Podcast zum Thema Einsamkeit: Teil 2

Podcast zum Thema Einsamkeit: Teil 2

Rosenheim / Landkreis – Das Thema Einsamkeit macht auch bei Kindern und Jugendlichen nicht Halt. Mit diesem Schwerpunkt beschäftigt sich die zweite Folge der Podcast-Serie auf Initiative des Staatlichen Gesundheitsamts Rosenheim mit Unterstützung der Gesundheitsregionplus im Landkreis Rosenheim zum Thema Einsamkeit. Sie erscheint am morgigen Sonntag, 22. Oktober.

In der zweiten Folge der vierteiligen Podcast-Serie ist Verena Engert zu Gast. Die Expertin arbeitet als psychologischer Psychotherapeutin und psychologischer Fachdienst in einem Kinderheim in der Region. Verena Engert erzählt stellvertretend aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen über die Erfahrungen und den Umgang mit Einsamkeit.
Im Gespräch mit Katrin Posch von der Gesundheitsregionplus im Landkreis Rosenheim und Hagen Dessau von „Hallo Welt – Hier Rosenheim“ geht sie unter anderem darauf ein, welchen Einfluss besondere Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen auf das Gefühl von Einsamkeit haben können. Sie erklärt, warum es wichtig ist, dass sowohl Kinder und Jugendliche als auch ihre Eltern lernen, über ihre Emotionen zu sprechen und wie ihr Lieblings-Bonbon vielleicht dabei hilfreich sein könnte. Einige der von Verena Engert angesprochenen Hilfsangebote finden sich auch in der Handlungshilfe „Licht an! Damit Einsamkeit nicht krank macht“ unter www.landkreis-rosenheim.de.

Die aktuelle Folge ist ab Sonntag zu hören, die weiteren Folgen werden einmal wöchentlich, immer sonntags, veröffentlicht und sind auf allen gängigen Podcast-Plattformen bei „Hallo Welt – Hier Rosenheim“, sowie auf dem Youtube-Kanal des Landratsamtes Rosenheim zu hören.
Bei Fragen kann man sich auch direkt bei Katrin Posch unter gesundheitsregionplus@lra-rosenheim.de melden.
Der Podcast beendet die Projektreihe, die sich in diesem Jahr mit den Folgen von Einsamkeit auseinandersetzt. Diesen Präventionsschwerpunkt setzt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in diesem Jahr. Unter dem Motto „Licht an! Damit Einsamkeit nicht krank macht“ gab es in diesem Jahr in der Region Rosenheim bereits die Angebote unserer Pflanz-Patenschaften und eines Mental Health Cafés. Auch eine Handlungshilfe mit lokalen Hilfsangeboten bei Einsamkeit wurde bereits veröffentlicht.
(Quelle: Pressemitteilung Landratsamt Rosenheim / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Fachtag für Selbstfürsorge der Kita- und Tagespflegefachkräfte

Fachtag für Selbstfürsorge der Kita- und Tagespflegefachkräfte

Rosenheim – Die Arbeit in Kindertageseinrichtungen bereichernd, kann manchmal auch negativen Stress verursachen. Deshalb organisierte das Amt für frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung zusammen mit der AOK  einen eintägigen Workshop in Rosenheim, um die Selbstfürsorge der Fachkräfte zu stärken.

„Im Alltag mit Kindern leisten Pädagogen eine überaus wichtige Arbeit für unsere Gesellschaft und ermöglichen allen Kindern eine gesunde Teilhabe und deren bestmögliche Entwicklung“, sagt Sabine Hilger, Leiterin des Amtes für frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung der Stadt Rosenheim. Sie und ihre Kolleginnen der pädagogischen Fachberatung wissen aber auch, dass die Arbeit in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege herausfordernd ist und manchmal auch negativen Stress verursachen kann. Dennoch empfinden die Beschäftigten ihre Tätigkeit als bereichernd und sinnstiftend. Sie alle müssen in ihrem beruflichen Alltag jeden Tag die Balance zwischen Herausforderung und Überforderung finden.
Zur Unterstützung dieser Balance organisierte das Amt für frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung zusammen mit der AOK-Gesundheitskasse einen eintägigen Workshop, um die Einsatzfähigkeit der pädagogischen Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung zu erhalten und deren Selbstfürsorge zu stärken.

