Trockenheit und Hitze: LBV fordert umfassende Bachrenaturierungen

Trockenheit und Hitze: LBV fordert umfassende Bachrenaturierungen

Hilpoltstein /Bayern – Trockenheit und Hitze:. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) fordert umfassende Bachrenaturierungen. „Unsere kleinen Fließgewässer sind entscheidend für den ökologischen Zustand ganzer Flusslandschaften – und sie sind akut gefährdet“, warnt LBV-Gewässerexpertin Malvina Hoppe. „Nur wenn wir natürliche Bachläufe und breite, vielfältig bewachsene Uferstreifen fördern, können Bäche ihre Funktionen als Wasserspeicher, Lebensraum und Schutzschild gegen Extremwetter erfüllen.“.

Mit rund 90.000 Kilometern Länge bilden Bäche einen wichtigen Teil des Gewässernetzes im Freistaat. Doch nur rund 19 Prozent der Fließgewässer befinden sich, laut LBV, aktuell in einem guten ökologischen Zustand. Begradigt, in Rohre gezwängt oder fast ganz ausgetrocknet, verlieren viele Bäche ihre natürliche Dynamik. Dabei seien strukturreiche, beschattete Gewässer unverzichtbar. „Ein naturnaher Bach wirkt wie eine natürliche Klimaanlage: Durch Verdunstung kühlt er seine Umgebung – eine immer wichtigere Funktion in Zeiten zunehmender Hitzewellen“, erklärt die LBV-Gewässerexpertin Malvina Hoppe. „Besonders in Städten können Menschen und Natur gleichermaßen vom kühlenden Mikroklima profitieren.“

Hotspots biologischer Vielfalt

Bäche beheimaten eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Viele Fische, wie die Bachforelle, nutzen sie als Kinderstube und sind auf kühles, sauberes Wasser und einen durchgängigen Bachlauf angewiesen, um bachauf- und -abwärts zu schwimmen. Durch den Klimawandel und insbesondere bei anhaltenden Hitzeperioden haben viele Gewässer mit zu hohen Wassertemperaturen zu kämpfen. „Das Absenken der Wassertemperatur ist in den kommenden Jahren eine zentrale Herausforderung für gesunde Gewässerökosysteme“, betont Hoppe. „Bereits ein 400 Meter langer beschatteter Bachabschnitt kann das Wasser um bis zu zwei Grad abkühlen und so das Überleben vieler Tiere sichern.“

Instrument dank Volksbegehren

Durch das Volksbegehren Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!” wurden 2019 in Bayern Gewässerrandstreifen auf fünf Metern Breite entlang Gewässern dritter Ordnung Pflicht. Sie wirken als natürliche Filter von Düngemitteln und Pestiziden von Ackerflächen und verhindern den Eintrag von Sedimenten ins Gewässer. Eine acker- und gartenbauliche Nutzung ist darauf nicht erlaubt. Jedoch ist eine intensive Grünland-Nutzung nicht ausgeschlossen. Der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer fordert deshalb: „Wir brauchen Gewässerrandstreifen mit naturnahem Uferbewuchs, Büschen und Bäumen, damit diese eine kühlende Funktion für die Gewässer entwickeln. Wenn auf ihnen blühende Hochstaudenfluren oder Gehölze wachsen dürfen, bieten sie zudem Lebensraum für Vögel, Spinnen, Amphibien und zahlreiche Insekten und leisten einen Beitrag zum Biotopverbund.”

Staatliche Unterstützung notwendig

Für die Gewässer Dritter Ordnung sind in Bayern die Kommunen zuständig – doch viele fühlen sich mit dieser Aufgabe allein gelassen. Mit der Broschüre „Lebendige Bäche in Bayern“ bietet der LBV Kommunen konkrete Hilfestellungen und Beispiele für erfolgreiche Renaturierungen. Doch das reich nicht aus: Der LBV hält an seiner Forderung nach flächendeckender Renaturierung fest. „Die bayerische Staatsregierung sollte die Bäche im Freistaat endlich großflächig renaturieren – um damit Grundwasser-, Hochwasser- und Artenschutz gleichzeitig zu fördern“, so Schäffer abschließend.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto: re)

