Workshop für Menschen mit Behinderung

Workshop für Menschen mit Behinderung

Rosenheim / Landkreis – Sich Gedanken über die eigene Zukunft machen, Träume aussprechen und einen Weg finden, sie zu erreichen – darum geht es bei einem Workshop für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige oder Freunde im Landratsamt Rosenheim am Samstag, 1. Juli, von 9 bis 13 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei. Um Anmeldung bis 18. Juni 2023 wird gebeten.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung unter dem Titel „Meine Zukunft planen. Ziele setzen.“ steht die Frage der eigenen Zukunft – ganz individuell für jeden Teilnehmer und jede Teilnehmerin. Dabei kann es um bestimmte Lebensbereiche wie Ausbildung, Arbeit oder die Wohnsituation gehen, aber auch grundsätzliche Themen wie die Frage nach den eigenen Stärken oder auch der Ausweg aus einer derzeitigen Lebenssituation, mit der man unzufrieden ist, können behandelt werden. Bei dem Workshop werden Methoden erarbeitet, die helfen sollen, sich klar zu werden, was man möchte und einen Weg zu finden, wie man dahin kommen kann. Freunde und Angehörigen können in diesen Findungsprozess eingebunden werden und bei der Planung der eigenen Zukunft unterstützen.

„Über sich selbst nachdenken“

Dörte Söhngen von der Fachstelle Inklusion betont: „Es ist wichtig, über sich selbst nachzudenken. Diese Methode hilft bei der Planung aller Lebenslagen. Sie ist eine wichtige Grundlage für Entscheidungen bei wichtigen Veränderungen. Eine davon kann zum Beispiel die eigene berufliche Zukunft sein.“
Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um Anmeldung per Mail an doerte.soehngen@lra-rosenheim.de oder telefonisch unter 08031-392-2201 gebeten. Bitte auch angeben, falls Unterstützungsbedarf wie zum Beispiel ein Dolmetscher für Gebärdensprache benötigt wird.
Die Veranstaltung unter dem Titel „Meine Zukunft planen. Ziele setzen.“ ist Teil einer Veranstaltungsreihe zum Themenschwerpunkt „Betriebliche Inklusion“, die die Fachstelle Inklusion im Landratsamt Rosenheim in diesem Jahr organisiert. Nach ersten Treffen von Unternehmen zur Förderung betrieblicher Inklusion sowie von Fachkräften aus den Bereichen Schule und inklusiver Arbeit richtet sich der kommende Workshop nun an Menschen mit Behinderung sowie deren Freunde und Angehörige.
(Quelle: Pressemitteilung Landkreis Rosenheim / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Für eine Welt ohne Barriere

Für eine Welt ohne Barriere

Rosenheim – Am gestrigen Freitag fand der Europäische Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung statt. Vielerorts gab es Aktionen, auch in Rosenheim. Dort wurde nach englischem Vorbild zum „Speakers Corner“ in den Salingarten eingeladen.

Christine Mayer, Behindertenbeauftragte der Stadt Rosenheim und Hans Loy, Vorstand des Arbeitskreis Inklusion Rosenheim beim Speakers Corner im Salingarten

Christine Mayer, Behindertenbeauftragte der Stadt Rosenheim und Hans Loy, Vorstand des Arbeitskreis Inklusion beim „Speakers Corner“ im Rosenheimer Salingarten. Fotos: Karin Wunsam

Das diesjährige Motto lautete „Zukunft barrierefrei gestalten“. Organisiert wurde die Veranstaltung von Christine Mayer, der Behindertenbeauftragten der Stadt Rosenheim, sowie Christiane Grotz und Irene Oberst, den beiden Behindertenbeauftragten des Landkreises in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Inklusion mit Vorstand Hans Loy.
Jedes Jahr lassen sie sich anlässlich des Protesttags eine neue Aktion einfallen. Im vergangenen Jahr wurde auf dem Ludwigsplatz der rote Teppich für Menschen mit Behinderung ausgerollt. Diesmal wurde im Salingarten ein sogenannter „Speakers Corner“ eingerichtet. Das Original findet man im Hyde Park in London. Dort darf jeder ohne Anmeldung einen Vortrag zu einem beliebigen Thema halten und auf diesem Weg die Vorbeigehenden um sich sammeln.
Zu dem „Speakers Corner“ in Rosenheim kamen rund 100 Teilnehmer, darunter viele Menschen mit Handicap. Spontan blieben auch einige Passanten stehen. Speziell eingeladen wurden zu der Veranstaltung die Landtags- und Bezirkstagskandidaten aus Stadt und Landkreis jeder politischen Gruppierung. Sie alle durften innerhalb von 3 Minuten Stellung beziehen zu Fragen und Forderungen, die der Arbeitskreis Inklusion vorab formuliert hat.

