Zahnschmerzen bei der Katze: Ein oft verstecktes Problem

Zahnschmerzen bei der Katze: Ein oft verstecktes Problem

Deutschland / Bayern / Rosenheim – Studien zufolge leiden etwa 70 bis 80 Prozent aller Katzen im Laufe ihres Lebens einmal unter Zahnproblemen. Ihre Halter sollten entsprechend auf kleine Veränderungen achten, um Probleme schnell mithilfe eines Tierarztes wieder in den Griff zu bekommen.

Melanie Schwarze arbeitet als Tierärztin mit dem Schwerpunkt Tierzahnheilkunde in der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Kolonnadenviertel in Leipzig und untersucht täglich Katzen, die akute oder chronische Probleme im Maulbereich haben: „Es finden sich bei fast 80 Prozent aller Katzen über drei Jahren behandlungsbedürftige Erkrankungen im Maulbereich, aber nur durchschnittlich acht Prozent werden in der Sprechstunde auch mit dem Vorbericht Zahnerkrankung vorgestellt, also im Vorgespräch zwischen Arzt und Halter konkrete Zahnprobleme thematisiert. Es gibt leider immer noch eine hohe Dunkelziffer an Katzen, bei denen ein Zahnproblem unerkannt bleibt.“

Symptome von Zahnproblemen bei Katzen

Katzen sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Daher ist es wichtig, auf subtile Anzeichen von Zahnproblemen zu achten, darunter:

  • Schwierigkeiten beim Fressen
  • Gewichtsverlust
  • Mundgeruch
  • Vermehrtes Speicheln
  • Wiederholtes Kopfschütteln
  • Sichtbare Ablagerungen auf den Zähnen
  • Abgeschlagenheit

Gerade weil die Katze mögliche Symptome teilweise so gut versteckt, kommen die Probleme oft erst bei einer anderen Untersuchung zum Vorschein, sagt die Expertin: „Die allermeisten zahnerkrankten Katzen kommen nicht wegen den vorliegenden Zahnerkrankungen zu uns, sondern der Befund ist eher ein Zufall, der im Rahmen anderer Untersuchungen auffällt.“

Behandlung durch spezialisierte Tierzahnärzte

Gibt es grundsätzlich Anzeichen für Zahnprobleme, sollte der Tierarzt aufgesucht werden, der bei Bedarf auf einen Spezialisten verweist. Dort gibt es sowohl die nötige Erfahrung als auch die Technik, um die genaue Ursache festzustellen und die Katze zu behandeln. Wie beim Menschen auch, lassen sich leichte Schmerzen und Entzündungen oft noch über Schmerzmittel lindern oder Ablagerungen mit einer Zahnreinigung entfernen. „Am häufigsten leiden Katzen allerdings unter FORL, das steht für feline odontoklastische resorptive Läsionen. Vereinfacht gesprochen beginnen sich die Zähne von der Wurzel her aufzulösen, wobei die genaue Ursache noch immer nicht geklärt ist. Abseits der allgemeinen Symptome für Zahnprobleme lässt sich die Diagnose aber in der Regel erst mit Röntgenaufnahmen sicher stellen. Als Behandlung bleibt in diesen Fällen leider nur die Entfernung der betroffenen Zähne“, erklärt Schwarze. Fast jede dritte, mit steigendem Alter sogar rund jede zweite Katze ist hiervon betroffen.

Zahnproblemen vorbeugen

Um der Katze ein Leben möglichst frei von Zahnschmerzen zu ermöglichen, können Halter mit einigen Maßnahmen unterstützen. Grundsätzlich hilft es bereits, wenn die Katze ihre Zähne nutzen muss, etwa um Trockenfutter zu kauen. Dabei werden Ablagerungen mechanisch beseitigt. Darüber hinaus sollte man Katzen schon von klein auf an die Zahnpflege gewöhnen: Wurde sie schrittweise an die Berührungen gewöhnt, lässt sich eine Katze auch mit Fingerling oder spezieller Zahnbürste und Tierzahnpasta die Zähne putzen. Das kann als Teil der täglichen Routine geschehen und wird so schnell normal für die Katze.
Zudem sollten Halter darauf achten, dass die Katze nicht auf harten Gegenständen herumkaut. Dabei gibt es immer die Gefahr, dass Zahnstücke oder ganze Zähne abbrechen können oder bei einem Holzstück einzelne Teile absplittern und das Zahnfleisch verletzen.
Darüber hinaus empfiehlt die Tierzahnärztin jährliche Vorsorgeuntersuchungen: „Gerade weil die Zähne so große Probleme entwickeln können, sollte jede Katze regelmäßig beim Tierarzt oder Zahntierarzt untersucht werden.“ Darüber hinaus sollten sich die Halter regelmäßig das Gebiss ihrer Katze ansehen: Fehlen plötzlich Zähne oder sind sie beschädigt, ist das Zahnfleisch gerötet oder tritt vermehrt Zahnstein auf, unter Umständen nur auf einer Seite, sind das alles Anzeichen für mögliche Zahnprobleme. In diesem Fall sollte man einen Tierarzt aufsuchen, denn eine frühzeitige, gezielte Behandlung kann das Risiko für eine schwere Erkrankung stark reduzieren, so die Expertin.
Eine Übersicht über einige auf Tierzahnheilkunde spezialisierte Ärzte findet sich etwa bei der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde (DGT): www.tierzahnaerzte.de/tierzahnaerztesuche
(Quelle: Pressemittelung IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Zahnprobleme bei Kaninchen und Meerschweinchen

