„Aufbruchstimmung“ beim Rosenheimer Stadtspiel 2024

„Aufbruchstimmung“ beim Rosenheimer Stadtspiel 2024

Rosenheim – Die Proben für das Rosenheimer Stadtspiel 2024 haben begonnen. „Aufbruch“ lautet der Titel. Premiere ist am 28. Juni auf dem Ludwigsplatz. Das Rollenbuch  stammt von Regisseur Horst Rankl vom Theater Rosenheim  Im Interview mit Innpuls.me erzählt er, um was es dabei geht und was dieses Stück Rosenheimer Geschichte so aktuell macht.

Stadtspiel Proben. Foto: Innpuls.me

Aktuell wird bereits für das neue Rosenheimer Stadtspiel eifrig geprobt. 

Frage: Herr Rankl, zwölf Mal fand bereits unter ihrer Regie ein Rosenheimer Stadtspiel statt. Sie sind es auch, der das Rollenbuch dafür schreibt. Woher nehmen Sie die Ideen?
Antwort: Unsere Rosenheimer Geschichte liefert dafür viel Stoff in den Archiven und alten Gerichtsprotokollen.

Frage: Wie sehr halten Sie sich beim Schreiben der Drehbücher an die geschichtlichen Vorgaben?
Antwort: Die historischen Fakten und Daten müssen stimmen. Auch viele der Figuren, die in den Stadtspielen auftauchen, haben tatsächlich gelebt. Damit ist in unseren Stadtspielen 85 bis 90 Prozent Realität. Aber natürlich fließt auch Fiktion in die Handlung ein. Denn das Stück soll natürlich nicht nur lehrreich sein, sondern auch gut unterhalten. Darum gibt es natürlich auch diesmal wieder ein Liebespaar und ein Happy End.

Stadtspiel-Probe

Noch gibt es vieles zu lernen und zu üben – bis am Schluss alles perfekt sitzt.

Frage: Wie lange brauchen Sie zum Schreiben eines Stadtspiel-Drehbuchs?
Antwort: Gut zwei Jahren hat es diesmal gedauert. Es geht ja nicht nur um das Schreiben. Die Recherche in den alten Archiven ist natürlich sehr aufwendig und zeitintensiv und teilweise widersprüchlich. Es ist nicht leicht, die Wahrheit zu filtern.

Frage: Bei dem großen Aufwand – warum ist Ihnen das Stadtspiel so wichtig?
Antwort: Weil es Heimatgeschichte zum Anfassen und Nachdenken bietet. Man erfährt dabei viele Dinge aus der Vergangenheit, die sich in keinem Schul-Geschichtsbuch finden.

Frage: Um was geht es denn nun in dem neuen Rosenheim Stadtspiel?. Der Titel „Aufbruch“ klingt ja schon mal vielversprechend.
Antwort: Tatsächlich geht es um ein sehr wichtiges Kapitel in der Rosenheimer Geschichte – die Geburtsstunde des Rosenheimer Bahnhofs. Er ebnete den Weg zur Stadterhebung und damit kamen wirtschaftlicher Aufschwung und Wohlstand in die Stadt.

Horst Rankl führt auch diesmal wieder die Regie. 

Frage: In welchem zeitlichen Rahmen bewegt sich das das neue Freilichtspiel?
Antwort: Es geht gut 170 Jahre in die Vergangenheit. Das Stück spielt in den Jahren zwischen 1835 bis 1864. Die Stadt Rosenheim steht am Rande einer technischen Revolution, die Ankunft der Eisenbahn steht bevor, eine Neuerung die das Leben der Marktbewohner grundlegend verändern wird. Interessanterweise gibt es einige Parallelen zu dem, was derzeit so alles bei uns passiert.

Frage: Was meinen Sie damit?
Antwort: Nun ja, nicht alle waren damals begeistert, dass die Eisenbahn nach Rosenheim kommen soll. Einige fürchteten sich sogar regelrecht vor dieser neuen technischen Errungenschaft. Dann ging es auch um Finanzierbarkeit und Zuwanderung. Es gab eben Pro und Contra. Das erleben wir auch heute, nehmen wir beispielsweise den Brennerbasistunnel. Die Themen ändern sich im Laufe der Zeit, aber ansonsten bleibt vieles gleich.

