Bartgeier-Auswilderung: „Wiggerl“ und „Vinzenz“ erobern die Alpen

Bartgeier-Auswilderung: „Wiggerl“ und „Vinzenz“ erobern die Alpen

Berchtesgaden / Hilpoltstein / Bayern – Die Geier sind wieder los. Zum vierten Mal haben der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Nationalpark Berchtesgaden am heutigen Mittwochvormittag (29.5.2024) zwei junge, noch nicht flugfähige Bartgeier in einer Felsnische im Klausbachtal erfolgreich ausgewildert. Das Besondere in diesem Jahr: Zum ersten Mal konnten zwei Männchen aus dem europäischen Bartgeier-Zuchtnetzwerk für die deutsche Auswilderung zur Verfügung gestellt werden. Bei einem Festakt verkündete der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder feierlich die Namen der beiden Vögel „Wiggerl“ und „Vinzenz“. Seit 2021 konnten nun bereits acht Bartgeier ausgewildert werden. 140 Jahre nachdem der Mensch sie ausgerottet hat, fliegen die gefährdeten Giganten nun wieder durch die Lüfte der deutschen Alpen. Das Gemeinschaftsprojekt ist auf mindestens zehn Jahre angelegt und soll die zentraleuropäische, alpine Population und dabei vor allem die Wiederansiedlung dieser seltenen Vogelart in den Ostalpen entscheidend unterstützen.

In den drei ersten Projektjahren wurden bereits fünf Bartgeier-Damen und ein Männchen ausgewildert. „Wir freuen uns, dass wir nun erstmals gleichzeitig zwei Männchen vom internationalen Bartgeierzuchtprogramm für unsere Auswilderung erhalten haben, nachdem wir bisher fast ausschließlich Weibchen in den Nationalpark entlassen haben. Es ist bemerkenswert, mit welchem Einsatz Naturschützer aus verschiedenen Ländern sich dafür einsetzen, dass der Bartgeier in Europa wieder heimisch wird“, betont der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Der finnische „Wiggerl“ ist im Zoo von Helsinki geboren und „Vinzenz“ stammt aus der Richard-Faust-Bartgeier-Zuchtstation im österreichischen Haringsee.

Mit Bavaria, dem 2021 ausgewilderten Bartgeier, ist bereits ein Vogel des Projekts ganz in der Nähe des Nationalparks sesshaft geworden. Sie hat dort möglicherweise bereits ein Revier gegründet, in dem fremde Weibchen bald nicht mehr geduldet werden. Potenzielle Brutpartner sind entscheidend für den Erfolg des Wiederansiedlungsprojekts. „Die Projektvögel können auf ihren Flügen durch den europäischen Alpenraum auch andere wildlebende Bartgeier kennenlernen und sich mit ihnen verpaaren. Bartgeier sind erst mit 5 bis 7 Jahren geschlechtsreif. Meist dauert es auch einige Jahre bis eine Brut glückt. Vor 2030 rechnen wir deshalb noch nicht mit Bruterfolg in den deutschen Alpen“, sagt der Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.

Zum Festakt kamen Bartgeier-Fans aus ganz Deutschland

Beim offiziellen Festakt, bei dem Bartgeier-Fans aus ganz Deutschland und aus weiten Teilen der Alpenregionen versammelt waren, gratulierte im Kreis der geladenen Gäste auch der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder. „Die Bewahrung der Schöpfung und der Artenschutz sind unsere Verpflichtung. Die Auswilderung von Bartgeiern ist ein einzigartiges Naturschutzprojekt. Bartgeier sind faszinierende Tiere. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie in den Alpen ausgerottet, heute beläuft sich die Population auf 300 Exemplare. Die Taufe von „Wiggerl“ und „Vinzenz“ war ein ganz besonderer Moment der Freude und Demut. Herzlichen Dank an den LBV und alle Ehrenamtlichen für das großartige Engagement und die Leidenschaft. Komme immer sehr gern in den wunderschönen Nationalpark Berchtesgaden“, sagt Ministerpräsident Dr. Markus Söder.

