Biotonne: Ratsbegehren kommt

Biotonne: Ratsbegehren kommt

Rosenheim – Über die Einführung einer Biotonne in Rosenheim ist in den vergangenen Monaten schon viel diskutiert und geschrieben worden. Nun steht fest: Ein Ratsbegehren und damit die Bürger werden darüber entscheiden, ob Hol- oder Bringsystem, sprich ob sie zukünftig ihre Bioabfälle zu Wertstoffinseln bringen oder ob sie ihn in Mülltonnen bei sich vor dem Wohnhaus sammeln und abholen lassen.

Wie bereits vielfach auch bei uns auf Innpuls.me berichtet, sind Bioabfälle seit dem 1. Januar 2015 laut Paragraph 11 des Kreislaufwirtschaftsgesetz getrennt zu sammeln und diese Getrenntsammelpflicht betrifft auch die Bioabfälle aus privaten Haushalten. Nach vielen Jahren und zähem Ringen über viele Jahre wurde dann in Rosenheim im Herbst 2022 von den Stadträten mehrheitlich eine Kompromisslösung gefunden: Restmüllentsorgung nur noch alle 14 Tage, dafür eine wöchentliche Biomüllabholung (wir berichteten).

So richtig wohl fühlten sich damit aber viele Stadträte nicht, darum sprechen sie nun auch oft nur noch von einer „Notlösung“. Überhaupt keine Lösung in dieser Entscheidung sah der Rosenheimer Seniorenbeirat, der ein Bürgerbegehren startete, indem er sich für eine dezentrale Sammlung von Bioabfällen an Wertstoffinseln oder häuslicher Kompostierung aussprach (wir berichteten). Rund 3000 Unterschriften kamen zusammen und damit genug um ein Bürgerbegehren anzuschieben. Aber aufgrund formaler und formeller Fehler kam dann im Ferienausschuss die Absage (wir berichteten)

Für Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März war es aber dennoch wichtig, die Meinung der 3000 Bürger, die mit ihrer Unterschrift ihren Unwillen gegen die Entscheidung das Stadtrats kundgetan haben, zu respektieren und sprach sich für ein Ratsbegehren aus. Damit können Gemeindevertreter Entscheidungen, für die sie selbst zuständig sind, an die Bürger der Gemeinde abgeben. In Deutschland fanden laut wikipedia von 1956 bis 2017 insgesamt 1242 Ratsbegehren statt.

Nun entscheiden die Bürger

Nun steht fest: Der Streit um die Biotonne in Rosenheim wird zu einem weiteren Ratsbegehren führen. In der Stadtratssitzung am gestrigen Mittwoch haben sich dafür 30 Stadträte und damit eine deutliche Mehrheit ausgesprochen. Es gab 12 Gegenstimmen.
Überhaupt kein Verständnis für ein Ratsbegehren in dieser Sache zeigten die Vertreter der Grünen. „Ich stehe zu dem Beschluss“, betonte Peter Rutz. Er sehe die nun mit dem Ratsbegehren verbundene Zeitverzögerung kritisch. Seiner Meinung nach habe es an Aufklärung und Information der Bürger gemangelt: „Da muss man die Bürger bei der Hand nehmen.“

Als Termin wurde Sonntag, 9. Juli, festgelegt. An diesem Tag findet die Europawahl statt. Noch ist nicht ganz geklärt, ob es rechtlich möglich ist, das Bürgerbegehren mit der Europawahl zusammenzulegen.
Peter Weigel von den Grünen vermutet hinter dieser Terminlegung Kalkül. „Wenn die Menschen eh schon zur Wahl gehen, ist es natürlich leichter die für das Bürgerbegehren nötigen 15 Prozent zu erreichen.“
Dem widersprach Rosenheims Stadtoberhaupt. Man erwarte sich dadurch eine Arbeitserleichterung:  „Ein Ratsbegehren ist mit sehr viel Arbeit verbunden“.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Karin Wunsam)

Biotonne: Ratsbegehren soll Entscheidung bringen

Biotonne: Ratsbegehren soll Entscheidung bringen

Rosenheim – In Sachen „Biotonne“ gibt es in Rosenheim nach wie vor keine Entscheidung. Nachdem das Bürgerbegehren „Nein zur Biotonne“ des Rosenheimer Seniorenbeirats aufgrund von formellen Fehlern gescheitert ist, ist nun ein Ratsbegehren geplant. 