Frage: Die Stadtspiele leben auch von ihrer großen Zahl an Mitwirkenden. Wie viele sind es heuer?
Antwort: 45 Sprechrollen haben wir schon. Dazu kommen dann noch viele Statisten. Und natürlich sind auch wieder einige Pferde mit dabei.

Frage: Welche Hauptfiguren gibt es diesmal?
Antwort: Es gibt diesmal viele zentrale Rolle, damit möglichst viele unserer Theaterspieler auf der Bühne auch zu Wort kommen können. Die Besucher erleben mittels 46 kurzen Szenen die Zeitspanne von knapp 30 Jahren hautnah mit.  Durch diesen Dreh wird die Spielgeschwindigkeit erhöht und die Zuschauer nicht überfordert.

Frage: Das Stadtspiel fand in den vergangenen Jahrzehnten schon an verschiedenen Orten in der Stadt statt: am Lokschuppen, Salzstadel und Max-Josefs-Platz. Seit einigen Jahren wird es nun am Ludwigsplatz veranstaltet. Ist das der beste Ort?
Antwort: Ja, auf alle Fälle. Die historischen Fassaden liefern die ideale Kulisse. Es gibt auch ausreichen Platz für die Zuschauertribühne und für die Aufführung. Und tatsächlich war ja am Ludwigsplatz auch schon in der Vergangenheit immer viel los. Und die Anlieger sind alles nette Leute und haben Verständnis für unser Spiel auf diesem Platz.

Frage: Sind die Proben bereits angelaufen?
Antwort: Ja, wir proben schon seit einigen Wochen intensiv, zuerst einmal in den Räumlichkeiten des Theater Rosenheims in der Innstraße. Kurz vor der Premiere geht es dann für die letzten Vorbereitungen auf den Ludwigsplatz.
(Quelle: Interview: Karin Wunsam / Beitragsbild: Karin Wunsam)
Das Rosenheimer Stadtspiel „Aufbruch“ feiert am Freitag, 28. Juni, auf dem Ludwigsplatz Premiere. Insgesamt stehen 10 Aufführungen auf dem Programm, Beginn jeweils um 20 Uhr. Für schlechtes Wetter gibt es Ersatztermine. Der Ticketverkauf beginnt in Kürze.
Aktuell werden noch Statisten gesucht. Wer gerne beim Stadtspiel mitwirken will, kann sich bei Renate Benner vom Theater Rosenheim unter Telefon 0171/2788226 bis zum 15. März melden.
Verband Bayerischer Amateurtheater feierte 100. Geburtstag

Verband Bayerischer Amateurtheater feierte 100. Geburtstag

Rosenheim / Bayern – Seit 100 Jahren gibt es den Verband Bayerischer Amateurtheater. Gefeiert wurde das Jubiläum mit einem Festwochenende in Rosenheim und das aus gutem Grund, wie Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März in seinem Grußwort im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim sagte: „Rosenheim gilt als Hauptstadt des Bayerischen Amateurtheaters“.

100 Jahre Verband Bayerischer Amateurtheater. Foto: Innpuls.me

Unter den Besuchern fanden sich viele Ehrengäste. Fotos: Innpuls.me

Das Festwochenende fand im Kultur-und Kongresszentrum Rosenheim statt.
Höhepunkt war der öffentliche Festakt mit zahlreichen Ehrengästen, darunter Bezirkstagspräsident Josef Mederer. „Es geht nicht nur um die Freude am Theater, sondern auch um das Gemeinschaftserlebnis“, sagte er.
Mit sieben Mitgliedsbühnen begann die Geschichte des Verbands der Bayerischen Amateurtheater im Jahr 1923. Mittlerweile sind es 706 an der Zahl und damit über 60.000 Theaterleute, die zu diesem Gemeinschaftserlebnis beitragen.
Ihre künstlerische Qualität und Vielfalt ist groß. Das zeigte sich bei der Verleihung des Bayerischen Amateurtheaterpreis „Larifari“, die ebenfalls im Rahmen des Festwochenendes stattfand.  70 Bewerbungen gingen dafür heuer ein. Auszeichnungen gab es in fünf verschiedenen Kategorien. Ein Rosenheimer Ensemble war diesmal nicht mit dabei.