Die Referentinnen Veronika Westphal und Sabine Cimander gaben den Teilnehmern konkrete Übungen zum eigenen Energiemanagement an die Hand, um eine resiliente Grundhaltung zu entwickeln und um einen gesunden Umgang mit Stress in der beruflichen Praxis zu finden.
(Quelle Pressemitteilung Stadt Rosenheim / Beitragsbild: Stadt Rosenheim, zeigt von links:  Franziska Forstmair, Fachberatung; Bettina Sewald, Fachberatung; Veronika Westphal, Referentin; Sabine Hilger, Leiterin Amt für frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung; Angelika Mayer, Fachberatung; Julia Kopp, Fachberatung; Sabine Cimander, Referentin)

Neues Rosenheimer Psychose-Seminar

Neues Rosenheimer Psychose-Seminar

Rosenheim – Am Mittwoch, 27. September, findet ein neuer Termin des „Rosenheimer Psychose-Seminars“ der Caritas statt. In der Anfang 2022 gegründeten Veranstaltungsreihe treffen sich von psychischen Erkrankungen betroffene Menschen, deren Angehörige und Behandler, um sich auf Augenhöhe und offen über das Thema psychische Gesundheit auszutauschen.

Dieses Mal sollen im Kleingruppenformat Themen diskutiert werden, die den Beteiligten in Bezug auf psychische Krankheiten am Herzen liegen. Zum Austausch sind alle Betroffenen, Angehörigen aber auch Behandler eingeladen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht nötig.
Die Veranstaltung findet um 17.30 Uhr in der Caritas-Tagesstätte Aufwind am Südtiroler Platz 1a in Rosenheim statt.
Für weitere Informationen kann man sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst unter der Telefonnummer 08031-20380 wenden.
(Quelle: Pressemitteilung Caritas / Beitragsbild: Symbolfoto: re)

 

Bouldern für die Psyche?

Bouldern für die Psyche?

Bad Aibling / Landkreis Rosenheim – Die Wirkungen von Bouldersport auf die psychische Gesundheit möchte ein Team von Masteranden um Dr. Katharina Goßmann am Lehrstuhl für klinische und biologische Psychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt herausfinden. Für eine wissenschaftliche Studie gemeinsam mit der lokalen Initiative „Bouldern gegen Depression“ werden ab Oktober 2023 Teilnehmer gesucht. Ein Informationsabend dazu findet am Sonntag, 10. September, 18 Uhr im Basislager Bad Aibling (Landkreis Rosenheim) statt. 

Laut Auswertungen der Techniker Krankenkasse machten im ersten Halbjahr 2023 Krankschreibungen aufgrund psychischer Diagnosen den zweithöchsten Anteil der Fehltage aus – mit durchschnittlich 1,74 Fehltage pro versicherte Erwerbsperson.
Auch die DAK meldet bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen einen Anstieg der Fallzahlen um 53 Prozent. Verschärft wird die Lage zudem durch lange Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz. In Bayern warten Betroffene laut dem Ärzteblatt durchschnittlich 97 Tage, also mehr als drei Monate, bis sie eine psychotherapeutische Intervention beginnen können.
Dieser prekären Lage möchten sich zwei Klettertrainerinnen aus Weyarn und Frasdorf annehmen. Larissa Kranisch und Sabrina Höflinger bieten an fünf Standorten in Südostbayern manualisierte Boulderkurse für Menschen mit Belastungsstörungen, wie beispielsweise Burnout oder Depression, an. Das Angebot kombiniert Bouldern und Klettern mit Elementen der Achtsamkeitslehre und Entspannungsverfahren. Die Boulderkurse sind kein Ersatz für eine Therapie, sondern können präventiv oder begleitend und stabilisierend in Anspruch genommen werden. Die Kurse basieren auf der wissenschaftlichen Studie „Klettern und Stimmung“ des Uniklinikums Erlangen, die die Wirkung der Boulderkurse als ebenso effektiv wie die Kognitive Verhaltenstherapie einstufte.

