Bayerns Städte schalten ihr Licht für den Artenschutz aus

Bayerns Städte schalten ihr Licht für den Artenschutz aus

Hilpoltstein / Bayern – Durch Straßenbeleuchtungen, Gebäudestrahler und Werbetafeln werden die Nächte auch in Bayern immer heller. Diese intensive Nachtbeleuchtung hat bedrohliche Folgen für Insekten. Als Reaktion wurden 2019 gesetzliche Vorgaben beschlossen, um die Lichtverschmutzung im Freistaat zu verringern. Fünf Jahre später zeigt sich bei einer stichprobenartigen Überprüfung bayerischer Innenstädte durch den LBV: Die Vorgaben werden mehrheitlich eingehalten.

„Es ist ein erfreuliches Zeichen, dass die Städte im Freistaat hier mit gutem Beispiel vorangehen und unnötige Lichtquellen reduzieren. Doch das kann nur der erste Schritt sein, wenn wir in Bayern wieder mehr Sterne und Glühwürmchen sehen wollen“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.
Schäffer weist gleichzeitig darauf hin: „Dass Kirchen und Rathäuser in Bayerns Innenstädten größtenteils nachts nicht mehr angestrahlt werden, ist ein Anfang mit Vorbildcharakter. Um die stetig zunehmende Lichtverschmutzung zu verringern und die negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt zu reduzieren, müssen auch Gemeinden und Gartenbesitzer auf unnötiges, nächtliches Kunstlicht verzichten und die Art der Beleuchtung anpassen.“
Die neue Gesetzgebung durch das Volksbegehren „Rettet die Bienen!“ hatte die Kommunen in die Pflicht genommen, die Beleuchtung öffentlicher Gebäude nach 23 Uhr auszuschalten. Beleuchtete Werbetafeln im Außenbereich und sogenannte „Himmelsstrahler“ sind seit Juli 2019 verboten. Durch die systematische Überprüfung von Webcams bayerischer Innenstädte nach Lichtquellen zeigen Analysen des LBV, dass die große Mehrheit den gesetzlichen Vorgaben nachkommt. „Wir haben dabei rund 70 bayerische Groß- und Kleinstädte von Rosenheim bis Gerolzhofen in Unterfranken überprüft. 80 Prozent davon schalteten die Beleuchtung ihrer öffentlichen Gebäude wie Kirchen, Rathäuser oder Burgen spätestens um 23 Uhr ab. Nur 12 Prozent ließen die Beleuchtung auch später nachweislich noch angeschaltet“, berichtet Norbert Schäffer. Gemeinden konnten bei der Analyse nicht berücksichtigt werden.
Aus Sicht des LBV zeigt die Umsetzung dieses Teils des Volksbegehrens durch die bayerischen Städte deutlich, wie einfach an vielen Stellen auf künstliche Beleuchtung verzichtet und damit eine völlig unnötige Umweltbelastung vermieden werden kann. „Wir appellieren daher an alle Bürgerinnen und Bürger, auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zu pochen, sofern dies in ihrer Kommune noch nicht der Fall ist. Lichtverschmutzung ist für viele Arten ein Problem und eines, dass sich eigentlich sehr einfach lösen lässt“, sagt Schäffer.

Auswirkungen der Lichtverschmutzung

Die Gefahr für Tier- und Pflanzenwelt durch die viel zu intensive Nachtbeleuchtung ist wissenschaftlich erwiesen. Besonders betroffen sind Insekten, immerhin werden 60 Prozent von ihnen erst in der Nach aktiv. Dann werden sie von künstlichen Lichtquellen wie zum Beispiel Straßenlaternen angezogen (der sogenannte “Staubsaugereffekt”), wodurch jeden Sommer schätzungsweise 100 Milliarden Insekten durch Erschöpfung oder Verbrennen verenden. Doch auch Vögel, Fledermäuse, Pflanzen und nicht zuletzt wir Menschen leiden unter den negativen Folgen künstlicher Beleuchtung. Zugvögel verlieren die Orientierung, beleuchtete Straßen werden zur Barriere für lichtscheue Fledermäuse, Bäume unter Straßenlaternen werfen ihre Blätter später ab und wir Menschen schlafen schlechter. „Wir müssen uns klar machen, dass wir mit künstlicher Beleuchtung Tieren und Pflanzen Lebensräume entziehen. Unser ohnehin stark gestresstes Ökosystem gerät damit weiter unter Druck“, erklärt Schäffer.

Bewusstseinswandel bei nächtlicher Beleuchtung

Um das Problem übermäßiger künstlicher Beleuchtung in den Griff zu bekommen, muss ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft erfolgen, der über die aktuell vorgeschriebenen Maßnahmen hinausgeht. So haben einige Kommunen inzwischen auf umweltfreundliche Straßenbeleuchtung umgestellt und erfüllen dabei die Ansprüche von Bürgern, Artenschutz und Energiesparzielen gleichermaßen. Neben Unternehmen und Kommunen ist jede und jeder Einzelne gefragt, einen Beitrag zur Reduktion der künstlichen Beleuchtung zu leisten. „Wichtig ist, dass wir langfristig ein Umdenken bei den Menschen erreichen“, so Schäffer. „Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer, die auf eine großflächige Beleuchtung verzichten und ihren Garten naturnah gestalten, werden vielleicht durch den Anblick von Glühwürmchen oder Fledermäusen belohnt. Nachts die Lichter auszuschalten, bedeutet weniger einen Verzicht, als eine Chance, der Natur und uns Menschen gleichermaßen etwas Gutes zu tun: die Wohltat einer dunklen Nacht zurückzugewinnen.“
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Stunde der Gartenvögel

Stunde der Gartenvögel

Hilpoltstein / Bayern – Vom 9. bis 12. Mai findet zum 20. Mal die „Stunde der Gartenvögel“ statt: Der bayerische Naturschutzverband LBV und sein bundesweiter Partner NABU rufen alle Naturbegeisterten auf, eine Stunde lang die Vögel im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und anschließend zu melden.

Im Mittelpunkt der Aktion stehen vertraute und oft weit verbreitete Vogelarten des Siedlungsraums, wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen.
Die „Stunde der Gartenvögel“ ist gemeinsam mit der Aktion „Stunde der Wintervögel“ die größte bürgerwissenschaftliche Mitmachaktion Deutschlands, bei der möglichst viele Menschen gemeinsam große Datenmengen sammeln und so wichtige Hinweise zur Entwicklung der heimischen Vogelbestände geben. Die Langzeitstudie liefert dem LBV eine Fülle wertvoller Informationen zum Schutz der Artenvielfalt. Jährlich beteiligen sich an der Aktion Tausende Menschen.
Die Beobachtungen am Zählwochenende melden Teilnehmende am einfachsten online unter www.stundedergartenvoegel.lbv.de. Dort sind ab dem ersten Zähltag auch fortlaufend aktualisierte Zwischenstände abrufbar, die nach Landkreisen und Regierungsbezirken gefiltert werden können. Meldeschluss für Beobachtungen zur „Stunde der Gartenvögel“ ist der 20. Mai.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Igel sind wieder in Bayerns Gärten unterwegs

Igel sind wieder in Bayerns Gärten unterwegs

Hilpoltstein / Bayern –  Bei Temperaturen über 10 Grad Celsius sind die ersten Igel in Bayern aus ihrem fast sechsmonatigen Winterschlaf erwacht. Auch wenn es aktuell wieder kühler und regnerischer im Freistaat ist, durchstreifen die Igel trotzdem nachts die Gärten und Parks auf der Suche nach Nahrung und einem Partner.

„Im Garten sind Igel ein wichtiger Teil des Ökosystems und auch bei vielen Gärtnern sind sie gerne gesehen. Sie vertilgen nämlich unter anderem Schnecken und verschiedene Insekten und unterstützen so beim Anbau von Obst und Gemüse“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Doch der Igel findet im Siedlungsraum nicht immer geeignete Lebensbedingungen: Pestizide verringern seine Nahrungsquellen, es mangelt an Hecken oder Sträuchern zum Verstecken und vollständig eingezäunte Gärten verhindern das Wandern durch die Nachbarschaft. „Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz. Wer auf Vielfalt und Unordnung im eigenen Garten setzt, unterstützt den Igel und hat vielleicht sogar das Glück das nachtaktive Säugetier in der Dämmerung beobachten zu können“, so Nelson. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt Tipps, wie jede und jeder den eigenen Garten besonders igelfreundlich gestalten kann.
Dem LBV wurden im März bereits knapp 200 Igel über das LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ gemeldet. Das entspricht der Aktivität der Vorjahre. Die Männchen wachen im Frühling meist vor den Weibchen auf, denn sie gehen im Herbst auch früher in den Winterschlaf. „Gleich nach der Paarungszeit ab September können sich die Männchen die erforderlichen Fettreserven für den Winter anfressen. Die Weibchen benötigen dagegen etwas länger, um nach Geburt und Aufzucht der Jungen das nötige Gewicht zu erreichen“, sagt Angelika Nelson.
Wer etwas für den Igel im eigenen Garten tun möchte, sollte Naturelemente wie Hecke, Teich, Obstbaum, Steinmauer oder Wiese schaffen. So findet der Igel auch mehr Nahrung wie Käfer, Raupen von Nachtfaltern und Larven anderer Insekten, Regenwürmer, Ohrwürmer sowie Spinnen. Auf Mineraldünger und chemische Bekämpfungsmittel sollte unbedingt verzichtet werden, weil sie die Artenvielfalt reduzieren und damit wichtige Akteure im ökologischen Kreislauf entfernen. „Wer den Rasen nicht regelmäßig mäht und düngt, die Hecke nur selten schneidet, nicht jedes Kräutlein jätet und jedes Laubblatt absaugt, kann sich an einer bunten Vielfalt im Garten erfreuen“, empfiehlt die LBV-Biologin.

Hecken als Nistplatz und Versteck

Alternativ kommen ökologische Methoden der Bodenbearbeitung, Düngung und Kompostierung zum Einsatz. So stellt sich ein natürliches Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ein. In Reisig- und Laubhaufen, Unterschlüpfen unter Gartenhäuschen und Baumwurzeln in ungestörten Gartenecken findet der Igel ein gutes Zuhause. Sein englischer Name „Hedgehog“, das Heckenschwein, ist bezeichnend für seinen Lebensraum: Hecken bieten ihm Nistplatz und Versteck zugleich.
Im Frühjahr sind Igelmännchen viel unterwegs auf der Suche nach einer Partnerin. Dabei durchstreifen sie oft große Gebiete von bis zu 400 Hektar, das entspricht 500 Fußballfeldern. Jede und jeder kann mithelfen, damit der Igel die Grenzen zwischen mehreren Gärten in Stadt und Dorf gut überwinden kann. „Gartenbesitzer können ein ‚Igel-Tor‘ in ihren Zaun einbauen oder etwas Abstand zum Boden lassen. Damit ein ausgewachsener Igel gefahrlos hindurchschlüpfen kann, sollte das Loch mindestens 10 Zentimeter hoch und breit sein. Bei schmaleren Lücken bleibt ein ausgewachsener Igel sonst mit seinem Stachelkleid stecken“, erklärt die Biologin.

Einfach spitze: Stacheln schützen Igel vor Feinden

Schon kleine Igel werden mit weißen, weichen Stacheln geboren. Sie haben aber nur einen Bruchteil der Anzahl an Stacheln, die erwachsene Tiere mit bis zu 8.000 hohlen Stacheln tragen. Jeder Stachel kann mit Hilfe eines eigenen kleinen Muskels bewegt werden. So rollt sich der Igel bei Gefahr zu einer Kugel zusammen, in der alle Weichteile des Tieres vor natürlichen Fressfeinden geschützt sind. Nur Uhu und Dachs schaffen es diese Abwehr des Igels zu überwinden.

LBV-Projekt „Igel in Bayern“

Mit dem LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ möchten die Naturschützer noch mehr über den heimischen Gartenbewohner erfahren und Wissen über diese Tierart vermitteln. „Jedes Jahr erhalten wir bayernweit über 12.000 Beobachtungen von lebenden und leider auch toten Igeln. Wir freuen uns, dass die Menschen auf die Wildtiere achten und dabei auch etwas über ihre Lebensweise erfahren“, sagt die LBV-Igelexpertin Dr. Angelika Nelson. Obwohl der Igel flexibel, anpassungsfähig und ein echter Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der Vorwarnliste gefährdeter Säugetiere in Bayern. Mitmachen ist ganz einfach: Jeden lebenden oder toten Igel melden unter www.igel-in-bayern.de.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

LBV startet neues Schutzprojekt für seltene Fledermausarten

LBV startet neues Schutzprojekt für seltene Fledermausarten

Hilpoltstein / Bayern – Bereits seit Anfang Februar sind die ersten Großen Hufeisennasen aus ihrem Winterschlaf erwacht und wieder ins Fledermaushaus im oberpfälzischen Hohenburg zurückgekehrt. Dort findet sich die deutschlandweit letzte Wochenstube dieser vom Aussterben bedrohten Fledermausart.

Ihre kleinere Schwester, die Kleine Hufeisennase, hat es ebenfalls schwer und steht als stark gefährdet auf der Roten Liste. Deshalb setzt sich der Bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) im neuen Projekt „Hilfe für Hufis“ dafür ein, beide Fledermausarten in der Frankenalb zu erhalten. „Während die Bestandszahlen beider Arten in den 1950er Jahren unter anderem durch den hohen Pestizideinsatz massiv einbrachen, diente die Frankenalb mit ihren Höhlen als einer der letzten Zufluchtsorte für die Hufeisennasen. Wir möchten die Kleine Hufeisennase in dieser Region vor dem Aussterben bewahren und der Großen Hufeisennase die Bildung weiterer Wochenstuben ermöglichen“, sagt die LBV-Projektkoordinatorin Nicole Miller. Durch die Schutzmaßnahmen des LBV sollen die beiden Ureinwohner der Frankenalb wieder überlebensfähige Populationen aufbauen.
Die Hufeisennasen sind mit ihrem namensgebendem Nasenaufsatz, der wie das bekannte Glückssymbol geformt ist, unverwechselbar. Die Große Hufeisennase erreicht als größere der beiden heimischen Arten eine Spannweite von bis zu 40 Zentimetern. Mit maximal 25 Zentimetern zählt die Kleine Hufeisennase hingegen zu den kleinsten heimischen Fledermäusen. In Deutschland kommt sie noch in vier Bundesländern vor. Die Populationen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und auch die am Südbayerischen Alpenrand befinden sich dank entsprechender Schutzmaßnahmen im Aufwärtstrend. „In der Fränkischen Schweiz, dem nördlichen Teil der Frankenalb, findet sich allerdings nur noch eine sehr kleine Population der Kleinen Hufeisennase. Genetische Analysen lassen vermuten, dass kaum mehr als 60 Individuen dort leben“, sagt Nicole Miller.
Die Große Hufeisennase hat in ganz Deutschland nur noch eine letzte Kolonie, die im Fledermaushaus Hohenburg im Südosten der Frankenalb lebt. „Diese letzte Wochenstube ist unerlässlich für den Erhalt der Großen Hufeisennase, weil sie deutschlandweit der einzige Ort ist, an dem Jungtiere geboren werden. Ein Verlust dieses Quartiers würde den Verlust der gesamten Population bedeuten“, so Miller.

Insektizide und Quartiermangel machen den Tieren zu schaffen

Beide Fledermausarten sind auf Insekten als Nahrung angewiesen und leiden deshalb unter dem Einsatz von Insektiziden. Zusätzlich macht den kleinen Flugkünstlern zu schaffen, dass sie immer weniger geeignete Quartiere finden. „Den Sommer verbringen die Hufeisennasen in warmen, geräumigen Dachstühlen, in denen sie auch ihren Nachwuchs großziehen. Moderne Bauweisen verhindern jedoch, dass Fledermäuse überhaupt einfliegen können, und geeignete Wochenstuben-Quartiere sind somit rar“, sagt die LBV-Biologin.
Im Mai 2023 startete das Projekt „Hilfe für Hufis“, das durch den Bayerischen Naturschutzfonds und die Oberfrankenstiftung gefördert ist. Der LBV möchte gemeinsam mit dem Landesverband für Höhlen- und Karstforschung, dem Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura sowie Hufeisennasenexpertinnen und -experten aus ganz Bayern und Thüringen die Verbreitung der beiden Fledermausarten genauer erforschen. In enger Kooperation mit Naturschutzbehörden, Gemeinden und der Fledermauskoordinationsstelle Nordbayern werden an zahlreichen Quartieren Maßnahmen zum Schutz der Tiere geplant, welche in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen. Der LBV untersucht, welche vorhandenen Quartiere verbessert werden müssen und wo sich weitere Quartiere der Hufeisennasen befinden.

Das Banzerhaus in Waischenfeld: Wichtiges Quartier für Kleine Hufeisennasen

Im sogenannten „Banzerhaus“ im oberfränkischen Waischenfeld befindet sich eine der letzten Wochenstuben der Kleinen Hufeisennase in der Frankenalb. Deshalb kaufte der LBV im Sommer 2021 dieses Gebäude mit Fördermitteln des Bayerischen Naturschutzfonds. „Wegen der warmen Temperaturen schwirrt dort schon seit Anfang Februar wieder die erste Kleine Hufi herum, mittlerweile sind sie zu dritt. Auch wenn es aktuell noch kein ideales Quartier ist, ist es eines der letzten, das den Tieren überhaupt noch zur Verfügung steht“, sagt Nicole Miller. Im vergangenen Jahr kam dort lediglich ein Jungtier zur Welt. Dies möchte der LBV ändern und plant in den kommenden Jahren umfangreiche Baumaßnahmen während der Wintermonate, in denen die Fledermäuse sich in die Höhlen der Fränkischen Schweiz zum Winterschlaf zurückziehen. Interessierte können die Kleinen Hufeisennasen über die LBV-Webcam im Banzerhaus online beobachten unter www.lbv.de/kleine-hufi-cam.

Rückblick: EU-Life-Projekt im Fledermaushaus in Hohenburg

Mit einem ähnlichen Projekt hatte der LBV in der Vergangenheit bereits großartige Erfolge verzeichnet. Zwischen 2009 und 2011 wurde vom Freistaat Bayern das heutige Fledermaushaus in Hohenburg für die Großen Hufeisennasen renoviert. Anschließend führte der LBV von 2012 bis 2018 ein EU-Life-Projekt zur Förderung der Habitate und der öffentlichen Wahrnehmung durch. Hierbei wurde das Fledermaushaus zu einer Infostation ausgebaut. Vor der Sanierung bestand die Kolonie aus 31 Tieren. 2023 wurden im Sommer 440 Individuen gezählt. Bereits seit Mitte Februar jagen die ersten Großen Hufis an lauen Tagen wieder im Umfeld des Fledermaushauses.
Weitere Informationen zum LBV-Projekt „Hilfe für Hufis“: www.lbv.de/hufeisennasen
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

LBV vergibt neue Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“

LBV vergibt neue Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“

Hilpoltstein / Bayern – Über 100 Millionen Vögel in Deutschland kollidieren jedes Jahr tödlich mit Glasfassaden. Deshalb klärt der LBV im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ Bauherren, Behörden und Architekten aktiv über die Problematik auf und verteilt nun die Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“.
 
„Wenn mehr als vier Vögel pro Jahr auf 100 Meter Fassade an Glaskollisionen verenden, sind die Gebäudeeigentümer laut einem Beschluss des Bayerischen Landesamts für Umwelt in der Pflicht, mit wirksamen Schutzmaßnahmen nachzurüsten. Folien und Aufkleber mit Mustern, die als ‚hochwirksam‘ getestet wurden, reduzieren das Risiko von Vogelschlag um 90 Prozent“, sagt der LBV-Projektmanager Peter Stimmler. Der LBV zeichnet nun Vorzeigeprojekte in Bayern mit der Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“ aus, die ihre Gebäude vogelsicher machen und damit einen wichtigen Beitrag für den Naturschutz leisten. 
Seit Jahren kleben Greifvogelsilhouetten an vielen Fenstern. Doch die schwarzen Aufkleber haben sich als nahezu wirkungslos erwiesen. Die Silhouetten werden von den Vögeln nicht als potenzielle Feinde wahrgenommen, sondern bestenfalls als punktuelle Hindernisse, denen die Vögel nur kleinräumig ausweichen. Dies zeigen Aufprallspuren direkt neben den Aufklebern. Auch die beliebten, unauffälligen UV-Markierungen können Vogelschlag nicht effektiv verhindern, weil viele Vögel kein UV-Licht sehen können.
„Um Glasflächen dauerhaft und wirksam für Vögel sichtbar zu machen, sollten Gebäudebesitzer Fensterfronten über die gesamte Fläche mit Mustern aus Linien oder Punkten markieren. Hierbei gilt die Faustregel, dass unmarkierte Glasflächen nicht größer als eine Handfläche sein sollten“, so Peter Stimmler. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl dekorativer, aber auch dezenter Musterfolien, die von Vögeln sehr gut wahrgenommen werden. 
 
Neue Auszeichnung für den Schutz vor Vogelschlag
 
Die Auszeichnung des LBV richtet sich an öffentliche und private Einrichtungen, die ihre Glasfassaden großflächig mit wirksamen Mustern vor Vogelschlag schützen. Mögliche Empfänger sind Städte und Kommunen, Hochschulen und Schulen, Unternehmen sowie öffentliche Verkehrsbetriebe. „Privatpersonen sind von der Verleihung ausgeschlossen, da nachweislich zwei Drittel der Vogelschläge in Deutschland an großen Gebäuden wie Sporthallen, Bürogebäuden oder Lärmschutzwänden passieren“, erklärt der LBV-Ökologe. Gebäudeeigentümer und Mieter können sich online um die Plakette bewerben oder von Dritten vorgeschlagen werden unter www.lbv.de/vogelschlag-plakette. Dazu müssen Kontaktdaten sowie Fotos und eine Beschreibung der Schutzmaßnahmen beim LBV eingereicht werden. „Anhand eines Kriterienkatalogs wird beurteilt, ob die Glasfläche für eine Auszeichnung in Frage kommt. Voraussetzung ist, dass nur wirksame Schutzmaßnahmen eingesetzt werden“, sagt Peter Stimmler. Die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen wird von der biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf geprüft. 
 
Bereits ausgezeichnet: Sicher für Vögel
 
Erste Auszeichnungen hat der LBV bereits vergeben. So erhielten die Gemeinde Bischofsgrün und die Stadt Altdorf die Plakette für die Nachrüstung von Buswartehäuschen mit individuell gestalteten Musterfolien. Die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg wurde für die Installation von bedruckten Scheiben in einem verglasten Durchgang ausgezeichnet. Auch der LBV hat eigene Gebäuden nachgerüstet und unter anderem an der Umweltstation Rothsee hochwirksame Musterfolien installiert.
 
Wirksamer Vogelschutz an Glasflächen für Privatpersonen
 
Egal ob Wintergarten oder deckenhohe Fenster: Wer Vogelschlag bei sich zuhause reduzieren möchte, findet wirksame Produkte im LBV-Naturshop. Um Vögel besser zu schützen, hat das Schweizer Unternehmen SEEN AG gemeinsam mit dem LBV, der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und BirdLife Schweiz eine innovative und kostengünstige Lösung zur nachträglichen Markierung von Glasflächen entwickelt. Die Vogelschutzmarkierung SEEN Elements macht Glas für Vögel hochwirksam sichtbar und bedeckt dabei weniger als 1 Prozent der Scheibenoberfläche. Die Aluminium-Punkte auf Bandrolle sind für private Glasflächen geeignet und einfach anzubringen. Die Markierungen können erworben werden unter www.lbv-shop.de/vogelschutz. 
Weitere Informationen zur Reduzierung des Vogelschlags an Glas finden sich unter www.lbv.de/vogelschlag. 
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)
Rote Linie überschritten: LBV kritisiert Pläne zum Nationalpark Bayerischer Wald

Rote Linie überschritten: LBV kritisiert Pläne zum Nationalpark Bayerischer Wald

Hilpoltstein / Bayern – Der LBV ist entsetzt über die Ankündigung der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, zum Schutz vor dem Borkenkäfer Flächen aus der Kernzone des Nationalparks zu nehmen und in die Managementzone zu verschieben.

„Diese Pläne sind ein Tabubruch und führen den Zweck eines Schutzgebietes ad absurdum. Wenn man Flächen aus dem Schutz herausnimmt, weil es einem gerade nicht mehr passt, braucht man sie gar nicht erst unter Schutz zu stellen“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Die Kernzone des Nationalparks kommt ohne menschliche Eingriffe aus und schützt die Biodiversität vor Ort. Darüber hinaus sind diese Gebiete wichtige Referenzflächen, um zu erforschen, wie sich der Wald im Klimawandel ohne menschliche Eingriffe natürlich entwickelt. Sie sind deshalb auch für Fragen des Waldumbaus außerhalb von Schutzgebieten von Bedeutung.
Der stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat kürzlich den Nationalpark Bayerischer Wald besucht und medienwirksam die Bekämpfung des Borkenkäfers gefordert. Die Nationalparkverwaltung identifizierte daraufhin im Falkensteingebiet zwei Flächen mit Fichten, die potenziell vom Borkenkäfer befallen werden können, und will dort nun entsprechende Anpassungen des Schutzstatus vornehmen.
Die Flächen waren erst 2020 zum 50-jährigen Jubiläum des Nationalparks feierlich in die Kernzone aufgenommen worden. Mit der geplanten Maßnahme will der Nationalpark der auch von Politikern geschürten Sorge von Anliegern begegnen, der Borkenkäfer könne sich vom Nationalpark aus in die umliegenden Privatwälder ausbreiten. „Die nächstgelegenen Privatwälder liegen gar nicht in Reichweite des Borkenkäfers, wenn dieser die jetzt diskutierten Flächen befallen würde. Die Maßnahme ist aus fachlicher Sicht überhaupt nicht erforderlich“, betont Norbert Schäffer. „Es ist erschreckend, wie schnell man offenbar bereit ist, die Kronjuwelen des Naturschutzes in Bayern zur Debatte zu stellen“, so Schäffer weiter.

Keine sachorientierte Lösung

Gerade weil es sich um vergleichsweise kleine und für die Borkenkäferproblematik im gesamten Bayerischen Wald unbedeutende Flächen handelt, zeigt die Diskussion, dass es nicht um sachorientierte Lösungen vor Ort geht. Der LBV befürchtet, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen wird, Naturzonen in einem Nationalpark beliebig zu verändern. „Es ist äußerst bedauerlich, dass im Bayerischen Wald nun alte Debatten gezielt angeheizt werden, die letztlich den Sinn des Nationalparks in Frage stellen“, sagt der LBV-Vorsitzende.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)