Klebefallen im Garten werden zur tödlichen Gefahr für Fledermäuse und Vögel

Klebefallen im Garten werden zur tödlichen Gefahr für Fledermäuse und Vögel

Hilpoltstein / Bayern – Klebefallen, auch Gelbtafeln genannt, werden oft als giftfreie Alternative zur Bekämpfung von Insekten wie Kirschfruchtfliegen oder Trauermücken eingesetzt, auch in privaten Gärten oder auf Balkonen werden sie häufig genutzt. Doch sie sind eine Gefahr für andere Tiere. Der LBV appelliert an Bürger im Garten und auf dem Balkon auf Gelbtafeln zu verzichten.

Klebetafeln in der Natur: Ein aktueller Vorfall verdeutlicht die oft unterschätzten Gefahren von Gelbtafeln im Garten: Ein besorgter Gartenbesitzer meldete dem bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), dass sich ein Vogel in einer Gelbtafel verfangen hatte. Zum Glück konnte der Vogel rechtzeitig befreit werden und überlebte. Solche Vorfälle sind im Sommer jedoch keine Seltenheit. „Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge, aber auch Vögel und Fledermäuse können an den Fallen kleben bleiben“, kritisiert LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der LBV bittet deshalb Bürger dringend, in der Natur auf Klebefallen zu verzichten und stattdessen insektenfressende Arten zu fördern, die das biologische Gleichgewicht erhalten.

Klebetafeln als Gefahr für Fledermäuse und Vögel

Gelbtafeln sind klebrige, gelbe Papp- oder Kunststofftafeln, die hauptsächlich zur Bekämpfung von Blattläusen oder verschiedenen Fliegenarten wie Fruchtfliegen verwendet werden. Die leuchtend gelbe Farbe wirkt anziehend auf Insekten, die an der klebrigen Oberfläche haften bleiben. In Obstgärten oder Lebensmittelbetrieben kommen sie oft großflächig zum Einsatz. Im Außenbereich locken sie jedoch nicht nur ungebetene Gäste an: „Fledermäuse werden angelockt, weil sie versuchen, die mit den Flügeln summenden, aber klebenden Insekten zu erbeuten. Mit ihren dünnen Flughäuten oder großen Ohren, kleben sie bei ihrem Jagdversuch oft so stark und schnell an den Gelbtafeln fest, dass sie keine Chance mehr haben, zu entkommen. Bei ihren Befreiungsversuchen ziehen sie sich oft starke Hautverletzungen zu”, erklärt Angelika Nelson. Auch Vögel reißen sich beim Kontakt mit Klebefallen Federn aus oder verkleben ihr Gefieder so stark, dass sie nicht mehr fliegen können und leichte Beute für Katzen und Marder werden.

In der Natur auf Gelbtafeln verzichten 

Um andere Tiere vor der klebrigen Oberfläche zu schützen, werden im Handel Schutzgitter angeboten, die um die Falle herum angebracht werden. Diese schützen allerdings nur Säugetiere und Vögel. Für im Garten gerne gesehene Insekten wie Bienen und Schmetterlinge stellen Gelbtafeln auch dann noch eine Gefahr dar, da sie ebenfalls angezogen und gefangen werden. „Das kann die Bestäubung und damit die Pflanzenvielfalt im eigenen Garten beeinträchtigen und das empfindliche Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen“, so die Biologin. Daher rät der LBV grundsätzlich, im Freien auf Klebefallen zu verzichten und auf naturfreundliche Alternativen zu setzen. Dazu gehört vor allem ein naturnaher, strukturreicher Garten mit einer Vielfalt an Pflanzen und Tieren. „Wer in seinem Garten auch insektenfressenden Tieren einen Lebensraum bietet, hat weniger Probleme mit den vermeintlich lästigen Gartenbewohnern“, sagt Angelika Nelson.
Weitere Tipps zur naturnahen Gartengestaltung unter: www.lbv.de/garten.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Bartgeier-Odyssee beendet; Vinzenz kehrt in die Alpen zurück