Emotionale Schieflagen vermeiden oder abmildern

Masteranden rund um Dr. Katharina Goßmann der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt möchten diesen Kenntnisstand mit einer weiteren wissenschaftlichen Studie vertiefen. Daher haben sich Kranisch und Höflinger bereit erklärt, ihre Kurse dafür zu öffnen. „Je mehr wissenschaftliche Erkenntnisse wir über die Wirkung der manualisierten Boulderkurse sammeln, umso mehr Menschen können wir diese innovative Maßnahme bei Burnout oder Depression zugänglich machen“ erklärt Höflinger. Und Kranisch ergänzt: „Das Ziel wäre, dass die Kurse zumindest präventiv und anteilig von den Krankenkassen übernommen werden und wir durch Prävention dabei helfen, emotionale Schieflagen zu vermeiden oder abzumildern.“
Interessierte können unverbindlich und kostenlos zu den Informationsabenden an den Standorten Bad Aibling, Weyarn oder München-West kommen.
Studienteilnehmer, die am Boulderkurs und der wissenschaftlichen Erhebung teilnehmen, können sich über eine persönliche Auswertung, eine anteilige Gutschrift der Kursgebühr und einen Bergzeit-Gutschein freuen.
Informationen zu den Terminen und Anmeldung unter www.kletternundtherapie.de möglich.
Interessierte können unverbindlich und kostenlos an einem der drei Informationsabende teilnehmen und Angebot und Studie kennenlernen:

  • Boulderwelt München-West, Freitag, 8. September, 18 Uhr.
  • Kletter Z Weyarn, Samstag, 9. September, 18 Uhr
  • Basislager Bad Aibling, 10. September, 18 Uhr.
    (Quelle: Pressemitteilung Kletternundtherapie.de / Beitragsbild: Copyright Miriam Mayer)
„Stimmt doch alles nicht“

„Stimmt doch alles nicht“

Rosenheim – Regelmäßig schreibt der Rosenheimer Dr. Alexander Wurthmann M.A. auf Innpuls.me über ein psychologisches Thema und gibt Tipps, wie man damit umgehen kann. Diesmal geht es Menschen, die ständig sagen: „Das stimmt doch alles nicht“.

Portrait Alexander Wurthmann

Dr. Alexander Wurthmann M. A. Fotos: re

Zu Dr. Alexander Wurthmann: Der Rosenheimer mit rheinischen Wurzeln ist Sohn eines Schriftstellers. Er hat schon im Alter von 9 Jahren seine erste handgeschriebene Zeitung verfasst. Mitte der 70er Jahre studienhalber nach München. Abschlüsse in Politologie und Geschichte (Thomas Nipperdey). Oft als Reiseleiter in Japan und China. Dann viele Bildungsprojekte auf Bundes- und Länderebene gemanaged und schließlich fast 30 Jahre eine berufsbildende Schule betrieben. Nunmehr im fünften Jahr bei einer lebensberatenden Hotline im kirchlichen Bereich tätig und betreibt in Rosenheim eine Praxis für psychologische Beratung und Coaching.
Hier gibt es dazu weitere Infos: 

Schwarze Spielfigur unter lauter weißen Spielfiguren

Stimmt doch alles nicht

„Das stimmt doch alles nicht“, hat dein Nachbar gesagt. Das sagt er öfters. Ziemlich oft sogar. Wenn irgendjemand sagt „Das stimmt doch alles nicht“, dann rufen manche „Johannes!!!“. So heißt dein Nachbar. Das wird auch gerufen, wenn er nicht dabei ist.
Oft geht er den Leuten auf den Geist. Manchmal verdreht er auch Gehörtes und beklagt sich über das, was er gemeint hat zu hören. Er beharrt darauf und ist nicht bereit, seine Aussagen zu korrigieren. Er selbst ist aber ziemlich empfindlich, wenn ihn dann jemand wegen der Verdrehungen zurechtweist. Das nimmt er dann ziemlich übel.

