Mauersegler fliegen aus Bayern ab

Mauersegler fliegen aus Bayern ab

Hilpoltstein / Bayern – Mit Beginn der Sommerferien herrscht nicht nur auf Bayerns Straßen reger Reiseverkehr – auch in der Luft ist was los. Die ersten Zugvögel machen sich bereits auf in ihre südlich gelegenen Winterquartiere. „Während der Sommer im Freistaat gerade erst so richtig auf Touren kommt, verlassen uns die ersten gefiederten Sommergäste schon wieder. Zu ihnen gehören beispielsweise Mauersegler. Wer aufmerksam ist, kann sie auf ihrem Weg noch hoch am Himmel sehen. Zu erkennen sind sie aber vor allen Dingen an ihren schrillen ‚Srihh-srihh‘ Rufen“, erklärt Biologin Dr. Angelika Nelson vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz).

Nur knapp über drei Monate haben die Mauersegler in Bayern verbracht, bevor sie in diesen Tagen wieder auf ihre mehrere tausend Kilometer lange Reise nach Afrika aufbrechen. „Fast ihr ganzes Leben verbringen Mauersegler in der Luft. Nur zur Jungenaufzucht suchen sie in einer Bruthöhle festen Grund“, erklärt Angelika Nelson. Ihren kurzen Sommer haben die Flugakrobaten vor allen Dingen in Bayerns Städten und Dörfern verbracht, wo sie in Hohlräumen hinter Dachziegeln, Dachrinnen, Regenwasserstutzen oder Jalousiekästen nisten. Ebenso nehmen sie Nistkästen hoch oben an Gebäuden an.

Langstreckenzieher leiten Vogelzug ein

„Den Startimpuls für den Abflug der Mauersegler geben vor allem die bereits kürzer werdenden Tage und ein zunehmend schwindendes Nahrungsangebot“, so die LBV-Vogelexpertin. Vögel, die die Wintermonate in den Savannen und Steppen südlich der Sahara verbringen, weil sie dort genügend Insektennahrung finden, sind die ersten, die Bayern verlassen. Auch der Kuckuck oder die Nachtigall gehören zu diesen Langstreckenziehern.
„Mit den schrillen Mauerseglerrufen verschwindet für viele auch ein typischer Klang des Sommers. Daher können sich die geschickten Flieger nicht so unauffällig aus dem Staub machen wie so manch andere Vogelart“, sagt Angelika Nelson. Nach der Brutzeit und noch bevor sie abfliegen, erneuern sie ihr Federkleid. Vor allem die Schwung- und Schwanzfedern sind essenziell für optimale Flugfähigkeit. „Zu dieser sogenannten Mauser suchen Vögel oft besonders nahrungsreiche Gebiete auf oder finden sich mit Artgenossen in großer Zahl zusammen. Gemeinsam sind sie bei der Nahrungssuche sicher vor Fressfeinden”, weiß die LBV-Ornithologin. So kann man in den nächsten Wochen auch Trupps von Schwalben und Staren beobachten. Besonders in Feuchtgebieten und an großen Seen finden sich immer mehr rastende Vögel, wie Enten- und Gänsevögel, ein. Darunter sind auch die ersten Durchzügler aus dem hohen Norden. Kurzstreckenzieher, wie Hausrotschwanz, Kiebitz oder Feldlerche, bleiben noch bis in den Herbst in Bayern. Der Vogelzug erreicht seinen Höhepunkt dann im Oktober.