Bayerische Namen für die neuen Bartgeier

Der finnische Vogel wurde per Luftfracht nach Wien transportiert. Am Vortag der Auswilderung ging es dann gemeinsam mit dem Bartgeier aus der nahegelegenen Zuchtstation Haringsee per Auto weiter nach Berchtesgaden. Heute wurden beide Greifvögel von den Expertinnen und Experten des Nationalparks und des LBV erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Der österreichische Bartgeier erhielt den Namen „Vinzenz“. Dieser Name wurde von der Nationalparkverwaltung für die Gemeinde Ramsau vergeben – nach dem Schutzpatron der Nationalparkgemeinde, den sie auch im Wappen trägt. Der in Finnland geborene Junggeier trägt nun den Namen „Wiggerl“, die Koseform von Ludwig. Er wurde von Familie Kainz aus München vergeben, die langjährige und großzügige Spender des LBV sind. Da seit dem Vorjahr bereits eine „Sisi“ in den Alpen segelt, soll sich nun ein „Ludwig“ zu ihr gesellen. Der Name orientiert an der bayerischen Geschichte. So war Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn die Großcousine des Märchenkönigs Ludwig II. von Bayern.

Aufstieg in die Auswilderungsnische

Anschließend setzten die Nationalpark- und LBV-Mitarbeitenden die beiden noch nicht flugfähigen Junggeier in Tragekisten und trugen sie auf Kraxen den Berg zur Auswilderungsnische hinauf. „Nach dem geglückten Aufstieg haben wir unsere beiden neuen Schützlinge in zuvor vorbereitete Nester aus Fichtenzweigen und Schafwolle gesetzt. Anschließend wurden den Vögeln die GPS-Sender angelegt, sie wurden noch einmal untersucht und erstes Futter aus Rehknochen in der Nähe platziert. Direkt danach haben wir uns zurückgezogen, um den beiden Geiern eine gute Eingewöhnung in ihre neue Heimat zu ermöglichen“, erklärt LBV-Projektleiter und Bartgeierexperte Toni Wegscheider.

In der Felsnische auf 1.300 Metern Höhe werden die 88 und 89 Tage alten Bartgeier von nun an ohne menschlichen Kontakt weiter aufwachsen und ihre Flügel trainieren. Wissenschaftler werden die Vögel in den kommenden Monaten rund um die Uhr von einem nahegelegenen Beobachtungsplatz aus und durch installierte Infrarotkameras und einen Livestream überwachen. „Die durchgehende Beobachtung ermöglicht uns, Unregelmäßigkeiten sofort zu erkennen. So können wir den beiden Vögeln einen optimalen Schutz bieten“, so Toni Wegscheider. Das Auslegen von Futter ohne direkten menschlichen Kontakt erfolgt je nach Bedarf im Abstand von mehreren Tagen.

Jungfernflug in den nächsten Wochen

Der selbständige erste Ausflug der beiden Vögel dürfte nach ausgiebigen Flugübungen in etwa vier Wochen stattfinden. „Dann sind ihre Flügel stark genug, um mit einer Spannweite von bis zu 2,90 Metern ihre rund fünf Kilo Körpergewicht in die Luft zu heben“, sagt Ulrich Brendel. Danach werden sie noch bis in den Spätsommer in der näheren Umgebung der Felsnische im Nationalpark anzutreffen sein, bevor sie dann endgültig aufbrechen, um den europäischen Alpenraum zu erkunden. Bis dahin legt das Team bei Bedarf weiterhin Nahrung aus und überwacht die Bartgeier.

Live-Webcam in Felsnische

Wie sich die beiden Bartgeier-Jungs entwickeln und wie sie ihre ersten Flugübungen machen, kann jede und jeder im Internet verfolgen. Über die weltweit einzige Bartgeier-Live-Webcam werden die Geschehnisse in der Auswilderungsnische auf der Webseite des LBV unter www.lbv.de/bartgeier-webcam sowie unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de übertragen. In den darauffolgenden Monaten und Jahren kann auch der weitere Lebensweg der beiden Vögel mitverfolgt werden. Dank der GPS-Sender auf den Rücken der Vögel können Interessierte auf einer Karte unter www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen beobachten, wo die Bartgeier künftig unterwegs sind.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Copyright Markus Leinter-LBV) 

LBV-Insektensommer 2024: Feuerwanzen im Fokus

LBV-Insektensommer 2024: Feuerwanzen im Fokus

Hilpoltstein / Bayern – Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ne kleine Wanze – aber welche eigentlich? Immerhin gibt es in Deutschland rund 9.000 verschiedene Wanzenarten! Eine der bekanntesten ist die rot-schwarze Feuerwanze. Auf sie sollen Naturfreunde in Bayern beim  „Insektensommer“ 2024 besonders achten.