„Keine Alternativen zu Förderschulen“

Wichtige Punkte waren dabei die Inklusion an bayerischen Schulen und der inklusive Arbeitsmarkt. Denn damit schaut es laut Christine Mayer nach wie vor alles andere als gut aus. „Menschen mit Behinderung haben nach wie vor keine echte Wahlmöglichkeit für ein selbstbestimmtes Leben“, sagte sie. Für Kinder mit Handicap gäbe es weiter keine Alternativen zu Förderschulen. „Es fehlt in den Regelschulen an inklusiven Konzepten“, bedauert die Behindertenbeauftragte der Stadt Rosenheim. Nach der Schule sei es dann  ebenso schwierig eine Stelle auf dem freien Arbeitsmarkt zu finden.
Es gibt also noch viel zu tun, das sieht auch Hans Loy, Vorstand des Arbeitskreis Inklusion, so. Die Liste mit Forderungen an die Politik, die er zum Aktionstag mitgebracht hat, ist lang. Neben Schule und Berufsleben geht es darin beispielsweise auch noch darum den ÖPNV barrierefrei zu machen und die Privatwirtschaft zur Barrierefreiheit zu verpflichten. Eines steht für Hans Loy und Christine Mayer nämlich fest: „Barrierefreiheit ist nicht nur die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes leben von Menschen mit Behinderung, sondern auch ein Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Gesamtgesellschaft. Denn eine Welt ohne Barriere ist für alle zugänglicher und lebenswerter.“
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Foto: Karin Wunsam)

Besuch in der Stiftung Attl

Besuch in der Stiftung Attl

Wasserburg / Landkreis Rosenheim – Der Mensch steht im Mittelpunkt und gibt die Arbeit vor, nicht das Produkt. Nach dieser Devise organisieren die Inntal-Werkstätten der Stiftung Attl bei Wasserburg am Inn ihren Arbeitsalltag. Rosenheims Landrat Otto Lederer hat die Stiftung besichtigt.

Begleitet wurde er bei dem Rundgang von Werner Gartner, zweiter Bürgermeister von Wasserburg am Inn, Andreas Bensegger von der IHK Rosenheim sowie aus dem Landratsamt Rosenheim von Dörte Söhngen (Fachstelle Inklusion) und Peter Heßner (Wirtschaftsförderung).
Die Stiftung Attl ist eine Einrichtung für Menschen mit Assistenzbedarf. Wer durch den Ortsteil Attel bei Wasserburg am Inn fährt, sieht eine eigene Gärtnerei, einen Naturland-Hof, einen Sportplatz oder auch mehrere Spielplätze. Die Organisation bietet eine Vielzahl von Dienstleistungen, die jeden und jede einzelne persönlich unterstützt – im Wohn- und Arbeitsleben. Bereits seit 1873 werden dort Menschen mit Assistenzbedarf in allen Lebensbereichen und Lebenslagen unterstützt werden.

Konrad Maier, Abteilungsleiter der Werkstätten (rechts im Bild) erklärt Otto Lederer (links)die Maschinen und Werkzeuge

Konrad Maier, Abteilungsleiter der Werkstätten in der Stiftung Attl (rechts im Bild) erklärt Rosenheims Landrat Otto Lederer die Maschinen und Kontrollsysteme. Fotos: @Landratsamt Rosenheim

Die Stiftung Attl hat neben der Verwaltung und ihren zentralen Diensten vier Unternehmensbereiche: Wohnen, Lernen, Arbeiten und die Ambulanten Angebote. Im Bereich Arbeiten waren die Förderwerkstätten sowie die Metallabteilung Hauptteil der Besichtigung. Die Vorstände Franz Hartl und Jonas Glonnegger gaben zusammen mit Manuela Keml einen Einblick in die Arbeitsweise. Jonas Glonegger trägt im Vorstand die pädagogische Verantwortung, Manuela Keml wird am 1. April auf Franz Hartl, der im Frühjahr in Ruhestand geht, im Vorstand folgen.
Die Stiftung verzichte auf eine strikte Trennung der Förder- und Werkstätten, betont Franz Hartl: „Wir richten uns nach jedem individuell. Wir möchten leichte und individuelle Übergänge schaffen, so dass jeder so arbeiten kann, wie es gerade für ihn passt. Wir geben Menschen hier ein Zuhause und sie sollen sich wohlfühlen.“ Wer noch keinen ganzen Arbeitstag schafft, wechselt individuell von der Werkstatt in die Förderstätte. Dort wird neben der Anbahnung zur Arbeit auch gebastelt, gespielt, Kuchen gebacken oder musiziert.
Neben Lohnfertigung für Kunden aus der Region fertigt die Metallabteilung vor allem Designprodukte für die Eigenmarke „Fairwerk“.