Seit dem 1. Januar 2015 sind laut Paragraf 11 des Kreislaufwirtschaftsgesetz Bioabfälle flächendecken getrennt zu sammeln. Die Getrenntsammelpflicht betrifft auch die Bioabfälle aus privaten Haushalten, die im Wesentlichen aus Gartenabfällen sowie Nahrungs- und Küchenabfällen bestehen.
Eine Lösung muss also nach Vorgaben des Bundes auch in der Stadt Rosenheim gefunden werden. Tatsächlich wird dort auch schon seit gut 10 Jahren über die Einführung einer Biotonne diskutiert. 2021 kam dann das „Ja“. Aber das „Wie“ gestaltet sich seitdem schwierig. Nach zähem Ringen über viele Sitzungen hinweg wurde schließlich im Herbst 2022 eine Kompromisslösung gefunden (wir berichteten): Restmüllentsorgung nur noch alle 14 Tage, dafür eine wöchentliche Biomüllabholung.

Dezentrale Lösung statt Biotonne

Der Seniorenbeirat startete daraufhin ein Bürgerbegehren. Er sprach sich stattdessen für eine dezentrale Sammlung von Bioabfällen an Wertstoffinseln oder häuslicher Kompostierung aus (wir berichteten).
Um ein Bürgerbegehren in die Wege zu leiten, müssen laut Gesetz sechs Prozent der Gemeindebürger unterschrieben haben. Bei 46057 wahlberechtigten Gemeindebürgern in Rosenheim war das mit rund 3000 Unterschriften klar der Fall. Dennoch kam dann vor wenigen Wochen in der Sitzung des Ferienausschusses die Absage – aufgrund formaler und formeller Fehler (wir berichteten).

Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März brachte aber ein Ratsbegehren ins Spiel, um dennoch dem erkennbaren politischen Willen der Bürger Rechnung zu tragen. Dieses stand nun bei der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses auf der Tagesordnung.
7 zu 3 Stimmen sprachen sich die Stadträte für ein Ratsbegehren aus. Die drei Gegenstimmen kamen von den Grünen. Sie sehen für diesen Weg keine Notwendigkeit: „Ich kann das nicht nachvollziehen. Da gibt es einen Beschluss und dieser wird jetzt relativiert uns Angst vor einer unpopulären Maßnahme“, ärgerte sich der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Peter Rutz und deutete das angestrebte Ratsbegehen als „politische Schwäche“. Sein Fraktionskollege Franz Opperer pflichtete ihm bei. Er kritisierte außerdem, dass die Bürger in Sachen „Biotonne“ bisher schlecht informiert wurden.

„In unserer Fraktion wurde dieses Thema kontrovers diskutiert, aber ich persönlich unterstütze das Ratsbegehren“, sagte dagegen SPD-Stadtrat Abuzar Erdogann. Auch CSU-Stadtrat Herbert Borrmann und Robert Multrus von den Freien Wählern sprachen sich für ein Ratsbegehren aus. Ich finde es richtig, die Bürger entscheiden zu lassen“, sagte Borrmann. Multrus war es wichtig, dass die Fragestellung des Ratsbegehren leicht verständlich formuliert wird.

