„Tor-Wächter“ geht in den Ruhestand

„Tor-Wächter“ geht in den Ruhestand

Am heutigen Freitagabend wird die Sonderausstellung „Sammelsurium“ im Städtischen Museum Rosenheim im Mittertor offiziell eröffnet. Für Walter Leicht ist es die letzte offizielle Handlung als Museumsleiter. Danach verabschiedet sich der „Tor-Wächter“ nach 22 Jahren in den Ruhestand. Im Gespräch mit Innpuls.me erzählt er über seine ersten Anfänge im Städtischen Museum und was er sich für das Museum wünscht.

Frage: Viele Rosenheimer kennen das Städtische Museum Rosenheim schon aus ihren Kindertagen und verbinden damit viele Erinnerungen. Wie ist das bei Ihnen?
Antwort: Ich muss gestehen, dass das bei mir nicht der Fall ist. Obwohl ich gebürtiger Rosenheimer bin, sagte mir das Städtische Museum als Kind noch gar nichts. Da stand ich lieber auf dem Fußballfeld im Tor.

Frage: Wie wurden Sie denn dann vom Torwart zum Torwächter des Städtischen Museums im Mittertor?
Antwort: Ich fand Geschichte immer schon spannend und faszinierend. Aber Geschichtslehrer kam für mich nach meinem Studium nicht in Frage, weil ich keine Lust hatte, 40 Jahre und mehr nur das zu vermitteln, was das Kultusministerium dazu vorschreibt. So suchte ich nach einer anderen Aufgabe und fand diese, als mich Peter Miesbeck, der spätere Leiter des Rosenheimer Lokschuppens, ansprach, ob ich nicht Lust hätte, Beiträge für die Sonderausstellung „Rosenheim in den 1920er Jahre“ zu schreiben.

Frage: Bei dieser Sonderausstellung ist es dann nicht geblieben. Wie viele Sonderausstellungen haben Sie seitdem noch für das Städtische Museum organisiert?
Antwort: 53 Sonderausstellungen zu den unterschiedlichsten kulturgeschichtlichen Themen. Wobei mir immer wichtig war, dass der Fokus dabei auf der Stadt Rosenheim und ihren Bewohnern liegt.

Frage: Was war aus Ihrer Sicht die bisher wichtigste Sonderausstellung im Städtischen Museum?
Antwort: Die Sonderausstellung „Rosenheim im Dritte Reich“, die sich sehr intensiv mit diesem dunklen Kapitel der Rosenheimer Geschichte auseinandersetzte.

Frage: Lange Jahre haben Sie freiberuflich für das Städtische Museum gearbeitet. Dann kam 2001 die Festanstellung als Leiter des Museums. Wie sehr hat sich das Museum seitdem verändert?
Antwort: Die größte Veränderung kam dadurch, dass das Museum  zwischen 1996 und 1998 um den zweiten Stock des benachbarten Gietlhauses erweitert wurde. Ich wurde mit der Aufgabe betraut, die neuen Räumlichkeiten mit Leben zu füllen. Das war eine große Herausforderung und die Möglichkeit, selbst zu gestalten.

Frage: Wie sind Sie diese Herausforderung angegangen?
Antwort: Im alten Teil des Museums endet die Geschichte der Stadt zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Da dachte ich mir, dass die Zeit danach in den neuen Räumen einen Platz bekommen soll und so wurde es dann auch gemacht.

„Aufgabe war für mich eine Herzensangelegenheit“

Frage: Wie sehr ist Ihnen das Städtische Museum seitdem ans Herz gewachsen?
Antwort: Sehr. Ich kann sagen, diese Aufgabe war für mich eine wahre Herzensangelegenheit. Ich durfte über zwei Jahrzehnte die Arbeit und das Wirken dieses Museums prägen und ich hatte dabei großes Glück, weil mir bei dieser Tätigkeit ein toller Förderverein zur Seite stand, der die Begeisterung für die Geschichte der Stadt mit mir teilte, vieles angestoßen hat und  immer ein offenes Ohr und einen offenen Geldbeutel für meine Wünsche hatte.
Frage: Rund 5000 Exponate werden im Städtischen Museum Rosenheim präsentiert. Weitere 20.000 lagern im Depot. Haben Sie ein Lieblingsexponat?
Antwort: Nein, das habe ich nicht. Was mich aber nach wie vor besonders begeistert ist die Aschl-Küche.