Zahnprobleme bei Kaninchen und Meerschweinchen

Rosenheim / Bayern / Deutschland – Zahnprobleme gelten bei Kaninchen als häufigster Grund, zum Tierarzt zu gehen. Ähnlich bei Meerschweinchen, Chinchillas und Degus. Ob Probleme vorliegen, können Halter an einigen Symptomen erkennen.

„Bei Kaninchen und Meerschweinchen, aber auch Degus und Chinchillas besteht die Nahrung in der Natur zu 90 bis 95 Prozent aus Gras oder Heu. Vor allem sprechen wir da von langstieligem Gras, das sehr rohfaserig ist. Das ist hoch abrasiv, also abreibend, sodass die Zähne durch das Futter immer wieder abgeschliffen werden“, erklärt Dr. Manfred Schumacher, Leiter einer Kleintierpraxis, der mit zertifizierter Zusatzqualifikation in der Zahnheilkunde zahlreiche Fachartikel zu diesem besonderen Thema veröffentlicht hat. „Bei einer Ernährung, die diese Anforderungen erfüllt, bleiben das Nachwachsen und Abschleifen immer im Gleichgewicht.“

Zahnprobleme beim Kleintier erkennen

Generell ist Appetitlosigkeit eines der typischen Anzeichen für Unwohlsein bei Kaninchen und kleinen Nagetieren. In erster Linie gilt es daher, den Grund dafür herauszufinden. „Halter sollten Folgendes beachten: Kann das Tier nicht fressen? Dann geht es zum Futter, frisst aber kaum oder nur sehr selektiv, kaut vielleicht nur einseitig oder stellt das Fressen ganz ein. Das lässt Zahnprobleme vermuten. Oder hat man den Eindruck, dass das Tier nicht fressen will? In dem Fall wird das Futter eher ignoriert und es treten keine sonderbaren Kaubewegungen auf. Dann sind die Zähne in der Regel nicht Ursache des Problems“, ordnet der Tierarzt die Anzeichen ein. Gerade bei Meerschweinchen kann es vorkommen, dass diese bei Zahnproblemen lange auf etwas herumkauen und das Futter anschließend einfach wieder herunterfällt. Auch übermäßiges Speicheln ist dann verbreitet.
Selbst bei Beschwerden, die primär nichts mit den Zähnen zu tun haben, entstehen in der Folge oft zusätzlich Zahnprobleme. „Wenn ein Kaninchen zum Beispiel gestresst ist und deswegen weniger frisst, dann wachsen die Zähne ja trotzdem in ihrem normalen Tempo weiter, werden aber nicht mehr so stark abgerieben. Aus jedem Unwohlsein kann also immer ein Zahnproblem entstehen“, fasst Dr. Schumacher zusammen.

Zahnprobleme bei Jung und Alt

Auch Fremdkörper im Maul oder ein abgebrochener Zahn können Probleme bereiten. Manche Heimtiere haben zudem schon von Geburt an einen Fehlbiss, der im Laufe der Zeit erkennbar wird und daher vor allem Jungtiere betrifft. „Bei einem älteren Tier, das noch nie Probleme mit den Zähnen hatte, gibt es in der Regel eine andere Ursache, wenn es plötzlich nicht mehr frisst“, sagt der Experte. „Bei einer Bindegewebsschwäche im Alter können sich die Zähne aber verschieben. Dann passen die Kauflächen nicht mehr exakt aufeinander und die Zähne werden ungleichmäßig abgerieben.“

Behandlung von Zahnproblemen

Wenn Halter mögliche Zahnprobleme feststellen, ist immer der gewohnte Tierarzt die erste Anlaufstelle. Der kann das schnell untersuchen und den Patienten bei Bedarf an einen Spezialisten weiterleiten. Bei der Suche nach einem spezialisierten Tierzahnarzt hilft außerdem die Tierzahnärztesuche auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde (DGT): https://www.tierzahnaerzte.de/tierzahnaerztesuche
Für die detaillierte Untersuchung und Behandlung werden Kaninchen, Degu und Co. narkotisiert. Das vermeidet unnötigen Stress beim Tier und senkt das Risiko für Verletzungen. Nach Empfehlung der DGT ist „eine profunde Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen der Mundhöhle und der Zähne bei Kaninchen und Nagern […] ohne eine geeignete Anästhesie nicht möglich“. (Quelle: Pressemitteilung IVH / Beitragsbild: re)