Wilde Bartgeier zu Besuch im Nationalpark Berchtesgaden

Wilde Bartgeier zu Besuch im Nationalpark Berchtesgaden

Berchtesgaden / Hilpoltstein / Bayern – Aktuell stattet ein unbekannter Bartgeier dem Nationalpark Berchtesgaden einen Besuch ab. Bereits zum dritten Mal in den letzten Monaten konnte damit ein Bartgeier in Südostbayern gesichtet werden, der nicht aus dem Auswilderungsprogramm des LBV stammt.

„Junge Bartgeier orientieren sich in ihrer Wanderphase in den ersten Lebensjahren stark am Vorkommen von Artgenossen. Daher freut es uns sehr, dass die Präsenz unserer Geier auch wilde, herumstreifende Junggesellen in die Region lockt. Das ist ein weiterer Erfolg im gemeinsamen Projekt diese faszinierende Vogelart wieder nach Deutschland zurückzubringen“, so LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider.
„Dank der hochauflösenden Bilder eines Naturfotografen konnten wir anhand der Gefiederdetails ermitteln, dass der derzeitige Besucher 1,5 Jahre alt ist. Da der im Frühling 2022 geschlüpfte Vogel keinen Beinring, keine Federmarkierung und keinen Sender trägt, handelt es sich um einen in der Wildnis geborenen Bartgeier aus dem Alpenraum“, sagt Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. In diesem Jahr sind mindestens 49 Geierküken erfolgreich aus Horsten in Österreich, Frankreich, Italien und der Schweiz ausgeflogen. Die Herkunft des wilden Gastes lässt sich jedoch nicht genauer bestimmen, da junge Bartgeier höchst mobil sind. Vögel aus dem bayrischen Auswilderungsprojekt sind beispielsweise bereits bis in die äußersten Westalpen in Frankreich und in die Ostalpen bis kurz vor Wien geflogen.

Mindestens der dritte Bartgeier der nicht aus dem Auswilderungsprogramm stammt 

Der derzeit im Projektgebiet des Nationalparks anwesende wilde Bartgeier ist mindestens der dritte Vogel in diesem Jahr, der nicht aus dem deutschen Auswilderungsprogramm stammt. Im Juli sichtete das Projektteam in der Nähe des Königssees den in der Schweiz ausgewilderten Bartgeier BelArosa, im September einen weiteren unbekannten Geier in der Nähe der Auswilderungsnische. „Die Präsenz unserer dieses Jahr ausgewilderten Bartgeier in Berchtesgaden scheint umherstreifenden Junggeiern geeignete Lebensräume anzuzeigen. Diese sogenannte soziale Attraktion kennen auch die Experten aus anderen Auswilderungsgebieten im Alpenraum“, freut sich Toni Wegscheider. Derartige Entwicklungen lassen sich jedoch nur durch die Meldung gesichteter Bartgeier nachvollziehen. Daher bittet das Projektteam auch weiterhin Naturinteressierte und Wandernde mögliche Bartgeierbeobachtungen mit Foto oder Video zu melden an www.lbv.de/bartgeier-melden.
Ob der wilde Besucher nun einige Zeit im Nationalpark Berchtesgaden bleibt oder bald wieder weiterzieht, lässt sich nicht abschätzen. „Der junge Geier hat sicherlich Sichtkontakt zum derzeit wieder in der Auswilderungsregion fliegenden Nepomuk. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die beiden sich zusammentun und eine Weile gemeinsam nach Nahrung suchen“, so LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Schon mehrfach wurden in Bayern ausgewilderte Geier zusammen mit Artgenossen beobachtet: so war die 2022 geschlüpfte Dagmar mit drei weiteren Junggeiern in der Schweiz im August unterwegs. Auch die Projektvögel Recka und Sisi fliegen derzeit gelegentlich zusammen in den österreichischen Zentralalpen.
In den Wintermonaten dienen vor allem durch Steinschlag, Lawinen, Krankheit oder Absturz umgekommene Gämsen und Steinböcke als Nahrung für die vollkommen auf Aas angewiesenen Bartgeier. „Erst vor kurzem wurde in der Nähe der Auswilderungsnische ein abgestürztes Gamskitz entdeckt. Wenn Steinadler, Fuchs und Kolkrabe die Weichteile verzehrt haben, werden sich die Geier die Knochen holen“, sagt Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Die Bewegungsmuster auf den GPS-Sendern der Vögel zeigen deutlich, dass sie immer wieder Suchflüge von einigen Stunden bis wenigen Tagen unternehmen und gefundene Wildtierkadaver teils wochenlang nutzen. So kann sich der auf Knochen spezialisierte Bartgeier zum Beispiel drei bis vier Wochen von der hohen Kaloriendichte des Knochenmarks eines einzelnen Steinbockgerippes ernähren.