Bartgeier-Odyssee beendet; Vinzenz kehrt in die Alpen zurück

Berchtesgaden / Hilpoltstein – Der junge Bartgeier Vinzenz ist nach einem außergewöhnlichen Abstecher in den hohen Norden wieder zurück in seiner Heimatregion: Im Nationalpark Berchtesgaden konnte er nun laut LBV erneut erfolgreich in die Freiheit entlassen werden. Im Hagengebirge nahe der österreichischen Grenze holten die Projektverantwortlichen des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und des Nationalparks Berchtesgaden Vinzenz heute Morgen aus seiner Transportbox. Nach dem Öffnen der Türen dauerte es nur wenige Sekunden, bis Vinzenz die Box selbstständig verlies und sich zielsicher in seiner vertrauten alpinen Umgebung in die Lüfte schwang. Auch die Ende Mai ausgewilderte Bartgeierdame Luisa sorgt für Freude: Sie flog bereits vergangenen Sonntag, 22. Juni zum ersten Mal erfolgreich aus der Felsnische aus.

Zuvor hatte Vinzenz über mehrere Wochen für Aufregung gesorgt: Der 2024 im Rahmen des Wiederansiedlungsprojekts ausgewilderte Bartgeier hatte sich überraschend auf einen über 1.600 Kilometer langen Flug begeben – von den bayerischen Alpen über Süddeutschland bis in die Niederlande und schließlich an die Nordseeküste bei Oldenburg. Dort wurde er Mitte Juni an einer Landstraße eingefangen und in die auf Greifvögel spezialisierte Wildtierauffangstation in Rastede gebracht. „Vinzenz hatte auf seinem Flug rund zehn Prozent seines Körpergewichts verloren, war aber glücklicherweise unverletzt“, erklärt Toni Wegscheider, Projektleiter beim LBV. „Er wurde in Rastede bestens versorgt, gründlich untersucht und schonend wieder aufgepäppelt.“ Neben der erhofften Gewichtszunahme wurden auch medizinische Checks, insbesondere zur Abklärung von Bleibelastung, durchgeführt – alle Befunde waren unauffällig.

Nachdem sich Vinzenz vollständig erholt hatte, erfolgte nun sein Rücktransport mit einem spezialisierten Tiertransportunternehmen zurück in den Nationalpark Berchtesgaden. „Seine seit dem letzten Jahr gewonnenen Erfahrungen machen uns zuversichtlich, dass Vinzenz sich wieder gut in den Alpen zurechtfinden wird“, so Ulrich Brendel, Projektleiter im Nationalpark. Der junge Bartgeier trägt weiterhin einen GPS-Sender, über den seine künftigen Wege beobachtet werden können. „Wir hoffen, dass Vinzenz in Zukunft wieder vorwiegend in alpinen Regionen unterwegs ist – die Risiken im Flachland sind für diese Vogelart einfach zu groß“, betont Brendel.

Auch Bartgeier Luisa erobert die Lüfte

Für weitere schöne Nachrichten sorgt die in diesem Jahr ausgewilderte Bartgeierdame Luisa. Am Sonntag, 22. Juni absolvierte nun auch sie im Alter von 117 Tagen erfolgreich ihren Erstflug aus der Felsnische im Klausbachtal. Im Gegensatz zu ihrer Artgenossin Generl, die bereits zehn Tage zuvor und damit außergewöhnlich früh in die Lüfte gestartet war, ließ sich Luisa ausreichend Zeit für das Training der Flügelschläge. Sie zeigte einen bemerkenswerten Steilflug und landete etwas ruppig in der Wiese neben der Auswilderungsnische. „Möglicherweise wurde Luisa neben den gelegentlichen Übungsflügen von Generl auch von der Präsenz des 2023 ausgewilderten Nepomuk animiert. Dieser hatte sich einen Tag zuvor zu einem Besuch in der Halsgrube eingefunden und hielt sich über mehrere Tage friedlich in der Nähe der beiden Junggeier auf“, berichtet Toni Wegscheider. Das Bartgeier-Team konnte auch beobachten, dass Nepomuk das im Gebiet ansässige Steinadlerpaar aus der Halsgrube vertrieben hat und somit konnte er den noch nicht so versierten Junggeiern etwas den Rücken freihalten. Das Projektteam hofft, dass sich die beiden Anfängerinnen vom erfahrenen Flieger möglichst viele Tricks abschauen, um schon bald ebenso souverän wie er durch den Nationalpark zu segeln.

