Innstraße 14, Rosenheim, 1908

Innstraße 14, Rosenheim, 1908

Rosenheim – Unsere fotografische Zeitreise geht heute sehr weit zurück – bis in das Jahr 1908. Zu erkennen, was wir auf dieser historischen Aufnahme sehen, ist gar nicht so einfach. Weil sich in diesem Bereich tatsächlich viel verändert hat. Es ist die Innstraße 14. Dazu stellen wir Euch heute mal ein aktuelles Foto gegenüber. Das hohe Gebäude weiter hinten kurz vor der Kirche auf der linken Seite ist heute Innstraße 14.
Archiv: Herbert Borrmann

Exponate im Rampenlicht: Teil 2

Exponate im Rampenlicht: Teil 2

Rosenheim – Im Städtischen Museum Rosenheim hat jedes der gut 4000 Museumsstücke seine Geschichte. Längst ist noch nicht alles erzählt. Die Serie „Exponate im Rampenlicht“ beleuchtet einzelne Ausstellungsstücke aus einem neuen Blickwinkel.

Bühne frei für das Römerskelett!

Eigentlich sollte der Schauraum „Rosenheim zu Römerzeit“ renoviert und neu gestaltet werden. Doch daraus wurde nichts, nachdem 2017 aufgrund statischer Untersuchungen klar wurde, dass das gesamte Gebäude saniert werden muss. Frühestens 2026 soll diese Maßnahme nach aktuellem Stand in Angriff genommen werden. Bis dahin ist das Römer-Skelett in seinem gläsernen Schaukasten ziemlich einsam in seinem Schauraum. Denn die meisten anderen Exponate sind seitdem im Depot zwischengelagert.  

Gefunden wurden die menschlichen Überreste Mitte des 20. Jahrhunderts bei Ausgrabungen im Raum Rosenheim. Viele Besucher rätselten lange Zeit darüber, ob die Knochen von einer Frau oder einem Mann stammen. Vor einigen Jahren kam dann die Ernüchterung: das Skelett ist ein „Puzzle“ – zusammengesetzt aus den Knochen von drei verschiedenen Menschen. Vermutlich handelte es sich um Legionäre.
Einer Anthropologin fielen bei einer Untersuchung vor einigen Jahren aber noch einige andere, interessanter Details auf: die Schlüsselbeinknochen wurden falsch herum eingehängt. Die Füße bestehen aus Handknochen.

Skelett ist ein
großer „Fake“

Ein großer „Fake“ also, zustande gekommen dadurch, dass das Skelett von einem Tier-Präparator zusammengesetzt wurde. „Ihm war die menschliche Anatomie wohl nicht so vertraut,“ mutmaßt Museumsleiter Walter Leicht.  Es könne aber auch sein, dass der Präparator versucht hat, aus dem Sammelsurium an Knochen ein möglichst vollständiges Skelett zu erhalten.
Auch wenn man mittlerweile weiß, dass einiges an dem Römer-Skelett nicht so ganz passt, bleibt es wohl in einem Stück, meint Walter Leicht: „Der Tierpräparator hat zum Zusammensetzen auch eine Art Sekundenkleber genommen. Ohne größere Schäden könnte man es gar nicht mehr zerlegen.“
Die Tatsache, dass es sich bei dem Skelett um die Überreste von verschiedenen Menschen handelt, hat nach Ansicht von Walter Leicht aber auch etwas Gutes. Die Frage der Pietät stellt sich deswegen seiner Meinung nach weniger: „Das wäre sicher auch für mich anders, wenn man es mit den Überresten eines bestimmten Menschen zu tun hätte.“
Eines Tages könnte der Schädel des Römer-Skelett aber ein „Gesicht“ bekommen. Technisch ist das heutzutage kein Problem mehr. Bis es so weit ist, wird es aber dennoch noch eine ganze Weile dauern. Denn eine 3D-Gesichtsrekonstruktion kostet viel Geld und das wird erst einmal dringender für die Sanierung gebraucht.  

Zeitreise Bahnhofstraße Rosenheim

Zeitreise Bahnhofstraße Rosenheim

Rosenheim – Heute starten wir eine Zeitreise durch die Bahnhofstraße in Rosenheim. Natürlich hat sich auch da im Laufe der Zeit so einiges verändert. Besonders interessant auf den älteren Aufnahmen ist die Nähe der Berge – die es so auch zu dieser Zeit natürlich nicht gegeben hat. Auch damals hat man also fototechnisch schon gerne etwas zum positiven hin verändert.  Das Beitragsfoto zeigt die Bahnhofstraße im Jahr 1912. Alle Fotos stammen aus dem umfangreichen Fotoarchiv des Rosenheimers Herbert Borrmann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, alte historische Aufnahmen zu digitalisieren, um sie so für die Nachwelt zu erhalten.

Bahnhofstraße im Jahr 1915.

Bahnhofstraße im Jahr 1916.

Die Bahnhofstraße im Jahr 1924.

Die Bahnhofstraße im Jahr 1928.

Bahnhofstraße im Jahr 1934.