„Die Feuerwanze zieht mit ihrer markanten Färbung die Blicke auf sich und hält so potenzielle Feinde auf Distanz. Als kleine Gartenhelfer räumen die Insekten auf. So stehen neben Pflanzensamen auch Insekten- und Schneckeneier auf ihrem Speiseplan. Damit helfen sie dabei, gefräßige Gartenbewohner in Schach zu halten“, erklärt Insektenexpertin Tarja Richter. Die Mitmachaktion des bayerischen Naturschutzverbandes LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und seines bundesweiten Partners NABU findet in diesem Jahr vom 31. Mai bis 9. Juni und vom 2. bis 11. August statt. Prinzip ist es, sich innerhalb der Zählzeiträume eine Stunde Zeit zu nehmen, um draußen Insekten zu zählen und anschließend online zu melden unter www.lbv.de/insektensommer.

Eine Stunde lang Sechsbeiner zählen

Insekten beobachten, an einer bundesweiten Aktion teilnehmen und dabei noch die Natur vor der eigenen Haustür besser kennenlernen – all das vereint der Insektensommer. Mitmachen ist ganz einfach. Es reicht, an einem sonnigen, eher windstillen Tag einen schönen Platz zu suchen. Der kann im Garten, im Wald, auf einer Wiese oder am Wasser liegen. Dann heißt es: Eine Stunde lang Sechsbeiner zählen. „Die Zählaktion soll vor allem die Freude am Entdecken der Natur fördern und so auch zu einem größeren Bewusstsein für unsere faszinierende Insektenwelt beitragen“, so Tarja Richter.

Leider zeigen Studien, dass die Insektenbestände in Deutschland deutlich zurück gehen. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und der Verlust von Strukturen wie Hecken und Saumbiotopen in der Landschaft sind nur einige Gründe dafür. Dabei sind die kleinen Krabbler für Mensch und Natur enorm wichtig. Fast alle Pflanzen werden von Insekten bestäubt. Zudem sind sie eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Reptilien, Amphibien und kleine Säuger. „Es ist enorm wichtig zu verstehen, welche Rolle Insekten in unseren Ökosystemen spielen“, sagt Tarja Richter. „Für ein natürliches Gleichgewicht im Garten beispielsweise braucht es auch eine große Vielfalt an Insekten.“

Feurige Entdeckungsfrage

Wer neu in der Insektenbeobachtung ist, braucht keine Angst zu haben, dass ein Insekt entwischt, bevor es erkannt oder bestimmt werden konnte. Jedes Jahr gibt es im Rahmen der Entdeckungsfrage die Möglichkeit, sich auf eine Art oder Artengruppe zu fokussieren und nur diese zu melden. „Dieses Mal dreht sich alles um die Feuerwanze und ihre Lebensweise. Kaum zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen im Garten, sind sie zur Stelle – und zwar als eingespieltes Team“, erklärt die LBV-Insektenexpertin. „Zu erkennen sind sie besonders an ihrer rot-schwarzen Warntracht.“

Fortgeschrittene können mit der LBV-Zählhilfe losziehen, die unter www.lbv.de/insektensommer zum Download bereit steht. Darauf abgebildet sind acht Arten, die im jeweiligen Zählzeitraum häufig zu beobachten sind. Im Juni zählen dazu Tagpfauenauge, Admiral, Steinhummel, Hainschwebfliege, Asiatischer Marienkäfer, Blutzikade, Florfliege und Lederwanze. „Bei über 30.000 heimischen Insektenarten ist es unmöglich alle von ihnen zu kennen. Unsere acht Kernarten sind aber so häufig, dass sich ein Kennenlernen lohnt“, meint Tarja Richter. Mit der Zählhilfe können Teilnehmende ihre Beobachtung bildlich abgleichen und darunter eintragen, wie viele Sie von der jeweiligen Art gesehen haben. Natürlich ist es auch möglich auf eigene Faust zu zählen und die Beobachtungen mit Hilfe einer Lupe und eines Bestimmungsbuch frei zu notieren.