Bei dem Ratsbegehren soll es um die Frage gehen, ob anstelle einer Einführung einer häuslichen Biotonne eine dezentrale Sammlung des Bioabfalls an Wertstoffinseln erfolgen soll. Denn das ist laut Gesetz durchaus möglich.
Hierzu müsste in Rosenheim eine zusätzliche Infrastruktur an Wertstoffcontainern bereitgestellt werden, welche explizit für Bioabfälle geeignet ist. „Um eine, wie von der Regierung von Oberbayern gefordert, flächendeckende Sammlung zu garantieren, könnte dies an verschiedenen, das Stadtgebiet abdeckenden Anzahl an Wertstoffinseln eingeführt werden“, heißt es dazu in der Vorlage der Stadtverwaltung.

Presscontainer sollen es nicht werden

Bei einer flächendeckenden Sammlung des Bioabfalls an Wertstoffinseln sollte aus Sicht der Verwaltung jedoch nicht auf Presscontainer gesetzt werden, aufgrund hoher Anschaffungskosten sowie der benötigten Infrastruktur. Stattdessen könnten bei einem regelmäßigen Leerungsturnus einfache, flüssigkeitsdichte Sammelcontainer eingesetzt werden. Für die Leerung würde man beim Baubetriebshof ein zusätzliches Leerungsfahrzeug mit entsprechenden Personal benötigen.

Die endgültige Entscheidung zum Ratsbegehren fällt bei der Stadtratssitzung in der kommenden Woche. Gibt es „Grünes Licht“ steht auch schon ein Termin für das Bürgerbegehren fest: Sonntag, 8. Juni 2024 (Wahltermin für die Europawahl) Die Abstimmung soll von 8 bis 18 Uhr dauern.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Bürgerbegehren zur Biotonne abgelehnt

Bürgerbegehren zur Biotonne abgelehnt

Rosenheim –  „Nein zur häuslichen Biotonne in Rosenheim“, sagt der Seniorenbeirat Rosenheim und hat dafür rund 3000 Unterstützer gefunden. Das reicht aus, um ein Bürgerbegehren zu starten. Trotzdem kam bei der gestrigen Sitzung des Ferienausschusses das einstimmige  „Nein“. Begründung: formelle und formale Fehler bei den Unterschriftenlisten.

Bei der Sitzung am gestrigen Mittwoch im Rosenheimer Rathaus waren auch einige Vertreter des Rosenheimer Seniorenbeirats unter den Zuhörern. Sie nahmen das einstimmige „Nein“ zum Bürgerbegehren und die Begründungen dafür ruhig und ohne große erkennbare Gefühlsregungen zur Kenntnis.
Ein tiefer Schlag ist diese Entscheidung aber sicherlich, denn die Seniorenbeiräte haben in den vergangenen Monaten viel Arbeit in die Durchführung investiert.

Die Biotonne in Rosenheim kommt. Das ist seit 2021 beschlossene Sache. Für Diskussionsstoff sorgt aber das „Wie“. Nach zähem und Ringen über viele Sitzungen hinweg wurde schließlich im Herbst vergangenen Jahres eine Kompromisslösung gefunden (wir berichteten ausführlich): Restmüllentsorgung nur noch alle 14 Tage, dafür eine wöchentliche Biomüllentsorgung.

Zahl der Stimmen für ein Bürgerbegehren klar erreicht

Statt dem verpflichtendem Holsystem spricht sich der Seniorenbeirat für eine dezentrale Sammlung von Bioabfällen an Wertstoffinseln oder häuslicher Kompostierung aus (wir berichteten). Eine Unterschriftenaktion für ein Bürgerbegehren wurde gestartet – und das kann nach Anzahl der Unterschriften als durchaus erfolgreich angesehen wird.
Um ein Bürgerbegehren in die Wege zu leiten, müssen laut Gesetz 6 Prozent der Gemeindebürger unterschrieben haben. Bei 46057 wahlberechtigten Gemeindebürgern in Rosenheim ist das mit rund 3000 Unterschriften klar der Fall.

