Der Naturschutz ruft: jetzt für Bundesfreiwilligendienst bewerben

Der Naturschutz ruft: jetzt für Bundesfreiwilligendienst bewerben

Hilpoltstein / Bayern – Noch keinen Plan, wie es nach dem Abschluss weitergehen soll? Der bayerische Naturschutzverband LBV bietet mit einem Bundesfreiwilligendienst (BFD) die Möglichkeit, die Zeit zwischen Schule und Ausbildung oder Studium zu nutzen.

„In den LBV-Umweltbildungseinrichtungen können Interessierte praktische Erfahrungen in verschiedenen Berufen im ‚grünen Bereich‘ sammeln“, sagt Magdalena Buckreus, Referatsleitung Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die Umweltstationen des LBV bieten bayernweit Stellen in den Arbeitsfeldern Umweltbildung, Jugendarbeit, Artenschutz oder Öffentlichkeitsarbeit an. Für einen BFD beim LBV kann sich jede und jeder bewerben, der die allgemeine Schulpflicht abgeschlossen hat, also auch Studierende und Senioren.
Egal ob eine Pause nach der Schule, eine Orientierungsphase, um den passenden Job oder Studiengang zu finden, oder einfach etwas Gutes für die Natur tun: Der Freiwilligendienst beim LBV kann dafür das Richtige sein. In den verschiedenen Einsatzfeldern des LBV können Bundesfreiwillige berufliche Erfahrungen sammeln, neue Interessen finden und einen Beitrag zum Naturschutz leisten. „Ich habe mich nach meinem Lehramtsstudium für einen Bundesfreiwilligendienst im LBV entschieden“, sagt Bundesfreiwillige Sarah Bernhard von der LBV-Umweltstation Straubing. „Es ist ein sehr spannendes und bereicherndes Jahr, in dem ich viel über Natur und deren Schutz vor der eigenen Haustüre lernen konnte. In der Umweltbildung konnte ich gemeinsam mit Kindern die Natur neu entdecken und meine Begeisterung weitergeben. Diese Erfahrungen werden mich sicher auch beruflich begleiten“, betont Bernhard.
Besonders im Sommer gibt es in den Umweltstationen des LBV einiges zu tun. „Die Arbeit als Bundesfreiwillige in der LBV Umweltbildung bietet in erster Linie die Möglichkeit, sich selbst kennen zu lernen. Die Aufgaben sind so unterschiedlich, dass jeder sich mit seinen persönlichen Stärken einbringen und weiterentwickeln kann“, so Magdalena Buckreus. Die Bundesfreiwilligen unterstützen das Team bei der Durchführung von pädagogischen Bildungs- und Naturerlebnisveranstaltungen zu verschiedenen Themen. Öffentlichkeitsarbeit, Betreuung von Social Media und Besucherlenkung gehören ebenso zu den Aufgaben wie die Mitarbeit bei Ausstellungen und Messen, Landschaftspflegemaßnahmen und Bürodienst. „Fachliche Vorkenntnisse braucht es nicht. Jeder und jede sollte ein gewisses Interesse für die Natur mitbringen und offen gegenüber anderen Menschen sein“, so die Pädagogin.
Mehr Informationen: www.lbv.de/bundesfreiwilligendienst.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Hoch hinaus: Flugpremiere für Bartgeier Wiggerl

Hoch hinaus: Flugpremiere für Bartgeier Wiggerl

Berchtesgaden / Hilpoltstein / Bayern – Nachdem vergangenen Dienstag mit Vinzenz bereits der erste der beiden dieses Jahr vom LBV und dem Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten jungen Bartgeier-Burschen seinen Jungfernflug absolviert hat, hat es ihm am Sonntagmorgen Geiermännchen Wiggerl gleichgetan.