Der Larifari für Spectaculum 04 Vöhringer Jugendtheater mit ihrer Fassung des Dornröschen. Foto: Innpuls.me

Den „Larifari“ gab es in fünf verschiedenen Kategorien. In der Kategorie Kinder/Jugend wurde das Vöhringer Jugendtheater Spectaculum 04 für ihre Fassung des Märchens „Dornröschen“ ausgezeichnet. 

Für die musikalische Gestaltung des Abends sorgte das Rosenheimer Saxophonensemble mit bekannten Filmmelodien.  Durch den Abend führte Schauspieler und Regisseur Sepp Egerer. Zur Auflockerung gab es immer wieder Filmzusammenschnitte der preisgekrönten Theaterstücke. Am Ende stand geselliges Beisammensein auf dem Programm.
Rosenheims Kulturreferent Wolfgang Hauck bezeichnete dem Amateurtheaterpreis „Larifari“ als „besonderes starkes Zeichen für die Kultur“. Er mache Kultur und Kulturschafende sichtbar.

Den Verband Bayerischer Amateurtheater verbindet viel mit der Stadt Rosenheim. Im Jahr 2015 wurde der juristische Sitz nach Rosenheim verlegt und das nicht ohne Grund. Der Rosenheimer Willi Gennis war 25 Jahre Präsident. Sein Nachfolger wurde mit Horst Rankl im Jahr 2003 wieder ein Rosenheimer. „Ein Jahrhundert voller Leidenschaft, Engagement und künstlerischer Hingabe, das ist es, was wir heute gebührend feiern“, sagte Rankl in seiner Rede. Seit einem ganzen Jahrhundert erfülle der Verband Bayerischer Amateurtheater die Bühnen und Herzen in Bayern mit Leben und Emotionen: „Von den bescheidenen Anfängen bis hin zu den bemerkenswerten Aufführungen hat der Verband eine reiche Tradition geschaffen, die unermüdlich das kreative Potenzial und die tiefe Liebe zum Theater in Bayern gefördert hat“.

Der Rosenheimer Felix Kohler bei seiner Festrede. Foto: Innpuls.me

Der Rosenheimer Felix Koller ging in seiner Rede auf die bewegte Geschichte des Amateurtheaters ein. 

In der Geschichte des Verbandes gab es aber neben Höhen auch Tiefen. Das wurde in der Festrede des Rosenheimer Mitglieds Felix Koller deutlich. So entwickelten sich in den 1980er Jahren Funk und Fernsehen zu einem mächtigen Kontrahenten. „Plötzlich waren Unterhaltung, Bildung und Geschichtenerzähler in jedermanns Wohnzimmer. Mit dieser telemedialen Bequemlichkeit konnte das Theater nicht mithalten „, so Koller. Zuletzt brache dann die Corona-Pandemie das Theaterleben für einige Zeit fast komplett zum Erliegen. Doch auch davon haben sich die Theaterspieler nicht unterkriegen lassen. Schnell ging es danach wieder aufwärts. Koller dazu: „Weder Könige, Nationalsozialisten Krankheiten oder andere Hürden haben die Amateurspieler klein machen können“.

"Swinging Puppets" von Wörth an der Donau. Foto: Innpuls.me

Die „Swinging Puppets“ aus Wörth an der Donau.