Landrat Otto Lederer besichtigt zusammen mit Werner Gartner, zweiter Bürgermeister von Wasserburg am Inn, Andreas Bensegger von der IHk und einer Delegation aus dem Landratsamt die Inntal-Werkstätten der Stiftung Attl.

Landrat Otto Lederer besichtigt zusammen mit Werner Gartner, zweiter Bürgermeister von Wasserburg am Inn, Andreas Bensegger von der IHk und einer Delegation aus dem Landratsamt die Inntal-Werkstätten der Stiftung Attl.

Jeder Beschäftigte bekommt eine individuelle Einweisung und Betreuung.
„Es ist uns besonders wichtig, dass die Arbeiten der Menschen, die hier beschäftigt sind, auch Sinn macht“, betont Franz Hartl. Die Inntalwerkstätten bieten eine Vielfalt an Abteilungen. Neben der Metallabteilung, gehören auch Hauswirtschaft, Schreinerei, Weberei und eine Kfz-Abteilung dazu. Der sogenannte Grüne Bereich mit einer Gärtnerei und dem Naturlandhof ergänzt die Arbeitsangebote für Menschen mit Assistenzbedarf. „So können wir es gewährleisten, dass jeder einen Arbeitsplatz findet, der zu ihm passt“, erklärt der Stiftungsvorstand.
In einer Montageabteilung werden beispielsweise gerade Feueranzünder gefertigt. Sie bestehen aus Holzresten, Toilettenpapierrollen und einem Docht. Vom Herstellen der einzelnen Bauteile über das Zusammensetzen bis hin zum Verpacken und Bekleben werden alle Einzelschritte in den Werkstätten der Stiftung Attl erstellt. „Das ist mein Hobby – es macht großen Spaß“, erzählt einer der Werkstätten-Beschäftigten bei dem Rundgang.

Aktive Teilhabe
am Arbeitsleben

Ziel des Bereichs „Arbeiten“ ist neben der beruflichen Bildung die aktive Teilhabe am Arbeitsleben. Etwa zehn Prozent der Beschäftigten arbeiten auch außerhalb der Inntal-Werkstätten – im sozialen Bereich oder im Handwerk, zum Beispiel bei der Fensterfertigung, in Kindergärten oder im Gartenbau. Angestellt sind die Menschen aber weiterhin bei den Werkstätten – diese sogenannte Betriebsintegrierte Beschäftigung“ bringt Vorteile für Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite, da eine pädagogische Begleitung eine bestmögliche Integration am Außenarbeitsplatz gewährleistet.
Die Arbeit ist ein wichtiger Teil im individuellen Alltag der Menschen. Sie gibt ihnen Sicherheit und einen geregelten Tagesablauf. „Die Beschäftigten kommen immer motiviert und gerne zur Arbeit. Urlaub mögen manche gar nicht so gerne. Denn sie machen die Arbeit wirklich gerne und mögen es auch, die anderen zu sehen. Urlaub bringt da ihren Alltag durcheinander“, erklärt Jonas Glonegger.

Stiftung Attl blickt auf 
fast 150-jährige Geschichte zurück

Die Stiftung Attl blickt auf eine fast 150-jährige Geschichte zurück. 1873 bekam die Stiftung den Auftrag, Sorge für Menschen mit Behinderung zu tragen. 1.150 Mitarbeitende beschäftigt die Stiftung heute und bietet dabei an sechs Standorten im Wasserburger Stadtgebiet sowie an elf Standorten in der Region über 1.000 Betreuungsplätze. Ab Januar 2023 erweitert noch ein Angebot die Palette der sozialen Dienstleistungen: Die Stiftung Attl übernimmt die Trägerschaft der Frühförderstelle in Wasserburg. Frühförderstellen beraten Eltern und Bezugspersonen, um Entwicklungsauffälligkeiten oder drohende Behinderungen eines Kindes frühzeitig zu erkennen.
(Quelle: Pressemitteilung Landratsamt Rosenheim / Beitragsbild, Fotos: @Landratsamt Rosenheim)