 „Um 7.25 Uhr ist Wiggerl aus der eingezäunten Felsnische im Klausbachtal abgehoben, wie ein Profi losgesegelt und hat seinen ersten Flug sehr gut gemeistert. Mit einem Alter von 120 Tagen liegt der Erstflug des Bartgeiers genau im Durchschnitt“, freut sich LBV-Projektleiter Toni Wegscheider. Somit sind die beiden Ausflüge der Bartgeier im vierten Projektjahr geglückt. „Dass nun auch der achte Bartgeier unseres Wiederansiedlungsprojekts erfolgreich ausgeflogen ist, freut das gesamte Team ungemein. Das ist ein weiterer Schritt zur Verbreitung dieser seltenen Art in den Ostalpen“, betont Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.
Der Ausflug von Vinzenz in der vergangenen Woche hätte Wiggerl zum baldigen Start in die Lüfte motivieren sollen. Dieser Effekt konnte in den bisherigen Projekt-Jahren oft beobachtet werden. So flog Nepomuk im zarten Alter von nur 107 Tagen im Vorjahr gleich einen Tag nach Sisi aus. Doch in diesem Jahr zeigte Wiggerl auch einige Tage nach Vinzenz Abflug keine Reaktion, es seinem Artgenossen gleich zu tun. Deshalb öffnete das Projekt-Team am Samstag, von Wiggerl unbeobachtet, den Absperrzaun. So sollte Vinzenz wieder der Zugang zur Auswilderungsnische ermöglicht werden. Einfach dort punktgenau zu landen, wäre ihm in diesem frühen Flugstadium nur schwer möglich gewesen. „Vinzenz Anwesenheit in der Nische und sein erneuter Abflug sollten Wiggerl dazu animieren, selbst zu starten. Schnell stattete der bereits ausgeflogene Bartgeier seinem Kollegen in der Nische zu Fuß einen Besuch ab“, berichtet Toni Wegscheider. Vom erneuten Aufeinandertreffen angeregt startete Wiggerl am nächsten Tag zu seinem Jungfernflug.

Wiggerl überraschte eine Gams

Kurios war der unfreundliche Empfang am ersten Landeplatz von Wiggerl. Eine in der Nähe stehende Gams war sichtlich irritiert von seinem Erscheinen und setzte zu einer halbherzigen Attacke mit ihren Hörnern an. Ohne auch nur berührt zu werden, flog der Geier sofort wieder ab und landete sicher auf einem Felsturm. Es ist zu erwarten, dass Wiggerl in den nächsten Tag stark vom Entwicklungsvorsprung von Vinzenz profitiert. Dieser hat etwa bereits einen der vom Team angelegten Futterplätze entdeckt und erweist sich außerdem als außergewöhnlich guter Flieger. Schon in den ersten Tagen nach dem Erstflug kreiste er weit in der Auswilderungsregion herum und parierte mit erstaunlicher Wendigkeit den Luftangriff eines Steinadlers.
Projektmitarbeitende werden auch in den kommenden Wochen immer vor Ort sein und das Verhalten der beiden jungen Bartgeier weiterhin genauso intensiv überwachen wie bisher. Auch wenn die jungen Bartgeier ihre Erstflüge souverän absolviert haben, werden die beginnenden Übungsflüge es beiden Vögeln bereits nach wenigen Wochen ermöglichen, elegant in den Gipfelregionen des Nationalparks zu kreisen. „Naturfotografinnen und Naturfotografen werden angehalten, großen Abstand zu den beiden Bartgeiern zu halten. Nationalpark-Ranger sind vermehrt im Einsatz, um die jungen Bartgeier vor aufdringlichen Gästen zu schützen“, so Ulrich Brendel.

Offizielle Bartgeier-Führungen

Am offiziellen Bartgeier-Infostand im Nationalpark an der Halsalm, der auf einer Wanderroute liegt, können sich in den kommenden Wochen alle Besuchenden täglich von 10 bis 16 Uhr bei den Projektmitarbeitenden erkundigen, wo genau sich Wiggerl und Vinzenz gerade aufhalten und wo man sie beim Beobachten am wenigsten stört. Sowohl der LBV als auch der Nationalpark Berchtesgaden bieten jeden Dienstag und Donnerstag kostenlose Bartgeier-Führungen an, für die jedoch eine Anmeldung erforderlich ist. Informationen gibt es unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de im Bereich Veranstaltungen sowie unter bartgeier@lbv.de.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Falter im Fokus: Wo flattert der Schwalbenschwanz?

Falter im Fokus: Wo flattert der Schwalbenschwanz?

Hilpoltstein / Bayern – Das neue Mitmachprojekt „Falter im Fokus“ geht in die zweite Runde. Den ganzen Juli über ruft der LBV Bürger dazu auf, nach dem Schwalbenschwanz Ausschau zu halten und jede Sichtung des auffälligen Schmetterlings zu melden.

