Engelsberg / Landkreis Traunstein – Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Maisenberg war „die Zukunft der Wehr“ sowie des Vereins das Top-Thema. Fast 50 der etwa 75 Vereinsmitglieder einschließlich nahezu aller Aktiven fanden sich im Gasthaus Babinger ein, um auf das vergangene Jahr zurückzublicken und die Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit aufzuarbeiten.
Neben zahlreichen Einsätzen berichtete der Kommandant Andreas Spiel von den Übungen und Ausbildungen mit einem Zeitaufwand von etwa 2.000 Stunden für die Gemeinde und Vorstand Bernhard Lex-Huber ließ das Vereinsleiben Revue passieren. In einer Abstimmung votierten sämtliche Mitglieder einstimmig für den Fortbestand der Feuerwehr Maisenberg.
Es ist in der Region – vermutlich sogar bayernweit – eine einzigartige Situation, die derzeit die Gemüter in der Gemeinde Engelsberg rund um die beiden gemeindlichen Feuerwehren Engelsberg und Maisenberg erregt. Vor 52 Jahren wurde im Zuge der Gebietsreform die ehemalige Gemeinde Maisenberg nach Engelsberg eingemeindet. Die damals politisch Verantwortlichen haben für die dann beiden gemeindlichen Feuerwehren ein Feuerwehrhaus im Ortskern von Engelsberg gebaut und entsprechend den Fuhrpark und die Ausrüstung für beide Feuerwehren beschafft.
Feuerwehr ohne Heimat und Identität
Über all die Jahre hatten lediglich die Einsatzkräfte der Feuerwehr Engelsberg Spinde im Feuerwehrhaus und die Maisenberger Kameraden kommen bis heute mit ihrer Einsatzkleidung im Kofferraum der Privatfahrzeuge zum Feuerwehrdienst. Außerdem ist sämtliche Ausrüstung einschließlich der Fahrzeuge lediglich mit „Feuerwehr Engelsberg“ beschriftet. Über Jahrzehnte hinweg haben die Feuerwehren ihre Übungen mit Ausnahme der Atemschutz- und Maschinistenübungen getrennt voneinander abgehalten und sind allerdings zu Einsätzen gemeinsam ausgerückt. Bedingt durch die längeren Anfahrtswege kommen die Aktiven aus Maisenberg immer wieder umsonst zum Gerätehaus gefahren, weil die entsprechenden Einsatzfahrzeuge bereits ausgerückt sind. „Wir fühlen uns im Haus der Feuerwehr Engelsberg bis heute nicht willkommen und haben somit keine Heimat und keine eigene Identität“, so Vorstand Bernhard Lex-Huber.
Nachdem dieser schwelende Konflikt über Jahrzehnte hinweg nicht gelöst wurde und auch die Aktiven beider Feuerwehren nicht zusammengewachsen sind, wurde nun der Wunsch nach einer Lösung laut, der die Verantwortlichen aus Maisenberg dazu veranlasste, einen ersten Vorschlag zu unterbreiten, ihre Eigenständigkeit einzufordern und letztlich wieder eine Heimat als Feuerwehr Maisenberg zu finden. Sie wollten eine ehemalige Kfz-Werkstatt im Ortsteil Maisenberg zum Feuerwehrhaus umbauen und ein gebrauchtes Einsatzfahrzeug beschaffen. Dieser Vorschlag wurde vor wenigen Wochen mehrheitlich vom Gemeinderat abgelehnt.
Unter diesen Voraussetzungen fand nun vor wenigen Tagen die Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Maisenberg statt, bei der sich sämtliche Mitglieder bei einer Abstimmung mit einem eindeutigen Votum nicht nur hinter die Verantwortlichen ihrer Feuerwehr stellten, sondern auch einstimmig dafür gestimmt haben, dass sich der Verein nicht auflösen wird und die Feuerwehr Maisenberg weiterhin bestehen bleiben soll.
Das Bayerische Feuerwehrgesetz fordert den Erhalt von Feuerwehren
„Das Bayerische Feuerwehrgesetz sieht als einzige Möglichkeit zur Auflösung einer Feuerwehr vor, dass diese von sich aus beschließt, sich aufzulösen. Eine Kommune kann eine Feuerwehr nicht auflösen“, erklärt Kreisbrandrat Christof Grundner und ergänzt, „da die Feuerwehren in den Orten ja eine wichtige gesellschaftliche und sicherheitsrelevante Säule darstellen, war es der Gesetzgebung wichtig, dass deren Fortbestand auch nach einer Eingemeindung gesichert bleibt und das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder aufrecht erhalten bleibt. Weiter fordert der Gesetzgeber, dass die Gemeinden als Pflichtaufgabe ihre Feuerwehren aufzustellen, auszurüsten sowie auszubilden haben“.
„Mit Ausnahme der Gemeinde Engelsberg kommen alle anderen Kommunen im Landkreis Traunstein, bei denen es im Zuge der Gebietsreform zu Eingemeindungen gekommen war, ihrem gesetzlichen Auftrag nach und unterhalten bis heute alle ihre Feuerwehren in vorbildlicher Art und Weise als eigenständige Einrichtungen“, so der Kreisbrandrat. „Alle Feuerwehren leisten neben ihrem gesetzlichen Auftrag des abwehrenden Brandschutzes sowie der Technischen Hilfeleistung einen wesentlichen Beitrag für ein gutes gesellschaftliches Miteinander. Sie gehören einfach zu einer lebendigen und gut funktionierenden Dorfgemeinschaft in den Orten dazu und bemühen sich auf vielfältige und unbezahlbare Art und Weise mit gesellschaftlichen Beiträgen um ein gutes Miteinander“, zeigt sich Christof Grundner überzeugt.
Langzeitproblem soll nun gelöst werden
Lobende Worte fand der Kreisbrandrat insbesondere dafür, dass diese für alle Beteiligten unbefriedigende Situation nun aktiv in Angriff genommen und behoben werden soll. „Jetzt gilt es vor allem miteinander im Gespräch zu bleiben und gemeinsam nach einer tragfähigen sowie nachhaltigen Lösung zu suchen“. Den Mitgliedern der Feuerwehr Maisenberg wünschte er in der Versammlung für die kommende Zeit viel Kraft und Durchhaltevermögen. „Wir von der Kreisbrandinspektion und vom Kreisfeuerwehrverband sind täglich darum bemüht, Menschen für unsere Feuerwehren im Landkreis Traunstein zu gewinnen und diese Ehrenamtlichkeit zu stärken. Deshalb darf es keinesfalls passieren, dass auf einen Schlag 44 aktive und hoch engagierte Einsatzkräfte auf Grund einer fehlenden Heimat ihren Dienst beenden“, so Christof Grundner.