Die Bahnhofstraße im Jahr 1959.

Die Bahnhofstraße im Jahr 1979.

Fraueninsel – eine eigene Welt

Fraueninsel – eine eigene Welt

Rosenheim / Chiemsee – Es gibt Orte, da scheint die Zeit still zu stehen. Die Insel Frauenchiemsee im bayerischen Meer ist so ein Ort. Einer alten Überlieferung zufolge wurde dort im Jahr 782 eines der ersten Nonnenklöster Bayerns gegründet. Stifter war der bayerische Herzog Tassilo III.
Auch heute noch ist die Fraueninsel eine eigene kleine Welt, die Künstler aus der ganzen Welt inspiriert und jährlich tausende von Besuchern anzieht.
Die historische Luftaufnahme stammt aus dem Jahr 1940, die Aufnahme aus aktueller Zeit kommt von dem bekannten Chiemgauer Fotografen Rainer Nitzsche.

Das Pestkreuz von Baierbach

Das Pestkreuz von Baierbach

StephanskirchenEin Steinkreuz erinnert im Kielinger Wald an ein finsteres Stück Zeitgeschichte: 1632 brach die Pest in der Gemeinde Stephanskirchen aus und löschte ganze Ortschaften aus. In Kieling soll der Überlieferung zufolge nur ein kleines Mädchen das Massensterben überlebt haben. Autorin Nicole Steyer inspirierte der Besuch bei diesem Kreuz zu ihrem Historien-Roman „Das Pestkind“. Im Gespräch mit dem Wendelstein-Anzeiger erzählt die 43-jährige, was sie bei ihren Recherchen über das Kreuz herausgefunden hat und warum sich dadurch für sie in der Corona-Krise einiges relativiert.

Nicole Steyer lebt in der hessischen Stadt Idstein. Geboren wurde sie in Bad Aibling im Landkreis Rosenheim. Das Schreiben hat ihr schon immer großen Spaß gemacht. „In der dritten Klasse habe ich ein Büchlein über einen Frosch geschrieben und für je 50 Pfennig vermarktet“, erzählt sie. Als Mutter von zwei Töchtern hat sie vor einigen Jahren ein Kinderbuch auf den Markt gebracht. Ihre große schriftstellerische Leidenschaft gilt aber historischen Romanen.
Wer ihr genau den Tipp gegeben hat, einmal das Pestkreuz in der Nähe des kleinen Weilers Kieling bei Baierbach zu besuchen, weiß sie nicht mehr genau. Dafür erinnert sie sich noch gut an die Gefühle, die dieser Ort bei ihr ausgelöst hat. „Als ich vor dem Kreuz stand, hat mich das unglaublich mitgenommen. Die Geschichte dahinter empfand ich sofort als tief bewegend.“

Zu finden ist das Pestkreuz aus dem Jahr 1632 im Kielinger Wald in Stephanskirchen im Landkreis Rosenheim. Fotos: Wunsam

Das schlichte Steinkreuz selbst soll aus dem Jahr 1632 stammen. Der Stein mit Gedenktafel daneben stammt aber aus jüngerer Zeit. Darauf zu lesen ist, dass während des dreißigjährigen Krieges Pestopfer an diesem stillen Ort bestattet wurden. Auch das kleine Mädchen wird erwähnt. Geschichtlich überliefert ist ihr Überleben durch die schriftlichen Aufzeichnungen des damaligen Stephanskirchener Pfarrers Angerer.
Nicole Steyer wollte mehr erfahren über diese Zeit und insbesondere über das Schicksal des Kindes. Sie recherchierte in alten Büchern und Aufzeichnungen. „Das Leben der Menschen war zu dieser Zeit katastrophal“, meint sie. Vor 700 Jahren erschütterte die „kleine Eiszeit“ Europa. Hunger, Kriege, Revolutionen und Krankheiten waren die Folge. Auch die Region Rosenheim blieb von den Auswirkungen nicht verschont. „Ich glaube, dass es feindliche Soldaten waren, die die Pest nach Stephanskirchen brachten“, so Nicole Steyer. Diesem neuen Feind konnte die Bevölkerung nichts entgegensetzen: „Die Menschen waren dem schwarzen Tod komplett ausgeliefert“.
In ihrem Denken hat sich durch die Beschäftigung mit der Geschichte vieles verändert. „Ich empfinde heute große Dankbarkeit für das Leben, das wir heute führen“, sagt sie. Auch wenn die aktuelle Corona-Pandemie den Menschen viel abverlange, sei die Situation nicht mit der Zeit damals zu vergleichen. „Wir können uns gegen diese Krankheit schützen. Die Menschen damals hatten keine Chance.
Zu gerne hätte Nicole Steyer bei ihren Recherchen mehr über das Schicksal der einzigen kleinen Pest-Überlebenden aus dem Weiler Kieling erfahren. „Es wäre schön zu wissen, dass es das Schicksal noch gut gemeint hat mit der Kleinen“, so Nicole Steyer. Aber ihre Spurensuche blieb ergebnislos.
In dem Roman „Das Pestkind“ hat das Mädchen aber zumindest fiktiv dann doch einen Namen, eine Geschichte und ein Happy-End bekommen.
Hier gibt es das Buch zu Kaufen: https://amzn.to/2UI5XrM
(Werbung/Anzeige: Amazon Affiliatelink)

Wer das Kielinger Pestkreuz besuchen will, folgt von der Baierbacher Kirche aus den mit Schildern ausgewiesenen Rundwegen Eins und Zwei. Hölzerne Wegweiser im Wald weisen dann auf das Pestkreuz hin.