„Verschiedene Faktoren, wie beispielsweise die intensive Nutzung unserer Landschaft oder der Klimawandel, beeinflussen, wie es dem Tagfalter geht. Mit der Hilfe der Bevölkerung wollen wir die Art bayernweit im Blick behalten und mehr über ihn und seine Verbreitung erfahren“, erklärt die LBV-Schmetterlingsexpertin Elisa Treffehn. Wer einen Schwalbenschwanz beobachtet hat, kann die Sichtung hier melden: www.lbv.de/falter-im-fokus.
Der Schwalbenschwanz gehört zu den größten Schmetterlingen Deutschlands. Darüber hinaus ist er nicht nur auffällig schwarz-gelb gefärbt, auch seine namensgebenden Flügelfortsätze, die an den Schwanz einer Schwalbe erinnern, machen ihn zu einem echten Hingucker. Der Schwalbenschwanz kann schnell und weit fliegen und so leicht neue Lebensräume aller Art besiedeln. Trotzdem nehmen seine Bestandszahlen wie bei vielen heimischen Schmetterlingen ab. Das kann verschiedene Ursachen, wie beispielsweise die intensive Nutzung der Landschaft haben. „Werden Wiesen zu häufig gemäht und gemulcht oder kommen vermehrt Pestizide und Dünger zum Einsatz, kommen dabei oft die Raupen, Eier und Puppen des Schwalbenschwanzes zu Schaden, die sich häufig auf Pflanzen an Wegesrändern befinden“, erklärt Elisa Treffehn. „Aber auch der Klimawandel könnte Einfluss auf die Populationsentwicklung, insbesondere den Fortpflanzungserfolg der Art, nehmen.“
Jetzt im Juli, während seiner Hauptflugzeit, ist der Schwalbenschwanz besonders gut zu beobachten. Mitmachen und melden können alle, die im Laufe des Monats ein oder mehrere Exemplare entdecken, egal ob beim Trinken an einer Blüte im Garten oder im Vorbeiflug. Im Garten an Dill, Pastinake oder Möhrengrün lohnt es sich außerdem, nach den großen, grün-orangenen Raupen Ausschau zu halten. Auch diese dürfen gemeldet werden. „Wer den Schwalbenschwanz im eigenen Garten unterstützen will, sollte beispielsweise Wilde Möhre, Kleine Bibernelle, Berg-Haarstrang oder Diptam pflanzen. Diese Pflanzen nutzen die Raupen des Schwalbenschwanzes gerne als Nahrung“, so die Schmetterlingsexpertin. Außerdem sollten Gartenbesitzende auf Pestizide und Dünger verzichte.

Ergebnisse aus dem Fokusmonat März

Im März waren die Bürger in Bayern dazu aufgerufen, dem LBV ihre Sichtungen des Admirals zu melden, um herauszufinden, ob dieser als Folge des Klimawandels vermehrt in Bayern überwintert. Insgesamt gingen dabei 120 Meldungen ein, Meldehöhepunkt war der 3. März mit 16 Meldungen an nur einem Tag. Dieser Tag war sehr sonnig, was die Aktivität der Falter beeinflusst haben könnte. „Unsere gesammelten Daten scheinen die Tendenz zu bestätigen, dass Admirale seit den 1990er Jahren die Winter vermehrt bei uns verbringen, anstatt in ihre Überwinterungsgebiete zu fliegen“, erklärt Elisa Treffehn. Wo und wann Schmetterlinge gesichtet wurden, kann auf einer Live-Karte nachgesehen werden.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re) 

Die Welt lauscht: Tausende Vogelkonzerte für die Wissenschaft

Die Welt lauscht: Tausende Vogelkonzerte für die Wissenschaft

München / Hilpoltstein / Bayern – Zahlreiche Menschen sind dem Aufruf des Naturkundemuseums Bayern/Biotopia Lab und des LBV gefolgt und haben sich im Rahmen des internationalen Citizen-Science und Kunst-Projekts Dawn Chorus eine Auszeit genommen, um das morgendliche Vogelkonzert aufzunehmen.