Dennoch kam gestern die Absage. Nach der Übergabe der Unterschriften an die Stadt wurden die Unterschriftenlisten juristisch überprüft und dabei seien formelle und formale Fehler bei den Fragebögen festgestellt worden.
„Es wurden zwei verschiedene Fragebögen verwendet mit unterschiedlichen Fragestellungen“, informierte dazu Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März. Bei einem Fragebogen heißt die Frage „Sind Sie dafür, die Entscheidung des Rosenheimer Stadtrats zur Einführung einer Biotonne im Holsystem aufzuheben? Stattdessen dezentrale Sammlung von Bioabfällen an Wertstoffinseln oder häuslicher Kompostierung“. Auf einem anderen Fragebogen ist der Zusatz „oder häusliche Kompostierung“ durchgestrichen.
Durch diesen Fehler bleiben nach Rechnung der Rosenheimer Stadtverwaltung nur 1487 Unterschriften zulässig – zu wenig für den Start eines Bürgerbegehrens.
Außerdem sei die Frage mit dem Zusatz „….oder häusliche Kompostierung“ nicht klar mit Ja oder Nein zu beantworten. Eine weitere Voraussetzung für ein Bürgerbegehren.

„Es ist gut, das sich Bürger einbringen“

Trotz Ablehnung des Bürgerentscheids war es vielen Stadträten wichtig zu betonen, dass sie an sich Respekt vor dem Einsatz des Seniorenbeirats haben. „Es ist gut, dass sich Bürger einbringen“, meinte beispielsweise CS’U-Stadtrat Dr. Wolfgang Bergmüller. Auch SPD-Stadtrat Abuzar Erdogan betonte die Wichtigkeit dieses demokratischen Möglichkeit: „Ich schätze es sehr, dass Menschen sich für ihre Meinungen einsetzen. Das ist ihr gutes Recht“.
Er schlug, gerichtet an die Vertreter des Senioren, einen zweiten Anlauf für das Bürgerbegehren vor. Diesen Vorschlag vertrat dann auch Markus Dick von den Freien Wählern.
Sonja Gintenreiter von den Grünen machte sich dagegen vor allem Gedanken darüber, wie es nun mit der Einführung der Biotonne weitergehen soll und sprach sich ein weiteres mal für eine Informationskampagne aus, um die aus ihrer Sicht kursierenden Fehlinformationen klarzustellen und für das „Ja“ zur Biotonne zu werben.

Ob der Seniorenbeirat Rosenheim tatsächlich einen zweiten Anlauf in Betracht zieht, dazu wollten sich die Vertreter nach der Sitzung im Gespräch mit Innpuls.me noch nicht festlegen. „Wir werden uns jetzt erst einmal zusammensitzen und überlegen, wie es weitergeht“, meinten sie.

Andreas März bringt Ratsbegehren ins Spiel

Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März brachte aber noch eine andere Möglichkeit ins Spiel, um doch noch den durch das Bürgerbegehren – formelle und formale Fehler hin oder her – klar erkennbaren politische Willen der Bürger, Rechnung zu tragen: ein Ratsbegehren. „Ein außergewöhnlicher Weg“, weiß Rosenheims Stadtoberhaupt. Doch genau diesen Weg wolle er dem Stadtrat bei seiner Sitzung im September vorschlagen: „Den erklärten Willen der Bürger darf man nicht ignorieren. Wir wären gut beraten, diesen Weg zu wählen, ansonsten könnte es heißen, uns ist es egal, was die Bürger wollen“.

Entscheidung an die Bürger abgeben

Bei einem Ratsbegehren können die Gemeindevertreter, Entscheidungen, für die sie selbst zuständig sind, an die Bürger der Gemeinde abgeben. Das geschieht immer dann, wenn die örtlichen Politiker der Meinung sind, dass die Bevölkerung über eine Streifrage abstimmen soll.
In Deutschland fanden laut wikipedia.de von 1956 bis 2017 insgesamt 1242 Ratsbegehren statt.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Archiv Innpuls.me)

Diskussion über Biotonne geht weiter

Diskussion über Biotonne geht weiter

Rosenheim – Die Einführung der Biotonne in Rosenheim sorgt weiter für Zündstoff. Der Seniorenbeirat Rosenheim sammelt fleißig Unterschriften für ein Bürgerbegehren „Nein zur häuslichen Biotonne in Rosenheim“. Die Grünen-Stadtratsfraktion forderten dagegen eine Öffentlichkeitskampagne für die Biotonne.

