Blühstreifen für Artenvielfalt

Blühstreifen für Artenvielfalt

Babensham / Landkreis Rosenheim – In voller Blütenpracht zeigt sich den Spaziergängern am Penzinger Seebach (Landkreis Rosenheim) derzeit der Blühstreifen, der als Demonstrationsfläche im Rahmen der sogenannten „Wildlebensraumberatung“ angelegt wurde.

Mit Unterstützung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim konnte auf einer von Landwirt Ludwig Oberlinner aus Riepertsham bewirtschafteten Wiese im Frühjahr 2022 ein Blühstreifen mit hohem Anteil an heimischen Wildkräutern angesät werden. Bei der Auswahl geeigneter Flächen wirkten auch Jonas Garschhammer, Biodiversitätsberater am Landratsamt Rosenheim und Isabella Eicher als Nachhaltigkeitsbeauftragte der Gemeinde Babensham mit.

Häufiges Mähen lässt Blüte vieler Wiesenpflanzen nicht zu

Um sehr eiweißhaltiges, zartes Gras als Futter für Milchkühe zu erzeugen, werden Wiesen immer früher und häufiger gemäht. Diese Form der Nutzung lässt eine Blüte vieler Wiesenpflanzen nicht zu. Blüten besuchende Bienen und andere Insekten finden daher weniger Nahrung. Die Anlage von Blühstreifen soll einen Beitrag liefern, die Wiesen in unserer Region insbesondere auf ertragsschwächeren Standorten mehr zum Blühen zu bringen und damit die Artenvielfalt zu fördern.

„Differenzierte“ Grünlandbewirtschaftung

Artenvielfalt durch „differenzierte“ Grünlandbewirtschaftung
Wie funktioniert das? Das Grünland wird in seiner Gesamtheit wirtschaftlich genutzt. Auf einer schmalen Teilfläche wird eine Blühmischung mit hohem Kräuteranteil eingesät. Dieser Wiesenteil wird nur zweimal im Jahr gemäht. Die Düngung auf dieser Teilfläche wird deutlich verringert oder ganz eingestellt. So kommen Wiesenpflanzen zur Blüte und können absamen. Ein artenreicher Pflanzenbestand stellt sich ein, in dem viele Insekten, Vögel und andere Tiere ihren Lebensraum finden. Geeignete Flächen für Blühwiesen gibt es viele, z.B. Gewässerrandstreifen, Teilflächen mit ungünstiger Ausformung, ertragsärmere Bereiche wie staunasse oder trockene Standorte, Waldränder oder steile Hänge.
Die Menge des Aufwuchses auf den Blühstreifen ist zwar geringer, kann aber als gesundes strukturreiches Futter z.B. für trockenstehende Kühe oder Jungvieh sinnvoll verwertet werden.
(Quelle: Pressemitteilung Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim mit Landwirtschaftsschule – AELF ( Beitragsbild: AELF, zeigt: von links: Behördenleiter Dr. Georg Kasberger, Nachhaltigkeitsbeauftragte Isabella Eicher und Landwirt Ludwig Oberlinner freuen sich über den gelungenen Blühstreifen am Penzinger Seebach)

 

Für mehr Artenvielfalt an der Murn

Für mehr Artenvielfalt an der Murn

Wasserburg  / Landkreis Rosenheim – Im Rahmen des Projektes „Bachmuschel in der Murn“ sind Ende vergangener Woche insgesamt 25.600 junge Nasen in der Murn eingesetzt worden. Die Tiere stammen aus der Fischzuchtanlage des Bayerischen Landesamtes für Umwelt in Wielenbach. Projektmitarbeiter des Landschaftsarchitekturbüros Niederlöhner in Wasserburg infizierten sie unmittelbar vor dem Besatz vor Ort gezielt mit Bachmuschellarven. Anschließend wurden die Jungfische in Zusammenarbeit mit dem Kreisfischereiverein Wasserburg, der dieses Projekt ehrenamtlich begleiten, in der Murn eingesetzt.