Über 16.600 Aufnahmen aus aller Welt sind seit Jahresbeginn bereits eingegangen, so viele, wie noch nie zuvor. Allein im Hauptsammelzeitraum Mai wurden über die Dawn Chorus App knapp 10.600 Vogelkonzerte hochgeladen. Mit Hilfe der automatischen Vogelstimmenerkennung, die in diesem Jahr als große Neuerung in der App zur Verfügung stand, gelang es vielen Menschen, die Geheimnisse des morgendlichen Vogelkonzerts zu entschlüsseln und herauszufinden, welche Arten in ihrer Umgebung singen. Wer mitmacht, schärft aber nicht nur sein Bewusstsein für die Vogelwelt, sondern unterstützt außerdem die Forschung zur Biodiversität. Jede hochgeladene Aufnahme hilft dabei, wertvolle Daten zur Artenvielfalt zu sammeln.
Wer singt denn da? Dank der integrierten Künstlichen Intelligenz (KI) in der Dawn Chorus App konnten in diesem Jahr deutlich mehr Menschen erkennen, welche Vögel auf der eigenen Aufnahme zu hören sind. Am häufigsten meldeten die Teilnehmenden den flötenden Gesang der Amsel. Ihr folgen Kohlmeise, Haussperling und Mönchsgrasmücke. „Dank der KI wurden 10 Prozent mehr Angaben zu den gehörten Vogelarten gemacht und plötzlich tauchten auch unscheinbare Arten, wie der Grauschnäpper auf. Dieser Vogel ist schwer zu sehen und auch sein Gesang ist schwer zu erkennen. Es freut uns, dass nun auch solche eher unbekannten Arten Gehör finden“, erklärt Dr. Lisa Gill, Projektleiterin beim LBV. Ergebnisse wie dieses unterstreichen, dass das Projekt Dawn Chorus durch die automatische Vogelstimmerkennung einen wichtigen Beitrag leistet, wenn es darum geht, den Menschen mehr Artkenntnis zu vermitteln.

64 Prozent der Aufnahmen aus Bayern 

Mit einem Anteil von fast 90 Prozent stammt auch 2024 ein Großteil der Aufnahmen aus Deutschland. Besonders fleißig waren die Teilnehmenden in Bayern: 64 Prozent aller Aufnahmen kamen aus dem Freistaat. Seit Jahresbeginn gingen Vogelkonzerte aus insgesamt 32 Ländern ein, darunter beispielsweise Großbritannien, Kanada, Marokko und Kenia. Auf einer Soundmap unter www.dawn-chorus.org können alle eingesendeten Vogelkonzerte frei zugänglich angehört werden. „So wollen wir allen Bürgern die Möglichkeit geben, auf eine auditive Weltreise zu gehen und zu entdecken, wie unterschiedliche Lebensräume klingen“, so Dr. Katrin Petroschkat, Projektleitung Dawn Chorus an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Ergebnis der Stadt vs. Land Challenge

Nicht nur verschiedene Länder haben einen unterschiedlichen Sound, auch ob in der Stadt oder auf dem Land aufgenommen wurde, macht oft einen großen klanglichen Unterschied. Um dies wissenschaftlich untersuchen zu können, wurde die „Stadt vs. Land” Challenge ins Leben gerufen und findet seit 2021 am vorletzten Sonntag im Mai statt. Auch dieses Jahr nahmen wieder viele Menschen am Aktionstag teil. Während im gesamten Sammelzeitraum Mai die meisten Aufnahmen aus der Stadt kamen, lag das Land am Tag der Challenge mit 51:49 Prozent der Aufnahmen knapp vorne. „Die Aufnahmen der Challenge dokumentieren die Artenzusammensetzung in Stadt und Land und können uns auf lange Sicht helfen herauszufinden, ob die Artenvielfalt auf dem Land abnimmt und mehr Arten sich in die Städte zurückziehen“, erläutert Dr. Lisa Gill vom LBV.

Gleiche Zeit, gleicher Ort: Nächstes Jahr wieder mitmachen

Die gemeinsame Dokumentation des Morgenchors über Jahre hinweg hilft dabei, anhand der Vogelstimmen Rückschlüsse auf die Artenvielfalt vor Ort zu ziehen und beginnende Veränderungen frühzeitig zu erkennen. „Es ist schön zu sehen, dass immer mehr Menschen mehrere Aufnahmen beitragen. Dieses Jahr haben etwa zwei Drittel der App-User mehr als drei Aufnahmen gemacht, über elf Prozent steuerten im Hauptsammelzeitraum sogar mehr als 20 Aufnahmen bei. Je mehr Menschen sich regelmäßig und über mehrere Jahre hinweg am gleichen Ort beteiligen, desto aussagekräftiger wird der Datensatz von Dawn Chorus“, erklärt Dr. Katrin Petroschkat. Unter dem Motto „Same place, same time“ ruft Dawn Chorus deshalb alle bisherigen Teilnehmenden dazu auf, im Mai 2025 an denselben Ort zurückzukehren und wieder bei Dawn Chorus mitzumachen. Vogelstimmenaufnahmen sind darüber hinaus auch außerhalb des Hauptsammelzeitraums willkommen.
(Quelle: Pressmitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Auf der Mauer, auf der Lauer

Auf der Mauer, auf der Lauer

Hilpoltstein / Bayern – Wanze oder keine Wanze? Manchmal ist genau das die Frage. Um das herauszufinden, nimmt der Insektensommer des bayerischen Naturschutzverbands LBV und seinem bundesweiten Partner NABU in diesem Jahr die Feuerwanze genauer unter die Lupe.
 