In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energie und Klimaschutz stand die Biotonne wieder einmal auf der Tagesordnung. Bündnis 90 / Die Grünen wollten eine Öffentlichkeitskampagne zur Biotonne starten mit Anzeigen und Beiträgen in den örtlichen Medien,  mehrsprachigen Flyer und Hauswurfsendungen. Denn nach Meinung der Grünen-Stadtratsfraktion sind aktuell sehr viele Fehlinformationen zum Thema Biotonne in Rosenheim im Umlauf.
„Die Bürger sind verunsichert und müssen von Anfang an beim Thema Biotonne mitgenommen werden, da hilft nur Transparenz und Aufklärung“, heißt es in dem entsprechenden Antrag von Bündnis 90 / Die Grünen.
Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März und eine ganze Reihe weiterer Stadträte sprachen sich gegen diesen Schritt zum jetzigen Zeitpunkt aus. „Aus Respekt vor dem Bürgerwillen“, so Andreas März. Denn aktuell sammelt der Rosenheimer Seniorenbeirat Unterschriften für das Bürgerbegehren „Nein zur häuslichen Biotonne in Rosenheim“ – die erste Aktion dieser Art überhaupt in der Geschichte des Rosenheimer Seniorenbeirats.

Seniorenbeirat hat schon gut 2600 Unterschriften gesammelt

Mittlerweile sind schon gut 2600 Unterschriften zusammen, wie einige Seniorenbeiräte Innpuls.me beim Rosenheimer Stadtfest am vergangenen Wochenende erzählt haben. Auch dort warb der Seniorenbeirat mit einem Stand im Salingarten um weitere Unterschriften.
Ziel sind 2800 Unterschriften. „Die haben wir bis Ende Juni zusammen“, ist man sich beim Seniorenbeirat sicher. Damit ist dann die notwendige Mindestanzahl von Unterzeichnern für den Start eines Bürgerbegehrens erreicht.
Die Unterschriftenlisten sollen dann der Stadtverwaltung zur Überprüfung überreicht  werden und dann ist es wiederum am Stadtrat, über die Zulässigkeit des Begehrens zu entscheiden. 

Statt dem verpflichtendem Holsystem spricht sich der Seniorenbeirat für eine dezentrale Sammlung von Bioabfällen an Wertstoffinseln oder häuslicher Kompostierung aus (wir berichteten).
(Quelle: Artikel Karin Wunsam / Beitragsbild: Karin Wunsam)

Bürgerbegehren zur Biotonne abgelehnt

„Nein zur häuslichen Biotonne“

Rosenheim – Die Biotonne in Rosenheim kommt. Das ist seit 2021 beschlossene Sache. Die Kritik am „Wie“ wird aber immer lauter. Der Seniorenberat Rosenheim sammelt jetzt sogar Unterschriften für ein Bürgerbegehren.

Biomüll auf Komposthaufen

Soll man den Biomüll so entsorgen? Einen Komposthaufen im Garten haben auch in Rosenheim nur noch die wenigsten Bürger.