Egal in welchem Modus gezählt wird – um möglichst aussagekräftige Zählergebnisse zu erhalten, ist es wichtig, auf einige Regeln zu achten: So sollte das Beobachtungsgebiet nicht größer als etwa zehn Meter in jede Richtung vom eigenen Standort aus sein. „Das sind immerhin gut 300 Quadratmeter und damit genügend Raum für viele spannende Einblicke in die Welt der Insekten. Schauen Sie ruhig auch einmal in ihre Blumentöpfe, an Bäume oder unter Steinen“, so Tarja Richter. Gezählt wird eine Stunde lang, und zwar von jeder Art die größte gleichzeitig anwesende Zahl von Tieren.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Gefährdete Vielfalt: Stunde der Gartenvögel zeigt alarmierende Entwicklungen

Gefährdete Vielfalt: Stunde der Gartenvögel zeigt alarmierende Entwicklungen

Hilpoltstein / Bayern – Zum 20. Mal haben Bürger in Bayern heuer im Rahmen der „Stunde der Gartenvögel“ die gefiederten Gäste im Garten gezählt und dem LBV gemeldet. Rund 10.800 Menschen aus dem Freistaat haben sich an der Mitmachaktion beteiligt, die der LBV gemeinsam mit seinem bundesweiten Partner NABU durchführt. Dass der Schutz unserer Gartenvögel nach wie vor relevant ist, zeigt auch in diesem Jahr ein trauriger Negativrekord: Gerade einmal 27 Vögel meldeten die Teilnehmer im Durchschnitt von den unterschiedlichsten Zählstellen.

Bei der diesjährigen Stunde der Gartenvögel wurden an jedem Zählort durchschnittlich fünf Vögel weniger gezählt als vor 20 Jahren. In der Summe aller Gärten ist das eine große Zahl. „Viele Vögel gehen derzeit ihrem Brutgeschäft nach und halten sich gut versteckt, während sie im Nistkasten auf den Eiern sitzen oder sich in der Hecke um den Nachwuchs kümmern“, erklärt Angelika Nelson. „Das ist aber nicht der Hauptgrund für die geringe Zahl. Eine negative Bestandsentwicklung ist nicht mehr von der Hand zu weisen.“ Seit Beginn der Aktion haben Anzahl und Vielfalt der Vögel in Bayerns Gärten von Jahr zu Jahr abgenommen. Es scheint, dass sich die drastische, wissenschaftlich belegte Abnahme vieler Vogelarten auf Wiesen und Feldern auch bei den Vogelarten in Bayerns Städten und Dörfern fortsetzt. „Vogelbegeisterte, die seit vielen Jahren an der Aktion teilnehmen, sehen diese Entwicklung vor ihrer Haustür, machen sich Sorgen und wollen etwas dagegen tun“, so die LBV-Ornithologin.
Der LBV nimmt diese Sorgen sehr ernst und versucht, diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken. „Wichtig für unsere Gartenvögel ist ein geeigneter Lebensraum, der Nahrung und Nistmöglichkeiten bietet. Wenn man sich anschaut, wie sich die Gartengestaltung in den letzten 20 Jahren entwickelt hat, sieht man heute viel mehr Schottergärten und auch Mähroboter kommen zum Einsatz. Das sind keine insekten- oder vogelfreundlichen Trends“, erklärt Angelika Nelson. Spätestens seit die Krefelder Studie 2017 das Bewusstsein für das Insektensterben geschärft hat, gibt es aber eine Gegenbewegung. Immer mehr Menschen lassen im eigenen Garten Wildnis zu und gestalten ihr grünes Refugium nicht nur für sich, sondern auch für Vögel, Insekten und andere Tierarten. „Dazu möchten wir noch mehr Menschen ermutigen, denn der ökologische Wert von Gärten ist aufgrund ihrer Fläche enorm“, so Nelson. Im Rahmen des Projekts ‚Vogelfreundlicher Garten‘ zeichnet der LBV deshalb seit 2022 gemeinsam mit dem Bayerischen Artenschutzzentrum strukturreiche und vielfältige Gärten aus.
Wer im eigenen Garten einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten möchte, sollte auf samentragende Wildblumen, Beerensträucher, Hecken und Totholz setzen. Auch auf dem Balkon in der Stadt lässt sich mit heimischen Wildblumensamen in Töpfen und Blumenkästen ein kleines Vogelparadies schaffen. „Ein strukturreicher Garten ersetzt zwar kein Naturschutzgebiet, kann aber ein wichtiger Lebens- und Rückzugsraum für verschiedene Pflanzen und Tiere im Siedlungsraum sein“, betont die LBV-Ornithologin.

