Einblick in das Leben der Dienstboten zu erhalten, ist gar nicht so einfach. „Die einzelnen Personen haben nur wenig Spuren hinterlassen“, erzählt Walter Leicht, Leiter des Städtischen Museums Rosenheim. Was man weiß ist, dass etwa vier Prozent der Bewohner Rosenheims – in der Mehrheit Frauen – um 1900 ihren Lebensunterhalt als Dienstboten verdienten.
Leben der Dienstboten
war meist sehr hart
Meist kamen sie aus ländlicheren Gebieten in die Stadt, weil sie hier als Mägde, Hausmädchen, Kindermädchen oder Köchinnen Arbeit finden konnten. Sie lebten und wohnten im Haushalt ihrer jeweilen Dienstherrschaft. „Ihr Leben war hart, Verdienst und soziale Sicherheit gering, die Arbeitszeiten lang, die Abhängigkeit von den Dienstherren groß und Privatleben nicht möglich“, erzählt Walter Leicht.
Zumindest einen kleinen Einblick in das Leben einer Magd bekommt man durch das Dienstbotenbuch, das jeder Dienstbote damals besitzen müsste. Bis heute erhalten geblieben ist das Dienstbotenbuch von Franziska Fuchshuber. Auch ihrem Leben widmet sich die aktuelle kleine Sonderausstellung im Städtischen Museum Rosenheim.
Geboren wurde sie im Jahr 1834 in der Gemeinde Raitenhart im Landkreis Altötting. Im Alter von 16 Jahren trat sie zum ersten Mal bei einem Bauern in der Nähe ihres Heimatortes in Dienst. 1884 – also 5o Jahre später, sind in ihrem Dienstbotenbuch bereits 25 verschiedene Arbeitsstellen verzeichnet.
Zweimal wegen „nicht entsprechendem“
Verhalten entlassen
Zweimal wurde die ledige Magd wegen „nicht entsprechendem“ Betragen entlassen. Anfangs war Franziska Stallmagd, später dann als Köchin, Haus- oder Kindsmagd beschäftigt. Über Kraiburg und Wasserburg gelangte sie schließlich nach Rosenheim.
1886 fand sie in Rosenheim beim Lebzelter Sebastian Ruedorffer eine neue Stelle. Dort konnte sie bis zu ihrem Tod bleiben. Am 8. Mai 1922 meldete Christine Ruedorffer, dass die Dienstmagd im Haus der Familie in ihrem Beisein mit über 87 Jahren verstorben sei.
Wohl eher ein Einzelfall, wie andere alte Aufzeichnungen zeigen. Viele Dienstboten wurden aufgrund ihres harten Lebens bei weitem nicht so alt und fristeten nach ihrem Arbeitsleben nicht selten ein klägliches Dasein.
Der „Schlenklmarkt“ in Rosenheim verlor seine Bedeutung, als 1920 ein städtisches Arbeitsamt ins Leben gerufen wurde. Zuerst stationiert beim Mittertor – also dort, wo heute das Städtische Museum in Rosenheim beheimatet ist, bis es dann, 8 Jahre später unter staatliche Fittiche kam und in die ehemalige Brauerei und Gaststätte „Bräu am Anger“ umzog.