Seit dem 1. Januar 2015 sind laut Paragraf 11 des Kreislaufwirtschaftsgesetz Bioabfälle flächendeckend getrennt zu sammeln. Die Getrenntsammlungspflicht betrifft auch die Bioabfälle aus privaten Haushalten die im Wesentlichen aus Gartenabfällen sowie Nahrungs- und Küchenabfällen bestehen.
Eine Lösung muss also nach Vorgaben des Bundes auch in der Stadt Rosenheim gefunden werden. Tatsächlich wird dort auch schon seit gut 10 Jahren Jahren über die Einführung einer Biotonne diskutiert. 2021 kam dann das „Ja“.  Seitdem geht es nun über das „Wie“ und das gestaltet sich schwierig, wie sich auch bei einer gemeinsamen Sitzung von Umwelt- und Haupt- und Finanzausschuss im Oktober vergangenen Jahres wieder deutlich zeigte. Diskutiert wurde zum Punkt „Biotonne“ lange. Schließlich entschloss man sich sogar dazu, auf eine Abstimmung zu verzichten, da ein mehrheitsfähiges Ergebnis unerreichbar erschien (wir berichteten).
Doch gerade, als man diesen Tagesordnungspunkt ungelöst zur Seite legen wollte, meldete sich Daniela Dickhof von den Grünen noch einmal mit einem letzten Versuch für eine Kompromisslösung zu Wort. Ihr Vorschlag: Restmüllentsorgung nur noch alle 14 Tage, dafür eine wöchentliche Biomüllentsorgung. Damit konnten sich dann plötzlich alle Stadträte anfreunden und zum ersten Mal in Sachen „Biotonne“ fiel die Abstimmung einstimmig aus.

Der Rosenheimer Seniorenbeirat hält die Entscheidung für einen Fehler und hat darum jetzt den Startschuss für das Bürgerbegehren „Nein zur häuslichen Biotonne in Rosenheim“ gegeben – die erste Aktion dieser Art überhaupt in der Geschichte des Rosenheimer Seniorenbeirats. Zum „Warum“, erklärt Irmgard Oppenrieder, Vorsitzende des Rosenheimer Seniorenbeirats im Gespräch mit Innpuls,me:  „Ich habe seit dieser Entscheidung im vergangenen Oktober schon sehr, sehr viele Anrufe besorgter Bürger bekommen“.

Seniorenbeirat befürchtet massive
Verschlechterung der bisherigen Situation

Nach Ansicht des Seniorenbeirats führt die Entscheidung zu einer massiven Verschlechterung der bisherigen Situation.
„Schon jetzt ist, speziell in Wohnanlagen, die Lagerfläche für Mülltonnen begrenzt. Kommt die Biotonne verpflichtend hinzu, erhöht sich der Platzbedarf für die Mülltonnen weiter und der Mangel an geeigneten Lagerflächen verschärft sich. Batterien von Mülltonnen speziell in dicht besiedelten Quartieren im Stadtgebiet sind hässlich und werden dem Anspruch an Lebensqualität in Rosenheim nicht gerecht“, heißt es dazu in der Begründung des Seniorenbeirats.
Außerdem wird befürchtet, dass die Gebühren der privaten Haushalte und der Unternehmen in Rosenheim für die Müllentsorgung drastisch steigen und es gerade in den Sommermonaten zu einer intensiven Geruchsbelästigung kommt. Letzter Punkt führte bereits in den 2000er Jahren zum Scheitern eines Modellversuchs in Rosenheimer Stadtteil Happing.

Außerdem findet Irmgard Oppenrieder die derzeit vorgeschlagenen Ausnahmeregelungen von der häuslichen Biotonnenpflicht für nicht nachvollziehbar. Beim Nachweis von Kompostierung im heimischen Garten oder von beengten Platzverhältnissen bspw. in der Innenstadt soll eine Befreiung von dem Anschluss- und Benutzungszwang möglich sein. „Wie will man dem Rest der Bürger dann erklären, warum für sie eine Pflicht besteht?“, so die Vorsitzende des Seniorenbeirats.

Der Seniorenbeirat spricht sich statt dem verpflichtendem Holsystem für eine dezentrale Sammlung von Bioabfällen an Wertstoffinseln oder häuslicher Kompostierung aus.

