Gärtnern im Herbst: Warum Rechen und Säge jetzt ruhen sollten

Gärtnern im Herbst: Warum Rechen und Säge jetzt ruhen sollten

Hilpoltstein – Mit den ersten bunten Blättern ist die ideale Zeit gekommen, um den Garten winterfest zu machen. Dabei können Gartenbesitzende einiges für die Artenvielfalt tun: eine wilde Ecke, einen Totholzstapel oder einen Laubhaufen anlegen und abgestorbene Pflanzen einfach liegen lassen. Das alles bietet Vögeln, Insekten und Säugetieren Nahrung sowie Schutz vor Frost.

„Ein naturnaher Garten mit vielen Strukturen nützt nichts, wenn er im Herbst komplett aufgeräumt wird. Rechen, Säge und Spaten auch mal liegen zu lassen, ist ein wertvoller Beitrag für den Naturschutz vor der eigenen Haustür“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „Ein vielfältiger Garten hilft nicht nur Vögeln und andere Tieren. Das bunte Treiben zu beobachten, tut auch uns Menschen gut, gerade jetzt, wenn die Tage wieder kürzer und grauer werden.“ Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt deshalb Tipps, um im Herbst etwas für die Artenvielfalt im Garten zu tun.

1. Laub liegen lassen

Das farbenfroh herabregnende Laub gehört in den Garten und nicht in den Abfallsack. Verteilt im Hochbeet oder als Frostschutz unter der Hecke nutzt es vielen Gartenbewohnern. „Igel brauchen als Winterquartier einen großen Laubhaufen, der mit Ästen vor Wind geschützt ist,“ erklärt Angelika Nelson. Auch Amsel und Kohlmeise drehen emsig die Blätter um und suchen darunter nach Schnecken und Asseln.

2. Gartenabfälle recyceln

Wer Material von Ast- und Heckenschnitten oder andere Gartenabfälle hat, sollte diese nicht häckseln oder auf dem Wertstoffhof entsorgen. Besser ist es, sie zu einem Totholzhaufen aufzuschichten, den Käfer gerne bewohnen. Auch der Igel fühlt sich dort während der kalten Jahreszeit wohl.

3. Stauden erst im Frühling schneiden

Stauden treiben jedes Jahr wieder aus und erfordern nach dem Einpflanzen weniger Arbeit. Viele heimische Pflanzen, wie Mädesüß, Blutweiderich oder Tauben-Skabiose, dienen als Nahrung für Schmetterlingsraupen, die wiederum im Frühjahr von Vögeln für die Aufzucht ihrer Jungen dringend benötigt werden. Je nach Boden, Beschattung und Bodenfeuchte wachsen unterschiedliche Pflanzen. „Abgeblühte Stauden schneidet man am besten erst im Frühjahr zurück, weil sich in den Stängeln von Brombeere, Sonnenblume oder Goldrute oft Insekten einnisten, um zu überwintern“, so die LBV-Biologin.

4. Gehölze und Blumenzwiebeln pflanzen

Auch neue Gehölze können jetzt im Herbst gepflanzt werden. Besonders empfehlenswert für den Naturgarten sind Frühblüher wie Weide und Kornelkirsche. Sie bieten Insekten im Frühjahr eine erste Nahrungsquelle. Die Insekten wiederum sind dringend benötigte Leckerbissen für rückkehrende Zugvögel. Eine dichte, undurchdringliche Hecke aus heimischen Gehölzen ist auch ein sicherer Unterschlupf für Igel und eine gute Nistmöglichkeit für Singvögel. Jetzt vor den ersten frostigen Nächten ist auch die ideale Zeit, um Zwiebelpflanzen zu stecken. Frühblüher wie Schneeglöckchen, Märzenbecher und Krokusse verwandeln den Garten gleich zu Beginn des Frühlings in ein Blütenmeer und versorgen die ersten aktiven Insekten mit Nahrung.