Bartgeier auf Reisen

Die beeindruckende Flugroute von Vinzenz durch Deutschland und die Niederlande sowie seine nächsten Flüge können auf der Webseite des LBV mitverfolgt werden unter www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen. Dort lassen sich auch die aktuellen Flugrouten der sechs anderen mit Sendern ausgestatteten Bartgeier sowie die kommenden Ausflüge von Generl und Luisa, sobald sie im Spätsommer das Klausbachtal verlassen haben, entdecken.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto: re)

Vögel bei Trockenheit unterstützen

Vögel bei Trockenheit unterstützen

Hilpoltstein / Bayern – Unter langanhaltender Hitze leiden nicht nur viele Menschen, sondern auch die Tierwelt: Mit Vogeltränken und Lehmpfützen kann man nicht nur den gefiederten Freunden im Garten helfen. Hier Tipps vom LBV: 

Eine Wasserstelle einzurichten, ist ganz einfach: eine flache Schüssel oder ein Blumentopf-Untersetzer genügt. Wichtig ist es jedoch, dabei auf Hygiene zu achten. „Vor allem bei großer Hitze muss das Wasser unbedingt täglich gewechselt und die Tränke gereinigt werden, da sich sonst schnell Krankheitserreger vermehren, die tödlich sein können“, warnt Angelika Nelson. Chemische Reinigungsmittel sind dabei tabu. Es reicht, die Tränke mit kochendem Wasser und einer Bürste zu reinigen. Wer zwei Wasserschalen abwechselnd benutzt, kann die eine Tränke 24 Stunden in der Sonne trocknen – auch das tötet eventuelle Parasiten. Die regelmäßige Reinigung und frisches Wasser verhindern zudem, dass Stechmücken angelockt werden und ihre Eier im Wasser ablegen, darunter auch die Tigermücke, die Krankheiten übertragen kann.

So einfach lässt sich eine Tränke einrichten

Vögel nehmen eine Tränke nur an, wenn sie sich dort sicher fühlen. „Vögel sind beim Baden und bei der Gefiederpflege sehr abgelenkt und können leicht zur Beute für anschleichende Katzen und andere Raubtiere werden. Ideal ist deshalb ein für Vögel gut einsehbarer, erhöhter Platz mit nahegelegenen Büschen und Bäumen, in die sich die Vögel bei Gefahr schnell flüchten können“, rät die LBV-Biologin. Weiters nutzen Vögel die Wasserstelle auch zum Trinken. Eine Tränke mit flachem Schalenrand und rauem Boden bietet den Vögeln sicheren Halt. Übrigens baden manche Vögel auch gerne im Sand, um ihr Gefieder von Parasiten zu befreien. Wer keine offene Sandstelle im Garten hat, kann ganz einfach ein Sandbad in einer flachen Schale einrichten.

Und die Insekten?

Auch Hummeln, Bienen und Käfer brauchen in der Trockenperiode dringend Wasser. „Insekten benötigen das Wasser nicht nur als Durstlöscher, sondern auch zum Bau ihrer Nester. Manche Wildbienen nutzen zum Beispiel feuchten Lehm, um Brutzellen und Nesteingänge zu mauern. Das kann man auch großartig an einem Insektenhotel selbst beobachten“, so Nelson. In einer flachen Schale mit Landeplätzen aus Steinen, Stöcken und etwas Moos können Insekten das Wasser sicher erreichen. Auch hier gilt: Das Wasser regelmäßig wechseln, um die Bildung von Krankheitserregern zu verhindern.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto LBV)

Bayerns Romantiker sind los: Glühwürmchen jetzt  beobachten

Bayerns Romantiker sind los: Glühwürmchen jetzt beobachten

Hilpoltstein / Bayern – Warme Sommernächte locken nicht nur uns Menschen nach draußen, auch Glühwürmchen lieben diese Nächte. Meist nur fünf bis zehn Tage im Zeitraum von Mitte Juni bis Anfang Juli fliegen sie mit Einbruch der Dämmerung los und gehen auf Brautschau.