Jetzt schon für kommendes Jahr vorsorgen

Wer in diesem Jahr Mauersegler unter dem Dach hatte, kann sich bereits auf das nächste Frühjahr freuen: „Mauersegler bleiben ihrem Nistplatz treu und kommen in der Regel an den gleichen Ort zurück“, weiß die Ornithologin vom LBV. Wer Mauersegler im Umfeld beobachtet hat und ihnen zur Brut verhelfen möchte, kann jetzt schon für die kommende Saison vorbereiten: „Gebäudebrüter leiden zunehmend unter Wohnungsnot. Es hilf ihnen deshalb, wenn wir passende Nistkästen aufhängen. Zusätzlich brauchen sie ausreichend Insektennahrung. Wer seinen Garten naturnah, insekten- und damit vogelfreundlich gestaltet, unterstützt Mauersegler und andere Insektenjäger – und als sehr angenehmen Nebeneffekt, schützt man sich damit selbst vor lästigen Schnaken im Garten“, so Angelika Nelson.
(Quelle. Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Immer mehr Gärten in Bayern vogelfreundlich

Immer mehr Gärten in Bayern vogelfreundlich

Augsburg / Hilpoltstein / Bayern – Bayerns Gärten sind vielfältig, bunt und vogelfreundlich: In der dritten Saison des Projekts „Vogelfreundlicher Garten“ haben der LBV und das Bayerische Artenschutzzentrum im Landesamt für Umwelt (LfU) bereits knapp 800 Gartenbesitzenden die gleichnamige Plakette verliehen.
 
Allein am vergangenen Wochenende hat die ehrenamtliche LBV-Gartenjury im Rahmen eines Aktionswochenendes zahlreiche Gärten ausgezeichnet. Wer in seinem Garten auf eine naturnahe Gestaltung achtet, kann sich weiterhin für eine Zertifizierung anmelden unter: www.vogelfreundlichergarten.de.
Seit Beginn des Projekts im Jahr 2022 konnte die LBV-Gartenjury, in der sich momentan rund 650 Ehrenamtliche engagieren, über 3.850 Gartenbesitzenden die Plakette „Vogelfreundlicher Garten“ überreichen. „Eine tolle Resonanz“, freut sich die Leiterin des Bayerischen Artenschutzzentrums Ines Langensiepen, angesichts der vielen Menschen, die sich weiterhin bewerben. „Die Plakette zeichnet Gärtner für ihren Einsatz aus: In einem vogelfreundlichen, naturnahen Garten herrscht Leben. Da holt sich der Stieglitz Distelsamen, stochert der Grünspecht im Gras nach Ameisen, sucht die Wildbiene am Natternkopf nach Pollen und streift der Igel durchs Gebüsch. Heimische Stauden ziehen Insekten an und diese sind wiederum Futter für Vögel und anderen Tiere. Es ist gut, wenn wir unsere Gärten so als Lebensraum anbieten.“ 
Einen großen Erfolg feierte das Projektteam am vergangenen Wochenende. Zum ersten Mal organisierte es bayernweit ein „Schwarmwochenende“, an dem möglichst viele Gärten bewertet werden sollten. Am Freitag trafen sich Gartenbewerter aus den Landkreisen Roth, Bad-Kissingen, Main-Spessart und Schweinfurt in Hammelburg-Westheim und zeichneten insgesamt 15 Gärten mit der Plakette aus. Auch in den anderen Regierungsbezirken schwärmten zahlreiche Mitglieder der LBV-Gartenjury aus und konnten so eine Vielzahl an Gärten im ganzen Freistaat innerhalb kürzester Zeit als vogelfreundlich zertifizieren. Seit April und noch bis in den Oktober hinein ist die ehrenamtliche LBV-Jury unterwegs. 
 
Tipps für einen vogelfreundlichen Garten
 
Wer seinen Garten selbst vogelfreundlich gestalten möchte und sich für eine Auszeichnung interessiert, sollte in seinem Garten vor allen Dingen auf Strukturvielfalt achten. Das bedeutet, das viele verschiedene Elemente, wie Blumenwiesen, Trockenmauern, Nisthilfen, wilde Ecken, heimische Stauden, alte Obstbäume, Totholz oder ein Gartenteich vorhanden sind, die unterschiedlichen Tierarten einen Lebensraum bieten. Verzichten sollten naturbewusste Gartenbesitzende hingegen auf den Einsatz von Pestiziden, Mährobotern oder Laubbläsern. 
Anmeldungen für die Bewertung des eigenen, privaten Gartens sind weiterhin möglich. Aufgrund des großen Interesses an dem Projekt sollten sich die Gartenbesitzenden darauf einstellen, dass es bei der Bewertung zu Verzögerungen kommen kann.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)
Bayerns Vögel brüten noch: Hecken erst im Oktober schneiden

Bayerns Vögel brüten noch: Hecken erst im Oktober schneiden

Hilpoltstein / Bayern – Die Vögel in Bayern brüten noch. Deshalb ruft der LBV dazu auf  Hecken, die oft als Nistplatz für Vögel dienen, erst im Oktober zu schneiden.