5. Nistkästen reinigen

Die Brutsaison der Singvögel ist nun abgeschlossen und viele sind schon in den Süden gezogen. Damit sie im nächsten Frühjahr wieder saubere Nistmöglichkeiten in Bayern vorfinden, kann man jetzt mit einer Bürste das alte Nistmaterial mitsamt den möglicherweise eingenisteten Parasiten aus dem Nistkasten entfernen. So bietet man auch den in Bayern gebliebenen Singvögeln einen Unterschlupf für kalte Nächte. Auch Siebenschläfer oder Haselmaus nutzen Nistkästen gerne als sicheren Ort für ihren Winterschlaf.
(Quelle: Pressemitteilung / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Totholzhecke im Garten: vielfältiger Lebensraum für Tiere

Totholzhecke im Garten: vielfältiger Lebensraum für Tiere

Deutschland / Bayern / Rosenheim – Totholz dient als Lebensraum für viele Organismen, von Bienen und Käfern bis hin zu kleinen Säugetieren. Ein Totholzhaufen im Garten kann so vielen Tieren ein schönes Zuhause bieten.  

Die Ursprünge der Totholzhecke

Die Brüder Heinrich und Hermann Benjes haben Totholzhecken erfunden. Für solche nach ihnen benannten Benjes-Hecken werden unter anderem Äste und Zweige locker übereinander gestapelt, eine biologische Verwertungsmöglichkeit für Grünschnitt und zugleich ein neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen, die sich auf natürliche Weise ansiedeln. Nach einer gewissen Zeit ist die Hecke eingewachsen und unterscheidet sich nicht mehr wesentlich von gewöhnlichen Hecken.

Mit Hammer und Pfosten

Der Standort spielt für das Gelingen des Projekts kaum eine Rolle. Im Schatten, Halbschatten oder in der Sonne werden sich verschiedene Pflanzen ansiedeln, je nach deren Präferenz.
Für den Bau unentbehrlich sind Vorschlaghammer und Metermaß. Sonst werden nur wenige Materialien benötigt. Die Pfosten zur Stabilisierung der Benjes-Hecken sollten aus stabilem und witterungsbeständigem Holz sein, wie Kiefer oder Lärche. Alternativ kann auch korrosionsbeständiges Metall verwendet werden. Für die Abstände ist in erster Linie der eigene Geschmack maßgebend. Bewährt haben sich Zwischenräume von 40 bis 100 Zentimetern. Je kürzer, desto mehr Stabilität. Die Tiefe der Hecke kann zwischen 50 und 100 Zentimetern betragen. Am besten ein Maß wählen, das die Arbeit an der Hecke nicht zusätzlich erschwert. Sobald alle Pfosten mindestens 30 Zentimeter tief in der Erde stecken, kann man damit beginnen, die Benjes-Hecke aufzufüllen. Mit den Jahren werden vielleicht einige Stützpfosten morsch. Diese sollte man dann durch neue Pfosten ersetzen.

Schicht für Schicht gut gepflegt

Die Gestaltung und richtige Pflege beginnt bereits mit der Wahl des Füllmaterials. Eine hervorragende Grundlage sind frische Zweige von Obstbäumen oder Heckenpflanzen. Eine Ausnahme dabei ist der Kirschlorbeer, denn sein Laub braucht Jahre, um zu verrotten. Wegen des Harzgehaltes sollte man auch auf frische Äste von Nadelgehölzen verzichten. Bei der Erstbefüllung sollte das Füllmaterial aus den Zweigen etwas verdichtet werden. Ist dies geschehen, werden die ersten Pflanzen, die davon profitieren möchten, nicht lange auf sich warten lassen. Brombeere und Brennnessel zum Beispiel besiedeln die Benjes-Hecke in der Regel sehr schnell. Ihren Wuchs daher anfangs besser radikal zurückschneiden, damit auch andere Pflanzen eine Chance bekommen. Vor allem den Rückschnitt von Brombeeren nicht wieder als Füllmaterial in die Benjes-Hecke einbringen. Denn Brombeeren wachsen nicht nur sehr schnell, das Schnittgut zieht bei geeigneten Bedingungen auch wieder Wurzeln. Die Beeren würden die Totholzhecke bald komplett vereinnahmen.
Soll sich die Totholzhecke möglichst rasch entwickeln, kann sie auch aktiv bepflanzt werden: Königskerze, Natternkopf, Kornelkirsche, Weißdorn und Staudenwicke sind nur ein paar Beispiele geeigneter Pflanzen.
Für die dauerhafte Gestaltung gibt es keine Normen oder Konventionen. Von Zeit zu Zeit sollte nur neues Schnittgut oder vielleicht auch etwas Erde nachgefüllt werden. Zudem sind unbedingt die vom Bundesnaturschutzgesetz vorgegeben Schnitt- und Pflegezeiten zu beachten: Das heißt kein größerer Rückschnitt an Bäumen oder Sträuchern zwischen 1. März und 30. September. Denn das stört brütende Vögel und zerstört gegebenenfalls auch ihr Nest.