Der Haussperling zwischen Jubel und Schwund

Einer, der trotz des alljährlichen Jubels leidet, ist der Haussperling. „Konstant wie jedes Jahr seit Beginn der Zählaktion ist der Spatz auch in diesem Jahr der am häufigsten gemeldete Gartenvogel. Doch der Schein trügt. Gerade in Großstädten wie München gibt es immer weniger Spatzen, die die Tische in Biergärten und Cafés nach Krümeln absuchen“, erklärt Angelika Nelson. Ein Grund: Der Spatz leidet unter akuter Wohnungsnot. Er brütet in Nischen und Mauerspalten, die er an glatten Neubaufassaden nicht findet. Außerdem brauchen Spatzen Hecken und Sträucher, in denen sie sich in großen Trupps verstecken können.

Die Top 10 der Gartenvögel

Hinter dem Haussperling auf Rang 2 landet die Amsel, wie auch in den meisten Jahren zuvor. Sie ist außerdem der Gartenvogel, der in fast allen Gärten vorkommt – und das seit Beginn der Aktion. Allerdings zeigt sich auch hier, dass die Amsel mit der Zeit prozentual aus immer weniger Gärten gemeldet wird. Den dritten Platz auf dem Siegertreppchen sichert sich der Star. Hinter ihm auf Rang 4 flattert in diesem Jahr der Feldsperling auf seinen altgewohnten Platz und verweist die Kohlmeise auf Rang 5. Die Blaumeise schnappt sich Platz 6. Hinter ihr sichert sich die Elster bereits das 14. Jahr in Folge ihren Stammplatz (7). Hatte er es letztes Jahr nur knapp in die Top Ten geschafft, reicht es beim Mauersegler für Platz 8. Die Rabenkrähe ist in diesem Jahr auf Platz 9. Die Mehlschwalbe segelt auf Rang 10.

Ungewöhnliche Sichtungen und Alltagszauber vor der Haustür

Viele Teilnehmer schickten dem LBV Berichte und Fotos von ihren spannenden Beobachtungen. So konnten wir Sichtungen von seltenen oder ungewöhnlichen Vögeln wie Turteltaube, Eisvogel, Wendehals und sogar einem Schwarzstorch im Garten bestätigen. „Aber auch die üblichen gefiederten Gäste können die Zählstunde zu einem unvergesslichen Erlebnis machen: Fütternde Meiseneltern oder badende Spatzen zeigen, welch faszinierende Verhaltensweisen unsere Gartenvögel an den Tag legen“, weiß Angelika Nelson.
Am Zählwochenende berichteten viele Teilnehmende außerdem von einem intensiven Vogelkonzert. „Manche Vogelarten sind viel leichter zu hören als zu sehen. Es lohnt sich also, auch auf die Vogelstimmen zu achten”, so die LBV-Biologin. Besonders viele Teilnehmer hörten in diesem Jahr den charakteristischen Ruf des Kuckucks. Einige hatten auch das Glück, den flötenden Didlioh-Ruf des Pirols oder den Gesang einer Nachtigall zu hören. Sie bewohnen große Laubbäume oder dichtes Gebüsch und repräsentieren damit vor allem alte, naturnahe Gärten.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

LBV-Projekt „Igel in Bayern“ wird Teil einer deutschlandweiten Initiative

LBV-Projekt „Igel in Bayern“ wird Teil einer deutschlandweiten Initiative

Hilpoltstein / Bayern – Fauchen, Knurren und Schnaufen ist derzeit in der Dämmerung wieder in Bayerns Gärten zu hören. Die Paarungszeit der Igel hat begonnen. Bereits zum 10. Mal ruft der bayerische Naturschutzverband LBV die Bevölkerung im Freistaat dazu auf, lebendige und tote Igel zu melden. Das LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ möchte so noch mehr über den gefährdeten Gartenbewohner erfahren.

Allerdings ist der Igel nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland gefährdet. Da seine genauen Bestandszahlen jedoch ungewiss sind, hat sich der LBV mit der Deutschen Wildtierstiftung, NABU|naturgucker und weiteren Partnern zusammengeschlossen und ruft gemeinsam vom 17. bis 27. Mai deutschlandweit zum Igel melden auf. „Unser langfristiges Projekt wird Teil einer deutschlandweiten Initiative, um noch mehr über die Verbreitung und Gefährdung des Igels zu erfahren. In Bayern allein erhalten wir jährlich im Schnitt über 12.000 Beobachtungen“, sagt die LBV-Igelexpertin Dr. Angelika Nelson.
Anlass der nun deutschlandweiten Erfassung ist die Ernennung des Igels zum Tier des Jahres 2024 durch die Deutsche Wildtierstiftung und eine unklare Datenlage. Dabei sind alle Meldungen wertvoll, ob ein Igel im Garten oder Park, ob lebende, tote oder verletzte Tiere. „Es wird spannend für uns zu sehen, wie es dem Igel in Bayern im Vergleich zum restlichen Deutschland geht“, erklärt die LBV-Biologin. Derzeit wird der Igel sowohl in Bayern als auch bundesweit auf der ‚Vorwarnliste‘ der Roten Liste der Säugetiere geführt. Experten befürchten schon lange einen Abwärtstrend.
„Das Insektensterben, die Versiegelung von Grünflächen, das Sprühen von Gift oder die Mähroboter in der Nacht, all dies gefährdet den Lebensraum des Igels“, sagt Angelika Nelson. „Es steht daher zu befürchten, dass der Igel in naher Zukunft in die Kategorie ‚Gefährdet‘ eingestuft werden muss.“ Um einen deutschlandweiten Überblick zu dieser Art zu erhalten, wird das LBV-Meldeprojekt „Igel in Bayern“ vom 17. bis zum 27. Mai Teil der bundesweiten Aktion „Deutschland sucht Igel und Maulwurf“. Der Maulwurf, ein weiterer Insektenfresser mit ähnlichen Nahrungsansprüchen wie der Igel, soll bei der deutschlandweiten Aktion ebenfalls erfasst werden.

10 Jahre „Igel in Bayern“

Bereits zum zehnten Mal werden dem LBV tote oder lebendige Igel in Bayern gemeldet. Der LBV hatte gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk im Frühjahr 2015 dieses großangelegte, langfristige „Citizen-Science-Projekt“ gestartet. „Obwohl der Igel bekannt und beliebt ist, wussten wir recht wenig darüber, wie er in der modernen Landschaft zurechtkommt. Unsere bisherigen Daten zeigen, dass lebende Igel sehr häufig aus Gärten gemeldet werden. Da der Straßenverkehr für den kleinen Kulturfolger oft ein Problem darstellt, werden die meisten toten Igel auf Straßen gesichtet”, weiß Angelika Nelson. Daher ruft das bürgerwissenschaftliche LBV-Projekt auch dieses Jahr wieder alle Bürgerinnen und Bürger Bayerns auf, ihre Igel von März bis Oktober zu melden. In Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen wertet der LBV die gesammelten Melde-Daten aus.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

LBV veranstaltet Festakt für Schulen mit nachhaltigem Engagement

LBV veranstaltet Festakt für Schulen mit nachhaltigem Engagement

Hilpoltstein / Bayern – 676 Schulen in Bayern haben für ihren Einsatz im vergangenen Schuljahr die Auszeichnung „Umweltschule in Europa / Internationale Nachhaltigkeitsschule“ erhalten. Knapp 200 dieser Schulen mit rund 1.500 Teilnehmenden waren bei einem Festakt im Rahmen des Day of hope in München zu Gast, an dem das Engagement aller Umweltschulen gefeiert wurde.

Die Auszeichnung gilt für ein Jahr und wird an Schulen vergeben, die sich in zwei Handlungsfeldern für Umwelt und Nachhaltigkeit eingesetzt und durch konkrete Maßnahmen innerhalb der gesamten Schulgemeinschaft Schritt für Schritt in Richtung Nachhaltigkeit entwickelt haben. „Jede ausgezeichnete Schule konnte nachweisen, dass Schüler an den Aktivitäten engagiert und eigenverantwortlich beteiligt waren. Sie alle haben innerhalb des Schuljahres gemeinsam Fortschritte unter dem Leitbild einer Bildung für nachhaltige Entwicklung erreicht“, so Christiane Baumann vom Umweltschule-Koordinationsteam des LBV. Über die Auszeichnung entscheidet jährlich eine Jury aus Mitgliedern des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen sowie des LBV als Koordinator dieser Auszeichnung.
Die Aktivitäten der 676 prämierten Umweltschulen sind breit gefächert und reichen von der Anlage eines naturnahen Schulgartens über Tauschbörsen für Bücher und Kleidung oder die Organisation eines müllfreien Schulfestes bis zur Umstellung auf ein nachhaltiges Sortiment im Pausenverkauf. „An der Bandbreite der Aktionen wird sichtbar, dass jede Schule – egal ob Grundschule, weiterführende Schule oder berufliche Schule – im Rahmen ihrer Möglichkeiten individuelle Ideen entwickelt hat, einen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft zu leisten“, betont Christiane Baumann.
Im Rahmen des Festakts am Day of hope präsentierten Schüler drei durchgeführte Projekte: An den Nymphenburger Schulen wurde aus einem Mixer und einem alten Fahrrad ein „Smoothie-Rad“ gebaut, mit dem ganz ohne Strom saisonale Pausensnacks zubereitet werden können. An der Grund- und Mittelschule Eging am See hat sich eine Schülerfirma gegründet, die nachhaltige Schulmaterialien vertreibt und damit auch zwei benachbarte Schulen versorgt. Und das Ignaz-Günther-Gymnasium Rosenheim hat zusammen mit dem Rapper „Großes K“ ein Musik-Video produziert, das mit selbst verfasstem Rap-Text auf die brisante Situation des Planeten aufmerksam macht. Die Gäste von Umwelt- und Kultusministerium, LBV und zahlreichen anderen Umweltschulen zeigten sich beeindruckt vom Engagement und Einfallsreichtum der Schüler*innen.

Day of hope

Auf dem im Rahmen des Day of hope stattfindenden Markt der Möglichkeiten stellten 20 weitere Umweltschulen ihre Aktivitäten vor. Der kostenlose Informations- und Mitmachtag Day of hope, der unter der Schirmherrschaft der Verhaltensforscherin Dr. Jane Goodall steht, inspiriert Besuchende, mehr über das Thema Nachhaltigkeit zu erfahren und selbst aktiv zu werden. Für die Schüler und Lehrer der Umweltschulen war der Day of hope somit eine ideale Möglichkeit, um sich auszutauschen und Ideen und Inspiration für künftige Projekte zu bekommen.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Von den Seen in die Berge: Ein finnischer Bartgeier für Berchtesgaden

Von den Seen in die Berge: Ein finnischer Bartgeier für Berchtesgaden

Hilpoltstein / Berchtesgaden / Bayern – Dichte Wälder, tausende Seen und heiße Saunen: Aus Finnland kommt in diesem Jahr auch gefiederter Zuwachs für Deutschlands Bartgeierprojekt. Auch 2024 wildern der bayerische LBV und der Nationalpark Berchtesgaden wieder zwei junge Bartgeier in Bayern aus. Einer von ihnen kommt dieses Jahr aus Helsinki.