Vor dem nächsten Grillabend oder dem Sommerfest möchten so manche bayerische Gartenbesitzende ihre Hecken noch in Form bringen. Doch wer zu schnell und unbedacht schneidet, erlebt mitunter eine traurige Überraschung: Amselküken, die im Dickicht der Hecke auf ihre Vogeleltern warten, sind nach dem Schnitt ungeschützt der Witterung ausgesetzt oder werden in kürzester Zeit von einem Nesträuber gefressen. Damit das nicht passiert, bittet der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) alle Gärtner um Geduld. „Noch bis Ende Juli brüten viele Singvögel wie Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig im Schutz des dichten Laubes in Gärten, Friedhöfen und Parks. Heckenschnitte können die Vögel jetzt so stark stören, dass sie ihre Brut aufgeben“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Erst ab dem 1. Oktober, wenn die Brutzeit vorbei ist und die Vögel ihre Reviere im Garten aufgeben, dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz Hecken und Bäume wieder geschnitten werden.
Der LBV erhält aktuell wieder Anrufe von Bürger, die zum Teil radikale Heckenschnitte während der Brutzeit der bayerischen Gartenvögel melden. Die Besorgten berichten immer wieder von tot aufgefundenen Jungvögeln unter frisch gestutzten Hecken. „Schonende Form- oder Zuwachsschnitte an Hecken sind zurzeit erlaubt. Aber auch dabei sollte man vorher genau prüfen, ob fütternde Vogeleltern im Gebüsch ein und aus fliegen oder laut rufen, wenn man sich der Hecke nähert. Das deutet darauf hin, dass Jungvögel im Dickicht sitzen“, so die LBV-Biologin.
Jeder ist gesetzlich verpflichtet, beim Heckenschnitt darauf zu achten, dass Vögel und andere Wildtiere nicht mutwillig gestört und ihre Lebensstätten nicht zerstört werden. „Oft genügt es, einzelne Äste, die weit in den Weg ragen, abzuschneiden. Einen radikalen Schnitt, wie das auf den Stock setzen, sollte man erst am Ende der Wachstumsperiode im Oktober vornehmen“, empfiehlt Nelson.

Später Heckenschnitt spart Arbeit

Hecken sind wertvolle Lebensräume und bieten vielen Vögeln und Säugetieren optimale Rückzugsmöglichkeiten. Die Tiere ziehen hier ihren Nachwuchs auf und finden gute Versteckmöglichkeiten und sichere Schlafplätze. Manche Singvögel brüten im Sommer ein zweites Mal und werden durch einen zu frühen Heckenschnitt erheblich gestört. Auch aus botanischer Sicht ist Geduld gefragt. Oft erleben die Pflanzen einen zweiten Wachstumsschub. „Wer zu früh zur Heckenschere greift, muss meist ein zweites Mal schneiden und hat dabei mehr Arbeit. Am besten schneidet man Hecken in der laubfreien Zeit im Herbst“, so Angelika Nelson.
„Private Gärten und öffentliche Grünflächen sind enorm wichtige Lebensräume im urbanen Raum, besonders wenn sie naturnah mit heimischen Hecken und Sträuchern gestaltet sind. Diese Flächen tragen sowohl zur Artenvielfalt als auch zu einem angenehmen Stadtklima bei“, ergänzt die Biologin. Im Sinne des Klimaschutzes sollten kleinräumige Grünflächen in ihrer Strukturvielfalt in Bayerns Städten entsprechend geschützt werden.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Federpflege bei Ziervögeln: Tipps für Halter

Federpflege bei Ziervögeln: Tipps für Halter

Deutschland / Bayern / Rosenheim – Viele Wellensittiche und andere Ziervögel tragen ein buntes Federkleid. Für die Vögel haben ihre Federn die Aufgaben über die Fähigkeit zu fliegen hinausgehen. Daher ist es wichtig, dass ihre Menschen es den Tieren ermöglichen, sich um die Pflege ihrer Federn zu kümmern.