Nepomuk auch zu Gast im Nationalpark Berchtesgaden

Im Oktober kehrte der neun Monate alte Nepomuk nach seinem ersten weiten Flug in die Zentralalpen überraschend wieder in der Auswilderungsregion des Klausbachtals zurück. „Auffällige Senderdaten veranlassten uns Anfang Oktober nach Nepomuk im Gelände zu suchen. In den Hohen Tauern entdeckten wir den geschwächt wirkenden Junggeier, der sich offenbar zu nahe an den Brutplatz eines anderen Bartgeier-Paares gewagt hat und mehrfach von diesem angegriffen wurde“, berichtet Toni Wegscheider. Für den Fall einer ernsthaften Verletzung waren Vorbereitungen für eine eventuelle Behandlung bereits getroffen. Trotz seines angeschlagenen Zustands kehrte Nepomuk selbstständig in den vertrauten Nationalpark Berchtesgaden zurück. Das Projektteam beobachtete ihn intensiv und stellte eine stetige Erholung fest. Die Futterplätze wurden vorsorglich erneut bestückt, was allerdings bald wieder beendet werden konnte. Nepomuks Flugfähigkeiten sind wieder vollständig hergestellt, sodass seinem nächsten Aufbruch in die Alpen nichts im Wege steht. Seit Projektbeginn können Interessierte die Flugrouten der fünf bayerischen Bartgeier durch die Alpen dank der auf dem Rücken der Vögel angebrachten GPS-Rucksäcke online auf einer Karte mitverfolgen unter www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen.

Rekordjahr der Wiesenweihe: Über 740 Jungvögel in Bayern

Rekordjahr der Wiesenweihe: Über 740 Jungvögel in Bayern

Hilpoltstein / Bayern – Die Wiesenweihe befindet sich wieder auf dem Höhenflug: Der bayerische Naturschutzverband LBV  verzeichnet bayernweit neue Rekordzahlen des zierlichen Greifvogels. Über 740 Jungvögel von ungefähr 270 Brutpaaren sind dieses Jahr nach jetzigem Erfassungsstand ausgeflogen.

2022 registrierten die Ehrenamtlichen mit 264 flüggen Jungvögeln und 156 Brutpaaren noch einen drastischen Rückgang der Brutzahlen des stark gefährdeten Greifvogels. „Schwankungen in den Brutzahlen sind bei der Wiesenweihe grundsätzlich normal, da die Feldmausbestände ebenfalls natürlichen Schwankungen unterliegen. Doch normalerweise erholen sich die Populationen nur schrittweise über ein paar Jahre hinweg“, so die Wiesenweihen-Expertin. Deshalb kam der rapide Anstieg der Brutzahlen im Vergleich zum Vorjahr für die Projektverantwortlichen 2023 völlig unerwartet.
Auch die milden Temperaturen und wenig Regen im Mai ermöglichten den Wiesenweihen, bereits frühzeitig Nester zu bauen und ihre Eier abzulegen. Je früher die Brut beginnt, desto eher werden die Jungvögel flügge, teilweise noch vor der Ernte der Agrarflächen. „Um zu verhindern, dass Maschinen die Nester bei der Feldbearbeitung versehentlich zerstören, markieren Ehrenamtliche in enger Zusammenarbeit mit den landwirtschaftlichen Betrieben die einzelnen Brutplätze. Ein intensiver Austausch mit der Landwirtschaft ist daher auch weiterhin ein Grundpfeiler im bayerischen Wiesenweihen-Programm“, betont Julia Ott.
Inzwischen sind die bayerischen Wiesenweihen mit den diesjährigen Jungvögeln in den weit entfernten Überwinterungsquartiere in Westafrika angekommen. Südlich der Sahara verbringen sie den Winter und machen sich im nächsten Frühjahr wieder auf den Weg zurück nach Bayern. „Die erfreulich hohe Anzahl an flüggen Jungvögeln verdanken wir vor allem dem großartigen Einsatz unserer ehrenamtlich Engagierten, die während der Saison unzählige Stunden mit der Suche und dem Schutz der Nester verbracht haben“, sagt Julia Ott. Um weiterhin möglichst alle Nester aufzuspüren und zu schützen, benötigt der LBV für kommendes Jahr weitere ehrenamtliche Helfer.

