trockenheit seit für 2023 eine weitere rapide Abnahme zu befürchten. 

„Unsere Amphibien leiden unter der Klimakrise. Und zwar nicht nur seltene Arten wie die Unke, sondern auch die Allerweltsarten Grasfrosch und Erdkröte. Unsere Zahlen sind ein überdeutliches Alarmzeichen“, sagt Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN : „Wir müssen jetzt sofort handeln und in Bayern Feuchtlebensräume erhalten, renaturieren und neu schaffen. Nur so haben Frösche, Kröten und Molche auch in Zukunft eine Chance.“

Erdkrötenbestand hat um
18 Prozent abgenommen

Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) hat neben den Daten für dieses Jahr auch weiteres Zahlenmaterial aus den vorangegangenen Jahren von 2019 bis 2021 ausgewertet. In die Analyse flossen Daten von 342 Wanderwegen aus 40 Landkreisen und Städten ein. In den drei trockenheitsgeprägten Jahren 2019 bis 2021 habe der Erdkrötenbestand gegenüber den zwölf Jahren davor (2007 bis 2018) um 18 Prozent abgenommen, der Grasfroschbestand gar um 28 Prozent. Der Blick auf die Daten, die aus dem Jahr 2022 bereits vorliegen, offenbare im Vergleich dazu eine weitere alarmierende Abnahme um 18 Prozent beim Grasfrosch. Erdkröten waren es wieder etwas mehr als 2021 (plus 11 Prozent), die Bestände seien aber noch immer weit vom langjährigen Mittel entfernt.
„Diese Zahlen machen uns Riesensorgen. Vor allem die Folge trockener Frühjahre und Sommer 2018 bis 2020 hat den Amphibien zugesetzt. Für Bayerns Amphibien kann es bereits fünf vor zwölf sein, denn lange Trockenperioden im Frühjahr und Sommer wird es durch die Klimakrise zukünftig häufiger geben“,so Uwe Friedel, Artenschutzreferent des BN. „Speziell im kommenden Jahr erwarte ich durch den sehr heißen und trockenen Sommer 2022 noch einmal einen dramatischen Rückgang!“

Tiefgreifende flächendeckende Landschaftseingriffe wie großflächige Entwässerung, Beseitigung zahlloser Kleingewässer, Flurbereinigung und Zerstörung von Feuchtgebieten und Auen hätten bereits in der Vergangenheit die Amphibien in Bayern massiv dezimiert. Mit der Klimakrise stehe man nun vor einem zweiten dramatischen Rückgang. Geringe Niederschläge würden zu niedrigen Wasserständen in den Laichgewässern der Amphibien führen. Die trockene Landschaft biete zudem für die Hüpferlinge, also die das Gewässer verlassenden Jungtiere, sehr ungünstige Bedingungen. „Viele verenden schon auf dem Weg vom Laichgewässer in den Sommerlebensraum. In trockenen Sommern können sich die Amphibien-Weibchen auch weniger Reserven anfressen, die aber für die Paarungsbereitschaft notwendig sind“, so die Experten des BN.

Um Bayerns Amphibien auch in Zeiten der Klimakrise eine Überlebenschance zu bewahren, fordert der BUND Naturschutz:

  • die Erhaltung aller naturnahen Gewässer und Feuchtbiotope sowie des Feuchtgrünlandes in Bayern
  • Renaturierung von Gewässern und ein Ende der Entwässerung der Landschaft (mit hohem Zusatznutzen auch für Landwirtschaft, Bodenschutz, Klimaschutz u.a.)
  • eine Förderung für Landwirte, die bei der Bewirtschaftung Rücksicht auf Amphibien nehmen
  • die Wiederherstellung der natürlichen Auendynamik an bayerischen Flüssen in Verbindung mit natürlichem Hochwasserschutz
  • das Belassen von breiten, ungedüngten Uferrandstreifen an stehenden und fließenden Gewässern
  • die Erleichterung der Amphibienwanderungen durch bessere Vernetzung ihrer Lebensräume (Biotopverbund)
  • die Berücksichtigung der Auswirkungen auf Amphibien in Zulassungsverfahren neuer Pestizide
  • eine finanzielle Förderung für Landkreise und Kommunen beim nachträglichen Einbau von Amphibienschutzanlagen an Kreisstraßen und Ortsverbindungsstraßen
  • Reduzierung des anhaltend hohen Flächenverbrauchs in Bayern, da dieser auch die Lebensräume von Amphibien betrifft
  • eine ambitionierte Klimaschutzpolitik der bayerischen Staatsregierung als langfristig wirksame und dringend notwendige Maßnahme
    (Quelle: Pressemitteilung Bund Naturschutz Bayern / Beitragsbild: Symbolfoto re)
Dicken Brummer entdeckt?

Dicken Brummer entdeckt?

Rosenheim / Bayern Ihr möchtet lernen, die Hummeln in Euerem Garten besser zu unterscheiden? Kein Problem: Der BUND Naturschutz (BN) ruft auch in diesem Jahr wieder zur Mitmachaktion „Hummelhotline“ auf. Das Mitmachprojekt des BUND Naturschutz und des Instituts für Biodiversitätsinformation e.V. (IfBI) läuft noch bis Ostermontag.

Mitmachen bei der BN-Hummelhotline ist ganz einfach: Über WhatsApp können Fotos von Hummeln mit Postleitzahl und Funddatum an die 0151- 18460163 geschickt werden. Das Expertenteam des IfBI bestimmt umgehen die jeweilige Hummelart und sendet eine Antwort zurück. „Ziel des Projektes ist es, mehr über die verschiedenen Hummelarten in Bayern zu erfahren und die Menschen für die Natur vor der Haustür zu begeistern“, so Ursula Fees, Geschäftsführerin der Kreisgruppe Rosenheim.

Hummeln gehören zu
den Wildbienen

Hummeln gehören zu den Wildbienen. Insgesamt gibt es in Deutschland 41 verschiedene Hummelarten, aber nur sieben können wir häufig in unseren Gärten beobachten. Trotz kühler Temperaturen sind bereits einige Hummeln eifrig an den Blüten unterwegs – der perfekte Zeitpunkt, um die Leitung der Hummelhotline wieder zu öffnen.  Aber bitte nur maximal drei Fotos pro Nachricht schicken.
Letztes Jahr beteiligten sich 1.800 Menschen und schickten rund 5.500 Fotos
zur Artbestimmung. Insgesamt wurden 2.500 fleißige Hummeln abgelichtet
und durch das Hummel-Expertenteam am Standort Ebern bestimmt.
Auf Platz eins der am häufigsten gemeldeten Hummelarten landete mit großem Abstand die Erdhummel, danach folgten Ackerhummel (Platz 2) und Steinhummel (Platz3). Die Wiesenhummel musste sich mit Platz 4 zufriedengeben und auf Platz 5 landete die Baumhummel.
Über 140 Hummeln konnten leider nicht bestimmt werden. „Das kann an der Qualität der Fotos liegen oder auch daran, dass einige Hummelarten sich äußerlich sehr ähneln. Besonders schwierig ist die Bestimmung der sogenannten Kuckuckshummelarten, die häufig mit den Wirtsarten verwechselt werden“, so Ursula Fees. Neben den Hummelbildern wurden den Experten im letzten Jahr auch Fotos von anderen Wildbienenarten oder besonders flauschigen Fliegen zugeschickt, wie etwa von der gehörten Mauerbiene oder von Wollschwebern. „Verwechslungen sind nicht schlimm! Dafür gibt es dieses Projekt. Nur wer sich mit den verschiedenen Arten beschäftigt, verbessert sein Wissen“, begründet Ursula Fees.
(Quelle Bund Naturschutz-Kreisgruppe Rosenheim)