Zeitzeugen aus Papier und Pergament

Zeitzeugen aus Papier und Pergament

OberaudorfSmartphone, E-Reader und Co. verdrängen das klassische Lesen mit dem Buch. Aber je mehr Bücher elektronisch verfügbar sind, desto begehrenswerter wird das Buch als Objekt, gleich gar wenn es sich um alte, seltene und außergewöhnliche Exemplare handelt. Antiquar Rainer Kurz und seine Frau Regina haben ein gutes Gespür für das Besondere.

Antiquar Rainer Kurz teilt die Liebe für alte Bücher mit seiner Frau Regina. Fotos: Dinner

 Es ist, als trete man eine Zeitreise in längst vergangene Zeiten an. Die ältesten Bücher im Antiquariat von Rainer und Regina Kurz stammen aus dem 16. Jahrhundert. Bücher mit Pergamenthaut oder Ledereinband – teils aufwendig verziert, teils noch handgeschrieben, fallen in den Blick. Im Nebenraum hängen kunstvoll gestaltete Lerntafeln – damit wurde den Schülern früher anschaulich dargestellt, wie beispielsweise Motoren funktionieren oder wie Menschen und Tiere auf einem Bauernhof leben. Doch auch weniger alte Werke stapeln sich in den Regalen und das was die Besucher da alles sehen, ist nur ein kleiner Teil dessen, was Rainer und Regina Kurz ihren Kunden bieten. Denn auch ein Antiquariat geht mit der Zeit. Vieles wird heutzutage über das Internet gehandelt.

Gotamo Buddhos
für fünf Euro

Rainer Kurz hat seine Liebe für alte Bücher in der 50er Jahren entdeckt. „Als Teenager habe ich mir die Reden Gotamo Buddhos für fünf Mark gekauft“, erinnert er sich. Was damals daran so fasziniert hat? „Vor allem die Haptik. Etwas in den Händen zu halten, das so viel älter ist als ich und wohl auch nach mir noch viele Generationen überdauern wird.“
1980 hat er ein Antiquariat über der Gaststätte Mailkeller in Rosenheim eröffnet und über seine Leidenschaft für alte Schriften hat er dort seine Frau Regina kennengelernt.
Nachdem die beiden aufgrund steigender Mieten das Geschäft dort aufgegeben haben, handelten sie einige Jahre nur noch über das Internet und erstellten Angebote für Sammler. Im Jahr 2016 haben sie dann aber in der Ortsmitte von Oberaudorf die idealen Räumlichkeiten gefunden, um einen Teil ihrer Bücher auszustellen und neben dem Internet auch wieder vor Ort zum Verkauf anzubieten.
Bücher sind heutzutage Massenware. Die Mehrheit an gebrauchten Büchern lässt sich kaum oder wenn nur für sehr wenig Geld verkaufen. Aber es gibt auch Exemplare, für die Käufer bereit sind, hohe Summen zu zahlen. Das Ehepaar Kurz hat in den vielen Jahren als Antiquare ein sicheres Gespür dafür entwickelt, was sich gut verkaufen lässt.

Kuriositäten
und Unikate

„Entscheidend sind Inhalt, Alter und Zustand. Bei Sammlern begehrt sind aber auch Kuriositäten und Unikate“, weiß Regina Kurz. Sie persönlich findet alte Schulfibeln besonders faszinierend. „Weil man über diese Büchlein auch sehr viel über die jeweilige Zeit erfahren kann“, erzählt die Antiquarin. Manches, was darin beschrieben wird, ist in der heutigen Zeit unvorstellbar, so wie diese Szene: ein Mädchen läuft angsterfüllt vor einer riesigen Kirchenglocke davon, die sie beinahe zu erschlagen droht! Einst sollte diese gruselige Illustration Kinder dazu erziehen, ja nicht zu spät zum Gottesdienst zu kommen. „Mir hat erst kürzlich wieder eine ältere Dame erzählt, dass ihr diese Illustration als Kind Alpträume beschert hat“, erzählt Regina Kurz.
ar Kurz ständig nach neuen, besonderen Büchern. Damit schließe sich der Kreislauf, so Regina Kurz: „Ein Mensch entdeckt seine Leidenschaft für Bücher, beginnt sie zu sammeln und dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem er sich wieder davon trennen will oder trennen muss und mit einem neuen Sammler fängt wieder alles von vorne an – Generation für Generation. Was bleibt sind die Bücher und Bibliotheken, denn sie überdauern die Zeit wesentlich länger als wir Menschen.“