Aktiv werden für die Wiesenweihe

Mitmachen können alle, die sich vor allem in den Agrarregionen um Uffenheim, südlich und nordöstlich von Würzburg, Schweinfurt, des östlichen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld von Ende April bis Anfang August mindestens einen Tag pro Woche engagieren möchten. Dafür sollten ein eigenes Auto und bestenfalls auch ein eigenes Fernglas vorhanden sein. Alle Interessierten können sich unverbindlich melden unter ahp-wiesenweihe@lbv.de. Das LBV-Wiesenweihen-Team erklärt den Teilnehmenden die Schutzarbeiten ausführlich und steht ihnen auch während der laufenden Saison unterstützend zur Seite. Weitere Informationen zur ehrenamtlichen Tätigkeit für die Wiesenweihe finden sich unter www.lbv.de/wiesenweihe-aktiv-werden.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitrgsbild: re)

LBV fordert: Bayern und Europa müssen Pestizide halbieren

LBV fordert: Bayern und Europa müssen Pestizide halbieren

Hilpoltstein / Bayerm – Am 21. und 22. November verhandelt das Europaparlament über eine Verordnung zur nachhaltigen Nutzung von Pflanzenschutzmitteln. Bei dieser von der EU-Kommission vorgelegten „Sustainable Use Regulation“ (SUR) geht es um die Halbierung des Pestizideinsatzes und ein Verbot von Pestiziden in Schutzgebieten.
 
„Ein Verbot von Pestiziden in hochwertigen Schutzgebieten sollte selbstverständlich sein, denn sie dienen schließlich dem Schutz der Natur. Hier dürfen weder Pflanzen noch Tiere geschädigt werden und keine giftigen Stoffe in Boden und Wasser gelangen“, erklärt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV. Ausgenommen werden sollten nach Ansicht des LBV die so genannten Landschaftsschutzgebiete, da dort der Einsatz von Pestiziden das Landschaftsbild nicht verändert.
„Der CSU-Vorsitzende Markus Söder sollte seinen Parteikollegen Manfred Weber, der in Brüssel Partei- und Fraktionsvorsitzender der EVP im Europaparlament ist, auf Linie bringen. Söders Regierung hat 2019 begleitend zum Volksbegehren Artenvielfalt beschlossen, den Einsatz von Pestiziden in Bayern bis 2028 zu halbieren. Dieses Ziel auf europäischer Ebene nun zu bekämpfen, ist völlig widersprüchlich. Der LBV appelliert deshalb an das EU-Parlament, die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pestiziden anzunehmen“, so Dr. Norbert Schäffer.
Aus Sicht der LBV stehen den Landwirten, anders als der Bayerische Bauernverband es darstellt, sehr wohl praxistaugliche Alternativen zur Verfügung. So wirtschaften Ökobauern ohne chemisch-synthetische Pestizide und erzielen eine hohe Qualität an Lebensmitteln und schonen gleichzeitig Wasser, Boden, Luft und Artenvielfalt. Die vielseitige Fruchtfolge ist dabei ein zentrales Element, um Krankheiten der Nutzpflanzen unter Kontrolle zu behalten.
Matthias Luy, Landwirtschaftsreferent des LBV: „Das Landwirtschafts- und Ernährungssystem der Zukunft muss vernetzt gedacht werden. Wenn Produktionsmengen durch weniger Pestizideinsatz zurückgehen, kann dies durch eine stärker pflanzenbetonte Ernährung und durch die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung kompensiert werden. Die Ernährungssicherheit ist dadurch nicht gefährdet. Aus ökologischer Sicht ist es eindeutig, dass wir vor allem große zusammenhängende Gebiete ohne Pestizideinsatz brauchen. Und um Schutzgebiete sollten Pufferzonen eingerichtet werden, damit nicht von außerhalb Pestizide in die Schutzgebiete gelangen.“
 