Das Gefieder setzt sich aus vielen verschiedenen Arten von Federn zusammen, etwa den Schwungfedern am Flügel, den Steuerfedern am Schwanz und den Daunen im Unterkleid. Deren Zusammenspiel ermöglicht es den Vögeln zu fliegen. Aber auch darüber hinaus sind gesunde Federn von zentraler Bedeutung für das Wohlbefinden der Tiere.

Federn als Schutz

„Da geht es zum Beispiel um die Thermoisolation, also einen Schutz gegen Kälte oder Hitze. Vögel plustern ihr Gefieder auf, wenn ihnen kalt ist und sie sich wärmen wollen. Oder sie breiten die Federn aus, um sich abzukühlen“, erklärt Dr. Dietmar Steinmetz, Fachtierarzt für Vögel. „Außerdem schirmen die Federn auch Regen ab oder schützen den Körper etwa vor kaltem Wind.“
Federn spielen aber noch andere Rollen, vornehmlich bei Tieren in freier Wildbahn, zum Beispiel in der Kommunikation und der gegenseitigen Wahrnehmung, sagt Dr. Steinmetz: „Für uns Menschen sind die Federn einiger Arten vielleicht schön bunt. Aber Vögel können auch UV-Licht sehen und damit noch einige Informationen mehr wahrnehmen. Das hilft dabei, sich innerhalb einer Art, aber auch andere Arten zu erkennen. Und viele Vögel setzen ihr Gefieder zudem bei der Partnerwerbung ein. Darüber hinaus haben die Federn einen eigenen Geruch, der bei der Erkennung hilft.“

Die Pflege übernehmen die Vögel selbst

Damit die Federn den Vogel mit all ihren Funktionen zuverlässig unterstützen, verbringen Wellensittich und Co. täglich viel Zeit damit, ihr Federkleid zu pflegen. Sie sortieren und kämmen die einzelnen Federn oder sie baden in Wasser oder Sand. „Vögel ziehen bei der Pflege ihres Gefieders jede Feder einzeln durch den Schnabel und überprüfen sie dabei. Über ihre Bürzeldrüse sondern sie außerdem ein Sekret ab, mit dem sie die Federn einfetten, sodass diese Wasser abweisen. Das schützt vor allem Wildtiere draußen im Freien vor Regen, hilft aber auch dem Heimtier beim Freiflug in der Außenvoliere. Zudem hält es das Gefieder geschmeidig“, erklärt Dr. Steinmetz. Es wird auch diskutiert, ob das Sekret Vitamin D enthält. Das brauchen Vögel etwa für ihr Knochenwachstum.

Was muss und kann ich als Halter tun?

Die Vögel kümmern sich gut um ihre Federn und die Halter haben die Aufgabe, die perfekten Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Neben ausreichend Platz im Gehege sollten Halter ihren Vögeln regelmäßigen Freiflug ermöglichen. Darüber hinaus geht es etwa um die Bereitstellung von Bademöglichkeiten. Dazu sollte man wissen, ob die jeweilige Art Wasser oder Sand bevorzugt. Ein Sandbad kann problemlos dauerhaft platziert werden. Ein Wasserbad hingegen sollte alle paar Tage für einen Badetag bereitstehen, gefüllt mit sauberem, lauwarmem Wasser.
Auch eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Sie hält die Tiere generell gesund, wird aber vor allem in der Mauser wichtig, wenn die Vögel alte Federn durch neue ersetzen. Der Stoffwechsel wird dann besonders beansprucht. „Vögel brauchen jetzt ausreichend ‚Baumaterial‘, um neue Federn auszubilden. Vor allem schwefelhaltige Aminosäuren, etwa in Weizen oder Fenchel, und Kieselsäure, etwa in Salatgurke oder Vogelmiere, sind in dieser Phase besonders wichtig“, rät der Experte. Da die Mauser auch dem Immunsystem zusetzt, kann es in der Folge zu Erkrankungen kommen, auf die Halter besonders achten sollten.