Hier sieht man wie die Glochidien zur Infizierung in Fischtanks gegossen werden. Foto: @Svea Senesie Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner

Hier sieht man, wie Glochidien zur Infizierung in Fischtanks gegossen werden. Foto: Copyright Svea Senesie Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner

Nasen gehören zu den Wirtsfischen für die seltene und gefährdete Bachmuschel. Die Tiere wanderten früher zum Laichen in heute nicht mehr vorstellbaren Mengen aus dem Inn in die Nebengewässer ein, was heute in vielen Fällen wegen Wanderhindernissen in deren Unterlauf nicht mehr möglich ist – so auch in der Murn. Im Mai geben trächtige Bachmuscheln ihre Larven (Glochidien) in das Wasser ab. Der Bachmuschelnachwuchs wird auf natürlichem Weg nur durch Zufall als Larve von Jungfischen mit dem Wasser aufgenommen und heftet sich in den Kiemen fest. Dort ernährt sie sich parasitisch und wächst zur Jungmuschel heran. Nach wenigen Wochen löst sich die Jungmuschel, sinkt zu Boden und verbringt ihr weiteres Leben im Gewässerbett.

Mit dem Rückbau der Wehranlage in der Murn bei Weichselbaum im Jahr 2019 durch das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim ist der kleine Fluss nun auf über 21 Kilometer freifließend und für Fische und andere Wasserlebewesen durchwanderbar. Zusätzlich wurde ein Altarm geschaffen, in dem Jungfische Nahrung und Schutz bei Hochwasser finden können. Gefährdete Fischarten wie die Nase haben inzwischen wieder einen viel größeren zusammenhängenden Lebensraum zur Verfügung.

Bachmuschel vor dem Aussterben bewahren

Diese Maßnahme dient der Wiederansiedlung eines Nasenbestands in der Murn sowie dem Erhalt der Bachmuschel, einer vom Aussterben bedrohten Flussmuschelart.
Beim Einsetzen der infizierten Nasen waren Vertreterinnen und Vertreter des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, des Landschaftsarchitekturbüros Niederlöhner in Wasserburg, des Kreisfischereivereins Wasserburg, der Fachberatung für Fischerei Oberbayern und der unteren Naturschutzbehörde im Landratsam Rosenheim vor Ort.
(Quelle: Pressemitteilung Landratsamt Rosenheim / Beitragsbild: Copyright @Stephanie Rüegg Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner, zeigt Einsatz der Nasen in der Murn. / Foto: Copyright Svea Senesie Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner, zeigt wie Glochidien zur Infizierung in Fischtank gegossen werden).

Mehr Artenvielfalt auf Feldern und Fluren

Mehr Artenvielfalt auf Feldern und Fluren

Rosenheim / Obertaufkirchen – Die Landwirtschaft kann mit verschiedenen Maßnahmen wie etwa mehrjährige Blühflächen, Hecken, die kleine Lebensräume für Tiere bieten, Altgrasstreifen sowie Zwischenfrüchte wertvolle Beiträge für mehr Struktur- und Artenvielfalt in der Natur leisten. Rosenheimer Landwirte haben sich zu dieser Thematik aus erster Hand von dem zertifizierten Wildkräuter–Saatguterzeuger Georg Hans in Obertaufkirchen informieren lassen.

Georg Hans, der selbst auch Landwirt ist, konnte den Besuchern zahlreiche Bestände an Wildkräutern und Gräsern zeigen, die er seit mehreren Jahren auf den Flächen rund um seinen Hof anbaut und davon Samen gewinnt. Darunter finden sich auch selten gewordene Vertreter, wie etwa Bocksbart, Trollblume oder der Acker-Hahnenfuß. Bezüglich jeder Art konnte der Saatgutproduzent exakte Informationen über ihre Besonderheiten im Anbau und in der Natur geben.

Saatgut wird für unterschiedliche
Herkunftsregionen produziert

Insgesamt werden dort rund 150 Arten angebaut und beerntet, die im Grünland sowie am Acker Verwendung finden. Das Saatgut wird für unterschiedliche Herkunftsregionen produziert, darunter auch für den Landkreis Rosenheim. Somit kann die naturschutzrechtliche Auflage für Grünland, nur gebietseigenes Saatgut zu verwenden, erfüllt werden. Praxisbeispiele für die Einsatzmöglichkeiten des Saatguts konnten die Teilnehmer während der Führung leicht um den Hof herum finden. So sind beispielsweise artenreiche Grünlandstreifen entlang von Wegen angelegt. Ebenso werden grüne Streifen zwischen den Fahrspuren der Schotterwege zur Artenanreicherung genutzt.
Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unterstützt die Bemühungen der landwirtschaftlichen Betriebe mithilfe der neu eingeführten „Wildlebensraumberatung“.
Bei der Betriebsbesichtigung stellte sich auch der für das Thema zuständige Mitarbeiter am Landwirtschaftsamt,  Benedikt Hagl, vor. Interessierte Landwirte können unter der Telefonnummer 08031/3004-1222 weitere Informationen von ihm erhalten.
(Quelle: AELF Rosenheim / Beitragsbild AELF, zeigt: Landwirt Georg Hans (links) erläutert den Besuchern die Saatgutgewinnung von Wildkräutern. Rechts im Bild Wildlebensraumberater Benedikt Hagl.)