Grimmige Grundstimmung

So ist er überwiegend in einer grimmigen Grundstimmung, weil er immer damit rechnet, dass sogar etwas nett gemeintes eigentlich als Beleidigung beabsichtigt ist. Da kann man machen, was man will, er neigt einfach zu ständigem Groll und ist auch kaum bereit, anderen etwas zu verzeihen, wenn diese einmal wirklich etwas beleidigendes gesagt haben.
Hinter allem vermutet er einen potentiellen Angriff. In seinem ständigen Misstrauen zweifelt er alles an: „Das stimmt doch alles nicht!!!“ Mit seiner Freundin hat er das auch gemacht. Vor lauter Misstrauen wurde er sogar eifersüchtig. Dass der andere Mann, mit dem sie einen Kaffee getrunken hat und den sie zum Abschied herzlich umarmt hat (samt Bussi) ein alter Schulfreund war, hat er ihr einfach nicht abgenommen. Richtig in Rage hat er sich geredet. Immer mehr Vorwürfe hat er erhoben.

Die Freundin wurde immer verzweifelter. „Das stimmt doch alles nicht“, hat dann auch sie angesichts der vielen unbegründeten Vorwürfe gesagt. „Sag ich doch“ war seine Antwort und hat noch nicht einmal das Groteske in seiner Äußerung bemerkt. Ihre Verzweiflung auch nicht und auch nicht, dass er sie mehr und mehr verlor. Das war ja nicht das erste Gespräch mit Vorwürfen, Misstrauen und Verdrehung der Tatsachen. Erst als sie weg war, hat er gemerkt, dass sich etwas verändert hatte. Aber das war ja nur gut. Endlich war sie weg. Hatte ihn „immer nur betrogen und beleidigt“.
Das ständige Misstrauen hatte ihn schon eine Beförderung in der Arbeit gekostet. Und beim Fußball war er inzwischen auch nur noch auf der Ersatzbank. Mal schauen, wie lange er da noch bleibt. Eigentlich ist er angeblich der beste von allen, aber der „Trainer mag ihn wohl nicht“ und lässt ihn daher nicht spielen.

Was soll man mit so einem nur machen, fragst du mich. Nun ja, grundsätzlich ist es sicherlich sinnvoll, bei allem neuen erst mal vorsichtig bis misstrauisch zu sein. Entscheidend ist die Frage, wo das beginnt, wie verbohrt das Misstrauen ist und ob dabei auch Tatsachen verdreht werden.
Bei der Behauptung, dass die Erde eine Scheibe ist, ist Misstrauen sicherlich angebracht. In der jüngeren und älteren Vergangenheit gibt es so etliches, was man nicht so einfach übernehmen kann. Bitte frag mich jetzt nicht nach Beispielen.