Hintergrund:
 
Die EU-Verordnung sieht vor, die Verwendung von chemisch-synthetischen Pestiziden in sogenannten „sensiblen“ Gebieten zu verbieten. Darunter fallen zum Beispiel Nationalparks, die europäischen Natura 2000-Gebiete, Naturschutzgebiete und Wasserschutzgebiete. Besonders umstritten war, dass in der ersten Version auch Landschaftsschutzgebiete zu den sensiblen Gebieten gezählt wurden.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)
Warmer Herbst verwirrt  Bayerns Tier- und Pflanzenwelt

Warmer Herbst verwirrt Bayerns Tier- und Pflanzenwelt

Hilpoltstein / Bayern – Der vergangene Oktober war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auch der November beginnt mit Rekordtemperaturen. Wie derzeit zu beobachten ist, hat die milde Witterung vielfältige Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt in Bayern.

„Viele Zugvögel, vor allem Kurzstreckenzieher wie Stare, sind noch nicht auf dem Weg in den Mittelmeerraum, Winterschläfer wie der Igel zögern ihre Ruhephase hinaus und sind in den Gärten unterwegs und auch Fledermäuse fliegen noch auf Nahrungssuche umher“, sagt LBV-Expertin Dr. Angelika Nelson. Die Veränderungen im Jahreslauf können weitreichende Folgen für das gesamte Ökosystem haben. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) mahnt deshalb dringend verstärkte Anstrengungen im Klimaschutz an.
Wann Zugvögel in den Süden aufbrechen, hängt neben der Tageslänge auch von der Umgebungstemperatur, Windstärke, Windrichtung und dem aktuellen Nahrungsangebot ab. Vor allem Vogelarten, die normalerweise im Mittelmeerraum überwintern, bleiben aufgrund der Einflüsse des Klimawandels immer länger in Bayern. „In den vergangenen Jahren haben die Teilnehmenden bei unserer Mitmachaktion im Januar, der Stunde der Wintervögel, vermehrt Beobachtungen von Kurzstreckenziehern wie Zilpzalp oder Mönchsgrasmücke gemeldet. Vor einigen Jahren waren solche Sichtungen noch eine Rarität ”, weiß Angelika Nelson.
Vögel, die in Bayern überwintern, profitieren im Frühjahr: Sie beginnen früher mit der Brut und sichern sich die besten Nistplätze. Für Langstreckenzieher wie Kuckuck oder Gartenrotschwanz, die den Winter südlich der Sahara in Afrika verbringen, kann das Nachteile haben. Wenn sie im Frühjahr nach Europa zurückkehren, finden sie unter Umständen keine geeigneten Brutplätze mehr. Das veränderte Zugverhalten einiger Arten betrifft außerdem Vögel, die schon immer in Bayern überwintern, wie Kohl- und Blaumeise. Sie müssen sich die begrenzten Ressourcen nun mit den neuen Daheimgebliebenen teilen.

Tiere reagieren unterschiedlich auf den Wandel

Problematisch sind die Veränderungen im Jahreszyklus auch deshalb, weil nicht alle Tiere gleich auf sie reagieren. „Über Jahre eingespielte Beziehungen zwischen verschiedenen Lebewesen geraten aus dem Takt”, erklärt Angelika Nelson. Für Igel kann es jetzt beispielsweise noch zu warm für den Winterschlaf sein. Insekten, Spinnen und Würmer, von denen sie sich ernähren, verstecken sich aber bereits an gut geschützten Orten für den Winter. „Die Igel verbrauchen jetzt wertvolle Energie bei der Nahrungssuche und haben Schwierigkeiten sich genügend Fettreserven anzufressen“, erklärt Angelika Nelson. Ähnlich geht es den Fledermäusen, die bereits im Sommer unter dem Mangel an Fluginsekten gelitten haben. Sie brauchen für ihren Winterschlaf zudem Quartiere mit konstant kühlen Temperaturen. Ist es in den Höhlen und Spalten zu warm, verbrauchen sie unnötig Energie für ihren Stoffwechsel.