Frage: Dabei wirkt diese eher unscheinbar?
Antwort: Auf den ersten Blick vielleicht, aber tatsächlich ist sie ein museales Juwel. Normalerweise wanderten Möbel- und Einrichtungsgegenstände dieser Art in den 1960er Jahren fast ausnahmslos in den Sperrmüll. Es ist also ein seltener Glücksfall, dass diese Küche, die so von der Familie des Rosenheimer Stadtarchivars Albert Aschl in den Jahren von 1926 bis 1982 verwendet wurde, noch fast komplett vorhanden ist und den Besuchern die seltene Möglichkeit gibt, in die Lebenswelt Ihrer Eltern, Groß- und Urgroßeltern einzutauchen.

Frage: Das Mittertor, in dem das Städtische Museum im Jahr 1895 eröffnet wurde, ist ja auch an sich schon ein wichtiges Exponat – aber eines, dass in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend zum Sorgenkind wurde, weil das Gebäude in Bewegung und die Fundamente brüchig sind.
Antwort: Das stimmt. Das war während meiner Amtszeit ein Dauerthema. Die ersten Risse gab es schon zu Beginn meiner Amtszeit und mit den Jahren wurde es immer schlimmer. Akuter Handlungsbedarf besteht zwar laut Experten derzeit nicht, aber dass eine Sanierung kommen muss, ist natürlich klar.

Frage:
Darum wurde auch die Umgestaltung der Römerausstellung vor einigen Jahren noch während der Arbeiten gestoppt und seitdem tut sich dort nichts mehr.
Antwort: Das ist leider so. Es macht ja keinen Sinn, für etwas viel Geld auszugeben, von dem man weiß, dass es nicht lange bleiben kann.

Frage: Hätten Sie nicht gerne die Sanierung des Museums noch während ihrer Amtszeit erlebt?
Antwort: Für die Sanierung und Neuausrichtung muss das Städtische Museum erst einmal komplett ausgeräumt und die Exponate zwischengelagert werden. Danach geht dann wieder an das Einräumen und Gestalten. Ehrlich gesagt, bin ich jetzt mit 65 Jahren in einem Alter, in dem ich nun ganz froh bin, dass ich mich dieser enormen Herausforderung nicht mehr stellen muss.

Frage: Wie stellen Sie sich denn dann ihren Ruhestand vor?
Antwort: Rennradfahren, Bergwanderungen, Skifahren und Lesen stehen auf dem Programm. Außerdem freue ich mich darauf, Zeit mit meiner Enkelin Charlotte zu verbringen. Und dann wird auch sicher meiner Frau einiges einfallen, was es für mich daheim zu tun gibt und für das bis jetzt nie Zeit war. Langweilig wird es mir also sicher nicht.

Frage: Und dem Städtischen Museum drehen Sie nach dem heutigen Tag komplett den Rücken zu?
Antwort: Nein, natürlich nicht. Dort gibt es in wenigen Tagen schon eine Führung mit mir durch die neue Sonderausstellung und wenn mein Rat gewünscht wird, stehe ich auch meinem Nachfolger gerne zur Seite. Sicherlich besuche ich ab und zu bei meinem Weg durch das Mittertor auch die Mitarbeiterinnen des Museums für einen kleinen Ratsch. Aber ständig auf der Matte stehen werde ich nicht. Es liegt nun an meinem Nachfolger, die Geschichte des Städtischen Museums fortzuschreiben.