Entlang von Waldrändern, im Gebüsch oder auch im Park, zudem meist in Wassernähe, sind sie dann zu hunderten unterwegs und funkeln durch die Nacht – ein bezauberndes Naturschauspiel. „Leider werden von Jahr zu Jahr weniger Glühwürmchen beobachtet. Die hohe Lichtverschmutzung und fehlende Gehölzstrukturen in Wassernähe machen auch diesem faszinierenden Insekt das Überleben immer schwerer“, sagt Tarja Richter, Insektenexpertin beim bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Doch der LBV gibt Tipps, wie man den Leuchtkäfern helfen kann.

Lebensenergien rasch erschöpft

Bei den in Bayern fliegenden Exemplaren handelt es sich zumeist um den Kleinen Leuchtkäfer, bei dem sowohl Männchen als auch Weibchen leuchten. Dabei sitzt das flügellose Weibchen auf Ästen im Gebüsch oder auch auf hohen Grashalmen und lockt mit ihrem leuchtenden Hinterleib vorbeifliegende Männchen an. „Das Licht wird in so genannten Leuchtzellen erzeugt. Hier wandelt der Käfer chemische Energie in elektrische Energie um – und das sehr effizient“, erklärt Tarja Richter. Warm wird den Tieren dabei nicht, denn das auf diese Weise erzeugte Licht bleibt kalt. Sein Zweck: Einzig und allein die Fortpflanzung. Nach Paarung und Eiablage sind die Lebensenergien der Käfer allerdings rasch erschöpft, denn in ihrem Lebensabschnitt über dem Erdboden nehmen sie keine Nahrung mehr zu sich.

Den größten Teil ihres Lebens verbringen die Käfer zuvor unterirdisch als Larve. Drei Jahre währt das Larvenstadium, in dem die Käferlarve Unmengen an kleinen Schnecken verputzt. Das freut auch Gärtner. Um Glühwürmchen zu helfen, sollte man im Garten nach Möglichkeit kleinere heimische Laubbäume und Sträucher anpflanzen, Laub- und Reisighaufen liegen lassen, einen Teich oder ein Hochstaudenbeet anlegen. Die LBV-Insektenexpertin rät: „Gartenbesitzende sollten außerdem auf nächtliche Beleuchtung verzichten. So finden sich Männchen und Weibchen leichter und die nächste Generation Glühwürmchen ist gesichert.“
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Faszinierende Insektenvielfalt im Rainer Wald: Über 1.000 Arten gefunden

Faszinierende Insektenvielfalt im Rainer Wald: Über 1.000 Arten gefunden

Hilpoltstein / Bayern – Jetzt ausgewertete Kartierungsergebnisse aus 2023 zeigen beeindruckende Insektenbestände im Schutzgebiet: Über 1.000 Insektenarten tummeln sich im Rainer Wald (Landkreis Straubing-Bogen), darunter fast 100 Arten, die in Bayern auf der Roten Liste stehen.

Metallisch grün, blau und rot schillernd, mit zwei Flügelpaaren und großen Facettenaugen präsentieren sich die Edelsteine unter den Insekten im Rainer Wald : Eine Vielfalt an Goldwespen, darunter zahlreiche gefährdete Arten, konnte der LBV auf den Lichtungen mitten im Rainer Wald feststellen.
Seit 2009 befindet sich das Waldstück im Donautal zwischen Straubing und Regensburg im Besitz des LBV und ist mit rund 250 Hektar das größte LBV-Schutzgebiet. „Der Rainer Wald ist ein Paradebeispiel, wie wirkungsvoll der Kauf von Naturschutzflächen für die Artenvielfalt, insbesondere die Insektenvielfalt sein kann“, sagt Dr. Christian Stierstorfer, LBV-Waldexperte.
Mit seinem Reichtum an stark unterschiedlichen Lebensräumen und seiner Jahrhunderte langen Biotoptradition gilt der Rainer Wald als Naturjuwel. So gibt es neben sumpfigen Wäldern auch trockene Sand- und Kiesbereiche sowie hochwertige Alteichenbestände. Lichtungen und Feuchtwiesen bieten Raum für zahlreiche heimische Kräuter, wie Weiße Taubnessel, Teufelskralle oder Sumpf-Helmkraut. Diese vielfältige Landschaft bietet Lebensraum für zahlreiche Insektenarten, die Pflanzenvielfalt schafft ein breites Nahrungsangebot.