Gefahr für kälteliebende Arten

Bleiben die Temperaturen auch in den kommenden Monaten über dem langjährigen Mittel, kann es in einigen Gebieten zu Veränderungen in der Artenzusammensetzung kommen. Alpine Arten wie das Alpenschneehuhn, nordische Gänsearten oder die Wacholderdrossel sind auf kalte Wohlfühltemperaturen angewiesen. „Bei steigenden Temperaturen ziehen sie sich in höhere Lagen und nach Norden zurück. Da diese Rückzugsgebiete geografisch begrenzt sind, stellt die Klimakrise eine große Gefahr für ihr Vorkommen dar“, so die Biologin.
Die vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels und des damit einhergehenden Artensterbens haben auch Folgen für die Landwirtschaft und damit für die Menschen und ihre Lebensgrundlage. „Klimaschutz ist Menschenschutz. Wenn die Natur aus dem Gleichgewicht gerät, hat das direkte Konsequenzen für uns“, sagt die LBV-Biologin Angelika Nelson. Aus Sicht des LBV ist es daher unbedingt notwendig, den Klima- und Artenschutz in Bayern weiter voranzutreiben.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Über 3000 Gärten in Bayern sind vogelfreundlich

Über 3000 Gärten in Bayern sind vogelfreundlich

Hilpoltstein / Bayern – Ein wilder Rückzugsort für Amsel, Blaumeise, Rotkehlchen und Co.: Mehr als 3.000 Gärten haben der bayerische Naturschutzverband LBV und das Bayerische Artenschutzzentrum im Landesamt für Umwelt in den vergangenen beiden Jahren bereits als vogelfreundlich ausgezeichnet.

1.800 von den Gärten würden in der zurückliegenden Saison ausgezeichnet. Ziel des gemeinsamen Projekts „Vogelfreundlicher Garten“ ist es, ein Umdenken in Gang zu setzen und die Akzeptanz für mehr Wildnis vor der eigenen Haustür zu erhöhen. Wer für Vögel gärtnert, erhält die begehrte Plakette und inspiriert damit im Idealfall auch andere Gartenbesitzende zum naturnahen Vogelparadies. Für dieses Jahr sind die Bewertungen abgeschlossen. Im kommenden Frühling ist die LBV-Gartenjury wieder in Bayerns Gärten unterwegs.
Der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer ist begeistert von dem ungebrochenen Interesse, welches das Projekt auch im zweiten Jahr noch ausgelöst hat: „Die Aktion erfreut sich einer großen Beliebtheit. Das zeigt uns, dass immer mehr Menschen ein Bewusstsein dafür entwickeln, welchen wichtigen Beitrag sie mit der naturnahen Gestaltung des eigenen Gartens leisten können. Mit unserer Plakette wollen wir zeigen, wie sehr wir das Engagement jedes einzelnen schätzen.“
Ines Langensiepen, Leiterin des Bayerischen Artenschutzzentrums im Landesamt für Umwelt hebt hervor: „Die Gartenbesitzenden Bayerns zeigen uns eindrücklich, wie man schon mit kleinen, aber strukturreichen Gärten die Artenvielfalt unterstützen kann. Nicht nur die Bepflanzung leistet einen großen Beitrag – wer beispielsweise offene Bodenstellen im Garten belässt, schafft Lebensraum für bodennistende Wildbienen wie die Aschgraue Sandbiene. Wir sind gespannt und freuen uns auf das kommende Jahr 2024.“
Im Rahmen des Projekts haben sich in der vergangenen Saison mehr als 500 Ehrenamtliche als Mitglied der LBV-Gartenjury engagiert. Bayernweit waren sie in 2er-Teams im Einsatz und konnten über 1.800 Plaketten an die stolzen Gartenbesitzende überreichen. Die weiteren rund 1.200 angemeldeten Gärten sollen nach Möglichkeit im kommenden Jahr bewertet werden. Dafür sucht der LBV weiterhin Ehrenamtliche, die sich in der Gartenjury engagieren möchten. Wer sich über das Projekt und die Arbeit als Gartenbewerter oder Gartenbewerterin informieren möchte, ist herzlich zum Online-Infoabend am 12. März 2024 eingeladen. Anmeldung über www.vogelfreundlichergarten.de.