Wenn Vögel sich selbst oder Artgenossen die Federn picken

Problematisch kann das Federpicken sein. Hier sollten Halter genau hinschauen, denn viele Ursachen sind dafür möglich: zu viele Tiere auf engem Raum oder fehlende Artgenossen, Stress, Mangelernährung, körperliche oder psychische Erkrankungen. Es kann auch sein, dass sich Vögel im Streit gegenseitig in die Federn picken oder ein rangniederes Tier sich behaupten möchte. „Letztlich ist es wie bei Hund oder Katze“, sagt Dr. Steinmetz: „Wenn es ein Problem oder zumindest ein auffälliges Verhalten gibt und man nicht weiterweiß, sollte man einen kundigen Tierarzt aufsuchen. Dann hat man schnell Gewissheit und kann es wieder in den Griff bekommen.“
Zuverlässige Hilfe gibt es bei Tierärzten, die sich auf Vögel spezialisiert haben. Eine Übersicht findet sich etwa beim Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. auf der Seite www.vogelbund.de/tierarzt-fuer-voegel-in-der-naehe/. Auch der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) bietet eine Online-Tierarztsuche an, bei der man zum Beispiel nach Spezialisten für kleine Ziervögel oder Papageien suchen kann: www.tieraerzteverband.de/bpt/ueber-den-bpt/mitgliedersuche/.
(Quelle: Pressemitteilung IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Die Welt lauscht: Tausende Vogelkonzerte für die Wissenschaft

Die Welt lauscht: Tausende Vogelkonzerte für die Wissenschaft

München / Hilpoltstein / Bayern – Zahlreiche Menschen sind dem Aufruf des Naturkundemuseums Bayern/Biotopia Lab und des LBV gefolgt und haben sich im Rahmen des internationalen Citizen-Science und Kunst-Projekts Dawn Chorus eine Auszeit genommen, um das morgendliche Vogelkonzert aufzunehmen.

Über 16.600 Aufnahmen aus aller Welt sind seit Jahresbeginn bereits eingegangen, so viele, wie noch nie zuvor. Allein im Hauptsammelzeitraum Mai wurden über die Dawn Chorus App knapp 10.600 Vogelkonzerte hochgeladen. Mit Hilfe der automatischen Vogelstimmenerkennung, die in diesem Jahr als große Neuerung in der App zur Verfügung stand, gelang es vielen Menschen, die Geheimnisse des morgendlichen Vogelkonzerts zu entschlüsseln und herauszufinden, welche Arten in ihrer Umgebung singen. Wer mitmacht, schärft aber nicht nur sein Bewusstsein für die Vogelwelt, sondern unterstützt außerdem die Forschung zur Biodiversität. Jede hochgeladene Aufnahme hilft dabei, wertvolle Daten zur Artenvielfalt zu sammeln.
Wer singt denn da? Dank der integrierten Künstlichen Intelligenz (KI) in der Dawn Chorus App konnten in diesem Jahr deutlich mehr Menschen erkennen, welche Vögel auf der eigenen Aufnahme zu hören sind. Am häufigsten meldeten die Teilnehmenden den flötenden Gesang der Amsel. Ihr folgen Kohlmeise, Haussperling und Mönchsgrasmücke. „Dank der KI wurden 10 Prozent mehr Angaben zu den gehörten Vogelarten gemacht und plötzlich tauchten auch unscheinbare Arten, wie der Grauschnäpper auf. Dieser Vogel ist schwer zu sehen und auch sein Gesang ist schwer zu erkennen. Es freut uns, dass nun auch solche eher unbekannten Arten Gehör finden“, erklärt Dr. Lisa Gill, Projektleiterin beim LBV. Ergebnisse wie dieses unterstreichen, dass das Projekt Dawn Chorus durch die automatische Vogelstimmerkennung einen wichtigen Beitrag leistet, wenn es darum geht, den Menschen mehr Artkenntnis zu vermitteln.