Durch den Festabend führte Peter Kuhn, stellvertretender Bezirksvorsitzender Franken. Zwischen den Reden gab es Auftritte von verschiedenen Theaterensembles, darunter die „Swinging Puppets“ von Wörth an der Donau, das Jugendtheater „Harlekids“ aus Rohrdorf, dem Stadttheater Kufstein, der Laienbühne Rimsting und dem Stadttheater Kufstein. 
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)

Wechsel an der Spitze des Theaters Rosenheim

Wechsel an der Spitze des Theaters Rosenheim

Rosenheim – 24 Jahre lang war Horst Rankl Vorstand des Theaters Rosenheim. Nun will der 83-jährige kürzer treten und hat den Vorsitz an Frank Kefer (links auf unserem Beitragsbild) übergeben (wir berichteten). Im Interview mit Innpuls.me erzählt der 59-jährige, was er beim Theater Rosenheim verändern will und welche Projekte er für die Zukunft plant.

Frage: Wie sind Sie denn zum Theater Rosenheim gekommen?
Antwort: Ich muss gestehen, lange Zeit hatte ich mit Theater gar nichts am Hut. Die ersten Kontakte zum Theater Rosenheim entstanden über meine Frau, die im Stadtspiel 1999 mitwirkte. Weil eine Rolle neu besetzt werden musste, hat meine Frau mich vorgeschlagen. Da bin ich zum ersten Mal auf der Bühne gestanden. Nach kurzer Zeit war dann die ganze Familie mit großem Eifer dabei.

Frage:  Und Sie haben Ihre Leidenschaft für das Theaterspielen entdeckt?
Antwort: Horst Rankl hat mir in die Gänge geholfen und ich lernte durch ihn schnell, wie man auf der Bühne richtig agiert, um das Publikum zu unterhalten. Ein großer Schauspieler bin ich jetzt trotzdem nicht geworden, aber in meinen Rollen konnte ich bisher, glaube ich, schon überzeugen. Insbesondere das Stadtspiel hat mich sofort begeistert.

Frage: Warum?
Antwort: Ich finde es super, wenn Stadtgeschichte auf diese Art und Weise spielerisch und mit Leichtigkeit erzählt und vermittelt wird. Ich finde, da hat die Stadt Rosenheim etwas, was einzigartig ist.

Frage: Es gibt aber schon auch noch andere Städte, die regelmäßig Geschichte auf die Bühne bringen, man denke beispielsweise an die Landshuter-Hochzeit?
Antwort: Aber das ist immer das gleiche Stück. Bei uns im Rosenheim wird immer ein neuer Teil der Stadtgeschichte beleuchtet. Das ist was ganz Besonderes.

Frage: Und diese Tradition wollen Sie nun als neuer Vorstand weiter am Leben erhalten?
Antwort: Auf alle Fälle. Das ist mir sogar sehr wichtig.

Frage: Das Rosenheimer Stadtspiel fand bisher alle zwei Jahre statt. 2024 ist es also wieder an der Zeit. Schwebt Ihnen dafür schon eine Geschichte vor?
Antwort: Nun ja, konkret ist noch nichts. Aber mir würde mal gut ein Ausflug in die jüngere Geschichte der Stadt gefallen.

Frage: Und wer schreibt dann dafür das Drehbuch? In den vergangenen Jahren übernahm das mit Horst Rankl ja auch der Vorstand des Theater Rosenheims?
Antwort: Das Theater besteht aus vielen Talenten. Wir haben schon verschiedene Projekte im Visier und dank Horst Rankl werden uns die Theaterstücke auch nicht so schnell ausgehen.

Frage: Wo sehen Sie dann Ihre Aufgaben als Vorstand des Rosenheimer Theaters?
Antwort: Ich sehe mich als Intendant, dessen Aufgabe es ist, das Theater am Leben zu erhalten und in eine gute Zukunft zu lenken. Dafür will ich das Miteinander innerhalb des Vereins und auch außerhalb stärken.

Frage: Was bedeutet das konkret?
Antwort: Bis jetzt war alles in einer Hand. Ich will das Vereinsleben breiter aufstellen. Außerdem finde ich es wichtig, stärker mit den anderen Theatervereinen zu kooperieren. Ich sehe da keine Konkurrenz, sondern viel mehr die Möglichkeit, dass alle voneinander profitieren und sich unterstützten können.

