Nach Demo beim Rosenheimer Stadtrat: Aktivisten sprechen von „Polizeilicher Willkür“

Nach Demo beim Rosenheimer Stadtrat: Aktivisten sprechen von „Polizeilicher Willkür“

Rosenheim – Bei der Vereidigung des neuen Rosenheimer Stadtratsmitglieds Stefan Bauer kam es zu Tumult aus der linken Szene und einem Polizeieinsatz (wir berichteten). Die Aktivisten sprechen nun von „polizeilicher Willkür“.

Rund 20 Aktivisten sangen und reimten bei der Vereidigung von Stefan Bauer  im Sitzungssaal lautstark ihre üblichen antifaschistischen Parolen. Aufforderungen von Seiten der Stadt, ruhig zu sein oder den Saal zu verlassen, blieben ungehört. Schließlich wurde ein Hausverbot ausgesprochen – aber auch darauf reagierten die Aktivisten nicht. Die Polizei sorgte mit rund 30 Einsatzkräften schließlich wieder für Ruhe im Saal.
Zu der Art des Polizeieinsatzes erheben die Aktivisten jetzt aber schwere Vorwürfe. In einer Pressemitteilung von „no Ropression“ wird von „polizeilicher Willkür bei den Protesten“ gesprochen. Die Kritik: Nachdem man die Aktivisten aus dem Rathaus geführt habe, seien sie von der Polizei eingekesselt worden. „Während des Kessels wurde den Aktivist*innen durch die eingesetzten Beamt*innen keine Rechtsgrundlage genannt. Nach etwa 30 Minuten wurden die Aktivist*innen dann zur Polizeidienststelle in Rosenheim verbracht. Dort wurden ihre Ausweise kontrolliert und die Aktivist*innen verhört. Nach etwa 2 Stunden waren wieder alle Menschen frei“, so der Wortlaut in der Pressemitteilung. Es sei offensichtlich, dass es bei einem derartigen Vorgehen auch um Abschreckung und Einschüchterung gehe.

Die Sprecher von „noRopression2 werden der Polizei „politisches Handeln“ vor: „Es ist ein Skandal, dass sich jene Menschen, die sich trauen, gegen Rechts aufzustehen, auch noch mit staatlicher Repression konfrontiert sehen“.
Unterstützung bekommen die Aktivisten von der Rechtsanwältin und Linken-Politikerin Adelheid Rupp. Für sie ist das Vorgehen der Polizei nicht nachvollziehbar: „Der Rosenheimer Polizei muss klar sein, dass der Protest durch die Grundrechte der Meinungsfreiheit und des Versammlungsrechtes gedeckt sind. Fast könnte man angesichts der Vielzahl vergleichbarer Einsätze der letzten Monate eine Übermotivation der Polizei gegen Antifaschist:innen vermuten“. Und auch Martin Bauhof, Landessprecher der Linken Bayern“, übt Kritik: „Mich schockieren die Berichte meiner Genossinnen und Genossen. Es ist unsäglich, dass die Rosenheimer Polizei antifaschistischen Aktivismus kriminalisiert“.

Rosenheimer Polizei weist Vorwürfe entschieden zurück

Die Roseneimer Polizei weist die Vorwürfe von „noRopression“  entschieden zurück. Auf Anfrage von Innpuls.me schreibt sie: „Zur Lagebewältigung wurden geschlossene Einheiten der  Bayerischen Polizei eingesetzt, mit entsprechendem Einsatzanzug (dies ist Standard bei geschlossenen Einheiten)“. Die erwähnte „Einschüchterung“ könne aus polizeilicher Sicht nicht nachvollzogen werden. Die Aktivisten seien von der Polizei aufgefordert worden, den Raum zu verlassen. „Dies geschah problemlos, das heißt ohne Störungen oder ähnlichen Vorfällen“, so der Pressesprecher der Rosenheimer Polizei.  Auf der Polizeiinspektion seien die betreffenden Personen dann nach kurzer Sachbearbeitung unverzüglich wieder entlassen worden.

Was erwartet die Aktivisten nun aus rechtlicher Sicht? Nach Auskunft der Rosenheimer Polizei wurde gegen sie ein Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedens eingeleitet.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild. Archiv Innpuls.me)

Demo und Polizei-Einsatz bei Vereidigung von Stadtrat-Nachrücker Stephan Bauer

Demo und Polizei-Einsatz bei Vereidigung von Stadtrat-Nachrücker Stephan Bauer

Rosenheim – Solche Szenen hat man bis jetzt noch nicht gesehen bei einer Rosenheimer Stadtratssitzung: Bei der Vereidigung des neuen Stadtratsmitglieds Stefan Bauer kam es am gestrigen Mittwoch (29.1.2025) zu Tumult aus der linken Szene und Polizeieinsatz.

Vereidigung Stefan Bauer Januar 2025. Fotos: Innpuls.me

Stefan Bauer (parteilos) wird vereidigt. Einen Handschlag von Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März gab es danach nicht. Fotos: Innpuls.me

Im Vorfeld wurden sogar für diese Stadtratssitzung Taschenkontrollen angekündigt. So weit kam es dann doch nicht, aber die Stimmung war bei der Stadtratssitzung am gestrigen Mittwoch doch deutlich angespannt. Grund war Tagesordnungspunkt 1: die Vereidigung des neuen Stadtratsmitglieds Stefan Bauer.
Um seine Person gab es im Vorfeld schon große Aufregung. Denn das ehemalige AfD-Mitglied Stefan Bauer sorgte in der Vergangenheit für überregionale Schlagzahlen, insbesondere während der Corona-Pandemie. Da war er viel auf den Straßen und in den Sozialen Medien als selbsternannter Berichterstatter unterwegs und positionierte sich gegen die Maßnahmen. Zum Skandal kam es dann aufgrund eines Videos, das Bauer an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen gedreht hatte. Dabei verglich er die Corona-Impfung mit dem Giftgas Zyklon B (wir berichteten).
Die AfD schloss ihn daraufhin aus ihren Reihen aus. Doch für Stefan Bauer hat sich nun doch ein Weg ergeben, in den Stadtrat zu kommen  – als Nachrücker für AfD-Stadtrat Hans Raß, der im Dezember verstarb. Dabei spielt es aufgrund Rechtslage keine Rolle, das Bauer nun parteilos ist oder dass ihn die anderen Stadträte, selbst AfD-Stadtrat Andreas Kohlberger, ablehnen.