Manchmal ist Misstrauen Anfang von Fortschritt

Misstrauen ist im Gegenteil manchmal sogar der Anfang von Fortschritt. So hat sich auch Kopernikus zurecht gefragt, ob das bis dahin gültige Weltbild von der Erde, um die sich alle anderen Planeten, Sterne und sogar die Sonne drehen, stimmt. Er hat es astronomisch überprüft und wissenschaftlich bewiesen, dass es genau andersherum ist. in unserem Sonnensystem dreht sich alles um die Sonne.
Misstrauen ohne Überprüfung, ob es berechtigt ist, ist sinnlos und verpufft. Wird zur hohlen Pose, wird dummes Zeug. Und genau daran hapert es wohl bei Johannes. Er ist nur immerzu misstrauisch und lässt sich auf keine Überprüfung ein. Misstrauen muss auch mal entkräftet werden können.
Grundsätzlich jedoch ist Misstrauen der Beginn eines jeden Fortschritts. Immanuel Kant hat Aufklärung definiert als „Ausgang aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Aufklärung meint nichts anderes als Erforschung. Und die beginnt nicht mit der Behauptung „Das stimmt doch alles nicht“, sondern mit der Frage „Stimmt das eigentlich?“ Unmündig ist, wenn man die Frage nicht stellt. Denn dann bleibt man dumm. Unmündig ist aber auch, wenn man reflexartig behauptet, dass „das alles doch nicht stimmt“ und keine Antwort auf die Frage sucht.

Schwierig wird es, wenn die Grundlage der Behauptung „Das stimmt doch alles nicht“ in einer Verdrehung der Tatsachen besteht. Natürlich ist alle Wahrheit ungewiss und nur für den Augenblick gültig. Aber die Erde wollen wir vorerst mal kugelförmig lassen. Es sei denn, jemand trägt wirklich begründete Zweifel vor, dass es doch anders ist.
Bei Johannes scheint die offensichtlich andauernde Verdrehung von Tatsachen und vor allem das damit fast regelmäßig einhergehende Misstrauen Züge einer Störung zu haben. Es kommt fast zwanghaft und eigentlich fast immer. Es ist fast immer grundlos. Er leidet zwar nicht übermäßig darunter, da er sich ja im Recht glaubt. Aber er hat schon Rückschläge in seinem persönlichen Leben hinnehmen müssen: die ausgefallene Beförderung, die gegangene Freundin und die Verbannung auf die Ersatzbank.

Man muss bei dem von dir Erzählten ein wenig an paranoide Eigenschaften denken. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten. Hier könnte eine regelrechte paranoide Schizophrenie vorliegen. Die ihrerseits Bestandteil anderer Erkrankungen sein kann.
Es könnte aber auch eine paranoide Persönlichkeitsstörung vorliegen. Letztere beginnt meist im Kindes- und Jugendalter und hat keine ausgesprochen psychotischen Elemente. Also keine Halluzinationen. Keine Geheimdienste, die Kameras und Mikrofone in der Wohnung verteilt haben, um ihn zu manipulieren und schlimmeres.

Das zu unterscheiden, braucht genauso eine fachgerechte Beratung wie die anschließende therapeutische Hilfe. Du selbst kannst hier also wenig tun. Sollte er sich aber wieder mal beklagen, dass „das alles nicht stimmt“, könntest du ihm vorschlagen, doch mal fachkundige Hilfe hinzuzuziehen, um ihm dabei zu helfen, dass ihn das nicht mehr so beeinträchtigt.
Und bitte merke dir den Spruch von Kant „Aufklärung ist der Ausgang aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit“.

Hast Du noch Fragen, frag mich. info@psychologische-beratung-rosenheim.de oder Telefon 0170/5395483.
Du kannst mir auch Themen vorschlagen, über die ich einmal schreiben sollte.

In der nächsten Woche kommt einer von seiner Sucht nicht los
Alexander Wurthmann M. A.
(Quelle: Kolumne Dr. Alexander Wurthmann M.A. / Beitragsbild, Fotos; re)

 

Wie funktioniert Gruppendynamik?

Wie funktioniert Gruppendynamik?

Rosenheim – Regelmäßig schreibt der Rosenheimer Dr. Alexander Wurthmann M.A. auf Innpuls.me über ein psychologisches Thema und gibt Tipps, wie man damit umgehen kann. Diesmal geht es um die Gruppendynamik.