Frage: Wie geht es mit dem Kinder- und Jugendtheater des Theater Rosenheims weiter?
Antwort: Auch diese Sparten wird es weiter geben. Für das Kindertheater wünsche ich mir , dass da auch tatsächlich Kinder mitspielen können und gerade für das Jugendtheater wünsche ich mir weitere Aufführungsstätten. Hier stehen beim Theater einige junge Leute mit viel Engagement in den Startlöchern, die hier neue Wege beschreien wollen.

Frage: Was ist hier vorgesehen?
Antwort. Das Jugendtheater spielt nicht vor einem Riesenpublikum. Dafür ist das Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim viel zu groß und zu teuer. Darum brauchen wir andere Möglichkeiten und auch dabei können wir dann vielleicht durch die Kooperation mit anderen Vereinen neue Wege finden.

Frage: Hauptberuflich sind Sie Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin und haben eine eigene Praxis. Haben also sicher schon eine sehr ausgefüllte Woche. Findet sich da überhaupt noch Zeit für dieses Ehrenamt?
Antwort: Arzt ist mein Beruf und das Theater ist mein Hobby und damit mein Ausgleich zum Berufsleben. Natürlich fordert auch das Zeit, aber das ist ja mit jedem anderen Hobby auch so. Wichtig ist, dass es Spaß macht und das ist beim Theater Rosenheim auf alle Fälle so. Zudem engagieren sich viele Mitglieder im Verein und unterstützen sich tatkräftig.
(Das Interview führte Karin Wunsam / Beitragsbild: Karin Wunsam)

Beim Theater Rosenheim geht eine Ära zu Ende

Beim Theater Rosenheim geht eine Ära zu Ende

Rosenheim – Wird in Rosenheim über Theater gesprochen, fällt oft ganz automatisch der Name Horst Rankl. Vor 60 Jahren stand er zum ersten Mal für das Theater Rosenheim auf der Bühne. Vor 24 Jahren wurde er zum ersten Vorsitzenden ernannt. Nun will der 83-jährige kürzer treten und hat den Vorsitz an Frank Kefer übergeben.

Frage: Sich nach so langer Zeit vom Theaterleben zu verabschieden, fällt sicher nicht leicht?
Antwort: Natürlich nicht. Aber auch ich werde nicht jünger und vieles fällt mit zunehmenden Alter eben schwerer. Darum ist es jetzt für mich an der Zeit kürzer zu treten. Ganz verabschieden werde ich mich vom Theater Rosenheim aber sowieso noch nicht.

Frage: Wie bleiben Sie dem Theater denn noch erhalten?
Antworten: Ich werde bei unserem Tabaluga-Kindertheater im kommenden Dezember noch mal Regie führen. Außerdem stehe ich natürlich meinem Nachfolger jederzeit mit Rat und Tat zur Seite, wenn gewünscht.

Frage: Nach den vielen Jahren überwiegend hinter den Kulissen, könnte es doch auch noch mal an der Zeit sein für eine Hauptrolle?
Antwort: Vielleicht noch die eine oder andere Nebenrolle. Aber Hauptrolle glaube ich eher nicht.

Frage: Was war denn Ihre Lieblingsrolle?
Antwort: Gerne gespielt habe ich die Titelrolle in „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“. Am schwierigsten war für mich „Der Hauptmann von Köpenick“.

Frage: Hauptberuflich waren Sie erst beim Bundesgrenzschutz und Bundesbehörden beschäftigt, dann bis zu Ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2005 bei der Stadt Rosenheim, zuletzt als Leiter des Hauptamtes. Wann haben Sie eigentlich als Hobby das Theaterspielen entdeckt?
Antwort: Schon in meiner Jugendzeit. ich war immer der Clown und Unterhalter. Ich kann mich noch an so manchen Kameradschaftsabend beim Bundesgrenzschutz erinnern, für den ich Sketche geschrieben habe. Die kamen dann auch gut an.