64 Prozent der Aufnahmen aus Bayern 

Mit einem Anteil von fast 90 Prozent stammt auch 2024 ein Großteil der Aufnahmen aus Deutschland. Besonders fleißig waren die Teilnehmenden in Bayern: 64 Prozent aller Aufnahmen kamen aus dem Freistaat. Seit Jahresbeginn gingen Vogelkonzerte aus insgesamt 32 Ländern ein, darunter beispielsweise Großbritannien, Kanada, Marokko und Kenia. Auf einer Soundmap unter www.dawn-chorus.org können alle eingesendeten Vogelkonzerte frei zugänglich angehört werden. „So wollen wir allen Bürgern die Möglichkeit geben, auf eine auditive Weltreise zu gehen und zu entdecken, wie unterschiedliche Lebensräume klingen“, so Dr. Katrin Petroschkat, Projektleitung Dawn Chorus an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Ergebnis der Stadt vs. Land Challenge

Nicht nur verschiedene Länder haben einen unterschiedlichen Sound, auch ob in der Stadt oder auf dem Land aufgenommen wurde, macht oft einen großen klanglichen Unterschied. Um dies wissenschaftlich untersuchen zu können, wurde die „Stadt vs. Land” Challenge ins Leben gerufen und findet seit 2021 am vorletzten Sonntag im Mai statt. Auch dieses Jahr nahmen wieder viele Menschen am Aktionstag teil. Während im gesamten Sammelzeitraum Mai die meisten Aufnahmen aus der Stadt kamen, lag das Land am Tag der Challenge mit 51:49 Prozent der Aufnahmen knapp vorne. „Die Aufnahmen der Challenge dokumentieren die Artenzusammensetzung in Stadt und Land und können uns auf lange Sicht helfen herauszufinden, ob die Artenvielfalt auf dem Land abnimmt und mehr Arten sich in die Städte zurückziehen“, erläutert Dr. Lisa Gill vom LBV.

Gleiche Zeit, gleicher Ort: Nächstes Jahr wieder mitmachen

Die gemeinsame Dokumentation des Morgenchors über Jahre hinweg hilft dabei, anhand der Vogelstimmen Rückschlüsse auf die Artenvielfalt vor Ort zu ziehen und beginnende Veränderungen frühzeitig zu erkennen. „Es ist schön zu sehen, dass immer mehr Menschen mehrere Aufnahmen beitragen. Dieses Jahr haben etwa zwei Drittel der App-User mehr als drei Aufnahmen gemacht, über elf Prozent steuerten im Hauptsammelzeitraum sogar mehr als 20 Aufnahmen bei. Je mehr Menschen sich regelmäßig und über mehrere Jahre hinweg am gleichen Ort beteiligen, desto aussagekräftiger wird der Datensatz von Dawn Chorus“, erklärt Dr. Katrin Petroschkat. Unter dem Motto „Same place, same time“ ruft Dawn Chorus deshalb alle bisherigen Teilnehmenden dazu auf, im Mai 2025 an denselben Ort zurückzukehren und wieder bei Dawn Chorus mitzumachen. Vogelstimmenaufnahmen sind darüber hinaus auch außerhalb des Hauptsammelzeitraums willkommen.
(Quelle: Pressmitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Immer mehr Gärten in Bayern vogelfreundlich

Hilflos oder verletzt? Der richtige Umgang mit Wildvögeln

Deutschland / Bayern / Rosenheim – Besonders im Frühling und Frühsommer fallen flauschige Jungvögel auf, die anscheinend hilflos zurückgelassen wurden. Doch wann brauchen diese Tiere unsere Unterstützung?