Frage: Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Städtischen Museums?
Antwort: Dass es ein Museum für Alle bleibt, vom Kindergartenkind bis zu den Senioren mit einem breitgefächerten Angebot.
(Quelle: Interview: Karin Wunsam / Beitragsbild: Karin Wunsam)

Erinnerungstafel für Städtisches Museum

Erinnerungstafel für Städtisches Museum

Rosenheim – Stolpersteine wird es in Rosenheim auf öffentlichem Grund nicht geben. Stattdessen setzt man auf Stelen oder Tafeln an Hauswänden, um die Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus wach zu halten. Der Förderverein des Städtischen Museums will nun auf eigene Kosten eine Erinnerungstafel an der Fassade des Museums anbringen. Wie weit die Planungen dafür sind, war Thema bei der Jahreshauptversammlung.

Aufgrund der Corona-Pandemie war es die erste Jahreshauptversammlung des Fördervereins nach drei Jahren. Zum ersten Mal fand sie nicht in den Räumlichkeiten des Museums statt, sondern in der Gaststätte Oberberger Langenpfunzen, um so den Besuchern mehr Abstand zueinander zu ermöglichen.

Durch Corona war aber nicht nur die Jahreshauptversammlung des Vereins in den vergangenen zwei Jahren ein Ding der Unmöglichkeit, auch andere geplante Veranstaltungen und Aktionen blieben auf der Strecke, wie beispielsweise die Feierlichkeiten plus Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum des Museums und des Fördervereins.
Auch die Erinnerungstafel ist keine neue Idee, sondern verzögert sich aufgrund der Pandemie. Museumsleiter Walter Leicht hat dafür bereits vor einigen Jahren einen Text aufgesetzt mit dem Titel „Nie wieder wegschauen!“:

„Ab 1933 beherrschten die Nationalsozialisten auch in Rosenheim alle Bereiche des täglichen Lebens. 
Vordergründig ging es zunächst vielen Menschen besser.
Aber um welchen Preis?
Politische Gegner, Juden, Homosexuelle, Behinderte, „Asoziale“, Sinti und Roma wurden in Konzentrationslagern gedemütigt, gequält, ermordet. Vereine und Gewerkschaften wurden aufgelöst oder gleichgeschaltet. Religiöse Praktiken und Äußerungen mussten linientreu sein oder wurden eingeschränkt.
Wer anders dachte, anders fühlte oder anders leben wollte, wurde stigmatisiert. Jegliche Kritik am Regime war verboten, wurde unterdrückt, verfolgt und bestraft. Wer sich nicht anpassen wollte, erlitt berufliche Nachteile.
Am schlimmsten traf es die Rosenheimer Juden. Sie wurden ausgegrenzt, geächtet und entrechtet. Ihre Geschäfte wurden boykottiert und „arisiert“, ihre wirtschaftliche Existenz zerstört. Wer Glück hatte, konnte emigrieren oder mittellos fliehen.
Einige Schicksale von Rosenheimer Juden sind ungeklärt. Es gibt aber auch traurige Gewissheit: Moses, Taube und Klara Fichtmann, Max Fischer, Rosalie und Adele Obernbreit sowie Fritz und Mirjam Block mit ihren Kindern Elisabeth, Arno und Gertrud wurden aus unserer Stadt deportiert und in Vernichtungslager ermordet.
Auch in Rosenheim funktionierte das System des Unrechts, nicht nur auf Grund von Befehl und Gehorsam, von Behörden und Beamten.
Auch in Rosenheim haben zu viele Menschen mitgemacht, haben boykottiert und denunziert. Und viel zu Viele haben einfach weggeschaut.
Wir dürfen nie wieder wegschauen!“