Die wird nämlich gern auch mal Feuer- oder Schusterkäfer genannt, obwohl sie kein Käfer ist. „Die Entdeckungsfrage soll dabei helfen, den Unterschied zwischen Wanzen und Käfern zu erkennen, anhand markanter Merkmale wie dem großen dreieckigen Schildchen auf dem Rücken, dem Saugrüssel oder den zur Hälfte verhärteten Flügeln“, erklärt die LBV-Insektenexpertin Tarja Richter. Als kleine Gartenhelfer sind Feuerwanzen nützlich: So stehen neben Pflanzensamen auch Insekten- und Schneckeneier auf ihrem Speiseplan, damit helfen sie dabei, die Anzahl gefräßiger Gartenbewohner in Schach zu halten.
„Uns ist es wichtig, mit der Aktion auch die Artenkenntnis zu Insekten zu fördern. Mit der Entdeckungsrage wollen wir es Neueinsteigern leichter machen, bei der Aktion mitzumachen. Denn für den Anfang kann es hilfreich sein, sich zunächst auf eine Art zu konzentrieren”, so Tarja Richter. Die Welt der Insekten ist überwältigend in ihrer Vielfalt: Rund 34.000 Arten gibt es in Deutschland. „Die auffällig gezeichnete Feuerwanze haben vermutlich schon viele irgendwo einmal gesehen oder erinnern sich aus ihren Kindertagen an sie. Wenn man sie jetzt gezielt erkennen kann, wagt man sich vielleicht auch an andere Insektengruppen“, erläutert die Insektenexpertin weiter.
In Bayern wurde die Feuerwanze im ersten Zählzeitraum (31. Mai bis 9. Juni) auch am häufigsten gemeldet, gefolgt von der Steinhummel und der Hainschwebfliege auf Platz drei. Aufgrund des Hochwassers in weiten Teilen des Freistaats wurden insgesamt weniger Insekten gemeldet als in den Vorjahren. „Für den zweiten Zählzeitraum im August hoffen wir auf besseres Wetter. Bei Dauerregen und kühlen Temperaturen, wie in weiten Teilen Deutschlands fliegen auch Insekten nicht gern, sondern sitzen still oder verstecken sich. Bei windstillem und sonnigem Wetter hingegen tummeln sie sich gern und lassen sich auch an ungewöhnlichen Orten beobachten und zählen wie am Badesee oder beim Warten auf den Bus“, weiß Tarja Richter.
 
Zweiter Zählzeitraum im August
 
Vom 2. bis 11. August sind alle großen und kleinen Insektenfans erneut aufgerufen, bis zu einer Stunde draußen in der Natur zu verbringen und sich zu notieren, wie viele Feuerwanzen und andere Sechsbeiner krabbeln, summen und brummen – und das fast überall: Garten, Balkon, Park, Wiese, Wald, Feld, Teich oder Bach. Das Beobachtungsgebiet sollte nicht größer als etwa zehn Meter in jede Richtung vom eigenen Standpunkt aus sein. Gemeldet werden die Beobachtungen per Online-Formular unter www.lbv.de/insektensommer.
 
Zur Aktion Insektensommer
 
Die gemeinsame Aktion von LBV und seinem bundesweiten Partner NABU ist die größte Insektenzählaktion in Deutschland. Bereits seit sieben Jahren werden im Juni und August tausende Menschen zu Hobbyforschenden. Die Daten zur Zählaktion werden in Zusammenarbeit mit der Plattform www.naturgucker.de erfasst, von LBV und NABU ausgewertet und zeitnah veröffentlicht. 
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)
Schrecksekunde in der Bartgeiernische

Schrecksekunde in der Bartgeiernische

Berchtesgaden / Hilpoltstein – Schrecksekunde in der Bartgeiernische in Berchtesgaden: Jungvogel Wiggerl fiel rückwärts über die Felskante aus der Nische und 30 Meter hinab in steiles Gelände. Fliegen kann er derzeit noch nicht.