„Gerade bei Jungvögeln ist der erste Impuls, helfen zu wollen, nicht immer richtig“, sagt Jonas Liebhauser, Fachreferent für Heimtiere beim BNA.

Ist der Vogel wirklich hilflos?

Bei älteren Tieren ist eine mögliche Notsituation relativ leicht einzuschätzen: Ein fehlender Fluchtreflex, geschlossene Augen, aufgeplustertes und/oder verschmutztes Gefieder sowie erkennbare Verletzungen sind deutliche Zeichen für hilfsbedürftige Tiere.
Bei Jungvögeln muss man dagegen etwas genauer hinschauen. Schon für eine erste Einschätzung braucht es eine gewisse Artenkenntnis. Enten, Gänse und Hühner zum Beispiel sind „Nestflüchter“: Die Jungen haben direkt nach dem Schlupf bereits ein Daunengefieder, die Augen sind offen und die Tiere suchen sich, unter Anleitung ihrer Eltern, ihr Futter selbst. Hinweise auf eine mögliche Gefahrensituation sind hier laut rufende und orientierungslos umherlaufende Jungtiere.
Bei den meisten einheimischen Vogelarten schlüpfen die Jungen dagegen nackt und blind. Diese „Nesthocker“ sind auf Fütterung und gerade in den ersten Lebenstagen auch auf die Körperwärme ihrer Eltern angewiesen.

Nestling oder Ästling?

Nestling und Ästling sind zwei wichtige Entwicklungsstufen bei nesthockenden Vögeln. Solange die Jungvögel sich noch im Nest befinden, werden sie Nestlinge genannt. In dieser Phase ändert sich das Aussehen der Vögel sehr stark. Innerhalb weniger Tage wachsen Federn, die Augen öffnen sich und die Jungtiere werden immer agiler. Für diese schnelle Entwicklung müssen die Altvögel große Mengen an Nahrung herbeischaffen. Ist das Nest aber heruntergefallen, wird es nicht mehr angeflogen, verstummen die Bettelrufe der Jungen oder beginnen diese auszukühlen, liegt ein Notfall vor.
Nachdem die Vögel das Nest verlassen haben, beginnt die Ästlingsphase: Äußerlich sind Ästlinge oft an den noch vorhandenen Flaumfedern am Kopf, dem Schnabelwulst sowie dem kurzen Schwanzgefieder zu erkennen. Sie fliegen kurze Strecken und lernen dabei ihre Umgebung kennen. Jetzt halten sich die Tiere vermehrt in den Ästen von Bäumen und Sträuchern auf, daher der Name dieses Lebensabschnitts. Größere Distanzen fliegen und eigenständig Nahrung zu sich nehmen können die Jungtiere noch nicht. Vielmehr rufen sie lautstark nach ihren Eltern. Solche Jungvögel brauchen keine Rettung. Die Eltern halten sich in der Nähe auf und beschaffen weiterhin Futter für die Brut. Daher appelliert Jonas Liebhauser dringend, diese Tiere nicht mitzunehmen: Auch wenn die kleinen Jungvögel auf den ersten Blick hilflos wirken, sind sie es oft nicht. Sollte sich ein unerfahrener, aber agil wirkender Ästling nahe einer Straße oder mitten auf einer Rasenfläche aufhalten, genügt es in der Regel, ihn in eine nahegelegene Hecke oder unter einen Baum zu setzen. Lediglich matte, unterkühlte Ästlinge benötigen Hilfe.

Wie finde ich Hilfe?