Ab dem heutigen Montag werden
Unterschriften gesammelt

Um ein Bürgerbegehren einzuleiten bedarf es Unterschriften von mindestens sechs Prozent der Wahlberechtigten, im Fall von Rosenheim also rund 3000 Personen. Start der Unterschriftensammlung ist am heutigen Montag und schon im Vorfeld zeichnete sich dafür Unterstützung ab, wohl sogar aus den Reihen der Stadträte selbst. „Zwei Stadträte haben uns angerufen und wollen jetzt unsere Unterschriftenaktion unterstützen, weil sie selbst der Meinung sind, dass die Entscheidung im Oktober nicht richtig war“, erzählt Irmgard Oppenrieder.

Wer das Bürgerbegehren „Nein zur häuslichen Biotonne in Rosenheim“ unterstützen will, kann seine Unterschrift von Montag bis Freitag, 10 bis 12 Uhr in den Räumlichkeiten des Senioren-Beirat in der Reichenbachstraße 8, Zimmer Nr. 17 im Erdgeschoss, abgeben.  Außerdem soll es in den kommenden Wochen auch Infostände in der Fußgängerzone geben. Zusätzlich werden Vertreter des Seniorenbeirats in den kommenden Wochen auch von Haustür zu Haustür gehen. Wer selbst Unterschriften für die Aktion sammeln will, kann sich Unterschriftenlisten beim Seniorenbeirat abholen.
(Quelle: Artikel Karin Wunsam / Beitragsbild: Karin Wunsam, Foto: Symbolfoto re)

Biotonne holen oder nicht?

Biotonne holen oder nicht?

Landkreis Rosenheim – Ob eine Biotonne im Holsystem für den Landkreis Rosenheim sinnvoll wäre, war Inhalt einer Machbarkeitsanalyse, die den Mitgliedern des Ausschusses für Umweltangelegenheiten, Landwirtschaft, räumliche Entwicklung, Natur- und Klimaschutz sowie Mobilität in ihrer jüngsten Sitzung vorgestellt wurde.

Laut Analyse der bifa Umweltinstitut GmbH funktioniert das bestehende System der Sammlung und lokalen Verwertung von Bioabfällen im Landkreis Rosenheim sehr gut und habe bereits zu einer deutlichen Entlastung der Umwelt beigetragen. Eine Umstellung auf eine Biotonne im Holsystem würde laut Studie nur einen geringen ökologischen Mehrwert bringen, „wäre aber gleichzeitig mit einem unverhältnismäßig großen finanziellen Aufwand verbunden.“

Deutliche Erhöhung
der Restmüllgebühren

So müssten zum Beispiel zwölfneue Sammelfahrzeuge angeschafft und etwa 30 Beschäftigte eingestellt werden. Zudem würden Betriebsflächen fehlen. Die Mehrkosten würden zu einer deutlichen Erhöhung der Restmüllgebühren führen und somit die Bürger belasten.

Untersucht wurden die Auswirkungen in den Kategorien Treibhauseffekt, Versauerung, Fotochemische Oxidantienbildung, Terrestrische Eutrophierung, Feinstaub und Ressourcennutzung. Beleuchtet wurde jeweils die aktuelle Situation ohne Biotonne im Holsystem, ein 65-prozentiger Anschlussgrad mit der Möglichkeit, privat zu kompostieren, und ein 100-prozentige Anschlussgrad mit einer Pflichtbiotonne.

Studie sieht nur begrenzte
Umwelteffekte durch Holsystem

Die bestmögliche ökologische Veränderung, die mit einer Biotonne im Holsystem erreicht werden könnte, liegt laut der Studie beim Hauptverursacher des Treibhauseffekts bei einer Einsparung von 573 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Dies entspreche dem Ausstoß von 289 Pkw mit durchschnittlicher Jahreslaufleistung.
Diesen begrenzten Umwelteffekten stünden laut Studie knapp 6,5 Millionen Euro jährlich an Zusatzkosten gegenüber, was eine Erhöhung der Gebühren für die Restmülltonnen um 39 Prozent bedeuten würde. Bei einer 65-prozentigen Abdeckung läge die Erhöhung bei 23 Prozent.
(Quelle: Pressemitteilung Landkreis Rosenheim / Beitragsbild: Symbolfoto re)