Eine Biene
Welche Tiere finden Zuflucht?

Totholz ist ein wertvoller Lebensraum für viele wirbellose Tiere, etwa für Wildbienen, Käfer, Spinnen und viele mehr. Auch Vögel wie Amseln, Heckenbraunellen oder der Zaunkönig, einer der kleinsten europäischen Vögel, schätzen die Rückzugsmöglichkeiten in der Hecke. Sie bauen dort Nester und ziehen ihre Jungen auf. Je tiefer die Totholzhecke ist, umso schwerer kommen auch Katzen und andere Räuber an die darin lebenden Tiere heran.
Säugetiere wie Siebenschläfer nisten sich ebenfalls gerne ein. Igel etwa können in der Hecke gut isoliert ihren Winterschlaf halten und finden dort auch zu anderen Zeiten ein sicheres Versteck.
Destruenten wie Regenwürmer zersetzen altes und morsch gewordenes Einfüllgut. Das macht es gelegentlich notwendig, die Hecke mit neuem Material aufzufüllen. Wegen der mittlerweile eingezogenen tierischen Untermieter aber bitte nicht mehr verdichten, sondern einfach nur neues Material auf das alte legen.

Gut geschützt

Die Europäische Vogelschutzrichtlinie und das Bundesnaturschutzgesetz stellen alle in Europa vorkommenden Vögel und Wildbienen unter Schutz. Eine Benjes-Hecke, auch wenn sie noch so klein ist, kann dazu beitragen, viele bedrohte Arten in ihrem Fortbestehen zu unterstützen.
Totholzhecken sind in hiesigen Gärten noch nicht sehr verbreitet. Dabei bieten sie eine effektive Möglichkeit, anfallenden Grünschnitt unterzubringen und gleichzeitig einen neuen Lebensraum zu schaffen. Oft fehlen gerade in neu angelegten Gärten Strukturen für die heimische Flora und Fauna. Solche Strukturen kann Totholz liefern.
Zudem ist jede Benjes-Hecke ein Unikat und eine Auflockerung für den Garten. Die Entwicklung und die neuen Bewohner im heimischen Garten beobachten zu können, bietet Natur- und Gartenfreunden interessante Erfahrungen.
(Quelle: Pressemitteilung BNA/IVH / Beitragsbild: Copyright BNA/IVH, Foto Symbolfoto re)

LBV-Projekt an bayerischen Alpenflüssen zeigt erste Erfolge

LBV-Projekt an bayerischen Alpenflüssen zeigt erste Erfolge

Bad Tölz / Hilpoltstein / Bayern – Die Alpenflüsse in Bayern bieten vielen seltenen und hochspezialisierten Arten ein Zuhause. Doch ihre wertvollen Lebensräume schwinden zunehmend. Um dem entgegenzuwirken, hat der LBV im Juni 2023 das sechsjährige Projekt „Bayerns Seltenste: Arten der Trockenlebensräume“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gestartet.

„Unser Ziel ist es, die bedrohten Trockenlebensräume zu schützen, zu verbessern und zu vernetzen, damit die seltenen Arten auch in Zukunft überleben können“, erklärt der LBV-Projektmanager Fabian Unger. Nach dem ersten Projekt-Jahr hat sich der LBV nun im Rahmen einer Arbeitsgruppensitzung und einer anschließenden Exkursion mit Fördermittelgebern, Behörden und beteiligten Organisationen getroffen, um eine erste positive Zwischenbilanz zu ziehen. So konnten bereits im ersten Jahr wichtige Erfolge erzielt werden.
Mal ist es staubtrocken, dann wieder steht das Wasser meterhoch: Die Trockenlebensräume an bayerischen Alpenflüssen sind Extremstandorte, in denen sich aufgrund der schwierigen Lebensbedingungen vor allem hochspezialisierte Arten wohlfühlen. Viele von ihnen, wie die Gefleckte Schnarrschrecke, der Kiesbank-Grashüpfer, der Flussregenpfeifer, aber auch Pflanzen wie die Deutsche Tamariske, sind sehr selten und zum Teil vom Aussterben bedroht. Grund dafür ist, dass ihre Lebensräume schrumpfen, vor allem durch menschliche Eingriffe wie den Ausbau von Flüssen mit Stau- und Wehranlagen zur Energieerzeugung oder den Siedlungsbau. Die wenigen Relikte der ehemaligen Trockenlebensräume sind deshalb überlebenswichtig für diese Arten.