Zu dem Vorfall kam es am vergangenen Montag (10.6.2024). Am späten Nachmittag kam es zwischen den beiden Ende Mai ausgewilderten Jungvögeln Vinzenz und Wiggerl in in ihrer Felsnische zu einer kleinen aber völlig normalen Auseinandersetzung. Als Wiggerl ausweichen wollte, passiert es. Er fiel aus der Nische und stürzte ab. Sich abzufangen war dem Junggeier nicht möglich, da diese Vögel in diesem Alter noch nicht fliegen können.
Schnell konnte aber aufgeatmet werden. Nur kurze Zeit nach dem Sturz barg das Projektteam von LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und Nationalpark Berchtesgaden den Vogel unverletzt und brachten in sicher zurück in die eingezäunte Nische.

„Da Projektmitarbeitende tagsüber die Nische von einem Beobachtungsplatz durchgehend überwachen, konnten sie nach Wiggerls Sturz sofort ein Expertenteam von LBV und Nationalpark informieren, das bereits kurze Zeit später für eine erste Einschätzung der Situation vor Ort sein konnten“, erklärt LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Aus der Ferne analysierten die Fachleute die Position des Vogels und sein Verhalten. Dabei wurde schnell klar, dass sein Sitzplatz in einer stark durch Steinschlag gefährdeten Felsrinne lag, was sofortiges Handeln erforderte.

Wiggerl sollte deshalb umgehend seinen Standort wechseln, indem der Geier entweder vorsichtig in sichereres Gelände getrieben oder eingefangen und in die Felsnische zurück transportiert wird. „Auch bei anderen Auswilderungsprojekten im Alpenraum und bei natürlichen Bruten ist es schon vorgekommen, dass junge Bartgeier mal aus dem Horst fallen. Dank des intensiven Austausches mit internationalen Experten waren wir auf ein solches Ereignis vorbereitet“, so Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.

Wiggerl war nach dem Sturz sichtlich geschockt

Während ein kleines, alpinerfahrenes Team zur Rettung Wiggerls in den Steilhang unterhalb der Nische aufstieg, informierten es die weiter entfernten Beobachter per Funk über das Verhalten des Geiers und das unübersichtliche Gelände. „Immerhin hat uns Wiggerl den Gefallen getan, dass er in einer Regenpause, bei noch ausreichend Tageslicht und in eine einigermaßen zugängliche Felsumgebung abgestürzt ist“, scherzt Toni Wegscheider im Nachhinein. Als sich das Kletter-Team näherte, machte der junge Geier keine Anstalten zur Flucht. Er saß sichtlich geschockt über den Vorfall zusammenkauert auf einem Felsvorsprung. So konnten ihn die Experten ohne große Gegenwehr mit einer übergeworfenen Decke einfangen. In einer Transportkiste ging es dann wieder hinauf in die Nische, in der Artgenosse Vinzenz die Rückkehr von Wiggerl reglos beobachtete. Nach einem kurzen Gesundheitscheck zog sich das Expertenteam sofort wieder zurück und beobachtete aus größerer Distanz die Wiedereingewöhnung des Geiers in seine vertraute Umgebung ohne weitere Auffälligkeiten.

„Dieser Vorfall zeigt wieder einmal, wie wichtig unser großer Betreuungsaufwand für die Bartgeier ist. Jeder einzelne Vogel hat eine enorme Bedeutung für die erfolgreiche Rückkehr der Art in die Alpen, sodass wir mit hohem Personal- und Technikeinsatz für eine größtmögliche Sicherheit der Jungtiere sorgen wollen“, so Ulrich Brendel. Die Überwachung durch mehrere Livekameras in der Nische und die ständige Beobachtung der Vögel vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung durch Nationalpark-Praktikanten und LBV-Mitglieder in einem Unterstand vor Ort, sorgten bislang stets für einen glücklichen Ausgang kritischer Situationen. Brendel weiter: „Das Faszinierende am Bartgeier ist, dass Jungvögel mit nur 90 Lebenstagen ausgewildert werden können und dabei ihr lebenswichtiges biologisches Programm für ihr künftiges Leben bereits vollkommen gespeichert haben. Dennoch ist in dieser ersten Lebensphase, vom Besetzen der Felsnische, über die ersten Flugversuche bis hin zum Verlassen des Gebietes eine intensive Betreuung durch Projektmitarbeitende unerlässlich“.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)