„Wir wollen, dass auch an dem Städtischen Museum an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird“, betonte Franz Weiland, Vorsitzender des Fördervereins. Aber auch wenn der Verein die Erinnerungstafel selbst finanziert, muss vor der Anbringung der Rosenheimer Stadtrat diesem Vorhaben zustimmen. Baldmöglichst soll jetzt aber dafür alles in die Wege geleitet werden.
Geplant ist außerdem, eine Sonderausstellung zum 100. Geburtstag von Elisabeth Bock Anfang des kommenden Jahres. Das jüdische Mädchen wurde in Niedernburg bei Rosenheim geboren und ist eines der Opfers des NS-Terrors.
In welcher Form die Sonderausstellung stattfinden soll, steht aktuell aber noch nicht fest. Für eine große Ausstellung würde es an Exponaten mangeln, gab Walter Leicht zu bedenken. Er könnte sich eher vorstellen, das Schaufenster mit einigen ausgewählten Exponaten Elisabeth Block zu widmen.
Derzeit ist im Städtischen Museum Rosenheim die Sonderausstellung „Ro-lympisch `72“ zu sehen. Sie erinnert noch bis zum 6. November an die Olympischen Spiele in München im Jahr 1972 und richtet den Fokus dabei auf Rosenheim.
Der Titel für die nächste Sonderausstellung steht auch schon fest: „Sammelsurium“. Sie ist für Anfang Februar 2023 bis Ende April 2023 geplant und soll den Besuchern nahebringen, was eigentlich die Aufgaben des Städtischen Museums Rosenheim sind.
Für Walter Leicht endet damit seine Ära als Museumsleiter. Er geht im kommenden Jahr in den wohlverdienten Ruhestand. Sein Nachfolger steht bereits fest. Dr. Christoph Kast wird diese Aufgabe neben seinem Dienst als Leiter des Stadtarchiv Rosenheim und Stadtheimatpfleger übernehmen.
Zum Abschluss der Jahreshauptversammlung standen Neuwahlen auf dem Programm. An der Spitze ändert sich nichts. Franz Weiland bleibt der Vorsitzende. Zweite Vorsitzende ist weiterhin Sieglinde Wunsam und Schriftführerin Sieglinde Theiler.
Aus ihrem Amt verabschiedet hat sich  Schatzmeisterin Brigitte Schütz.  Peter Kirmair tritt die Nachfolge an.
(Quelle: Artikel Karin Wunsam / Foto: Wunsam)

„Ro-lympisch`72“ ist eröffnet

„Ro-lympisch`72“ ist eröffnet

Rosenheim Offiziell eröffnet wurde am späten gestrigen Donnerstagnachmittag die Sonderausstellung „Ro-lympisch `72“ im Städtischen Museum Rosenheim. Erinnert wird damit an die Olympischen Sommerspiele vor 50 Jahren in München. Als heiter und weltoffenen gingen sie in die Geschichte ein. Fest verankert in der kollektiven Erinnerung ist aber auch das brutale Attentat (wir berichteten).

Blick in eine Ausstellungs-Vitrine der Sonderausstellung "Ro-lympisch`72 im Staedtischen Museum Rosenheim mit Olympischen Fackeln, Zeitungsauschnitten und vieles mehr

Am 5. September 1972 bereitet das Attentat auf die israelische Mannschaft der heiteren Stimmung der Spiele ein jähes Ende. „Den Spielen wurde in doppelten Sinn die Seele aus dem Leib geschossen“, meinte Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März bei der gestrigen Eröffnung. Die Spiele gingen dennoch weiter. Die richtige Entscheidung, meint März: „Ansonsten hätten die palästinensischen Terroristen gewonnen.“
Der Fokus der Sonderausstellung im Städtischen Museum Rosenheim liegt aber auf einem anderen Aspekt. Es geht darum, wie die Rosenheimer diese Spiele erlebt haben, wie sie vor und noch viel mehr hinter den Kulissen mitgewirkt haben und was von den Spielen bis heute in der Stadt noch erhalten geblieben ist.
Anders als bei vielen anderen Sonderausstellungen im Städtischen Museum kommen die meisten Exponate nicht aus dem eigenen Bestand, sondern sind Leihgaben. Vieles wird zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt, darunter original Kleidungsstücke, Fotos, Sportgeräte und Souvenirs.
Zu sehen ist die Ausstellung „Ro-lympisch `72 bis 6. November 2022. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr. Jeden 1., 3. und 5. Sonntag im Monat von 13 bis 17 Uhr. Montags und an Feiertagen ist das Museum geschlossen.
(Quelle: Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)

Drei Damen mit hoelzernen Waldis in den Haenden

Als Dank für all diejenigen, die bei der Realisierung der Ausstellung mitgeholfen haben, gab es einen Holz-Waldi. Fotos: Karin Wunsam

Dirndl der Hostessen der Olympischen Sommerspiele im Jahr 1972

So ein Dirndl trug auch Königin Silvia von Schweden,  als sie ihren Mann bei den Olympischen Sommerspielen in München kennengelernt hat. 