Erste Maßnahmen zeigen bereits Wirkung

Im ersten Projektjahr genehmigten die zuständigen Behörden bereits Wiederansiedlungsmaßnahmen für den Kiesbank-Grashüpfer. Auf einer Fläche von knapp zwei Hektar konnten außerdem lebensraumverbessernde Maßnahmen für die Gefleckte Schnarrschrecke, den Kiesbank-Grashüpfer und die Deutsche Tamariske umgesetzt werden. „Schon wenige Wochen nach dem Entbuschen einer Fläche entdeckten wir eine Vielzahl neuer krautiger Pflanzenarten. Selbst einzelne Kiesbank-Grashüpfer sind wieder zurückgekehrt, wo zuvor artenarme, dichte Weidengebüsche standen. Es ist ein wundervolles Gefühl, dass unsere Arbeit Wirkung zeigt“, so Fabian Unger.

Schutz des Flussregenpfeifers in Kiesabbaugebieten

Für den Erhalt des gefährdeten Flussregenpfeifers, eine kleine Watvogelart, sind auch Brutstandorte abseits von Fluss-Kiesbänken von Bedeutung. Denn er brütet mitunter in Kiesabbaugebieten oder auf Lagerplätzen. Der LBV hat deshalb in Abstimmung und Kooperation mit dem Bayerischen Industrieverband Rohstoffe, Steine und Erden (BIV), verschiedenen Abbaufirmen und Eigentümern ein Monitoring auf über 20 solchen Flächen im Projektgebiet begonnen. Ziel ist es, Bruten und Junge des Flussregenpfeifers in Abbaugebieten zu schützen, ohne die Betriebsabläufe zu stark zu beeinträchtigen. Das geschieht indem beispielsweise Gelegestandorte kleinflächig abgesperrt oder Ersatzhabitate eingerichtet werden. „Die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem LBV hat sich bereits im Projekt ‚Natur auf Zeit‘ bewährt. Wir freuen uns, durch unsere Expertise und die fachliche Begleitung von Abbaubetrieben nun auch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Trockenlebensraum-Arten leisten zu können“, erklärt Lukas Dorsch, Mitarbeiter für Rohstoffsicherung und Umwelt des BIV. Bei der Exkursion im Rahmen der Arbeitsgruppensitzung wurde zudem eine neue Informationstafel an der Isar enthüllt, die Besucher über die Bedeutung und den Schutz von Trockenlebensräumen und ihrer Arten informiert.

Schulklassen, Vereine und Firmen können mitanpacken

Für den kommenden Hebst und Winter sind weitere Landschaftspflegemaßnahmen geplant. Dafür hofft der LBV auf die Unterstützung von Helfern. Schulklassen, Jugendgruppen, Vereine oder Firmen sind eingeladen, gemeinsam Gutes für Kiesbank-Grashüpfer, Gefleckte Schnarrschrecke und Co. zu tun. Interessierte können sich per Mail an fabian.unger@lbv.de wenden.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Nachtfahrverbot für Mähroboter

Nachtfahrverbot für Mähroboter

Hilpoltstein / Bayern – Für den auch in Bayern immer seltener werdenden Igel, sind Gärten im Siedlungsraum ein wichtiger Lebensraum. Doch genau dort droht dem Stachelritter häufig eine tödliche Gefahr. Mit der zunehmenden Nutzung von Mährobotern werden die nachtaktiven Säugetiere oft schwer verletzt und verenden dann qualvoll.