Portrait Alexander Wurthmann

Dr. Alexander Wurthmann M. A. Fotos: re

Zu Dr. Alexander Wurthmann: Der Rosenheimer mit rheinischen Wurzeln ist Sohn eines Schriftstellers. Er hat schon im Alter von 9 Jahren seine erste handgeschriebene Zeitung verfasst. Mitte der 70er Jahre studienhalber nach München. Abschlüsse in Politologie und Geschichte (Thomas Nipperdey). Oft als Reiseleiter in Japan und China. Dann viele Bildungsprojekte auf Bundes- und Länderebene gemanaged und schließlich fast 30 Jahre eine berufsbildende Schule betrieben. Nunmehr im fünften Jahr bei einer lebensberatenden Hotline im kirchlichen Bereich tätig und betreibt in Rosenheim eine Praxis für psychologische Beratung und Coaching.
Hier gibt es dazu weitere Infos: 

Spielfiguren - Gruppe von roten Spielfiguren. Abseits eine schwarze Spielfigur.

Wie funktioniert die Gruppendynamik?

„Klack“ macht der Mähroboter, als er gegen den Baum fährt, der in der Wiese im Garten steht. Dann setzt er etwas zurück und der Microchip in ihm entscheidet nach Zufallsprinzip, ob er sich nach rechts oder links dreht und um wieviel Grad. Dann geht es in einer anderen Richtung weiter bis zum nächsten „Klack“ und das ganze Zurückfahren und Wenden beginnt von vorne.

Zufallssteuerung funktioniert erstaunlich gut

Man glaubt es kaum, aber auf diese Weise schafft es der Mähroboter am zuverlässigsten das Abmähen der gesamten Rasenfläche. Das kann man sogar ausrechnen. Viel zu aufwändig wäre es, einen systematischen Mäh-Plan zu erstellen. Eine Bahn neben die andere zu legen. Wo und in welcher Richtung fängt man an, wie plant man die ganzen Hindernisse ein. Mit der Zufallssteuerung haben alle Grashalme die beste Chance, gemäht zu werden. Einige vermutlich mehrfach, aber alle kommen irgendwann dran.
Effektivität durch seelenlose Zufallssteuerung. Niemand sagt „Aber da ist noch ein Büschel, da musst du zuerst hin“. Oder „Ich will jetzt da hin, stell dich hinten an“. Erst wenn Lebewesen mit ihrer Psyche ins Spiel kommen, wird der Lauf der Dinge beeinflusst und das nennt sich dann Gruppendynamik.

Gleich hinter dem Zaun ist eine Wiese. Wenn sie hoch genug steht, weiden dort für kurze Zeit Schafe. Derzeit gut dreißig Stück. Mitsamt weiteren acht bis zehn Lämmern. Dort läuft der Mähvorgang ganz anders ab. Nicht nur, dass die zum Teil schon recht großen Lämmer einen Teil der Grasbeseitigung recht unorthodox durch Herumtoben und Heruntertrampeln erledigen. In der Abenddämmerung finden oft ausgiebige Lämmer-Jagden über die Wiese statt, bei der viele Haken geschlagen werden. Zufallskurven werden gezogen.
Manchmal wird gezielt gewendet. Dann dreht sich das vorne laufende Lamm halb um und legt beim Anblick der nächsten Verfolger eine scharfe Kurve zur anderen Seite ein. Nicht immer folgen ihm alle. Die wissen sicher, warum. Aber wissen die wirklich immer, warum? Da scheint auch viel unbefangener Spieltrieb zu wirken. Wenn ich mir das Treiben nebenan anschaue, frage ich mich ein um das andere mal „Warum machen die das jetzt?“

So ähnlich geht das auch mit der Beweidung durch die erwachsenen Schafe. Am anderen Ende der Wiese sind ein paar Büsche, die von unten so weit abgefressen wurden, dass fast alle Schafe im Schatten darunter Platz haben. Da liegen sie oft. Manchmal brechen zunächst einige zu uns herüber auf, dann folgen andere, Gras rupfend und kauend, bis alle an unserem Zaun angekommen sind. Die Nachzügler mit immer schnelleren Schritten.