Die Olympischen Spiele der Rosenheimer

Die Olympischen Spiele der Rosenheimer

Rosenheim Olympia 1972 in München: Die heiteren, weltoffenen Spiele, aber auch das brutale Attentat sind in der kollektiven Erinnerung fest verankert. Es gibt aber noch einen Aspekt und dieser findet sich bis jetzt nicht in den Geschichtsbüchern – Olympia 1972 waren auch die Spiele der Rosenheimer. Viele wirkten vor und noch viel mehr hinter den Kulissen mit. Das Städtische Museum Rosenheim widmet ihnen anlässlich des Jubiläums eine Sonderausstellung. Der Titel lautet passend „Ro-lympisch `72“. Beim Pre-Opening durfte sich die Presse schon mal ein Bild davon machen. Ab 2. Juni, 17 Uhr ist sie für die Öffentlichkeit zu sehen.

von links Dr. Evelyn Frick, Lydia Zellner und Elisabeth Rechenauer. Sie haben zusammen mit Museumsleiter Walter Leicht die Ausstellung entwickelt und realisiert.

Am 26. April 1966 bekam die Stadt München den Zuschlag für die Olympischen Spiele 1972. Sechs Jahre blieben bis zur Realisierung. Extrem wenig Zeit für ein derart großes Projekt. Aber es gelang und setzte in vielen Bereichen sogar völlig neue Maßstäbe. „Es war beispielsweise das erste Mal, dass es ein in sich geschlossenes Konzept für Werbung und Kleidung aller Mitwirkenden gab“, erzählt Museumsleiter Walter Leicht, der das Konzept für die Ausstellung zusammen mit der Historikerin Lydia Zellner und den beiden Kunsthistorikerinnen Dr. Evelyn Frick und Elisabeth Rechenauer entwickelt und realisiert hat.

Jedes Exponat ist mit persönlichen
Erinnerungen verknüpft

Jedes der Exponate, das bei der Sonderausstellung gezeigt wird, ist mit persönlichen Erinnerungen verknüpft. Das fängt bei der olympischen Fackel an, die zur Einstimmung auf dieses Großereignis vor 50 Jahren von Vertretern der Rosenheimer Sportvereine durch Rosenheim getragen wurde. Dann gibt es eine Reihe von privaten Andenken zu bewundern. Die Bandbreite reicht von Eintrittskarten über Kugelschreiber und Briefbeschwerer bis hin zu Gläsern mit den olympischen Motiven. Nicht fehlen darf natürlich der „Waldi“. Der bunt gestreifte Dackel war das erste offizielle Maskottchen einer Olympiade und fand weltweit viele kleine und große Fans.

Bei Rosenheimern hielt sich anfänglich Freude
über Olympische Spiele 1972 in Grenzen

Anfänglich hielt sich die Freude über die Olympischen Spiele in München bei einigen Rosenheimern aber noch sehr in Grenzen, wie Zeitungsausschnitte des Oberbayerischen Volksblattes aus dieser Zeit belegen. Hauptkritikpunkt war der zeitgleiche Beginn der Spiele und dem Rosenheimer Herbstfest. „Zwischen 15 und 18 Uhr bemerkten wir einen deutlichen Rückgang“, wurde Hans Engelhard, damaliger Geschäftsführer des Wirtschaftlichen Verbandes, am Tag nach der Eröffnungsfeier zitiert. Ein Hingucker sind auch die privaten Fotos aus dieser Zeit, wie beispielsweise des Rosenheimers Armin Gromann. Der damals 30-jährige Masseur und Sportphysiotherapeut war einer von 42 Experten, die im Olympia-Ärztezentrum für die Fitness der Sportler aus aller Welt zuständig waren. Groman verhalf einigen Teilnehmern zu einer Medaille, allen voran Josef Neckermann, der es zu dieser Zeit „im Rücken hatte“. Dank Stützverband von Gromann konnte der Grand Seigneur des deutschen Dressur-Reiterteams mit der Mannschaft Silber und im Einzel-Wettbewerb Bronze erringen.