„Viele Mähroboter laufen nachts und sind dann besonders gefährlich, weil sie kleine Tiere wie junge Igel oder wandernde Amphibien nicht als Hindernis erkennen. Wenn sie dann einfach über die Tiere hinwegfahren, fügen sie ihnen grausame Verletzungen zu. Die Grüne Landtagsfraktion fordert deshalb die Staatsregierung in ihrem Antrag zum Handeln auf. So wäre aus Sicht des LBV die Ergänzung eines Nachtfahrverbots für Mähroboter im Tierschutzgesetz unbedingt erforderlich“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.
Da Igel bei Gefahr nicht davonlaufen, sondern sich zu einer Stachelkugel zusammenrollen, sind sie den Maschinen schutzlos ausgeliefert. Vielen Mähroboterbesitzern ist nicht bewusst, welchen Schaden sie damit an der Natur im eigenen Garten anrichten. „Bei Zusammenstößen mit Mährobotern erleiden die Igel oft Wunden, die sich leicht infizieren können. Regelmäßig werden Tiere von den vermeintlich hilfreichen Gartenmaschinen verstümmelt oder getötet. Und da viele Roboter-Opfer einfach in der Mülltonne entsorgt oder gar nicht erst gefunden werden, gehen wir von einer hohen Dunkelziffer aus“, erklärt Schäffer.
Einige der Hersteller weisen sogar darauf hin, dass ihre Mähroboter nicht unbeaufsichtigt laufen sollen. „Leider ist aber genau das oft einer der Hauptgründe für die Anschaffung eines Mähroboters – er arbeitet ganz allein, ohne dass man daneben stehen muss“, so der LBV-Vorsitzende. Deshalb halten sich viele Roboterbesitzer nicht an die Vorgabe und lassen den automatischen Helfer gerne nachts laufen, wenn zwar weder Kinder noch Haustiere im Garten unterwegs sind, aber viele nachtaktive Wildtiere.

Auch tagsüber in Verstecken nicht mehr sicher

Und selbst in ihren Tagesverstecken sind die Igel im Garten vor elektrischen oder anderen motorisierten Gartengeräten oft nicht mehr sicher. Dort, wo sich Igel am liebsten zum Schlafen zurückziehen – also unter Hecken und ins Gestrüpp – wird gerne mit Fadenmähern und Freischneidern gearbeitet. „Diese Geräte sind oft stark genug, um kleine Bäume zu durchschneiden. Entsprechend kann man sich vorstellen, was sie mit Igeln und anderen Tieren machen. Am besten ist es deshalb, auf solche Geräte ganz zu verzichten und Mut zum Wildwuchs unter Gartenhecken zu zeigen“, empfiehlt Schäffer. Falls man das nicht wolle, solle man vor der Nutzung dieser Geräte die Flächen gründlich nach Tieren absuchen.

Mähroboter gefährden die Artenvielfalt

Davon abgesehen wird durch den Einsatz von Mährobotern auch verhindert, dass im Garten ein vielfältiger Lebensraum entstehen kann. Auf täglich gemähten und somit sterilen Rasenflächen finden Igel keine Nahrung mehr. „Wo Mähroboter regelmäßig fahren wächst keine Blüte mehr. In der Folge bleiben Insekten fern, die für den Igel ein Hauptbestandteil der Nahrung sind. Und die wenigen Insekten, die sich doch auf den Rasen verirren, werden dann in den Mähroboter eingesogen und zerhäckselt. Deshalb stellen Mähroboter eine Gefahr für die Artenvielfalt dar“, sagt der LBV-Vorsitzende.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Später Mähen für mehr Vielfalt

Später Mähen für mehr Vielfalt

Hilpoltstein / Bayern – Einheitsgrün statt bunter Blütenpracht: Mitte Juni sind in Bayern schon zahlreiche Wiesen gemäht, zum Teil auch bereits mehrmals. Viele Tiere und Pflanzen können jedoch nur überleben, wenn zumindest ein Teil der Wiesenfläche länger stehen bleiben darf.