Frage: Wer hat Ihnen das Theaterspielen beigebracht?
Antwort: Wie sagt man heutzutage so schön, Learning by doing.  Ich war Autodidakt und hab mir vieles bei den Profis abgeschaut.

Frage: Können Sie ich noch an Ihre erste große Rolle erinnern?
Antwort: Natürlich. Damals war ich 24 Jahre alt. Entdeckt wurde ich von dem damaligen großen Rosenheimer Theaterfachmann Rolf Cattepoel. Der sprach mich spontan auf der Straße an. Ich sagte sofort zu und spielte den Peppone in dem Theaterstück „Don Camillo und Peppone“.

Frage: Wie sehr hat sich die Welt des Theaters in unserer Region seitdem verändert`?
Antwort: Sehr. Damals gab es in ganz Bayern um die 150 Vereine. Heute sind es über 700 Ensembles mit rund 60.000 Mitglieder. Und leider werden damit Vorschriften, Auflagen, Bürokratismus und auch die finanzielle Belastung immer mehr. Auch bei der Suche nach Sponsoren tut man sich zunehmend schwieriger.

Frage: Seit 2003 sind Sie auch Präsident des Verband Bayerischer Amateurtheater. Legen Sie nun auch diese Tätigkeit nieder?
Antwort: Noch nicht gleich, aber im kommenden Oktober werde ich auch dieses Amt an einen Nachfolger übergeben.

Frage: Wie viele Stunden Arbeit steckten in den vergangenen Jahrzehnten in so viel ehrenamtlichen Engagement?
Antwort: Das war für mich schon immer eine 40 Stunden Woche.

Frage: Und in den ganzen Jahren haben Sie nie darüber nachgedacht, Ihre Freizeit und dann den Ruhestand ruhiger angehen zu lassen?
Antwort: Sicher gab es immer mal wieder Augenblicke, wo ich dachte, so jetzt reicht es. Aber wenn man dann die Freude des Publikums sieht und der Applaus kommt, ist auch schon wieder alles vergessen und man plant wieder für das nächste Stück.

Frage: Sie haben die Theaterwelt aus den verschiedensten Blickwinkeln heraus kennengelernt: als Theaterspieler, als Regisseur und als Schreiber. Was war am schwierigsten?
Antwort: Das Schreiben ist schwerer als das spielen. Für die historischen Stadtspiele musste ich immer viel recherchieren. Das dauerte immer mindestens ein bis zwei Jahre.

Frage: Wird es die historischen Stadtspiele auch nach der Ära Horst Rankl noch geben?
Antwort: Ja, mein Nachfolger will diese Tradition unbedingt weiter am Leben erhalten.

Frage: Werden Sie dafür noch ein weiteres Stück schreiben?
Antwort: Mal schauen. Auf alle Fälle bietet die Rosenheimer Stadtgeschichte noch vieles, was sich dafür eignet, auf die Bühne gebracht zu werden.

Frage: Die historischen Stadtspiele lagen Ihnen immer auch ganz besonders am Herzen?
Antwort: Das erste Rosenheimer Historienspiel fand im Jahr 1995 als Begleitveranstaltung zur Ausstellung „Salz Macht Geschichte“ im Lokschuppen statt. Das Drehbuch dafür schrieb der renommierte Autor Dr. Carl Oskar Renner und ich führte Regie. 200 Mitwirkende machten die Geschichte auf dem Max-Josefs-Platz lebendig. Über 10.000 Zuschauer kamen. Das forderte natürlich zu eine Fortsetzung heraus.

Frage: Es folgte die „Schwedenplag am Inn“ und 1999 „Im Spiel der Mächte“. Da haben Sie dann auch erstmals das Drehbuch geschrieben.
Antwort: Carl Oskar Renner war inzwischen verstorben und so fragte man schließlich mich, ob ich nicht auch diese Aufgabe übernehmen will und ich sagte zu.