Regionale Zahlen

Besonders viele Plaketten konnte die LBV-Gartenjury in diesem Bewertungsjahr in den Regierungsbezirken Oberbayern (538 Auszeichnungen), Mittelfranken (397 Auszeichnungen), und Schwaben (287 Auszeichnungen) überreichen. Auch in den anderen Regierungsbezirken waren die Gartenjury-Mitglieder fleißig: Oberfranken (193 Auszeichnungen), Oberpfalz (182 Auszeichnungen), Unterfranken (159 Auszeichnungen) und Niederbayern (101 Auszeichnungen). Die Plaketten an den Gartenzäunen zeigen nun für alle sichtbar, welche Gärten besonders naturnah und vogelfreundlich gestaltet sind. 

Vogelfreundlich durch den Herbst und Winter

Wer Vögeln und Insekten auch in der anstehenden kalten Jahreszeit einen Lebensraum bieten will, sollte beispielsweise das Laub liegen lassen oder Gehölzabschnitte auf einem oder mehreren Totholzhaufen sammeln, anstatt sie zu entsorgen. Die alten Samenstände von Blühpflanzen bieten vielen Vögeln den ganzen Winter über wertevolle Nahrung und sollten deswegen bis zum Frühjahr stehen bleiben. Falls noch nicht geschehen, ist jetzt außerdem die Zeit, um Nistkästen zu reinigen. Wer nun heimische Gehölze oder Stauden pflanzt und Frühlingszwiebeln setzt, sorgt zudem bereits für ein artenreiches Frühjahr vor. Mehr Tipps für einen naturnahen, winterfesten Garten unter: lbv.de/winterfester-garten.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: re)

Von Klein auf nachhaltig: 259 Kitas als „ÖkoKids“ ausgezeichnet

Von Klein auf nachhaltig: 259 Kitas als „ÖkoKids“ ausgezeichnet

Hilpoltstein / Bayern – Gestern ehrte der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber nordbayerische Kindertageseinrichtungen im Rahmen einer Fachtagung in Nürnberg. 259 Kitas wurden ausgezeichnet.

Bereits seit 13 Jahren vergibt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt- und Verbraucherschutz die Auszeichnung „ÖkoKids – KindertageseinRICHTUNG NACHHALTIGKEIT“ an Kitas, die sich mit wichtigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzen. In diesem Jahr erhalten 259 Krippen, Kindergärten, Großtagespflegen und Horte den begehrten Titel. „Auch wenn der Fachkräftemangel in den bayerischen Kitas nach wie vor zu spüren ist, sind in diesem Jahr wieder viele spannende und kreative Projekte entstanden. Das beweist einmal mehr, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Gesellschaft eine hohe Brisanz hat“, sagt die LBV-Projektleiterin Carmen Günnewig. Bereits am 8. November haben der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer und das Bayerische Umweltministerium in München die südbayerischen Einrichtungen ausgezeichnet.
Seit dem Start von ÖkoKids im Jahr 2010 gestalten immer mehr bayerische Kindertageseinrichtungen ihre Bildungsarbeit im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Auch im vergangenen Kita-Jahr haben die Einrichtungen zusammen mit den Kindern verschiedene Aktionen zu den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit durchgeführt. „Die vielen gelungenen ÖkoKids–Projekte zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, Bildung für nachhaltige Entwicklung im frühkindlichen Bereich umzusetzen. Dabei geht es auch darum, Nachhaltigkeit in den Kita-Alltag zu verankern und die gesamte Einrichtung mit Träger, Eltern und pädagogischen Fachkräften mit ins Boot zu holen“, so Carmen Günnewig. Eine Jury aus Vertreterinnen des Umweltministeriums, des Sozialministeriums und des LBV bewertete die Projektdokumentationen.
In diesem Jahr haben die Einrichtungen sehr oft das Thema Ernährung und eigener Anbau gewählt. Auch das Thema Müll und dessen Vermeidung ist in den Einrichtungen sehr präsent und wird vor allem mit Beteiligung der Eltern oft umgesetzt. „Hinter allen Projekten stehen engagierte Mitarbeitende, die die Kinder stark einbeziehen und deren Haltung zeigt, dass ihnen Nachhaltigkeit am Herzen liegt“, betont Günnewig. Die Anzahl der teilnehmenden Kindertageseinrichtungen in diesem Jahr beweist, dass der Nachhaltigkeitsgedanke von großer Bedeutung für die frühe Bildung ist.
Nähere Informationen zu „ÖkoKids“ und eine Liste der ausgezeichneten Kindertageseinrichtungen 2023 sind hier zu finden sowie unter www.lbv.de/oekokids.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)