Vorkommen seltener und gefährdeter Insektenarten

Im Rainer Wald konnten die Artenschützer des LBV im Rahmen eines Insekten-Monitorings 2023 eine faszinierende Vielfalt an Insekten feststellen: Mindestens 1.035 Insektenarten tummeln sich im Rainer Wald. Die Wissenschaftler gehen noch von viel höheren Artvorkommen aus, die bei umfangreicheren Kartierungen und erweiterten Fangmethoden entdeckt werden könnten. „Arten wie der stark gefährdete Schaufelkäfer sind in Bayern eine Seltenheit. Als sogenannte Urwaldreliktart weist sein Vorkommen im Schutzgebiet darauf hin, dass der Wald seit langer Zeit zumindest in Teilen in einem naturnahen Zustand ist“, erklärt die LBV-Insektenexpertin Tarja Richter. Für seine Entwicklung ist der Schaufelkäfer auf bodennahe tote Baumstämme angewiesen. Diese findet er in naturbelassenen Wäldern. „Wir entdeckten sogar den Blattkäfer Longitarsus fulgens, der in Bayern als ausgestorben gilt“, ergänzt Richter.
Neben Arten, die sich im feuchten Totholz wohlfühlen, kommen im Rainer Wald auch viele wärmeliebende Insektenarten offener Lebensräume, wie Goldwespen, vor. Goldwespen leben parasitisch, viele von ihnen entwickeln sich in den Nestern verschiedener Wespen oder Wildbienen. „Die Goldwespe Chrysis leachii parasitiert beispielsweise bei bestimmten Grabwespen, das bedeutet die Goldwespenlarve frisst zunächst die Wirtslarve oder das Ei, um sich anschließend vom Futtervorrat zu ernähren“, berichtet die LBV-Biologin. „Diese Goldwespenart gilt in Bayern als stark gefährdet. Im Rainer Wald schaffen sandige Hänge und warme Bereiche mit Blütenangebot ideale Lebensbedingungen für die seltene Art.“

Flächenankauf ermöglicht Artenvielfalt

„Die Vielfalt an Lebensräumen innerhalb des Schutzgebietes gilt es zu erhalten“, betont der LBV-Waldexperte Dr. Christian Stierstorfer. „Früher wurden Auwälder, wie der Rainer Wald, regelmäßig von Flüssen überschwemmt. Dabei entstanden Lichtungen und Rohböden, die als Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere dienen. Heute stellen wir diese Prozesse durch unsere Biotoppflege, wie etwa das Baggern von Tümpeln und Aufschütten des Aushubmaterials nach.“ Das Vorkommen vieler seltener Arten macht den Wald unersetzlich für Bayerns Natur. 

Hintergrundinformationen Rainer Wald

Der Rainer Wald liegt im Vogelschutz- und FFH-Gebiet und wurde sukzessive zwischen 2005 und 2009 mit über 240 Hektar fast vollständig vom LBV erworben. Gefördert wurden die Flächenankäufe sowie Kartierungs- und Pflegemaßnahmen vom Europäischen Landwirtschaftsfonds, dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, dem Bayerischen Naturschutzfonds und der Regierung von Niederbayern. Mit seinen naturschutzfachlich hochwertigen Beständen an Alteichen und Sumpfwäldern ist er ein wertvolles Waldrelikt im ansonsten waldarmen Dungau. Um darüber die ökologische Vielfalt im Schutzgebiet aufzuwerten, wurden im Rahmen eines Projektes mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) bestehende Fichtenforste schonend in naturnahe Laubwälder umgewandelt, seltene Baumarten und Stauden gefördert und der Wasserhaushalt der Sumpfwälder renaturiert. Im Rahmen von jährlichen, von der Regierung von Niederbayern geförderten Landschaftspflegeprojekten werden diese Maßnahmen fortgesetzt und erweitert.
Weitere Informationen unter: www.lbv.de/rainer-wald
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)