Antwort: Für Ihr Engagement und Können gab es viele Auszeichnungen, darunter das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten, das Bundesverdienstkreuz am Bande, den Bayerischen Verdienstorden und die Goldene Bürgermedaille der Stadt Rosenheim.
Frage: Ja und diese Anerkennung tut natürlich gut. Der beste Lohn für einen Theatermenschen ist aber natürlich immer der Applaus des Publikums.
(Quelle: Das Interview führte Karin Wunsam / Beitragsbild: Foto: Karin Wunsam)

Rosenheimer Stadtspiel feiert bald Premiere

Rosenheimer Stadtspiel feiert bald Premiere

Rosenheim – Eigentlich war die Premiere des neuen Rosenheimer Stadtspiels „Versöhnliches Ende- Streit der Zünfte“  vom Theater Rosenheim schon für 2020 geplant. Doch dann kam die Corona-Pandemie und bereitete diesem Plan ein jähes Ende (wir berichteten). Aber jetzt ist es dann bald soweit. Am 1. Juli feiert das Freilichtspiel auf dem Ludwigsplatz Premiere. Die Vorbereitungen dafür laufen aktuell auf Hochtouren. Bei der jüngsten Probe war Innpuls.me dabei.

1995 fand mit dem Stück „Der Salzkrieg“ das erste Rosenheimer Stadtspiel statt, geplant als Begleitveranstaltung zur Ausstellung „Salz, Macht, Geschichte“ im Lokschuppen. Der Erfolg war enorm: Fünf Wochen lang spielten rund 200 Laiendarsteller am historischen Originalschauplatz auf dem Max-Josefs-Platz die Ereignisse aus dem 18. Jahrhundert vor insgesamt 10.000 Zuschauern nach. Seitdem findet das Freiluftspektakel alle zwei Jahre statt und nicht wenige derer, die in diesem Jahr wieder mit von der Partie sind, waren auch schon 1995 mit dabei. So auch Franz Knarr. Der 77-jährige mimt einen Pflegeverwalter. „Ein richtiges Schlitzohr“, schmunzelt Franz Knarr. Das Rosenheimer Stadtspiel ist für ein „ein toller Beitrag, um die Stadtgeschichte Rosenheims lebendig zu halten.“ 

Franz Knarr mit Drehbuch zum Rosenheimer Stadtspiel

Franz Knarr.

Martin Wollny ist bei dem Stadtspiel nur bis zur Pause mit dabei. Dann „stirbt“ derjenige, den er verkörpert: Johann Ellmaier junior. Den 56-jährigen begeistern die historischen Begebenheiten, die mit den Stadtspielen beleuchtet werden, immer wieder aufs Neue. „Es ist unglaublich, wie viele spannenden Geschichten es aus unserer Stadt zu erzählen gibt“, sagt er.  
Grundsätzlich habe Rosenheim dem Stadtspiel viel zu verdanken: „1995 war auf dem Max-Josefs-Platz nach 20 Uhr nichts mehr geboten. Das hat sich erst mit dem ersten Stadtspiel dort verändert“.

Martin Wollny vom Rosenheimer Stadtspiel

Martin Wollny.

Martin Wollny ist bei dieser Proben einer der wenigen, die bereits in historischer Kleidung erscheinen. Bei den kommenden Proben wird sich das aber jetzt ändern. Denn: „Mit der passenden Kleidung geht man dann schnell völlig in seiner Rolle auf“, erklärt uns einer der Mitwirkenden. Regie führt Horst Rankl. Er hat auch das Drehbuch zum Stück geschrieben. 

Horst Rankl erklärt einem Theaterspieler das Drehbuch

Horst Rankl geht mit den Theaterspielern vom Theater Rosenheim das Drehbuch Satz für Satz genau durch. 

Von jung bis alt ist wieder alles beim Stadtspiel mit dabei.  Felix Koller wirkte schon als Einjähriger mit. Jetzt ist er 21 Jahre alt und wieder mit dabei. „Das Miteinander mit den anderen Theaterspielern und die Beschäftigung mit der Geschichte Rosenheims macht mir einfach Spaß“, erzählt er uns. 