Vereidigung Stefan Bauer Januar 2025. Fotos: Innpuls.me

Die Stadträte der Grünen und der SPD verließen vor der Vereidigung demonstrativ den Rathaussaal.

So kam es nun zu einer Stadtratssitzung, die sicher lange in Erinnerung bleibt. Gut 20 Aktivisten sorgten im Sitzungssaal für Tumult, indem sie lautstark ihre üblichen antifaschistischen Parolen sangen und reimten. Aufforderungen von Seiten der Stadt, ruhig zu sein oder den Saal zu verlassen, blieben ungehört.
Die Vereidigung von Stefan Bauer war somit erst mal nicht möglich. Er selbst quittierte die Aufregung um seine Person ruhig und ohne erkennbare Gefühlsregung.

Polizeieinsatz bei der Vereidigung von Stefan Bauer. Foto: Innpuls.me

Die Polizei geleitet die Aktivisten nach draußen.

Die Stadtratsmitglieder von SPD und Grünen bekamen von dem Trubel im Saal kaum mehr was mit. Sie hatten bereits vor der Vereidigung von Bauer demonstrativ den Saal verlassen.
Schließlich wurde die Polizei alarmiert. Die geleitete die Aktivisten nach draußen. Damit vorbei war der Polizeieinsatz aber noch nicht. Weil sich einige der Aktivisten auch danach immer noch rund um das Rathaus aufhielten, blieb es bis nach Ende der Stadtratssitzung bei Polizeipräsenz.
Die Stadtratssitzung verlief nach der anfänglichen Aufregung aber wieder in gewohnten Bahnen. Stefan Bauer wurde von Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März vereidigt. Die Hand reichte er ihm danach aber nicht.
Der parteilose Stefan Bauer verfolgte die übrigen Tagesordnungspunkte ruhig und kommentarlos.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)

Haupt- und Finanzausschuss stimmt Ernennung von umstrittenen Stadtrat zu – aber nur knapp

Haupt- und Finanzausschuss stimmt Ernennung von umstrittenen Stadtrat zu – aber nur knapp

Rosenheim – Diese Personalie sorgt auch außerhalb von Rosenheim medial für Aufregung: Nach dem Tod des AFD-Stadtrats Hans Raß soll Stefan Bauer als nächster Listennachfolger nachrücken. Doch er ist äußerst umstritten. Keine der Parteien will mit ihm zusammenarbeiten, die AFD hat ihn längst ausgeschlossen. Wie geht es nun weiter?

Der endgültige Beschluss fällt in der letzten Stadtratssitzung dieses Jahres am 18. Dezember – und ist nur formeller Natur, bedeutet, auch wenn die Stadträte diesem Nachrücker mehrheitlich ablehnen, ändert es nichts. Wenn Stefan Bauer in den Stadtrat einziehen will, darf es das aus rechtlicher Sicht – und er hat bereits sein „Ja“ signalisiert und in einem Schreiben Ende November die Annahme des Mandats als parteifreies Mitglied des Stadtrates erklärt.
Daran ändert auch nichts, dass er bei der Kommunalwahl im Jahr 2020 nur das fünfbeste Ergebnis seiner damaligen Partei auf der Liste erzielt hat. Der Mann vor ihm, auf Platz 4, ist mittlerweile aus Rosenheim weggezogen und erfüllt damit die Voraussetzungen für einen Posten im Stadtrat nicht mehr.

Bauer sorgte während der Corona-Pandemie für Schlagzeilen

Für Schlagzeilen sorgte Stefan Bauer während der Corona-Pandemie. Da war er viel auf den Straßen und in den Sozialen Medien als selbsternannter Berichterstatter unterwegs und positionierte sich gegen die Maßnahmen. Zum Skandal kam es dann aufgrund eines Videos, das Bauer an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen gedreht hatte. Dabei verglich er die Corona-Impfung mit dem Giftgas-Zyklon B.
Die AFD schloss ihn daraufhin aus ihren Reihen aus. AFD-Stadtrat Andreas Kohlberger bat Bauer deshalb vor der gestrigen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (10.12.2024), die Ernennung nicht anzunehmen – ohne Erfolg.
Kohlberger stimmte dann auch bei der Sitzung des Haupt- und Finanzausschuss zusammen mit vier weiteren Stadtratskollegen gegen die Ernennung von Stefan Bauer als Rosenheimer Stadtrat.
Wie oben geschrieben, hat das aber nur symbolischen Charakter. Das weiß auch CSU-Fraktionsvorsitzender Herbert Borrmann. „Bauer nicht zu ernennen, wäre rechtswidrig. Um demokratisch zu handeln, müssen wir also zustimmen“, meinte er. Grundsätzlich lehnte aber auch er jegliche Zusammenarbeit mit Stefan Bauer kategorisch ab.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Symbolfoto re)