
Zivilschutz: So sind Stadt und Landkreis Rosenheim für den Ernstfall gerüstet
Rosenheim / Landkreis – Die Kriegsangst steigt. Deutschland will aufrüsten. Wie würde es aktuell im Ernstfall mit dem Zivilschutz der Bevölkerung in Stadt und Landkreis Rosenheim aussehen? Die Rosenheimer AfD-Landtagsabgeordneten Andreas Winhart und Franz Bergmüller stellten eine dementsprechende Anfrage beim Bayerischen Landtag. Die Antworten sind beunruhigend.
Der Rosenheimer AfD-Landtagsabgeordnete Andreas Winhart fasst die Antworten auf den Fragenkatalog, den er mit seinem Kollegen Franz Bergmüller vor wenigen Wochen an das Bayerische Staatsministerium des Inneren, für Sport und Integration gerichtet hat, so zusammen: „Ich bin erschüttert über den schlechten Zustand des Zivilschutzes angesichts der verschärften Sicherheitslage und den rund drei Jahren, welche seit der sogenannten Zeitenwende ins Land gegangen sind“.
So viele Schutzanlagen gibt es aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim
Wie sieht die Lage nun konkret aus? Laut Zensus 22 leben im Landkreis Rosenheim 256.815 Menschen. Demgegenüber stehen im gesamten Landkreis Rosenheim lediglich zwei Schutzräume in den Gemeinden Oberaudorf und Eggstätt – ausgelegt für gerade mal 265 Menschen.
In der Stadt Rosenheim gibt es drei Schutzanlagen mit einer Kapazität von 3.402 Menschen – bei über 63.000 Einwohnern. Diese sind zu finden im Finanzamt Rosenheim, in der Technischen Hochschule Rosenheim und in der Wohnanlage Carl-Orff-Straße: Im Rathaus Rosenheim gibt es zusätzlich einen nicht öffentlichen Bunker für Mitglieder der Führungsgruppe Katastrophenschutz – siehe Innpuls.me Artikel aus dem Jahr 2022.
Neben der mangelnden Kapazität gibt es noch ein weiteres Problem mit den Schutzräumen. Auf die Frage der AFD-Landtagsabgeordneten, inwieweit die bestehenden Einrichtungen derzeit einsatzbereit sind, lautete die Antwort aus dem Ministerium: „…ist gegenwärtig nicht davon auszugehen, dass die öffentlichen Schutzräume ihrem ursprünglichen Schutzniveau entsprechend einsatzbereit sind.“
Die Begründung, warum derzeit so wenige Wert auf den Zivilschutz der Bevölkerung gelegt wird, liest sich in dem Fragenkatalog dann schon fast makaber: „Die Aufgabe des Schutzraumkonzepts im Jahr 2007 ging insbesondere auch darauf zurück, das durch den Einsatz moderner Kriegswaffen keine (ausreichende) Vorwarnzeit zur Alarmierung der Bevölkerung und zum Aufsuchen von Schutzräumen mehr besteht“. So würden heutzutage bei Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 800 bis 5.500 Kilometer zwischen dem Abfeuern und dem Einschlag am vorgegebenen Ziel in der Regel nur wenige Minuten vergehen, wohingegen bei Luftangriffen während des Zweiten Weltkriegs noch eine Vorwarnzeit von 30 bis 120 Minuten möglich gewesen wäre. „Wenn man unzureichende Bunkeranlagen nur mit verkürzten Flugzeiten von Raketen und Marschflugkörpern begründet, grenzt das an Kapitulation, noch bevor was passiert ist“, so Andreas Winhart. Wie bei der Bundeswehr sei man in der Region im Zivilschutz nicht auf die neue Sicherheitslage eingestellt: „Und dabei ist der Zivilschutz noch umfangreicher, wenn man an nukleare Katastrophen denkt, wie es in AKW Saporischschja und anderen jederzeit passieren könnte“.
Übrigens: Was im Fall eines Super-Gau tatsächlich, laut dem Schreiben aus dem Bayerischen Staatsministerium flächendeckend vorhanden ist, sind Kaliumiodtabletten für etwaige radiologische Vorfälle, die es im Ernstfall unverzüglich zu verteilen gelte.
Andreas Winhart hat Rosenheims Landrat Otto Lederer, den Oberbürgermeister der Stadt Rosenheim Andreas März und alle lokalen Stellen dazu aufgefordert, mehr Zivilschutzeinrichtungen zu planen und umzusetzen und die Bevölkerung im Ernstfall über Zivilschutzmaßnahmen zu informieren.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Fotomontage: re)