„Schafe halten sich nicht an Pläne“

Dann löst es sich auf. Die Schafe zerstreuen sich. Einige grasen weiter, andere legen sich wiederkäuend hin, manche schlafen, manche rasen oder hüpfen wie wild. Manchmal löst es sich auch schon auf, bevor unser Zaun erreicht ist. Man kann wirklichen keinen Plan erkennen. Die Schafe halten sich nicht an Pläne. Manche Büschel bleiben länger stehen, als andere. Dann grasen einige wieder auf einer Stelle, bis alles ratzekahl ist.
Trotzdem kann man erkennen, wie sie nicht völlig zufallsgesteuert handeln. Oft reagieren sie aufeinander. Gruppendynamik. Manchmal ist der Wunsch zusammen zu stehen wohl einfach zu gross. Dann ziehen sie alle in kurzer Zeit in den Schatten unter die Sträucher.

Sogar das hinten rechts deutlich hinkende Schaf will nicht alleine bleiben. Es hatte zwar einen nicht überbietbaren Schattenplatz nahe dem Gebäude am Rand der Wiese, durch das keine Sonne dringen kann. Aber der Schmerz, nicht bei der Gruppe zu sein, ist wohl grösser als der in der lahmenden Gliedmaße. Ganz am Schluss zieht auch sie in Richtung auf die Sträucher. Gruppendynamik.
Unter den Sträuchern wäre eigentlich genug Platz und Schatten für alle. Trotzdem müssen einige Schafe halb draußen in der Sonne liegen. Die führenden Schafe beanspruchen aufgrund ihrer ranghohen Stellung mehr Platz als sie für den eigenen Schatten brauchen. Gruppendynamik.

Was da drüben passiert, lässt sich manchmal vorher erahnen. Meist aber erst im Nachhinein verstehen. Geschichte wiederholt sich eben nicht – oder nur zum Teil. Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen (Heraklit und Platon). Vieles ist ergebnisoffen. Sie gehorchen keinem festgelegten Plan. Noch nicht einmal einem zufallsgesteuerten. Ihre eigenen Wünsche spielen ebenso eine Rolle wie die der anderen Schafe. Wie auch immer diese entstehen mögen.

Ich wäre gerne bei den Schafen, die Einfluss auf den Lauf der Dinge nehmen. Nicht immer wissend, warum. Denen manchmal das Herz schwerer ist als das Bein. Die die Jungen toben lassen. Natürlich auch mal einen Rempler setzen, wenn die ihnen zu nahe kommen. Die Wiese ist am Ende auch gemäht.

Natürlich würde ich den sicheren Schattenplatz nicht aufgeben, wenn dafür der halbe Hintern in der heißen Sonne liegen müsste. Schließlich gehöre ich ja zur Krone der Schöpfung. Und doch: Lasst mich jetzt bitte nicht grübeln, für was ich alles schon den halben Hintern in der Sonne hängen ließ. Er hat im Gegenzug auch schon oft genug im kühlen Teich gebadet. Schließlich sind wir die Krone der Schöpfung. Ergebnis der inhaltlichen Prüfung dieser Schlussfolgerungen: offen!

Lieber Leser, wenn Dir demnächst verschiedentlich Menschen an Weiden auffallen, Schafe, Rinder, Pferde, Schweine, Gänse und weiteres Getier darauf beobachtend, probier‘s doch auch mal. Vielleicht kommt ihr ins Gespräch.

Hast Du noch Fragen, frag mich. info@psychologische-beratung-rosenheim.de oder Telefon 0170/5395483.
Du kannst mir auch Themen vorschlagen, über die ich einmal schreiben sollte.

In der nächsten Woche sagt einer immer nur „das stimmt doch nicht!“
Alexander Wurthmann M. A.
(Quelle: Kolumne Dr. Alexander Wurthmann M. A. / Beitragsbild, Foto: re)