Felix Koller bei der Theaterprobe

Felix Koller.

Auch Erkan Ege hat schon als Kind beim Stadtspiel Rosenheim mitgemacht. „Bis zu meinem 16. Lebensjahr. Dann  wurden mir andere Dinge wichtiger“, erzählt er. Jetzt ist er 37 Jahre alt und wieder mit dabei: „Durch meine Schwester. Sie wollte, dass wir jetzt endlich mal wieder beide auf der Bühne stehen.“ Gerade in schwierigen Zeiten seien kulturelle Veranstaltung wichtig, um Abwechslung zu schaffen.  

Erkan Ege bei der Theaterprobe für das Stadtspiel Rosenheim

Erkan Ege.

Das Stadtspiel Rosenheim wird vom Freitag, 1. Juli bis Samstag, 30. Juli, jeweils um 20 Uhr auf dem Ludwigsplatz in Rosenheim aufgeführt. Tickets gibt es im Städtischen Museum Rosenheim, Telefon 08031 / 3658751 oder eine Stunde vor Spielbeginn an der Abendkasse. 
(Quelle: Beitragsbild, Fotos, Videos: Karin Wunsam / Josefa Staudhammer)

Blick in das Drehbuch mit vielen Einmerkern
Blick in den Probenraum
Huete für das Stadtspiel
Blick in die Probe zum Stadtspiel Rosenheim
Buchtipp: Versöhnliches Ende

Buchtipp: Versöhnliches Ende

Rosenheim – Eigentlich war die Premiere des neuen Rosenheimer Stadtspiels „Versöhnliches Ende – Streit der Zünfte“ schon für 2020 geplant. Doch dann kam die Corona-Pandemie und bereiteten diesem Plan ein jähes Ende (wir berichteten). Jetzt laufen die Vorbereitungen aber wieder auf vollen Touren. Premiere ist für 1. Juli geplant. Zum Stadtspiel gibt es auch den gleichnamigen Roman von Autor und Regisseur Horst Rankl.

Buchcover von Roman von Horst Rankl "Versoehnliches Ende"

Stadtspiel sowie Roman handeln von den Differenzen zwischen zweier Zünfte im Rosenheim im 18. Jahrhundert, die die Gerichte für viele Jahrzehnte beschäftigten. Eine wahre Begebenheit, die Autor Horst Rankl mit einem guten Schuss  Fiktion gewürzt hat, um so für kurzweilige Unterhaltung zu sorgen, mit allem was heutzutage mit dazu gehört.
Um was geht es aber eigentlich genau? Die Seiler stellen Seile und Wagenschmiere her, die Pechler brennen Pechöl. Dem Pechler Ellmyr wird vorgeworfen, dass auch er Wagenschmiere herstellen und illegal verkaufen würde. Das sorgt für großen Streit und zwischen die Fronten geraten letztendlich aus Rosalia, die Tochter des Pechlers Ellmyr und franz, Der Sohn des Seilers. 
Der Roman „Versöhnliches Ende – Ein Streit der Zünfte“ ist geschrieben im Stil eines Drehbuchs. Das ist zu Beginn noch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber schnell findet der Leser sich in der Handlung ein und der Drehbuchstil hat auch einen großen Vorteil. Enorm detailreich wird beschrieben, was gerade passiert. Damit ist man schnell mittendrin im Streit zwischen Seilern und Pechlern. 
Die Handlung bleibt spannend bis zum Schluss und das Happy End samt Liebesgeschichte fehlt auch nicht. Rosenheimer lernen beim Lesen viel über die Stadtgeschichte, was man so in keinen Geschichtsbuch findet. Auswärtige bekommen einen guten Einblick darüber, was Rosenheim zu dem gemacht hat, was es heute ist. 
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: re, Foto: Cover Rosenheimer Verlagshaus)

„Versöhnliches Ende – Ein Streit der Zünfte“
Horst Rankl
erschienen im Verlag rosenheimer
ISBN 978-3-475-54924-3
19,95 Euro