Hilflose oder verletzte Wildvögel zu versorgen, erfordert nicht nur fundierte Fachkenntnisse, sondern auch das richtige Futter und gegebenenfalls eine medizinische Notfallversorgung. Daher sollten sich interessierte Laien oder Gartenbesitzer schon vorab erkundigen, wo den Tieren geholfen werden kann. Über das Internet lassen sich auf Vögel spezialisierte Tierärzte oder Pflegestellen ausfindig machen, die sich mit der Behandlung und der weiteren Aufzucht der Tiere bestens auskennen. Geeignete Schlagwörter sind „Wildvogelhilfe“ oder „Pflegestelle für Wildvögel“ sowie die eigene Postleitzahl.
Es hilft, diese Stellen bereits zu kontaktieren, bevor man das Tier mit zu sich nach Hause nehmen will. Eventuell braucht der Vogel keine Hilfe und kann stattdessen an Ort und Stelle bleiben.

Erste (Wildvogel-)Hilfe

Vielleicht muss aber doch einmal ein verletzter/hilfloser Wildvogel kurzfristig in Obhut genommen werden, bevor er an eine sachkundige Person beziehungsweise Stelle übergeben werden kann. Der Vogel befindet sich durch den direkten menschlichen Kontakt bereits in einer erheblichen Stresssituation. Um den Stress zu mindern, kann das Tier in einen mit Luftlöchern versehenen kleineren Karton gesetzt werden. Als Untergrund bietet sich Küchenpapier oder ein Handtuch an. Der Karton sollte an einem ruhigen Ort stehen, damit das Tier sich beruhigen und anschließend an eine passende Pflegestelle übergeben werden kann, empfiehlt Jonas Liebhauser.
Bei hilfebedürftigen Nest- und Ästlingen oder unterkühlten Tieren ist auch Wärme wichtig. Dazu können beispielsweise Wärmekissen oder Wärmflaschen eingesetzt werden. Die Temperatur sollte bei mindestens 20 Grad Celsius liegen, bei nackten und/oder nur schwach befiederten Küken etwas höher, aber nicht über 38 Grad. Sperren die Jungen die Schnäbel auf, kann ihnen Futter angeboten werden. Die meisten einheimischen Vogelarten ziehen ihre Jungen mit Insekten groß. Nur wenige Arten, zum Beispiel Stieglitz, Hänfling, Grünfink, ernähren ihre Jungen ausschließlich pflanzlich. Bitte den Jungtieren kein Wasser oder Futter einflößen, da die Gefahr besteht, dass es in die Atemwege gerät.
Vögel, die gegen eine Scheibe geflogen sind, können ebenfalls in einem Karton Ruhe finden (keine Wärme.). Sollte sich ihr Zustand schnell verbessern, können sie getrost weiterfliegen. Ansonsten benötigen sie medizinische Hilfe. Bei Vögeln, die eine Katze oder ein Hund lebend als Beute beziehungsweise Präsent den Besitzern bringt, muss immer eine tiermedizinische Behandlung erfolgen. Denn über kleinste Wunden in der Haut können gefährliche Bakterien aus dem Speichel der Säuger in den Vogelkörper gelangen, die innerhalb von Stunden zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung führen.

Kein rechtsfreier Raum

Den Umgang mit und die Handhabung von verletzten oder hilflosen Vögeln regeln das Tier- und Artenschutzrecht, unter Umständen auch das Jagdrecht. Hiernach dürfen nur sachkundige Personen Fundvögel aufziehen, stets mit dem Ziel der Auswilderung. Das setzt auch voraus, dass beispielsweise Jungvögel nicht auf den Menschen geprägt werden. Das alles ist bei schwerverletzten Tieren häufig nicht mehr möglich. In ihrem Sinne sollte ein Tierarzt sie einschläfern.
Spezialisierte Pflegestellen haben nicht nur das Wissen, sondern auch die Befugnis, Wildvögel für die Zeit, bis sie wieder in die Wildnis entlassen werden können, an sich zu nehmen. Bei Fragen sollte man am besten direkt die Pflegestellen kontaktieren und sich auf deren Expertise verlassen.

Gefahren für den Finder

Der Umgang mit Wildvögeln kann auch für den Finder gesundheitliche Risiken bergen. Daher sollte man entsprechende Hygienemaßnahmen beachten, zum Beispiel Einmal-Handschuhe tragen, Hände desinfizieren.
(Quelle: Pressemitteilung BNA/IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)