Bayerns Natur im Fokus

Bayerns Natur im Fokus

Hilpoltstein / Bayern – Vom Alpensalamander bis zum Bartgeier, vom Luchs bis zu Ackerwildkräutern: Die Natur in Bayern ist so vielfältig, wie in wenigen anderen Bundesländern. Für ihren Schutz setzt sich der bayerische Naturschutzverband LBV nicht nur in der Biotoppflege und Umweltbildung ein, sondern betreut aktiv zahlreiche wissenschaftliche und bürgerwissenschaftliche Projekte. „Die wissenschaftliche Arbeit unserer Kreisgruppen bewegt sich auf einem beeindruckend hohen fachlichen Niveau und zeichnet sich vor allem durch einen großen Praxisbezug für den Naturschutz vor Ort aus“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Bereits zum zweiten Mal veröffentlicht der LBV in einem eigenen Forschungsbericht die umfangreiche bürgerwissenschaftliche Arbeit seiner Kreisgruppen und Mitglieder. Der 80-Seiten-Report stellt einen vielfältigen Querschnitt zu aktuellen Artenschutzthemen im gesamten Freistaat vor. 

„Dass wir bereits ein Jahr nach der erfolgreichen Premiere einen zweiten, mit neuen Erkenntnissen prall gefüllten Forschungsbericht vorlegen können, belegt die unglaubliche Vielfalt und das unermüdliche Engagement unseres Verbandes für die heimische Natur“, sagt Norbert Schäffer. Mehrere LBV-Forschungsprojekte untersuchen zum Beispiel die Auswirkungen der Klimakrise auf Lebensräume und Arten in Bayern. So zeigt der neue LBV-Forschungsbericht, dass Zugvögel im Allgäu als Folge der Erderwärmung immer früher aus ihren Winterquartieren zurückkehren und sich auch die Zahl und Vielfalt überwinternder Wasservögel auf den großen Voralpenseen in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark verändert hat.

Wiederansiedlung
des Bargeiers

Zahlreiche Themen verdeutlichen die herausragende Bedeutung Bayerns für die Biologische Vielfalt in ganz Deutschland. So fand die erfolgreiche Premiere des auf zehn Jahre angelegten Projekts zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in den deutschen Alpen überregionale Aufmerksamkeit. „Die im Zuge der Auswilderung erhobenen Daten mittels Satellitentelemetrie verbessern die Kenntnisse über das Verhalten dieser Art und helfen zugleich, neue geeignete Lebensräume zu identifizieren“, so der LBV-Vorsitzende.

Im Einsatz gegen 
das Artensterben

Der Forschungsbericht stellt darüber hinaus weitere wichtige Projekte im Einsatz gegen das Artensterben vor. Dazu zählen LBV-Artenhilfsprogramme für Feuersalamander, Ortolan oder Braunkehlchen sowie das Gemeinschaftsprojekt „Tatort Natur“ von LBV und der Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS), das Fälle von Naturschutzkriminalität dokumentiert und stoppt. Auch mit einigen überraschenden Erkenntnissen wartet er neue Forschungsbericht auf. So ist Bayern bundesweit spitze, was die digitalisierte Vogelerfassung durch Bürgerinnen und Bürger betrifft.Wissenschaftliche Erkenntnisse sind stets die Basis der Positionen und Forderungen des LBV. „Mit unserer wissenschaftlichen und bürgerwissenschaftlichen Arbeit unterstützen wir konstruktiv Wege zu mehr Ökologie im Freistaat. Die Analysen der zahlreichen ehrenamtlich LBV-Aktiven bieten hierfür die fachlichen Grundlagen, sei es bei der Erfassung der Vogelkollisionen an Glasflächen, der Analyse des Embryonen-Sterbens bei Wiesenbrütern oder der Überprüfung der Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen“, sagt Norbert Schäffer.
(Quelle: Pressemitteilung LBV Bayern / Beitragsbild: Symbolfoto: re)

Hier geht es zum aktuellen LBV-Forschungsbericht: