Wellensittiche: Die Nummer 1 bei Vogelhaltern

Wellensittiche: Die Nummer 1 bei Vogelhaltern

Deutschland / Bayern / Rosenheim – Wellensittiche sind die Überflieger: Etwa jeder zweite Vogelhalter pflegt Wellensittiche, mit deutlichem Abstand folgen mit etwa 19 Prozent Kanarienvögel und darauf Nymphensittiche sowie Kleinpapageien.

Insgesamt lebten im Jahr 2023 rund 3,5 Millionen Ziervögel in 1,2 Millionen Haushalten in Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Erhebung, die im Auftrag des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) e.V. und des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF) jährlich durchgeführt wird.
Vogelhalter sind nach den Umfrageergebnissen in der Regel über 45 Jahre alt. So waren in Singlehaushalten 33 Prozent der Befragten in der Altersgruppe 45 bis 59 Jahre und sogar 43 Prozent 60 Jahre und älter. Bei Paaren waren diese Anteile nur wenige Prozentpunkte geringer. Hildegard Niemann ist Diplom-Biologin, Verhaltensberaterin für Papageien und Sittiche und zertifiziertes Mitglied der Internationalen Vereinigung von Tierverhaltensberatern (IAABC). Die große Beliebtheit in der Altersgruppe über 45 Jahren erklärt sie sich so: „Einige erfüllen sich damit einen Kindheitstraum, weil sie nun endlich die Möglichkeit haben, sich angemessen um die Tiere zu kümmern und sie in ihren Alltag zu integrieren. Bei älteren Haltern herrscht meist auch ein größeres Interesse, Wellensittich und Co. als Schwarmvögel zu halten, also mit vier oder mehr Tieren. Was es aber natürlich auch immer noch gibt: die junge Familie mit Kind. Da können die Kinder bei der Pflege unterstützen und langsam lernen Verantwortung zu übernehmen.“

Wellensittiche stellen geringe Ansprüche

Rund 1,5 Millionen Wellensittiche machen die kleinen Vögel mit Abstand zu den beliebtesten gefiederten Heimtieren, und das sind sie schon seit Jahren. „Wellensittiche sind so beliebt, weil sie sehr lebhafte Tiere sind, die zur Beobachtung einladen. In Haltung und Pflege stellen sie vergleichsweise geringe Ansprüche. Im Vergleich etwa zum Graupapagei sind sie im Handel eigentlich immer verfügbar und es gibt auch keine Hürden durch Bürokratie, dass Wellensittiche erst genehmigt werden müssten. Vor allem sind sie aber sehr resilient, das heißt, sie sind sehr widerstandsfähig und können sich an verschiedene Bedingungen anpassen. In neue Gruppen lassen sie sich meist problemlos eingliedern“, erklärt Niemann.
Als sehr aktive und hochintelligente Tiere brauchen Wellensittiche Beschäftigung und Artgenossen. Die Expertin empfiehlt dafür vier Tiere in einem gleichen Geschlechterverhältnis, mindestens aber ein Paar. Außerdem sollte es keinesfalls mehr Weibchen als Männchen geben. „Worauf sich angehende Vogelhalter immer einstellen sollten: Ein Wellensittich kann einfach nicht still sein, sie müssen immer plappern. Das macht es oft auch nicht so einfach, sie mit anderen Arten gemeinsam zu halten, weil diese zu anderen Zeiten aktiv sind oder generell mehr Ruhe brauchen“, so die Vogelexpertin. Beispielsweise mit Katharinasittichen kann die gemeinsame Haltung aber funktionieren, wenn alle Vögel ausreichend Platz und Rückzugsräume haben und genau darauf geachtet wird, dass jede Art das richtige Futter bekommt.

Kanarienvögel und Nymphensittiche mindestens paarweise halten

Auf dem zweiten und dritten Rang wechselten sich Kanarienvögel und Nymphensittiche in den vergangenen Jahren regelmäßig ab. Sie sollten ebenfalls mindestens als Paar gehalten werden, denn sie beschäftigen sich am liebsten mit ihren Artgenossen. Auch hier bieten sich ein Weibchen und ein Männchen oder aber zwei Männchen an. Außerdem sollte man den Vögeln ausgiebige Möglichkeiten zum Freiflug sowie Licht und Aufmerksamkeit bieten. Gerade Kanarienvögel belohnen das mit ihrem schönen Gesang.
Bei Nymphensittichen sollten Halter allerdings auch eine Schulung bei einem Vogelexperten machen, da die Weibchen zum „Dauerlegen“ neigen, also immer wieder Eier legen und bebrüten wollen, was sehr an den Kraftreserven zehrt. Erste Anlaufstelle kann hierfür immer der vogelkundige Tierarzt sein, der sich um die Vögel kümmert. Dieser kann grundlegende Tipps und Ratschläge erteilen, ist meistens aber auch gut vernetzt und kann bei Bedarf geeignete Experten empfehlen. Biologen und Verhaltensberater können bei solchen Verhaltensproblemen noch einmal tiefergehender unterstützen. „Es gibt viele Trigger, die einen Nymphensittich zum Eierlegen animieren können, beispielsweise Nistgelegenheiten. Daher sollte man in der Voliere nichts anbieten, was wie ein Nistkasten wirken könnte und auch beim Freiflug sollte man unbedingt dunkle Ecken vermeiden, etwa im Bücherregal“, erklärt Niemann. „Um eine Nachzucht zu verhindern, sollte man zudem energiearm füttern, also wenig gesättigte Fettsäuren, keine Sonnenblumenkerne. Wer sich im Vorfeld gut darüber informiert, worauf er achten muss, hat mit Nymphensittichen sehr pflegeleichte Bewohner im Haus.“

Kleinpapageien für geübte Vogelfreunde

Kleinpapageien brauchen eine gute Erziehung, damit das Zusammenleben mit ihren Haltern funktioniert. Vor dem Kauf sollte man sich deshalb gut informieren und etwa im Zoofachhandel beraten lassen. Notwendig sind viele Beschäftigungsmöglichkeiten und ein großes Angebot an Ästen zum Knabbern und Nagen. Damit pflegen die Vögel ihre Schnäbel. Viele Papageienarten haben eine hohe Lebenserwartung und begleiten einen das ganze Leben, wenn man sie ausreichend beschäftigt und eine Auge auf ihre Gesundheit hat. „Wichtig ist aber darauf zu achten, wie alt die Vögel sind, für die man sich entscheidet. Die Pubertät von Kleinpapageien kann eine sehr anstrengende Zeit sein und tritt je nach Tier und Art in einem Alter zwischen ein und fünf Jahren ein. Der vorher zutrauliche Vogel testet dann verstärkt seine Grenzen aus und will sich mitunter nicht mehr berühren lassen. Darauf sollte man vorbereitet sein, damit man nicht überfordert wird“, so die Expertin. Zudem macht sie auf ein Problem im Internet aufmerksam: „Kleinpapageien werden als eher außergewöhnliche Tiere gerne auf Social Media gezeigt, ohne dabei eine richtige Vogelhaltung zu vermitteln. Immer wieder werden im Gegenteil sogar Haltungsfehler gezeigt, ohne darauf einzugehen. Solche Beiträge sind daher immer mit Vorsicht zu genießen.“

Vorab informieren und beraten lassen

Egal was für Vögel man halten möchte, es ist essenziell, sich vorab über die Ansprüche und Bedürfnisse der Tiere zu informieren. Erste Anlaufstellen dafür sind Vereine. Eine Übersicht dazu findet sich etwa beim Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. auf der Seite https://www.vogelbund.de/dkb-landesverbande/. Auch der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) bietet eine Online-Tierarztsuche an, bei der man zum Beispiel nach Spezialisten für kleine Ziervögel oder Papageien suchen kann: https://www.tieraerzteverband.de/bpt/ueber-den-bpt/mitgliedersuche/. Aufmerksame Halter können ihren Schützlingen so beste Bedingungen bieten und etwaige Probleme frühzeitig erkennen und behandeln lassen.
(Quelle: Pressemitteilung IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Wenn der erste Schnee fällt: Wintervögel richtig füttern

Wenn der erste Schnee fällt: Wintervögel richtig füttern

Hilpoltstein / Bayern – In dieser Woche soll auch in tieferen Lagen Bayerns der erste Schnee fallen. Für viele Naturfreunde ist das der Startschuss, die heimischen Vögel im Garten oder auf dem Balkon zu füttern. Der LBV gibt Tipps, wie die gefiederten Gäste verantwortungsvoll bei der Futtersuche unterstützt werden können.
 
„Es macht einfach Spaß, das bunte Treiben am Futterhaus vor dem Fenster zu beobachten. Besonders Kinder sind begeistert, wenn sie neben Spatz, Amsel und Kohlmeise auch seltenere Gäste, wie Erlenzeisig oder Gimpel, entdecken. Ganz nebenbei können Groß und Klein auch ihr Wissen über die verschiedenen Vogelarten verbessern“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson.
Für Allesfresser wie Meisen sind im kalten Winter die bekannten Meisenknödel oder Meisenringe das richtige Angebot. Plastiknetze sollte man dabei vermeiden, weil sich kleine Vögel wie Blaumeisen darin verfangen können und die leeren Netze oft als Müll in der Natur enden. Weichfutterfressern mit langem, spitzem Schnabel, wie Amsel, Rotkehlchen oder Heckenbraunelle, erleichtert man die Nahrungssuche mit geölten Haferflocken, Obststücken, Rosinen oder getrockneten Wildbeeren. „Vögel mit kurzem, kräftigem Schnabel, wie Buchfink, Gimpel und Spatz, lassen sich mit Körnerfutter anlocken. Gerade den Körnerfressern kann eine Vogeltränke auch helfen, den täglichen Wasserbedarf zu decken“, erklärt Angelika Nelson. Der LBV rät dringend dazu, keine Speisereste oder Brot zu verfüttern, da diese für Vögel in der Regel nicht bekömmlich sind. Besonders problematisch sind gesalzene oder zuckerhaltige Lebensmittel.
Die Hygiene am Futterplatz ist besonders wichtig, um die Verbreitung von Krankheiten unter den Vögeln zu verringern. „In klassischen Futterhäuschen, in denen die Vögel beim Fressen im Futter stehen, können Körner und Sämereien leicht verschmutzen. Diese Futterstellen sollten daher möglichst täglich gereinigt werden. Besser geeignet sind kleinere Futterhäuser oder Futtersäulen, in denen das Futter nachrutschen kann, ohne feucht oder verunreinigt zu werden“, sagt Angelika Nelson. Für die regelmäßige Reinigung der Futterstelle sollten keine Chemikalien verwendet werden. Meist reicht es aus, das Futterhaus auszubürsten. Für eine gründlichere Reinigung kann das leere Häuschen anschließend mit heißem Wasser abgespült und getrocknet werden. Eine Futterstelle im Garten oder auf dem Balkon bringt viel Freude. Sie ersetzt jedoch keine naturnahen Gärten oder Balkone mit vielfältigen, heimischen Pflanzen. An beerenreichen Sträuchern wie Eberesche, Holunder und Liguster finden Vögel wertvolle Nahrung. „Die beste Unterstützung ist, den Vögeln ein natürliches Nahrungsangebot zu bieten. Die Früchte des heimischen Weißdorns zum Beispiel schmecken über 30 Vogelarten, die des Schwarzen Holunders sogar über 60“, so die LBV-Biologin. Neben Nahrung sollte der Lebensraum Garten den Wintervögeln auch ausreichend Sicherheit bieten. In unmittelbarer Nähe zur Futterstelle dürfen Katzen keine Versteckmöglichkeiten finden.
Umfangreiche Informationen zum Thema Vogelfütterung zu finden unter www.lbv.de/fuettern.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)
Glas als tödliche Falle

Glas als tödliche Falle

Hilpoltstein / Bayern – Jeden Herbst ziehen Millionen Vögel über Bayern. Doch für viele Vögel endet die Reise in Überwinterungsgebiete oft tragisch: Sie fliegen gegen Glasscheiben und sterben. Was man dagegen tun kann erfahrt Ihr hier:

Jährlich sterben über 100 Millionen Vögel in Deutschland durch Kollisionen mit Glasscheiben. Nicht immer erliegen sie sofort der Wucht des Aufpralls, sondern verenden später an inneren Verletzungen. Das Risiko von Vogelschlag an Glas nimmt zu, je mehr Vögel unterwegs sind. „Regelmäßig finden sich unter den Kollisionsopfern auch seltene Vögel wie Waldschnepfe, Wiedehopf oder Wendehals, die auf ihrer Reise in den Süden durch Bayerns Städte fliegen“, sagt Dr. Peter Stimmler.
„Unsere systematischen Zählungen in Regensburg zeigen, dass die Hälfte der Kollisionen im Herbst stattfinden“, berichtet der LBV-Biologe. An einem verglasten Durchgang der Universität Regensburg dokumentierte der LBV im vergangenen Jahr zwölf Vögel, die zwischen September und November an den Glasscheiben ums Leben kamen. Dank einer Schutzmaßnahme konnte diese Gefahr mittlerweile entschärft werden. „Das Staatliche Bauamt Regensburg rüstete im April 2024 über 400 Quadratmeter Glas mit Schutzfolie nach. Seitdem ist der Vogelschlag um 90 Prozent zurückgegangen. Leider verenden an anderen Gebäuden auf dem Campus weiter Vögel, da hier noch keine Schutzmaßnahmen angeordnet wurden“, so Dr. Peter Stimmler. Großflächige Musterfolien mit dezenten Linien und kleinen Punkten machen die Glasscheiben für die Vögel sichtbar und sind die effektivste Maßnahme gegen Vogelschlag.

Naturschutz wirkt: Mit Punkten am Glas Vögel retten

Im Herbstzug verunglücken die aus dem Osten kommenden Vögel vor allem an der Ostseite der Gebäude. Auf dem Rückzug im Frühjahr sind es dagegen vermehrt die Westseiten, die zur Gefahr werden. Wer seine Glasscheiben vogelfreundlich sichern möchte, sollte jetzt schnell handeln. Sobald die Temperaturen unter 10°C sinken, lässt sich die Folie nicht mehr anbringen. Eine weitere Lösung gegen Vogelschlag im Herbst ist das Ausschalten von Lichtquellen im und am Gebäude. „Vor allem die nachts ziehenden Zugvögel werden von künstlicher Beleuchtung in unseren Städten in ihrer Orientierung verwirrt, ähnlich wie Insekten werden sie vom hellen Licht angezogen“, erklärt Dr. Peter Stimmler.

Unsichtbares sichtbar machen

Im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ bietet der LBV Bürger Beratung zu den Ursachen von Vogelschlag und wirksamen Schutzmaßnahmen an. Ziel der Naturschützer ist es, gefährliche Glasfassaden in Bayern zu erfassen, dafür setzen sie auf die Mithilfe der Bevölkerung. Wer Vogelschlag an einem Bürogebäude, Bushäuschen oder Wintergarten beobachtet, kann dies online unter www.lbv.de/vogelschlag-melden dem LBV melden. Anhand dieser Daten will der LBV gezielte Schutzmaßnahmen an risikoreichen Gebäuden in Bayern fördern. Weitere Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/vogelschlag.
Das Thema Vogeltod an Glasscheiben erhält auch international zunehmend Aufmerksamkeit. In diesem Jahr wurden Naturfotografen, die das Problem des Vogelschlags ihren Aufnahmen sichtbar machten, bei renommierten Wettbewerben wie unter anderem dem Bird Photographer of the Year ausgezeichnet.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Herbstspektakel: Tausende Kraniche überqueren Bayern

Herbstspektakel: Tausende Kraniche überqueren Bayern

Hilpoltstein / Bayern – Kraniche überqueren Bayern auf  neuer Zugroute: Die laut trompetenden Zugvögel zogen am vergangenen Wochenende (20.10.2024)  in Rekordzahlen entlang des Alpenrands.

Deutschland- und europaweit ist der Zug der Kraniche in vollem Gange. An vielen Orten in Bayern wurden am Wochenende große Trupps, teilweise mit mehreren tausend Individuen der ruffreudigen Zugvögel, beobachtet beziehungsweise gehört. So beispielsweise in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Mühldorf und Pfaffenhofen.

„Außergewöhnliches Herbstschauspiel über Bayern“

Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) erwartet bis Mitte November weitere ziehende Kraniche am Himmel. „Heuer erleben wir ein außergewöhnliches Herbstschauspiel über Bayern – so viele Kraniche wie nie in jüngster Zeit scheinen die erst seit rund 15 Jahren wieder etablierte Zugroute entlang des Alpennordrandes zu nutzen“, erklärt Dr. Miriam Hansbauer, LBV-Aktive und Sprecherin des Fachvorstands der Arbeitsgemeinschaft Kranichschutz Deutschland. Wer in den Genuss dieses Spektakels kommen will, dem empfehlen die Naturschützer*innen: Kopf hoch und Ohren auf. Die Großvögel ziehen mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 70 Kilometern pro Stunde und sind aufgrund ihrer V-förmigen Formation und der trompetenartigen Rufen leicht zu erkennen.

Hundertausende Kraniche machen sich derzeit auf den Weg in ihre Winterquartiere in Südwesteuropa und Nordafrika. Dabei überfliegen viele von ihnen seit wenigen Jahren auch Bayern. „Vor allem entlang der großen Flüsse, wie Isar oder Lech, stehen die Chancen für Kranichbeobachtungen in den nächsten Wochen gut“, erklärt die Expertin. Diese noch junge südliche Alpenzugroute entlang der Donau nutzen osteuropäische Kraniche, die vom größten europäischen Rastplatz im Nationalpark Hortobágy in Ungarn kommen. Heuer scheint die Strecke besonders stark frequentiert zu sein. So berichteten LBV-Aktive aus dem Landkreis Mühldorf beispielsweise von etwa 10.000 Vögeln, die das Thalhamer Moos überquerten. Auch im Landkreis Pfaffenhofen beobachteten Ehrenamtliche rund 2.500 Kraniche.

Im Süden Frankreich wird Rast eingelegt

„Die Kraniche, die derzeit über Südbayern zu beobachten sind, kommen über den baltisch-ungarischen Zugweg von Ungarn über Österreich, queren Südbayern in west-südwestlicher Richtung und fliegen weiter entlang der Alpen, um schließlich in der Camargue im Süden Frankreichs zu rasten“, weiß Miriam Hansbauer. Warum sich diese neue Zugroute so etabliert hat, ist nicht eindeutig zu erklären und hängt mit vielen Faktoren zusammen. Kraniche haben keine genetisch fixierten Zugwege. Erfahrene Altvögel können Informationen über Zugrouten weitergeben und somit andere Kraniche dazu veranlassen, mit ihnen auf neuen Wegen zu ziehen. Wahrscheinlich haben die allgemeine Ausdehnung des Brutareals sowie der Klimawandel mit zu den neuen Zugrouten beigetragen.

Ebenso lassen sich auch in Nordbayern Kraniche entdecken. So erreichten den LBV auch Meldungen kleinerer Trupps über Mittel- und Unterfranken. „Über Thüringen gelangen manche Abzweiger nach Franken und ziehen dann weiter Richtung Baden-Württemberg“, so die Kranichexpertin. Traditionell verlaufen die Hauptzugrouten eigentlich quer durch Mitteldeutschland. Bei entsprechender Wetterlage driften aber immer wieder Kranichtrupps nach Süden in das nördliche Bayern ab.

Kraniche orientieren sich bei ihrem Zug an Landmarken wie Flüssen und Berggipfeln. Sie ziehen bevorzugt bei Hochdruckwetter, da sie dann von günstigen Winden mitgetragen werden und dadurch Kraft sparen. Die kräftigen und erfahrenen Tiere fliegen an der Spitze, gefolgt von Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei guten Flugbedingungen können die bis 1,30 Meter großen Tiere ohne Halt bis nach Südeuropa fliegen. „Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass dabei zwischen Mitte Oktober und Mitte November die meisten Kraniche durch Bayern ziehen. Am vergangenen Wochenende waren die Wetterbedingungen besonders günstig für die Vögel“, sagt die Ornithologin.

Dass es wieder Kraniche über Bayern zu sehen gibt, ist jahrzehntelangen Schutzbemühungen zu verdanken, durch die sich die Bestände in ganz Europa erholt haben. So ist der in vielen Ländern als „Glücksvogel“ verehrte Vogel heute auch in Bayern wieder mit gut 50 Revierpaaren vertreten, die meisten davon in der Oberpfalz. Um den Kranich auch langfristig zu unterstützen, ist der Schutz von Feuchtgebieten essenziell.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Frank Derer_LBV Bildarchiv)

Der Hausrotschwanz ist Vogel des Jahres 2025

Der Hausrotschwanz ist Vogel des Jahres 2025

Hilpoltstein / Bayern – Klein, flink und ein gern gesehener Gast in Bayerns Gärten: Der Hausrotschwanz hat es an die Spitze geschafft und ist Vogel des Jahres 2025. Ab Januar löst er den Kiebitz als Jahresvogel ab.

Bei der fünften öffentlichen Wahl des bayerischen LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und seinem bundesweiten Partner NABU haben insgesamt 143.390 Menschen mitgemacht, über 23.000 davon aus Bayern. 43.235 (30,2 Prozent) Stimmen entfielen dabei auf den Hausrotschwanz, 40.455 (28,2 Prozent) auf die Waldohreule, 22.656 (15,8 Prozent) auf den Schwarzspecht, 20.839 (14,5 Prozent) auf den Schwarzstorch und 16.205 (11,3 Prozent) auf den Kranich. „Als Insektenfresser ist der Hausrotschwanz vom Insektenrückgang in naturfernen Gärten und durch intensive Landwirtschaft betroffen“, erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „Außerdem gehört er zur Gruppe der Gebäudebrüter, die es an unseren modernen Gebäuden immer schwerer hat, Nistmöglichkeiten zu finden.“
Mit dem Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) gehört die Krone der Vogelwelt und somit die naturschutzfachliche Aufmerksamkeit im kommenden Jahr einem Vogel, den viele Menschen aus dem Siedlungsraum kennen. Er ist ein lebhafter Singvogel, der häufig in Gärten, Hinterhöfen und Parks unterwegs ist, weil er dort gute Bedingungen zum Brüten findet. Zu erkennen ist er an seinem namensgebenden rostroten Schwanz, das restliche Gefieder ist eher dunkel. Meist noch bevor man ihn sieht, macht der männliche Hausrotschwanz mit seinem rauen Gesang auf sich aufmerksam. „Er ist ein echter Early Bird, schon ein bis zwei Stunden vor Sonnenaufgang ist er aktiv und lässt seine unverwechselbare Gesangsstrophe lautstark erklingen. Damit ist er eine der ersten Stimmen im morgendlichen Vogelkonzert“, weiß Angelika Nelson. Hausrotschwänze wirken oft nervös und agil: Sie sitzen selten still, sondern flitzen umher, knicksen mit den Beinen und zittern mit dem Schwanz. Den Winter verbringt der Hausrotschwanz traditionell in Nordafrika oder dem Nahen Osten. „Immer öfter bleiben aber einige Vögel den Winter über im Freistaat. Als Kurzstreckenzieher nutzen sie die milderen Winter in Bayern“, so die LBV-Biologin. Als Jahresvogel steht der Hausrotschwanz für naturnahe und artenreiche Gärten, in denen er genug Insektennahrung findet. Er vertritt außerdem die Gruppe der Gebäudebrüter, zu der auch Haussperling und Schwalben zählen. Zur Wahl angetreten war der Vogel des Jahres 2025 mit dem Slogan „Mut zur Lücke“, weil er sein Nest gerne in Maueröffnungen, auf Balken oder unter Vordächern an Gebäudestrukturen baut, die aber durch Sanierungen immer seltener werden.
Wer etwas für den Hausrotschwanz tun möchte, sollte darauf achten, den eigenen Garten oder Balkon möglichst naturnah und strukturreich zu gestalten. Mit einem Nistbrettchen unterm Dach oder Halbhöhlen als Nistkasten kann man ihm den Nestbau erleichtern. In offenen Mauernischen sucht er nach Spinnen und Insekten als Nahrung. Tipps zur naturnahen Gartengestaltung unter www.lbv.de/garten.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Endspurt bei der Vogelwahl

Endspurt bei der Vogelwahl

Hilpoltstein / Bayern – Die Abstimmung zur Wahl des Vogels des Jahres läuft auf Hochtouren. Bereits über 100.00 Menschen in ganz Deutschland haben ihre Stimme abgegeben. Am 10. Oktober wird das Ergebnis der öffentlichen Vogelwahl des LBV und seines bundesweiten Partners NABU bekannt gegeben. Aber was machen die fünf Kandidaten eigentlich jetzt, wo es richtig herbstlich geworden ist?

Drei der möglichen Jahresvögel sagen dem Schmuddelwetter Ade und befinden sich bereits auf dem Zug gen Süden oder bereiten sich darauf vor: Kranich, Hausrotschwanz und Schwarzstorch. Von Osten kommend ziehen Kraniche im Herbst auch über Bayern. Wer Glück hat, kann die trompetenden Glücksvögel dabei in den kommenden Tagen und Wochen am Himmel oder auf abgeernteten Äckern, wo sie eifrig nach liegengebliebenen Getreidekörnern suchen, beobachten. „Alle Kandidaten, egal ob Zugvögel oder Standvogel, brauchen jetzt ausreichend Nahrung“, erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „Zugvögel müssen sich dringend Fettreserven anfressen, um ihre weite Reise zu bewältigen, aber auch Standvögel brauchen reichlich Futter, um die kalte Jahreszeit zu überstehen.“ Die Waldohreule ernährt sich überwiegend von Mäusen. Erbeutet sie an einem Tag mehr, bewahrt sie den Überschuss auf und wappnet sich somit für maue Tage.
Beim Schwarzspecht werden im Herbst die Reviere neu geordnet. Gegenüber anderen Männchen ist er dann aggressiv, treibt den Kontrahenten in Spiralen den Stamm hinauf und droht mit Schwenken seines rotbefiederten Kopfes. „Diese Drohkämpfe zwischen Männchen können sehr lang dauern. Auch das kostet die Vögel viel Energie“, so die LBV-Biologin. Der Schwarzspecht frisst in erster Linie holzbewohnende Ameisen, im Winter beutet er auch Ameisenhaufen aus.
Nicht jeder Hausrotschwanz zieht im Herbst in den Süden. „Aufgrund der zunehmend milderen Winter ziehen einige von ihnen erst später aus Bayern weg oder versuchen sogar den gesamten Winter im Freistaat zu verbringen. In kalten Herbst- und Winternächten suchen sie dann womöglich Schutz in Nistkästen“, erläutert Angelika Nelson. Wichtig ist es daher, die Nistkästen im Garten im Herbst zu säubern, um Parasiten und Krankheitserregern vorzubeugen.
Bis zum 10. Oktober, 11 Uhr, kann abgestimmt werden. Noch am selben Tag wird der Sieger bekanntgegeben. Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.
Hier geht’s zur Abstimmung: www.vogeldesjahres.de
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)