Rosenheimer Firmen bei olympischen
Spielen in München stark eingebunden

Auch viele Rosenheimer Firmen waren stark in die olympischen Spiele in München eingebunden. Für die Firma Kathrein war „Olympia“ der große Praxistest für die noch junge Technologie „Kabelfernsehen“. Schon im Vorfeld waren Kathrein-Mitarbeiter deshalb mit Installationen und Vorbereitungen auf dem Gelände in München beschäftigt. Erstmals wurde dann in der Geschichte Olympias weltweit, live und in Farbe über die Wettkämpfe berichtet. Damit dabei nichts schief ging, mussten 26 Techniker von Kathrein während der Spiele rund um die Uhr vor Ort im Einsatz sein.
Eine besonders spannende Geschichte gibt es zu dem originalen Olympia-Siegerboot des DDR-Sportlers Siegbert Horn zu erzählen. Angefertigt wurde es von der Rosenheimer Firma Prijon. Auffällig dabei die Innenschale. „Sie wurde exakt an das Hinterteil von Siegbert Horn angepasst“, weiß Lydia Zellner. Letztendlich verhalf ihm dieses kleine Detail zum Sieg. Dabei waren die deutschen Kajakfahrer im Vorfeld völlig siegessicher. Hatten sie doch durch den Bau des neuen Eiskanals als Wettbewerbsstrecke einen enormen Vorteil gegenüber den anderen Sportlern: „Sie konnten als Einzige schon im Vorfeld ausgiebig auf dieser Strecke trainieren. Leider wurde unser Eiskanal von der DDR ausspioniert und exakt nachgebaut. Damit war dann auch dieser Vorteil weg.
Besonders stolz ist das Museumsteam auf die originalen Kleidungsstücke dieses Großevents. Die Schuhe der Olympia-Hostessen kamen ebenfalls aus Rosenheim. Die Hostessen durften sich weiße oder cremefarbenen Modelle der Firma Gabor aussuchen. Die berühmteste Hostess war Silvia Renate Sommerlath, die heutige Königin Silvia von Schweden. Sie trug das bekannte Olympia-Dirndl in hellblauer Farbe – auch dieses Modell ist in der Sonderausstellung zu sehen. Außerdem auch drei Dirndkleider, die von den Hostessen bei den Siegerehrungen getragen wurden. Auffallend bei allen Dirndln ist die extrem schmale Taille. So schmal, dass das Museumsteam Probleme hatte, sie den Styropor-Körpern anzuziehen. „Die Wespentaille war Grundvoraussetzung, um als Hostess bei diesen Spielen mitwirken zu dürfen“, so Lydia Zellner.

Fokus der Sonderausstellung 
liegt klar auf Rosenheim

Das Olympia-Attentat vom 5. September 1972 auf die israelische Mannschaft greift die Ausstellung gezielt nur mit einem Wandplakat auf. Darauf abgedruckt ist die Berichterstattung über diesen tragischen Vorfall am 11. Tag der Spiele im Oberbayerischen Volksblatt. „Natürlich muss auch diesem schrecklichen Ereignis Raum in einer solchen Ausstellung gegeben werden. Aber Fokus unserer Sonderausstellung liegt klar auf Rosenheim. Wir wollen vermitteln, wie die Rosenheimer die Spiele erlebt haben, wie dieses Großereignis unsere Stadt geprägt hat und was davon erhalten geblieben ist“, erklärt Walter Leicht. Erhalten geblieben ist beispielsweise die Bogenschützen-Skulptur des Oberaudorfer Bildhauers Joachim Berthold vor der Luitpoldhalle in Rosenheim.

Zu sehen ist die Ausstellung „Ro-lympisch `72“ bis 6. November 2022. Öffnungszeiten Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr. Jeden 1., 3. Und 5. Sonntag im Monat von 13 bis 17 Uhr. Montags und an Feiertagen geschlossen.
(Quelle: Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)