„Die bunten Blumenwiesen, ohne die wir uns Bayern überhaupt nicht vorstellen könnten, sind heute ein bedrohter Lebensraum. Doch beim Schutz von artenreichem Grünland kommen wir seit Jahren nur schleppend voran“, so der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. Immerhin wurden im Zuge des Volksbegehrens Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!“ konkrete Vorgaben zum Schutz von artenreichem Grünland gemacht. Ein Lichtblick ist dabei aus Sicht des LBV, dass seit 2019 immer mehr Wiesen erst nach dem 15. Juni gemäht werden und das 10-Prozent-Ziel aus dem Volksbegehren für die späte Mahd bereits erreicht ist. „Doch leider ist der Gesamtzustand unserer Wiesen im Freistaat weiterhin schlecht. Deshalb läuft auf EU-Ebene sogar ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland, weil diese wertvollen Flächen nicht genug geschützt werden. Die Staatsregierung muss deshalb beim Schutz von artenreichen Wiesen dringend nachlegen“, fordert Schäffer.
Wiesen und Weiden zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Schonend bewirtschaftet sind sie eine Schatzkiste die Kulturlandschaft. Im Zuge des Volksbegehren Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!“ wurde deshalb auf zehn Prozent des bayerischen Grünlands eine Mahd nach dem 15. Juni vorgeschrieben. So können Tiere und Pflanzen Rückzugsräume finden und sich fortpflanzen. „Dieses Ziel wird laut Landtagsanfrage bayernweit 2023 erstmalig erreicht. Somit ist seit 2019 ein Anstieg der spät gemähten Flächen im Freistaat zu verzeichnen.“
Doch zu frühe und zu häufige Mahd, Düngung und die Umwandlung von Grünland in Siedlungs- oder Ackerflächen gefährden weiterhin die wertvollen Wiesen. „Die bisherigen Bemühungen sind ein Schritt in die richtige Richtung. Doch trotz seiner einzigartigen Vielfalt und der wichtigen Funktionen für Boden-, Klima- und Hochwasserschutz ist artenreiches Grünland nach wie vor ein bedrohter Lebensraum, der mehr Schutz verdient“, so Schäffer.
Die EU hat Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) sogar verklagt, weil es seinen Verpflichtungen im Rahmen des europäischen Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerks nicht nachkommt. Als explizites Negativbeispiel für Bayern nennt die EU „Magere Flachland-Mähwiesen“, also die wichtigen artenreichen Blumenwiesen. „Der besorgniserregend schlechte Zustand vieler Gebiete im Freistaat unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf. Bayern muss dringend nachlegen, gebietsspezifische Erhaltungs- und Entwicklungsziele definieren und umsetzen und damit die Flächen wieder in einen artenreichen Zustand überführen”, fordert Schäffer.

Futtergrundlage für Insekten

Eine späte Mahd stellt sicher, dass Insekten immer ausreichend Blüten als Futtergrundlage finden. Spät blühende Pflanzen können ausreifen und Samen bilden, damit die Art fortbestehen kann. Mit Wiesenbocksbart und Margeriten sind im Juni auch viele andere Blühpflanzen reif. Wird früher gemäht, können sich diese nicht vermehren. Neben einem späten Mähzeitpunkt sind das Belassen von ungemähten Altgrasstreifen, die zeitversetzte Mahd von in räumlicher Nähe liegender Wiesen, die Verwendung von Balkenmähgeräten, höhere Schnitthöhen, sowie das Mähen bei bedecktem Himmel und kühleren Temperaturen effektive Maßnahmen, um Tiere bei der Mahd zu schonen.
Insbesondere Bodenbrüter wie Feldlerche, Uferschnepfe und Großer Brachvogel profitieren, wenn erst nach Abschluss der Brut gemäht wird. Allerdings sind viele Wiesenbrüterküken auch bis zum 15. Juni noch nicht flügge, manche Arten brüten zu diesem Zeitpunkt noch. Daher wäre eine Flexibilisierung der landwirtschaftlichen Förderprogramme erforderlich mit Schnittzeitpunkten angepasst an Zielarten und Zusatzprämien für diese Mähzeitpunkte. Der LBV ist aus diesem Grund aktiv im Bodenbrüterschutz tätig und markiert Nester, um mit den Bewirtschaftern eine angepasste spätere Mahd zu vereinbaren, damit die Vögel dieser vom Aussterben bedrohten Arten ungestört brüten und die Küken sicher das Nest verlassen können.
Das Hochwasser hat momentan große Auswirkungen auf das Grünland und auf die Wiesenbrüter. Die derzeit geplante Ausnahmeregelung für das Aussetzen der Schnittzeitpunkte auf vom Hochwasser betroffenen Flächen ist nachvollziehbar. Der LBV arbeitet mit Landwirten in Wiesenbrütergebieten daran, dass dies nicht dazu führt, dass Wiesenbrüter zusätzlich geschädigt werden.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto Copyright Gisela Schreiner)

Weg vom Kies, hin zum Grün: Artenvielfalt auf Friedehöfen fördern

Weg vom Kies, hin zum Grün: Artenvielfalt auf Friedehöfen fördern

Hilpoltstein / Bayern – Zu Allerheiligen ruft der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) dazu auf, Friedhöfe so zu gestalten, dass sie einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten.