„Erstmals stammt einer unserer kleinen Bartgeier aus dem Zoo von Helsinki. Die Verstärkung aus Finnland für die alpine Geierpopulation zeigt, wie groß der Aufwand und wie beeindruckend die Vernetzung im europäischen Bartgeier-Zuchtnetzwerk der Vulture Conservation Foundation ist“, sagt der LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Der zweite Bartgeier stammt aus dem Richard-Faust-Zentrum im österreichischen Haringsee, in dem auch schon der 2023 ausgewilderte „Nepomuk“ geschlüpft ist. Ende Mai wird das gemeinsame Projekt-Team die beiden Jungvögel in die bewährte Felsnische im Nationalpark Berchtesgaden setzen.
Das Küken des nördlichsten Bartgeierzuchtpaars Europas ist am 2. März zur Welt gekommen. „Wir kennen das Schlupfgewicht und das Geschlecht des Kükens bisher noch nicht. Da es in Helsinki meist sehr kalt ist, wollten die dortigen Experten den Jungvogel nicht aus dem warmen Nest der Eltern nehmen, um ihn zu untersuchen und eine Blutprobe zur Geschlechtsbestimmung zu entnehmen“, berichtet Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Der kleine Partakorppikotka, wie die finnische Bezeichnung für Bartgeier lautet, wird erst im Alter von etwa 90 Tagen genau in Augenschein genommen. Dann wird er für den Transport nach Berchtesgaden aus der elterlichen Voliere geholt und per Frachtflug von Helsinki nach Wien gebracht. Seine älteren Geschwister aus den Vorjahren wurden in Andalusien und auf Korsika ausgewildert.
Das am 3. März im Richard-Faust-Zentrum in Haringsee, der ältesten Bartgeierzuchtstation der Welt, geschlüpfte Küken, ist mit beeindruckenden 178 Gramm bisher der schwerste Jungvogel im bayerischen Wiederansiedlungsprojekt. „Eine frisch geschlüpfte Amsel wiegt gerade einmal sechs Gramm. Dieser Vergleich macht die gewaltigen Dimensionen eines Bartgeiers – sogar schon als Küken – deutlich“, staunt Toni Wegscheider. Der österreichische Junggeier wird nicht von seinen leiblichen Eltern, sondern von einem Ammenpaar aufgezogen. Seine biologischen Eltern kümmern sich schon um ein weiteres, zuvor geschlüpftes Bartgeierküken. Da Geschwisterküken bei Bartgeiern von Natur aus sehr aggressiv gegeneinander sind und immer nur das Stärkere überlebt, wurde das zweite Küken einem Paar ohne eigenen Nachwuchs untergeschoben. „Diese Adoptionen sind im Erhaltungszuchtprogramm üblich und sehr erfolgreich. Für dieses Ammenpaar ist es allerdings das erste Küken, entsprechend aufgeregt sind sowohl die Zieheltern als auch das Pflegepersonal vor Ort“, erklärt Ulrich Brendel. Bisher verläuft die Aufzucht reibungslos, sodass erwartet wird, dass der Jungvogel erfolgreich aufwächst.
Ende Mai werden die beiden neuen jungen Bartgeier in derselben Felsnische im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert, in der bereits in den vergangenen Jahren ihre Artgenossen in die Wildnis der Ostalpen entlassen wurden. „Ab dem Sommer werden sie selbständig das Fliegen lernen und die Weiten der Alpen erobern, um dort in einigen Jahren hoffentlich zu brüten. So soll die zentraleuropäische, alpine Population dieser stark gefährdeten Vogelart gestärkt werden“, so Toni Wegscheider.

Neuer Rekord in Europa: 44 Bartgeier-Küken geschlüpft

Die ersten vier Bartgeier im Gemeinschaftsprojekt von LBV und Nationalpark Berchtesgaden stammten aus Spanien. Im Vorjahr kamen „Sisi“ und „Nepomuk“ in Österreich zur Welt. Mehr als 40 Zoos und spezialisierte Zuchtstationen haben sich der Nachzucht des früher in Europa weitestgehend ausgerotteten Bartgeiers verschrieben. Im Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wurden dieses Jahr 44 Küken ausgebrütet, ein neuer Rekord. Von diesen sind 25 für zehn verschiedene Auswilderungsplätze etwa in Spanien, Frankreich, der Schweiz und Berchtesgaden eingeplant. Die restlichen Vögel verbleiben zur weiteren Nachzucht im EEP.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)