„Friedhöfe haben ein großes Potential als Lebensraum und Rückzugsort für Pflanzen und Tiere der Stadt. Grünflächen verschwinden zunehmend im städtischen Bereich und dadurch sind grüne Oasen wie Friedhöfe enorm wichtig für die Artenvielfalt. Gleichzeitig bieten sie uns Menschen einen Ort der Ruhe und Andacht“ sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Wie artenreich Friedhöfe sein können, zeigen gerade historische Anlagen. In alten Bäumen, Hecken und Totholz finden zahlreiche Vogel- und Insektenarten, Igel, Eichhörnchen, Fledermäuse und Eidechsen einen sicheren Rückzugsort. Leider werden gerade neuere Anlagen, ähnlich wie bei Gärten und Vorgärten, oft naturfern gestaltet mit auffällig viel Schotter oder großflächiger Steinabdeckung.
Einigen Menschen fehlt die Zeit oder die Möglichkeit, sich um eine aufwändige Grabpflege zu kümmern. Da klingt das Versprechen eines pflegeleichten, aber immer ordentlichen Grabes, das zudem nicht gegossen werden muss, verlockend. Die Natur bleibt dabei leider auf der Strecke. „Gräber mit Schotterflächen oder großflächigen Steinabdeckungen sind mit Blick auf den Naturschutz problematisch“, sagt Angelika Nelson. „Anders als in naturnahen Gärten mit vielen heimischen Pflanzen und Sträuchern, die für viele Insekten Nahrung und Lebensraum bereitstellen, finden sich auf den mit Kies gestalteten Gräbern kaum noch Pflanzen und meist keine heimischen Arten. Diese bieten weder Pollen, Nektar noch Samen als Nahrung für Vögel oder Insekten.“ Auch sind geschotterte Gräber nicht pflegeleichter, da die Steine mit den Jahren Moos und Algen ansetzen sowie von Wildkraut bewachsen werden. Der Schotter muss dann aufwendig gereinigt oder sogar ausgetauscht werden. Die Böden auf Friedhöfen sind zudem meist versiegelt, sodass Amseln und Drosseln keinen einzigen Regenwurm finden.
Mancherorts unterstützt auch die Friedhofsverwaltung bewusst Artenvielfalt auf den Friedhöfen. Verantwortliche mähen zum Beispiel seltener, legen Blühwiesen statt Rasen an, errichten Laub- und Totholzhaufen, lassen mehr Natur in wilden Ecken zu und schneiden Bäume sowie Sträucher nur außerhalb der Brutzeit. Zudem gibt es auf vielen Friedhöfen inzwischen von Menschen angelegte Nistmöglichkeiten für Vögel und Insekten.

Tipps zur Grabgestaltung mit heimischen Pflanzen

Jede und jeder kann Gräber naturnah bepflanzen, um so selbst noch etwas zum Gesamtbild des Friedhofs beizutragen und etwas für die Tier- und Pflanzenwelt zu tun. „Am besten eignen sich heimische Pflanzen mit ungefüllten Blüten mit frei zugänglichen Staubgefäßen, um Insekten Futter zu bieten“, rät die LBV-Biologin. „Optisch schöne, gefüllte Blüten mit ineinander verschachtelten Blütenblättern sind für Insekten als Nahrungsquelle leider wertlos.“ Mit der richtigen Gestaltung machen naturnah angelegte Gräber kaum Arbeit. „Für trockene, sonnige Standorte eignen sich beispielsweise Polsterdost, Storchschnabel oder blaues Silbergras. Im Schatten gedeihen Haselwurz und Waldmeister als Bodendecker mit einem Fingerhut als Blickfang. Auch die Akelei fühlt sich im Schatten wohl“, empfiehlt Angelika Nelson. Schon wenige Handgriffe ermöglichen mehr Natur auf dem Friedhof für zahlreiche seltene Tierarten und bieten Menschen einen Ort für ruhige, besinnliche Momente.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild re)